Filmforum Archiv
Nr. 7zeigt den faszinierenden Mikrokosmos eines „ganz normalen“ Wiener Mietshauses in der Leopoldstadt und eröffnet Einblicke in die Privatsphäre von Menschen völlig unterschiedlicher kultureller, sozialer oder religiöser Herkunft. Michael Schindegger lernt Russisch mit einem Mitbewohner und bringt diesem Deutsch bei, begegnet seinen jüdischen Nachbarn, besucht den koscheren Straßenimbiss, beobachtet das Laubhüttenfest am Dach des Wohnhauses. Und nebenbei bereitet er seine Hochzeit in Rumänien vor und packt die Kisten für seinen Umzug. Und weil jedem Abschied ein neuer Anfang innewohnt, will der junge Filmemacher vorher noch rasch die andern Parteien im Haus besser kennenlernen – am besten gleich mit der Kamera!
Mit geschulterter Kamera erkundet Michael Schindegger Wohnhaus Nr. 7, einen Leopoldstätter Mikrokosmos, der 30 Jahre sein Zuhause war. Ein heiter gestimmter, hinreißender Film. (film.at)
Auf den Straßen liefern sich Demonstranten immer wütendere Schlachten mit der Polizei, lange wird sie die Gewalt nicht mehr eindämmen können. In einem edlen Anwesen in einem Reichenviertel von Mexiko-Stadt will man von der eskalierenden Aggression draußen vor den Toren nichts wissen. Hier feiert die gehobene Gesellschaft ein rauschendes Fest, als gäbe es kein Morgen mehr: die Hochzeit von Marianne und ihrem Ehemann. Unterbrochen wird die ausgelassene Stimmung von einem getreuen Angestellten. Er bittet Marianne so verzweifelt um Hilfe, dass sie die eigene Feier verlässt und sich mit ihm mitten hinein begibt in das unberechenbare Chaos auf den Straßen. So erlebt sie nicht mit, wie die Hochzeitsparty mit ihren Gästen gestürmt wird. Jetzt entlädt sich der Zorn, eine schonungslose Treibjagd beginnt, das Militär schreitet ein. Niemand ist mehr sicher. Und Marianne steckt mittendrin.
Mit Nuevo Orden ist dem gefeierten mexikanischen Filmemacher Michel Franco ein schonungsloser und radikaler Endzeit-Thriller gelungen, der die Finger ebenso präzise wie konsequent in die Wunden der modernen Gesellschaft legt.
Filmfestival Venedig 2020, Leoncino d’Oro Agiscuola Award (Preis der Jugendjury) und Silberner Löwe (Preis der Jury)
Filmfestspiele Stockholm 2020, Impact Award
Online Film Critics Society Awards 2021, Best Non-U.S. Release
Ein Mann erschießt seine Schwester auf offener Straße. Arglos hat sie ihn mit einer Kaffeetasse in der Hand zur Bushaltestelle begleitet. Nur wenige hundert Meter entfernt in der Wohnung der Frau schläft ihr fünfjähriger Sohn, sie wollte ihn nur kurz allein lassen. Der Junge wird von diesem Tag an niemanden mehr um sich haben, den er kennt. Die Schüsse in Berlin Tempelhof töten in dieser Nacht eine Frau, zerstören aber auch die Leben vieler anderer Menschen und erschüttern unser Vertrauen in den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Der Ehrenmord an Hatun Sürücü gehörte zu den aufwühlendsten Verbrechen in der jüngeren Geschichte Deutschlands. Der Mord auf offener Straße machte Schlagzeilen, der Prozess gegen drei der Brüder sorgte dafür, dass das Thema „Ehrenmord“ eine zuvor nie gekannte Öffentlichkeit erlangte. Und er blieb kein Einzelfall: eine Studie des Bundeskriminalamtes geht von einem Dutzend Tötungsdelikten in Deutschland jährlich aus, die „im Kontext patriarchalisch geprägter Familienverbände“ verübt werden, um Frauen für ihren (westlichen) Lebenswandel zu bestrafen.
