Filmforum Archiv
Seit vielen Jahren lebt und arbeitet Val als Haushälterin bei einer wohlhabenden Familie in São Paulo. Pflichtbewusst und mit Hingabe kümmert sie sich um alles und erträgt so manches. Für den 17-jährigen Sohn Fabinho ist sie wie eine zweite Mutter. Eines Tages kommt ihre eigene Tochter Jéssica, die sie als kleines Mädchen bei einer Freundin zurückgelassen hat, zu ihr, um die Aufnahmeprüfung an der Universität zu machen. Und damit gerät nicht nur Vals Weltbild, sondern auch das strenge Machtgefüge im Haus ins Wanken. Denn Jéssica ist nicht bereit, sich den starren Standesregeln unterzuordnen und mischt den Haushalt auf.
Der Sommer mit Mamaerzählt subtil und amüsant vom gesellschaftlichen Wandel, den Brasilien seit gut einem Jahrzehnt erlebt. Camila Márdila als Jéssica verkörpert herrlich selbstbewusst und frech eine jener jungen Frauen, die ihr Recht auf Teilhabe einfordern. Die Seele des Films aber ist Brasiliens Filmstar Regina Casé als Haushälterin Val, die sich mit Witz, Charme und ihrer übersprudelnden Energie in die Herzen des Publikums spielt. Für ihre Rolle als Val wurde Casé in Sundance als Beste Schauspielerin ausgezeichnet.
Berlinale 2015: Panorama-Publikumspreis, Preis des Internationalen Verbands der Filmkunsttheater (CICAE) | Sundance Filmfestival 2015: Spezialpreis der Jury (World Cinema) für Regina Casé und Camila Márdila (Beste Darstellerinnen) | RiveRun Filmfestival 2015: Bestes Drehbuch
Murat ist weg. Inhaftiert im US-Gefangenenlager Guantanamo. Rabiye Kurnaz, Bremer Hausfrau und liebende Mutter, versteht die Welt nicht mehr. Geht zur Polizei, informiert Behörden und verzweifelt fast an ihrer Ohnmacht. Bis sie Bernhard Docke findet. Der zurückhaltende, besonnene Menschenrechtsanwalt und die temperamentvolle, türkische Mutter – sie kämpfen nun Seite an Seite für die Freilassung von Murat. Sie zieht mit Bernhard bis vor den Supreme Court nach Washington, um gegen George W. Bush zu klagen.
„Dresen überzeugt erneut mit einem liebevollen Blick auf seine Figuren, und so gelingt ihm die schwierige Gratwanderung, diesen ernsten Fall als Tragikomödie mit emotionalem Tiefgang zu erzählen.“ (cineman)
„Zu Recht bekam Rabiye-Darstellerin Meltem Kaptan, im Hauptberuf Comedienne, bei der Berlinale einen Silbernen Bären, genau wie Drehbuchautorin Laila Stieler, die für die umwerfenden Dialoge verantwortlich zeichnet.“ (film-rezensionen)
Die Sechstklässler der Jose-Urbina-Lopez-Grundschule in Matamoros staunen nicht schlecht, als die erste Unterrichtsstunde ihres neuen Lehrers Sergio Juarez beginnt. Sie gelten als leistungsschwächste Schüler Mexikos und ihre Welt ist geprägt von Gewalt und Vernachlässigung. Im Klassenzimmer herrscht eine Atmosphäre der Härte und Disziplin.
Doch Sergio wählt einen anderen Weg, um den Schülern aus der Sackgasse der Perspektivlosigkeit zu helfen: Er wendet sich mit Empathie an die Klasse, um ihre Neugierde, ihr Potenzial und vielleicht sogar ihr Genie zu entfesseln. Sergios’ unkonventioneller Lehrplan stößt allerdings nicht nur auf überraschte Gesichter der Kinder, sondern auch auf wenig Akzeptanz und Unterstützung im Lehrerzimmer…
Der Publikumsliebling des Sundance Festivals 2023 basiert auf wahren Begebenheiten und wirft ein Licht auf das unglaubliche Potenzial, das Kinder entfalten können, wenn ein innovativer Lehrer sie dazu befähigt, selbst zu denken und an sich zu glauben.
