Filmforum Archiv
Die Nachricht verbreitet sich in Windeseile: In einem ungarischen Dorf wurde eine Roma-Familie ermordet. Die Täter sind entkommen, niemand will eine Ahnung davon haben, wer das Verbrechen begangen hat. Eine andere Roma-Familie, die nahe dem Tatort lebt, sieht sich in ihrer latenten, mühsam verdrängten Angst bestätigt. Der Vater ist weit weg in Kanada; er möchte seine Frau, die Kinder und den Großvater nachholen, sobald es ihm möglich ist. Die Familie, von rassistischem Terror bedroht und von einer schweigenden Mehrheit im Stich gelassen, versucht den Tag nach der Tat zu überstehen. Und abends, als die Dunkelheit über das Dorf hereinbricht, rückt man im Bett noch enger zusammen als sonst. Doch die Hoffnung, dem Wahnsinn zu entkommen, erweist sich als trügerisch.
Ausgehend von einer realen Mordserie, der in Ungarn in wenig mehr als einem Jahr acht Menschen zum Opfer fielen, schildert Bence Fliegauf die Pogromstimmung, aus der Gewalt gegen Minderheiten entsteht. Die Kamera haftet sich eng an die Fersen der Figuren und macht ihre zunehmende Atemlosigkeit auch physisch erfahrbar.
„JUST THE WIND ist die bedrückende Schilderung einer Bedrohungslage von Menschen, die nur wegen ihrer Herkunft verfolgt werden. Starker Tobak, der Aufmerksamkeit erfordert, um den alltäglichen Terror nicht zu übersehen. Schlicht und doch ergreifend." (outnow.ch)
"Nichts wirkt geschönt, das Elend nie pittoresk, und weil Rohheit und mafiose Kriminalität ebenso wie kleine mitmenschliche Gesten auf allen Seiten zu finden sind, ist kaum eine Wendung vorhersehbar. Am tollsten ist der Schluss. Zweimal davor glaubt man schon, der Film sei vorbei, doch am Ende der Tragödie steht eine kathartische Überraschung." (Der Tagesspiegel)
Silberner Bär, Großer Preis der Jury, Amnesty Filmpreis, Friedensfilmpreis – Berlinale 2012
BND-Biowaffenexperte Wolf ist besessen von der Idee, dass im Irak trotz der UN-Kontrollen immer noch Anthrax-Viren hergestellt werden. Zurück in Deutschland teilt ihn sein Vorgesetzter Schatz als Führungsoffizier für den irakischen Asylbewerber Rafid Alwan ein. Denn der behauptet, er sei als Ingenieur Teil von Saddam Husseins geheimem Biowaffenprogramm gewesen. Eine Sensation für den nicht gerade mit Erfolg verwöhnten BND, endlich wäre man der CIA mal eine Information voraus. Allerdings fehlt der Beweis. Doch die Suche danach ist schwierig, denn Curveball weiß, was er wert ist und seine Aussagen spielen ganz unterschiedlichen Interessen in die Hände. So wird eine Lüge immer mehr zur Wahrheit, die eine Entwicklung in Gang setzt, die die Weltpolitik nachhaltig verändert.
So unglaublich die Geschichte auch klingen mag: Sie ist wahr. Leider. Basierend auf realen Ereignissen erzählt Curveball, wie Rafid Alwans Aussagen für persönliche Karriere- und politische Machtspiele instrumentalisiert wurden. Und wie sie letztendlich für die Durchsetzung einer falschen Wahrheit genutzt wurden – die das entscheidende Argument lieferte, um 2003 den Krieg im Irak zu rechtfertigen.
