Filmforum Archiv
Es rebelliert sich schlecht, wenn der eigene Vater noch lauter dagegen ist als man selber. Als der Punk in den späten 70ern die Vororte von Oslo erreicht, hört Nikolaj zum ersten Mal die Sex Pistols – eine musikalische Offenbarung, die sein Leben verändert. Doch es ist nicht leicht, gegen das Establishment zu sein, wenn der eigene Vater ein waschechter Hippie ist, der seinen Sohn zum Sommerurlaub ins Nudistencamp schleppt und auch mal den Schuldirektor verprügelt.
Der neue Film von Jens Lien ist skandinavisches Kino par excellence. Er vereint all das, was Filme aus Norwegen & Co so besonders und liebenswert macht: mächtig schräge, herzensgute Charaktere; eine Story, bei der man sich vor Lachen auf den Boden schmeißt, die einen aber auch zum Nachdenken bringt, und ein Soundtrack, der gleich in Ohren und Knie geht. SONS OF NORWAY ist neben der herrlich spleenigen wie charmanten Geschichte um Nikolaj und seinen antiautoritären Hippie-Vater vor allem auch ein krachiges Tribut an den Punk und die legendären Sex Pistols. In der Rolle von Hippie-Vater Magnus glänzt Sven Nordin, bekannt aus "Elling", als Idealbesetzung. Für das Drehbuch ist Nikolaj Frobenius verantwortlich, der Film basiert auf seinem autobiografischen Roman
"Der witzigste, bissigste und mitreißendste skandinavische Film seit langem!"(Variety)
Sag „ja“ zu Facebook, Twitter und Instagram und nimm wieder Kontakt zu deinen alten Freunden auf. So macht es auch Mark, der nach fast zehn Jahren in seine Heimat Schottland zurückkehrt, um seine Freunde Sick Boy und Spud wieder zu treffen. Obwohl Marks damaliger Abgang alles andere als rühmlich war, ist die Freude groß. Ein gutes Stück älter, sind sie inzwischen zwar weg vom Heroin, aber ihr Leben ist nicht minder chaotisch. Um einen unvermeidlichen Schaden zu begrenzen, setzen sie alles daran, dem psychopathischen Begbie aus dem Weg zu gehen, der unlängst aus dem Gefängnis entlassen wurde.
Nicht nur übernahm Danny Boyle (Steve Jobs, Slumdog Millionaire) abermals die Regie, zur Fortsetzung des wohl schrägsten Trips der Kinogeschichte hat sich mit Ewan McGregor, Ewen Bremner, Jonny Lee Miller und last but not least Robert Carlyle auch der Original-Cast wieder zusammengefunden. Renton, Spud, Sick Boy und Begbie sind zwar älter, aber sicherlich nicht reifer geworden und lassen keine Gelegenheit aus, sich in Schwierigkeiten zu bringen. (moviemento.at)
Zwei junge Frauen vom Land, Freundinnen von Kindestagen an, die zum Studium nach Wien gekommen sind. Die große Stadt – ihr Ort für Abenteuer. Warum soll eine Studentin nicht als Callgirl arbeiten? Solange sie das freiwillig tut, nur des Geldes wegen, vielleicht für das Prickeln im Bauch, jedenfalls aber ohne Zwang von außen? Schlechten Sex, nur umsonst, hatten sie davor auch. Mit diesem unschlagbaren Argument überzeugt Lea ihre beste Freundin Hanna. Sie stürzen sich in das Abenteuer zwischen Tag und Nacht.
Doch so einfach lassen sich Studium und Escort-Service, Studentin und Hure offenbar doch nicht vereinen. Erste Konflikte tauchen auf. Erste Jobs, die über Grenzen gehen.
Nikos ist ein Schneider alter Schule, stets stilvoll und nach strenger Etikette gekleidet. Tag für Tag sorgt er dafür, dass seine Schneiderei in der Athener Innenstadt staubkörnchenfrei bleibt. Doch es gibt kaum noch Kunden, die Wert auf eine persönliche Bekanntschaft mit ihrem Schneider legen. Schließlich droht der Bankrott und Nikos muss sich etwas einfallen lassen, wie er mit seinem Handwerk überleben kann. Mit viel Phantasie baut er sich einen fahrbaren Stand, sichert sich einen guten Platz auf dem Markt und beginnt in der Not sogar, Brautkleider zu nähen.