Sundance Filmfestival 2023: Festival Favorite Award
Mill Valley Film Festival 2023: Publikumspreis
Medienpartnerschaften: Vorarlberger Familienverband, Montessori Vorarlberg, Bodenseeakademie, Unabhängige Bildungsgewerkschaft
Karl-Tizian-Platz vor dem Kunsthaus | Eintritt frei | freie Platzwahl | ohne Reservierung
KE 2018 | 82 min | OmU | R: Wanuri Kahiu
In einem quirligen Viertel von Nairobi verlieben sich zwei Frauen ineinander. Trotz aller Schikanen durch Familie, Kirche und die lokale Gemeinschaft deutet der grundoptimistische Film, der auf die Ausstrahlung, Stärke und Schönheit der Frauen setzt, auf eine hoffnungsvolle Zukunft hin. Der hinreißende Film entwirft ein emphatisch-fröhliches Bild von Afrika, das die vorherrschenden Klischees vom „Krisenkontinent“ bewusst karikiert. (filmdienst)
„Das Festival von Cannes zeigte eine kenianische Liebesgeschichte, die im Herkunftsland noch vor ihrer Premiere verboten wurde. Rafiki strotzt vor Kraft, bejaht das Leben in Afrika, in Freiheit, mit Toleranz – und fordert heraus.“ (critic.de)
Der Film wurde mit 19 internationalen Filmpreisen ausgezeichnet, u.a. beim International Lesbian and Gay Film Festival Mailand 2019 (Großer Preis der Jury, Bester Spielfilm), beim Chicago International Film Festival 2018 (Silver Q-Hugo), beim New Yorker LGBTQ+ Film Festival 2018 (Publikumspreis).
Wir zeigen den Film in Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Bregenz als Open-Air-Veranstaltung auf dem Karl-Tizian-Platz bei freiem Eintritt.
Der junge Masato beherrscht ein wunderbares Handwerk: er ist Koch in einer traditionellen japanischen Suppenküche. Die Ramen-Nudel-Suppe ist seine Spezialität. Der plötzliche Tod des Vaters versetzt Masato in seine Kindheit zurück. In einem Koffer voller Erinnerungen findet Masato nun Spuren der Liebesgeschichte seiner Eltern. Er beschließt, sich auf den Weg nach Singapur zu machen, ins Heimatland seiner Mutter, die starb als Masato 10 Jahre alt war. Für den jungen Koch beginnt eine kulinarische Reise in die Vergangenheit, denn die Geschichte seiner Familie ist eine Geschichte voller Sinnlichkeit und von großer Liebe. Masato probiert sich durch die kulinarischen Traditionen Singapurs, Japans und Chinas und lernt nicht nur die Kunst des Kochens ganz neu kennen, sondern auch die Kunst des Zusammenseins.
Der Film von Eric Khoo erzählt von der Suche eines jungen Menschen nach einem Platz in der Welt und nimmt uns mit auf eine köstliche Bildungsreise in die Küchen und Seelen Japans.
„Eine gelungene Hommage an das legendäre Nudelsuppengericht,
in der vor der gastronomischen Kulisse Singapurs familiäre Erinnerungsarbeit betrieben wird.“ (epd-film)
Minneapolis Film Festival 2019, Publikumspreis - Asien Frontiers
Was sehen wir, wenn wir in den Himmel schauen?
GE 2021 | 150 min | OmU | R: Aleskandre Koberidse
Es ist Liebe auf den ersten Blick, als sich Lisa und Giorgi in der georgischen Stadt Kutaissi für einen kurzen Moment begegnen. Die Liebe erwischt sie so plötzlich, dass sie sogar vergessen, sich gegenseitig ihre Namen zu verraten. Bevor sie beide wieder ihrer Wege gehen, vereinbaren sie, sich am nächsten Tag zu treffen. Das Leben in der Stadt geht währenddessen weiter, die Straßenhunde streunen herum, die Fußballweltmeisterschaft beginnt und eine Filmcrew, die sich der Aufgabe verschrieben hat, die wahre Liebe zu finden, könnte Lisas und Giorgis Rettung sein …
„Es ist die Poesie der Ziellosigkeit, die es Alexandre Koberidze ermöglicht, im Kino all das sichtbar und erzählbar zu machen, was wir in der Wirklichkeit unseres Alltags nur selten wahrnehmen. Die Nächte sind magisch, wie Gianna Nannini inbrünstig singen darf in dieser Perle von einem Film.“ (Berlinale)
„Ein wunderschönes modernes Märchen über Liebe, Fußball und die Geheimnisse des Lebens.“ (New York Times)
„Zweieinhalb Stunden Kinoglück“ (Der Spiegel)
Berlinale 2021, FIPRESCI- Preis | Chicago Film Festival 2021, Bestes Drehbuch
Mar Del Plata Film Festival 2021, Special Jury Award
Sevilla Film Festival 2021, Beste Kamera