„Gelungene Situationskomik. Exzellente Dialoge“(programmkino.de)
Deutscher Filmpreis 2021 - Bester Nebendarsteller
Morgen ist auch noch ein Tag
IT 2023 | 118 min | OmU | R: Paola Cortellesi
Rom, 1946 nach der Befreiung vom Faschismus. Delia ist die Frau von Ivano und Mutter dreier Kinder – zwei Rollen, in die sie sich voller Hingabe fügt. Obendrein bessert sie die Haushaltskasse mit vielen kleinen Hilfsarbeiten auf, um die Familie über Wasser zu halten. Ivano hingegen fühlt sich berechtigt, alle daran zu erinnern, wer der Ernährer ist. Nicht nur mit Worten: Körperliche und psychische Gewalt gehören für Delia zum Alltag. Bis ein mysteriöser Brief eintrifft, der ihr den Mut gibt, alles über den Haufen zu werfen und sich ein besseres Leben zu wünschen, nicht nur für sich selbst …
Angesiedelt im Rom der Nachkriegszeit und inspiriert durch das Leben der Großmütter der Regisseurin, feiert die mitreißende Tragikomödie den alltäglichen Kampf der Frauen um Gleichberechtigung. Gedreht in brillantem Schwarz-Weiß, ist der Film zugleich eine Hommage an die Meisterwerke des italienischen Neorealismus.
Der Film war im Jahr 2023 mit 5,5 Millionen Besucher*innen der erfolgreichste Film in Italien.
Göteborg Filmfestival 2024: Dragon Award
Film Fest Rom 2024: Bester Film, Publikumspreis
Medienpartnerschaft: Stadt Bregenz – Stadtteile ohne Partnergewalt, Verein Amazone, Stadt Bregenz – Fachbereich Frauen & Gleichstellung
Der New Yorker Radiojournalist Johnny arbeitet an einer Reportage, für die er Jugendliche in den gesamten USA zu ihrer Zukunft befragt. Doch nach einem Anruf seiner Schwester Viv muss er sich unerwartet um ihren Sohn kümmern, den neunjährigen Jesse. Es ist das erste Mal, dass Johnny wirklich mit dem Thema Elternschaft in Berührung kommt und die Verantwortung für ein Kind übernehmen muss. Und für den ebenso aufgeweckten wie sensiblen Jesse ist es das erste Mal, dass er längere Zeit von seiner Mutter getrennt ist. Gemeinsam begeben sie sich auf einem Roadtrip quer durch die USA. (moviemento)
„Eine ungemein empathische, spirituelle, erdende und unglaublich verzaubernde Kinoerfahrung, die nicht nur die Figuren, sondern auch das Publikum mit einer immer inspirierenden Atmosphäre ins Hier und Jetzt befördert! Eine Einladung zum achtsamen Zuhören, zum aufmerksamen Wahrnehmen der Bilder und Geräusche – was sich allein schon wegen des grandiosen Schauspieles von Joaquin Phoenix und Woody Norman unbedingt lohnt.“ (filmstarts.de)
„Ich habe soeben den schönsten Film über Eltern und Kinder aller Zeiten gesehen – überhaupt (…), ein Meisterwerk.“ (Der Spiegel)
Musiker, Komponist, Dichter, Zeichner - Werner Pirchner war alles und doch viel mehr. Der "Frank Zappa von Tirol" begann seine Karriere als Vibraphonist, gründete in Innsbruck einen legendären Jazzclub und erregte die konservativen Gemüter seiner Landsleute mit dem Kurzfilm Der Untergang des Alpenlandes. Sein Halbes Doppelalbumrechnete mit den heiligen Kühen des "heiligen Landes" ab - und ist heute ein begehrtes Sammlerstück. Nach gemeinsamen Jazz-Projekten mit Harry Pepl (Jazzzwio) widmete sich Pirchner Mitte der 1980er Jahre fast ausschließlich seiner kompositorischen Arbeit. Unter anderem war er für das heute noch zu hörende Signation-Konzept von Ö1 verantwortlich.
Der Soziologe und Filmemacher Ulrich Schwendinger hat sich im Jahr 2010 zwei Monate lang im ersten Stock des Pflegeheims in der Höchsterstraße in Dornbirn aufgehalten, um einen Dokumentarfilm zu drehen. In seinem Film lässt er vor allem Bewohnerinnen und Bewohner zu Wort kommen, um damit den öffentlichen Diskurs über das Leben im Pflegeheim zu ergänzen, der von den verschiedensten Gruppen geführt wird, selten aber von unmittelbar Betroffenen. Sein ursprüngliches Anliegen war es, die Menschen im Pflegeheim wieder zurück in die Öffentlichkeit zu bringen bzw. der Öffentlichkeit einen Einblick in eine Lebensform zu ermöglichen, die sich in der Regel kaum jemand wünscht.