Schon bald ist seine sonst so penibel aufgeräumte Schneiderei vor Tüll, Pailletten, Spitze und Satin nicht wiederzuerkennen. Die hübsche, aber verheiratete Nachbarin Olga berät ihn mit wachsender Leidenschaft bei der Hochzeitsmode. Nikos und Olga sind geborene Kleidermacher, die für ihr Handwerk leben. Nikos verliebt sich und der verwaiste Salon des introvertierten Herrenschneiders mit all den feinen Stoffen wird zum traumhaften Refugium für zwei, die auch ihre eigene Welt ein wenig schöner machen wollen.
Thessaloniki Film Festival 2020, ERT Award, Fipresci Preis, Preis der Jugendjury
In Kooperation mit Lunardi Cerimonia
Ein Film aus Japan ganz ohne Untertitel, weil ganz ohne Dialoge. „Yukiguni“, die tief verschneite, meeresnahe Rückseite des Landes und ein kleiner Ausreißer mit einer Zeichnung im Schulranzen als schweigsamer Hauptdarsteller zwischen Räumfahrzeugen und der Bimmelbahn nach Aomori. Die kindliche Müdigkeit einer schlaflosen Nacht wird zum ständigen Begleiter auch des schneehellen Tages auf Abwegen. Ein Handschuh kommt abhanden, eine Mütze noch dazu, und kein Fischmarkt dieser Welt hat auch am Nachmittag noch geöffnet. Das leiseste denkbare Kino als Versuch, sich noch vor der einsetzenden Dämmerung den Schnee aus dem Stiefel zu kippen.
„Die Sprachlosigkeit verhilft dem Drama zu einer märchenhaften Atmosphäre. Gleichzeitig ist es die Alltäglichkeit, welche das Abenteuer hier auszeichnet. The Night I Swam bedeutet, die Welt wieder durch die Augen eines Kindes zu sehen, voller Begeisterung alles um dich herum zu erkunden, bewusst wahrzunehmen und für den Moment zu leben.“(film-rezensionen.de)
„Das Winzige, das Unbedeutendste, das Kleine enthalten Sensationsschätze, Ereignisse, aber nur für denjenigen, der genau hinschauen will.“(Le Monde)
Tokyo FILMeX 2017, Student Jury Prize
Margot (Michelle Williams), 28, ist glücklich verheiratet mit Kochbuchautor Lou (Seth Rogen). Denkt sie. Bis sie im Flugzeug auf Lebenskünstler Daniel trifft, der ihr aufmerksam zuhört – und sie plötzlich nicht mehr weiß, was sie denken und fühlen soll. Als sich herausstellt, dass Daniel ganz in ihrer Nähe wohnt, treffen sie sich häufiger.
Wie Diebe stehlen sie sich aufregende Momente aus dem märchenhaften Sommer in Toronto und bald steht Margot vor der Frage: Soll sie an der Geborgenheit des Gewohnten festhalten oder dem Kitzel des Neuen nachgeben? Take This Waltz ist eine hinreißende, bittersüße Liebeskomödie, die einen frischen Blick auf das uralte Problem wirft, ob und wie man eine Beziehung auf Dauer aufrecht erhalten kann.
Das Märchen der Märchen
IT, FR, UK 2015 | 134 min | OmU | R: Matteo Garrone
Mitte des 17. Jahrhunderts erschien eine italienische Erzählsammlung, herausgegeben vom neapolitanischen Ritter und Hofpoeten Giambattista Basile, die zum Urstoff für die europäische Märchenliteratur wurde. Ausgerechnet Matteo Garrone verfilmte nun einige zentrale Geschichten daraus, und tatsächlich geht es in diesem Film um so etwas wie um die Ursprünge der magischen, faszinierenden und auch verstörenden Fantasiegeschichten, mit denen später die Gebrüder Grimm berühmt wurden und die Generationen von Kindern und Erwachsenen in ihren Bann zogen.
Fantasiekino statt Fantasykitsch: Mit seinem neuen Film gelingt dem italienischen Regisseur Matteo Garrone ein opulenter Mix aus Schönheit und Schrecken.
Jasmin ist 14, und wünscht sich eine Mutter. Dabei lebt sie bei liebevollen Pflegeeltern, doch die können ihre Sehnsucht nicht stillen. Denn eigentlich hat Jasmin eine Mama: Eva war lange im Gefängnis, doch jetzt ist sie draußen. Bei ihrer neuen Arbeit in einer Gärtnerei ist sie beliebt, allmählich fasst sie Fuß in Freiheit. Sich jetzt um eine große Tochter kümmern? Unvorstellbar. Dann aber sitzt eines Tages Jasmin vor Evas Tür, und besteht darauf, ihre Mutter kennenzulernen.