Deutscher Filmpreis 2019, nominiert für die beste Kamara
In Kooperation mit aha, Mädchenzentrum Amazone und dem Jugendservice Bregenz
Paris in den 1960er Jahren: Der Kalte Krieg befindet sich auf seinem Höhepunkt und die Sowjetunion schickt ihre beste Tanzkompanie in den Westen, um ihre künstlerische Stärke zu demonstrieren. Das Leningrader Kirow-Ballett begeistert die Pariser Zuschauer, aber ein Mann sorgt für die Sensation: der virtuose junge Tänzer Rudolf Nurejew. Attraktiv, rebellisch und neugierig, lässt er sich vom kulturellen Leben der Stadt mitreißen. Begleitet von der Chilenin Clara Saint streift er durch die Museen und Jazz-Clubs der Stadt, sehr zum Missfallen der KGB-Spione, die ihm folgen. Doch Nurejew genießt den Geschmack der Freiheit und beschließt, in Frankreich politisches Asyl zu beantragen. Ein höchst riskantes Katz- und Mausspiel mit dem sowjetischen Geheimdienst beginnt. (aus: alamodefilm.de; spielfilm.de)
„Mit seiner dritten Regiearbeit gelingt Ralph Fiennes das faszinierende Porträt eines Ausnahmekünstlers und zugleich eine mit viel Sixties-Zeitkolorit angereicherte Ode an das Ideal der (westlichen) Freiheit.” (filmstarts.de)
Tokyo Int. Film Fesitval 2018, Special Achievement Award | Außerdem zeigen wir mit Das melancholische Mädchen, Parasite und Synonyme die Siegerfilme des Max-Ophüls-Preises, der Filmfestpiele in Cannes und der Berlinale.
In Kooperation mit tangissimo | tanzufer | netzwerkTanz
Nachdem der zurückgezogen lebende Seligman die übel zugerichtete Joe in einer Gasse gefunden und mit nach Hausegenommen hat, erzähltihm die selbsternannteNymphomanin von ihremoffenenUmgangmit Sex. Nach und nachoffenbartsich die Geschichte einerFrau, die nachdemVerlust des geliebtenVatersnachLiebe und Geborgenheitsucht, sichjedochausMisstrauen und Angst vorGefühlen in eineabwärtsführendeSpiralesexuellerAusschweifungenbegibt. Nochstärkerals der ersteTeilhandeltNymph()maniac Vol. II von Schuld und Depression: JeglichersexuellerEmpfindungenberaubt, machtsich Joe auf die SuchenachimmerextremerenkörperlichenErfahrungen und wirddabeiimmerstärkeran den Rand der Gesellschaftgetrieben. In Nymph()maniac breitet Lars von Trier nichtnureineindividuelleKrankheitsgeschichteaus, sondernentwirftzugleicheingestochenscharfesPanoptikumeinerpornografisiertenGegenwart. (leokino.at)
Provokativer und düstererals der ersteTeilschließt Lars von Trier seinerzählerisches Experiment auf treffende Weise ab, die zunächstschockieren mag, aberfolgerichtigist. (programmkino.de)
An einem kalten Winterabend findet der charmante, ältere Junggeselle Seligman eine halb bewusstlose, zusammengeschlagene Frau in einer Seitenstraße. Er nimmt sie zu sich nach Hause mit und pflegt sie. Als Joe wieder zu sich kommt, fragt Seligman, was denn passiert sei. Da erzählt Joe munter drauf los und offenbart dem fremden Mann ihre Lebensgeschichte. Eingeteilt in acht Kapitel erzählt die Frau ihren Werdegang, angefangen bei ihrer Geburt, bis zu ihrem 50. Lebensjahr. Ihre eigene Lebensdiagnose als Nymphomanin ist geprägt von erotischen Erlebnissen und tief verborgenen Emotionen und Bedürfnissen.
Die 77-jährige Tereza lebt in einer kleinen Industriestadt im Amazonasgebiet. Eines Tages erhält sie die offizielle Anweisung der Regierung, in eine Seniorenkolonie in einer entlegenen Gegend zu ziehen. Hier sollen die Alten ihre letzten Jahre „genießen“, während die junge Generation sich voll und ganz auf Produktivität und Wirtschaftswachstum konzentrieren kann. Doch Tereza widersetzt sich. Sie begibt sich auf eine Reise immer weiter hinein in das Amazonasgebiet, durch die Nebenflüsse und den Dschungel. Einen letzten Wunsch will sie sich erfüllen, bevor man ihr die Freiheit nimmt. Einen letzten Wunsch, der Tereza verändern und ihr Leben in eine neue Richtung lenken wird. (polyfilm.at)
„Ein wunderschöner Wasser-Roadmovie, das den Amazonas in eine magische Flucht vom Exil in die Freiheit verwandelt.“ (Hollywood Reporter)
„In naher Zukunft werden alte Menschen als nutzlos in Kolonien weggesperrt. Eine taffe 77-Jährige widersetzt sich. Und so entwickelt sich ein hinreißend „alternativer“ Abenteuerfilm.“ (epd-film)
Berlinale 2025: Silberner Bär (Großer Preis der Jury) und Preis der ökumenischen Jury
Medienpartnerschaft: Volkshochschule Lindau, Verein Amazone
8 Namen für die Liebe
ES 2013 | 98 min | OmU | R: Emilio Martinez Lazaro
Rafa (Dani Rovira), Andalusier bis in die gegelten Haarspitzen, hat bisher noch jede herumgekriegt. Als die Baskin Amaia (Clara Lago), die ihren geplatzten Junggesellinnenabschied in einer Flamenco-Bar in Sevilla feiert, sich seinen Verführungskünsten widersetzt, ist Rafas Jagdinstinkt geweckt. Wild entschlossen, sie zu erobern, reist er ihr ins Baskenland hinterher. Doch die Angebetete erweist sich zunächst als harter Brocken. Erst als Amaias Vater auftaucht, kommt Rafa wieder ins Spiel, und zwar als angeblicher Verlobter. Natürlich ein Baske. Während Rafa mit den Tücken seiner ihm aufgedrängten neuen Identität vollauf beschäftigt ist, rückt der Hochzeitstermin immer näher. Und ganz so ernst hatte der andalusische Don Juan das Ganze eigentlich nicht gemeint.