Glocke rebelliert und protestiert – wogegen ist ihm eigentlich ziemlich egal. Er engagiert sich gegen Kapitalismus, Ungerechtigkeit und Tierversuche, setzt sich für mehr Naturschutz ein oder zündet auch schon mal ein Luxusauto an, immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, das andere Geschlecht damit beeindrucken zu können. Doch als er einen Luxuswagen abfackelt, wird Glocke gefilmt und schon kurz darauf geht sein Bild durch die Medien. Er muss also zusehen, dass er für eine Weile rauskommt und schließt sich deswegen einer Gruppe Gleichgesinnter an, die dem Ruf eines Unbekannten in eine abgelegene Gegend in den Bergen folgen. Zunächst genießen Glocke, Judith, Steffi, Elias und Paule das Leben dort, doch schon bald ist es mit der schönen Zeit vorbei … (filmstarts.de)
Einfach aussteigen – Regisseur Philipp Hirsch ergründet eine der Lieblings-Utopien unserer Zeit als Roadmovie über eine Gruppe von jungen Aussteigern. (…) Rausfeierte seine Weltpremiere auf den Hofer Filmtagen 2018. Auf dem Filmfest Biberach 2018 erhielt Hirsch für sein Erstlingswerk den Publikumspreis. (kino.de)
RBG – Ein Leben für die Gerechtigkeit
Der ursprüngliche geplante Film "Der See der wilden Gänse" ist nicht lieferbar
US 2018 | 98 min | OmU | Betsy West & Julie Cohen
Ruth Bader Ginsburg (RBG) hat die Welt für amerikanische Frauen verändert. Die heute 85-jährige Richterin stellte ihr Lebenswerk in den Dienst der Gleichberechtigung und derjenigen, die bereit sind, dafür zu kämpfen. 1993 wurde sie als zweite Frau an den Supreme Court der USA berufen und hält dort eisern die Stellung. Die beiden Regisseurinnen Betsy West und Julie Cohen zeigen in RBG – EIN LEBEN FÜR DIE GERECHTIGKEIT den außergewöhnlichen Aufstieg der stillen, aber unnachgiebigen Kämpferin, die längst auch als Popkultur-Phänomen Kult ist. Betsy West und Julie Cohen schaffen mit diesem mitreißenden Dokumentarfilm ein längst verdientes Denkmal, das die amerikanischen Kinos im Sturm erobert hat und so ein Zeichen für alternative Politik in den USA setzen konnte.
Ihre Laufbahn begann Ginsburg als eine von nur neun Studentinnen an der Harvard Law School und als eine der ersten Jura-Professorinnen der USA. In den 70er Jahren erkämpfte sie bahnbrechende Gerichtsurteile zur Gleichstellung der Geschlechter, die sie zu einer Heldin der Frauenrechtsbewegung machten. Inzwischen bekannt als „Notorious RBG” entschied sich die Demokratin nach der Wahl von US-Präsident Donald Trump gegen Rückzug und Ruhestand. Bis heute sorgt sie mit ihrer engagierten Agenda für Schlagzeilen.
(aus: gew.de; film.at)
„Dieses agile Loblied für Ruth Bader Ginsburg enthüllt, dass sie weder ein Monster noch ein Haudrauf ist, sondern eine ausgeglichene, ruhige Vermittlerin.” (Variety)
Der Film wurde mit 13 internationalen Filmpreisen ausgezeichnet.
(Text LEOKINO)
Mit Red Rocket erkundet Autor und Indie-Regisseur Sean Baker (The Florida Project) die Welt der Zuhälter, Drogendealer und der Pornofilmindustrie. Das Ergebnis ist schräge Komödie, Sexfilm und Milieustudie in einem. Bakers Film, der bei der Filmfestspielen von Cannes 2021 uraufgeführt wurde, hat weitere zahlreiche Festivalauftritte absolviert und viel Lob sowie zahlreiche Nominierungen erhalten.
Im Mittelpunkt der schrägen Komödie steht Mikey Saber, ein abgehalfterter Pornostar, der nach fehlenden Jobangeboten und Geldnot in seine kleine texanische Heimatstadt zurückkehrt. Seine Noch-Ehefrau Lexi ist wenig begeistert und nimmt ihn nur widerwillig bei sich auf. Um Geld zu verdienen, beginnt Mikey, Gras zu verkaufen. Er lernt die 17-jährige Strawberry kennen, Angstelle eine Donut-Ladens und wittert seine große Chance. Er verführt sie und will das Mädchen als Eintrittskarte zurück in die Pornoindustrie nutzen.
„Auf tragikomische Weise erzählt Sean Baker von skurrilen Figuren, die mit Selbstbewusstsein und Stolz ihr Leben am Rande der Gesellschaft führen. Dicht inszeniert, kurzweilig und oft anrührend ist Red Rocket ein ambitionierter und auf wunderbar-unaufdringliche Weise auch relevanter Film.“ (filmstarts.de)
13 Internationale Filmpreise und 33 weitere Nominierungen auf Festivals
Ein Psychopath kapert ein Flugzeug, um sich an seinen Feinden zu rächen. Eine Kellnerin erkennt in einem Kunden den Mann, der ihren Vater ruiniert hat. Ein Zwist auf einer Landstraße entwickelt sich zum Kampf auf Leben und Tod. Ein Bombenexperte setzt sich gegen die Willkür der Behörden zur Wehr. Ein Millionär sucht einen Ausweg für seinen Sohn, der nach einem Unfall Fahrerflucht begangen hat. Eine Hochzeit geht den Bach runter, als die Braut bemerkt, dass ihr Gatte eine Kollegin, mit der er eine Affäre hatte, eingeladen hat.