Manche Filme brennen sich ins Gedächtnis ein und lassen einen nicht mehr los. Was Barbara Albert 1999 mit „Nordrand“ gelungen ist, schafft Katharina Mückstein jetzt mit ihrem ersten Spielfilm „Talea“. Ein grandioses Debüt über zwei Außenseiter auf der Suche nach Halt und Identität. (ORF-Text)
Max Ophüls Preis 2013, Preis der Ministerpräsidentin
Diagnoale 2013, Preis für das beste Kostüm
Und dann der Regen
ES, FR, MX 2010 | 104 min | OmU | Regie: Icíar Bollaín
Sebastian ist ein politisch engagierter, idealistischer Regisseur. In seinem Film über Christoph Kolumbus will er das Schicksal der unterdrückten Ureinwohner zeigen. Er reist nach Bolivien, das preiswerteste Land Lateinamerikas. Doch soziale Unruhen machen dem Regisseur und seinem geschäftstüchtigen Produzenten einen Strich durch die Rechnung: 500 Jahre nach der Ankunft des Eroberers geht es nicht um Gold, sondern um das flüssige Menschenrecht Wasser – und die Filmemacher stehen plötzlich zwischen den Fronten…
Das Drehbuch dieses neuen Films von Icíar Bollaín (Öffne meine Augen) schrieb Ken Loach-Autor Paul Laverty.
"Ein exzellenter Film mit wunderbaren Schauspielern"
(The Hollywood Reporter)
Jean-Christophe ist ein Gefängniswärter, der sich stets streng an die Regeln hält und niemals Gefühle nach außen hin zeigt. Als er jedoch in einem Tangokurs die leidenschaftliche Alice kennen lernt, ist es schnell um ihn geschehen. Bald darauf muss Jean-Christophe erkennen, dass die Frau, für die sein Herz schlägt, die Freundin von gleich zwei Insassen unter seiner Obhut ist. Angesichts der Situation gerät der sonst so regelkonforme Wärter in Konflikt mit dem Gesetz und seinen Gefühlen.
Der Spielfilm Tannagehört zu den wohl schönsten Überraschungen, die uns das Kinojahr beschert. Er entstand auf der entlegenen gleichnamigen Südseeinsel. Das Regisseur-Duo erzählt mit der lokalen Bevölkerung als Darstellern eine Romeo-und-Julia-Geschichte, die uns im besten Sinn in eine andere Welt versetzt.
Im Dorf der Yakel leben die Menschen in Symbiose mit der Natur. Aber nicht alles ist so friedlich, wie es scheint, denn der Konflikt mit den benachbarten Imedin eskaliert. Die Ältesten wollen Frieden schließen und versprechen die schöne Wawa dem Sohn des Imedin-Chefs. Nun ist Wawa allerdings unsterblich verliebt in Dain, und dieser auch in sie …
Tannaerzählt eine klassische Geschichte, die an Romeo und Julia erinnert und hier noch einmal in unglaublicher Frische und Schönheit erzählt wird. Sie beruht zudem auf einem wahren Ereignis, das die Stämme dazu bewogen hat, ihre Sitten zu ändern.
„Eine ergreifende Hommage an die Macht der Liebe.“ (Variety)
„Hinreißend“ (Los Angeles Times)
Offizieller Auslands-Oscar-Kandidat 2017; Auszeichnungen in London, Venedig und Australien.
Ein kühles und kühnes Meisterwerk, einer der besten und gleichzeitig kompliziertesten Filme der letzten Jahre, sicherlich aber der beeindruckendste, was die schauspielerische Leistung der Hauptdarstellerin betrifft. Die zweifache Oscar-Preisträgerin Cate Blanchett spielt eine weltberühmte Dirigentin in der Krise – eine Tour de Force in Sachen Charakterdarstellung. Und sie löst die Aufgabe in brillanter Leichtigkeit. Tár ist ganz und gar ihr Film: spannend und mysteriös, bissig, aktuell und fordernd, kurz und gut: ein intelligentes Vergnügen ersten Ranges. (programmkino.de)
„Mit seiner Überlänge und ausgefransten Erzählung verlangt Tár einiges an Geduld ab. Diese aufzubringen lohnt sich aber – und zwar nicht nur für das herausragende Spiel von Cate Blanchett.“ (filmstarts.de)
Der Film wurde auf internationalen Filmfestivals mit 53 Filmpreisen (Golden Globe für Kate Blanchett) ausgezeichnet und ist für 6 Oscars nominiert.
Medienpartnerschaft mit Literatur Vorarlberg Netzwerk, Stadtbücherei Bregenz, Vorarlberger Landesbibliothek