Der national erfolgreichste spanische Film 2014
Im Leben des verschlossenen Pfandleihers Clemente hat alles seine genaue Ordnung. Tagein, tagaus kommen Leute aus dem Viertel zu ihm und bitten ihn um Geld, kleine Beträge nur, die er sorgsam in sein Buch einträgt und für die er sich von seinen Kunden entsprechende Sicherheiten geben lässt. Als er eines Tages ein Baby in seiner Wohnung findet, gerät diese schöne Ordnung des Gebens und Nehmens aus dem Gleichgewicht. Von den Bedürfnissen des Säuglings völlig überfordert, bittet er seine Nachbarin Sofia um Hilfe.
 Während Clemente versucht, die Mutter des Kindes ausfindig zu machen, zieht Sofia bei ihm ein, um sich um das Baby zu kümmern. Sofia betet jeden Tag zum Gott der Wunder und wartet auf ein Zeichen der Zuneigung von Clemente. Als sich auch Sofias Bekannter Don Fico und dessen Frau in Clementes Wohnung häuslich einrichten, muss er begreifen, dass man manchmal etwas bekommt, ohne es verdient zu haben. Mit Sofia, Don Fico, dessen Frau und dem unverhofften Nachwuchs lernt Clemente eine emotionale Nähe kennen, die er nie zuvor erlebt hat.
 In Bildern von magischer Leuchtkraft, lakonisch und mit sanftem Humor erzählt die Komödie der Brüder Daniel und Diego Vega von Menschen, die ihre Sehnsüchte erst wieder neu entdecken müssen und die manchmal ein kleines Wunder brauchen, um zu erkennen, wie nah das Glück zu finden ist.
Cannes 2010 : Jurypreis „Un certain regard“
Unser Wirtschaftssystem hat sich unsichtbar gemacht und entzieht sich dem Verstehen. In den letzten Jahren blieb uns oft nicht viel mehr als ein diffuses und unbefriedigendes Gefühl, dass irgendetwas schiefläuft. Aber was? Der Dokumentarfilm Oeconomia legt die Spielregeln des Kapitalismus offen und macht sichtbar, dass die Wirtschaft nur dann wächst, dass Gewinne nur dann möglich sind, wenn wir uns verschulden. Jenseits von distanzierten Phrasen der Berichterstattung, die ein Verstehen des Ungeheuerlichen letztlich immer wieder verunmöglichen, macht sich Oeconomia mit viel Scharfsinn daran, den Kapitalismus der Gegenwart zu durchleuchten. Erkennbar wird ein Nullsummenspiel, das uns und unsere ganze Welt in die Logik einer endlos fortwährenden Kapitalvermehrung einspannt – koste es was es wolle.
Mit Oeconomia, der auf der Berlinale 2020 seine Premiere feierte und von der Kritik hoch gelobt wurde, setzt Carmen Losmann ihre eindringlichen Recherchen zu den Grundlagen unseres Wirtschaftssystems fort und öffnet den Blick jenseits der gängigen Erklärungsmuster und Dogmen auf den Nucleus eines hochexplosiven Systems.
„Ein hochrelevanter Dokumentarfilm über die Schattenseiten des Kapitalismus.“ (film-rezensionen.de)
In Kooperation mit der Bodensee Akademie und den Grünen Bregenz
Ruedi Elmer wurde von der Bank wegen Verletzung des Bank-geheimnisses verklagt. Die Schweizer Justiz und die Bank als Kläger gehen gnadenlos gegen diesen „Nestbeschmutzer” vor – und auch fast alle Schweizer Medien. Denn Elmer ist unangenehm – er ist ein Kronzeuge, der die Mechanismen des Offshore-Bankenhandels aus eigener Erfahrung schildert. In einer Zeit, in der das Schweizer Bankgeheimnis auf internationalen Druck hin aufgeweicht und aufgelöst wird, wird einem Mitarbeiter wegen Verletzung des nicht mehr zu haltenden Bankgeheimnisses der Prozess gemacht.