Mit WILD TALES ist dem argentinischen Filmemacher Damián Szifrón ein aufregendes Meisterwerk gelungen, ein sechs Geschichten umfassender Anthologiefilm, in dem jede einzelne Sequenz auf ungeheure und ungeheuer aberwitzige Weise eskaliert. Der Film ist das seltene Beispiel für einen Film ohne Netz und doppelten Boden, ohne Gurt, Airbag oder andere Sicherheitsmechanismen. Er ist Kino, wie es purer nicht sein könnte, durch und durch argentinisch und gleichzeitig so universal, dass er uns allen den Spiegel vorhält. Das Biest, das er zeigt, das sind wir. Und wir sind urkomisch in unserer verzweifelten Wut.
Die von Pedro und Agustín Almodóvar mitproduzierte tiefschwarze Thrillerkomödie trat seinen Triumphzug im Wettbewerb der diesjährigen Filmfestspiele von Cannes an. In Toronto endete die Vorstellung mit Standing Ovations, und in San Sebastián wurde der Film mit dem Publikumspreis als bester europäischer Film ausgezeichnet. (moviemento)
„Was den bloßen Spaß am Zusehen anbetrifft, konnte kein anderer Film in diesem Jahr in Cannes WILD TALES das Wasser reichen. Der Film des argentinischen Filmemachers Damián Szifrón ist ein bitterböse hinreißendes Kompendium von sechs für sich allein stehenden Kurzfilmen, die das Thema Vergeltung vereint – und zwar jene Art von Vergeltung, die sich in spektakulären Ausbrüchen äußert, nachdem eine arme Seele einmal zu oft übers Ohr gehauen wurde.“ (Variety)
„... ist ein riesiges Vergnügen, das die Probleme Argentiniens aufzeigt, dies jedoch nicht mit erhobenem Zeigefinger tut, sondern mit jeder Menge schwarzem Humor. [...] Mehr als sehenswert.“ (outnow.ch)
Nominierung für den Oscar als bester fremdsprachiger Film 2015
Publikumspreise in Biarritz und San Sebastian 2014
Beste Regie, Bester Film und Beste Hauptdarsteller Sarajevo 2014
Die Lebenden reparieren
FR 2016 | 104 min | OmU | R: Katell Quillévéré
Als Simon am Morgen mit zwei Kumpels zum Surfen aufbricht, ahnt niemand etwas von der drohenden Katastrophe – doch Stunden später ist der Junge nach einem schweren Autounfall hirntot. Für seine Eltern Marianne und Vincent, die in der Hafenstadt Le Havre leben, bricht eine Welt zusammen. Nun stehen sie vor der schwierigen Entscheidung, ob sie die lebenserhaltene Technik abschalten lassen und die Organe des Sohnes spenden wollen, um ein anderes Menschenleben zu retten. Die zweifache Mutter Claire aus Paris, deren eigenes Herz jederzeit versagen kann, benötigt dringend ein Spenderherz. Marianne und Vincent müssen sich schnell entscheiden, denn Claire bleibt nicht mehr viel Zeit.
„Katell Quillévéré verfilmt mit großer Einfühlsamkeit Maylis de Kerangals Bestseller, der von einer Organspende handelt, die weite Kreise zieht.“ epd Film
Nominierungen: César / Bestes adaptiertes Drehbuch, Orizzonti Award for Best Actor, Orizzonti Award for Best Actress
REST IN PEACE – sie sollen in Frieden ruhen, unsere Toten.
Was aber passiert mit der sterblichen Hülle nach dem Tod? Wie gehen wir damit um? Was wissen wir über die Welt der Toten? Wie verändert sich ein Körper nach dem Tod.
In REST IN PEACE geht es um Leichen. Um Verwesung und Verfall. Um Tote als ökologisches Problem, um Tote als menschliche Ersatzteillager. Es geht um die radikale Endgültigkeit. Um die Frage, was von uns bleibt. Acht Episoden führen rund um den Globus und bieten einen manchmal verstörenden, manchmal unfreiwillig komischen Einblick in den Alltag jener Menschen, die jeden Tag mit Leichen zu tun haben. Der Tod ist das elementarste Thema der Menschheit. Unsere Haltung dazu: irrational und paradox.