Elmer, in Besitz von sensiblen Kundendaten, die das zweifelhafte Geschäftsmodell der Bank auf den Caymans belegen, nimmt den Kampf gegen den übermächtigen Gegner auf und spielt die Informationen über WikiLeaks der Öffentlichkeit zu, nachdem schweizerische Behörden die Daten nicht untersuchen wollten. Die Bank Julius Bärschüchtert Elmer und seine Familie ein; Elmer wird verhaftet und wegen Verletzung des Bankgeheimnisses angeklagt.
Elmer und das Bankgeheimniserzählt nicht nur die zuweilen dramatische Geschichte eines Einzelkämpfers, sondern gibt auch direkten Einblick in Geschichte und Funktion der Offshore-Finanzplätze, des schweizerischen Bankensystems und seiner starken gesellschaftlichen und politischen Verankerung im schweizerischen Establishment.
„Kennst du das Gefühl, dass dir die Leute um dich herum merkwürdig erscheinen? Und je länger du darüber nachdenkst, desto klarer wird dir, dass nicht die Leute, sondern du selbst das Problem bist?“
Niko ist Ende zwanzig und hat vor einiger Zeit seinem Studium ade gesagt. Seitdem lebt er in den Tag hinein, driftet schlaflos durch die Straßen seiner Stadt und wundert sich über die Menschen seiner Umgebung. Niko ist ein Flaneur und Zuhörer, dem die Menschen ihre Geschichten erzählen. Mit stiller Neugier beobachtet er sie bei der Bewältigung des täglichen Lebens. Bis zu diesem turbulenten Tag: Seine Freundin zieht einen Schlussstrich, sein Vater dreht ihm den Geldhahn zu und ein Psychologe attestiert ihm "emotionale Unausgeglichenheit". Eine sonderbare Schönheit namens Julika konfrontiert ihn mit den Wunden der gemeinsamen Vergangenheit, sein neuer Nachbar schüttet ihm bei Schnaps und Buletten sein Herz aus und in der ganzen Stadt scheint es keinen "normalen" Kaffee mehr zu geben.
Oh Boyist das selbstironische Portrait eines jungen Mannes und der Stadt, in der er lebt – Berlin. In eindringlicher Schwarz-Weiß-Ästhetik changiert Oh Boy zwischen Melancholie und Humor und zeigt die Suche des Protagonisten nach seinem Platz in der Welt.
Filmfest Oldenburg: Bester Deutscher Film, Publikumspreis, Seymour Cassel Award
Filmfest München: Förderpreis Neues Deutsches Kino Drehbuch
„Kennst du das Gefühl, dass dir die Leute um dich herum merkwürdig erscheinen? Und je länger du darüber nachdenkst, desto klarer wird dir, dass nicht die Leute, sondern du selbst das Problem bist?“
Niko ist Ende zwanzig und hat vor einiger Zeit seinem Studium ade gesagt. Seitdem lebt er in den Tag hinein, driftet schlaflos durch die Straßen seiner Stadt und wundert sich über die Menschen seiner Umgebung. Niko ist ein Flaneur und Zuhörer, dem die Menschen ihre Geschichten erzählen. Mit stiller Neugier beobachtet er sie bei der Bewältigung des täglichen Lebens. Bis zu diesem turbulenten Tag: Seine Freundin zieht einen Schlussstrich, sein Vater dreht ihm den Geldhahn zu und ein Psychologe attestiert ihm "emotionale Unausgeglichenheit". Eine sonderbare Schönheit namens Julika konfrontiert ihn mit den Wunden der gemeinsamen Vergangenheit, sein neuer Nachbar schüttet ihm bei Schnaps und Buletten sein Herz aus und in der ganzen Stadt scheint es keinen "normalen" Kaffee mehr zu geben.
Oh Boyist das selbstironische Portrait eines jungen Mannes und der Stadt, in der er lebt – Berlin. In eindringlicher Schwarz-Weiß-Ästhetik changiert Oh Boy zwischen Melancholie und Humor und zeigt die Suche des Protagonisten nach seinem Platz in der Welt.
Filmfest Oldenburg: Bester Deutscher Film, Publikumspreis, Seymour Cassel Award
Filmfest München: Förderpreis Neues Deutsches Kino Drehbuch













































