Eine zentrale Aussage des Films liegt darin, dass diese Suche für beide Seiten belebend wirken kann. In diesem Sinne ist der Dokumentarfilm naturgemäß kein Werbefilm für das Pflegeheim, vielleicht aber ein Werbefilm für das Leben.
„Der Erfolg des Filmes liegt zum einen darin, dass die vermittelte Wirklichkeit die Zustimmung jener erhält, die in ihrem Alltag täglich mit der Realität im Pflegeheim befasst sind. Zum anderen hat der Film das Potential, jung und alt im Kinosaal zu versammeln.“
(Ulrich Schwendinger)
Der Regisseur steht nach der Vorführung für Gespräche zur Verfügung.
1933 wurde sie in Kairo geboren, 1987 starb sie einen tragischen Tod. Dazwischen lebte Dalida ein filmreifes Leben, das ihr erstes Konzert im legendären Olympia in Paris 1953 ebenso umfasste wie die Ehe mit Lucien Morisse, dem Leiter des damals neu gegründeten Privatradiosenders Europe 1, den Beginn der Disco-Ära, ihre spirituelle Entdeckungsreise nach Indien oder den weltweiten Erfolg von "Gigi l'amoroso" 1974. Dalida war eine unkonventionelle Frau in konventionellen Zeiten, deren einzigartiges Talent und unvergleichliche Ausstrahlung bis heute nichts von ihrer Wirkung eingebüßt haben.
Lisa Azuelos zeichnet ein intimes Portrait einer komplexen, modernen Frau: Mit über 130 Millionen verkauften Schallplatten weltweit gehört Dalida zu den berühmtesten Sängerinnen unserer Zeit.
Dallas, 1985: Der Cowboy Ron Woodroof (Matthew McConaughey) führt ein exzessives Leben auf der Überholspur. Rodeos, Alkohol, Koks und Frauen bestimmen seinen Alltag. Als Woodroof wegen einer Schlägerei im Krankenhaus landet, eröffnet ihm der Arzt nach einer Routineuntersuchung, dass er HIV-positiv ist und nur noch dreißig Tage zu leben hat. Die Welt des homophoben Texaners bricht zusammen...
"Dallas Buyers Clubist ein Aids-Drama, welches sein Thema ernst nimmt, aber immer wieder herrlichen Humor einzustreuen weiß. Getragen von den sensationell aufspielenden McConaughey und Leto wird die wahre Geschichte des Cowboys Woodroof aufgearbeitet, ohne die Zuschauer dabei zu sehr zu manipulieren. Yee-haw!”
(outnow.ch)
"Einer der packendsten und inspirierendsten Filme des Jahres."
(New York Observer)
Golden Globe und Critics' Choice Movie Awards 2014: Bester Hauptdarsteller,
Bester Nebendarsteller
Oscar 2014: Bester Hauptdarsteller für Matthew McConaughey, Bester Nebendarsteller und 4 weitere Nominierungen
Dancing Arabs ist die Geschichte von Eyad (Tawfeek Barhom), der als bislang erster und einziger Palästinenser an einer Elite-Schule in Jerusalem angenommen wird. Eyad ist sehr bemüht, sich seinen jüdischen Mitschülern und der israelischen Gesellschaft anzupassen – er möchte dazu gehören.
Sein Leben nimmt eine neue Wendung, als sich die schöne Naomi in Eyad verliebt. Eine Liebe, die gegenüber Familie und Freunden geheim bleiben muss. Naomi möchte gegen alle Widerstände zu Eyad stehen und auch Eyad ist bereit, alles für Naomi zu tun. Auf seiner Suche nach Zugehörigkeit muss er schließlich erkennen, dass er eine Entscheidung fällen muss, die sein Leben für immer verändern wird…
Basierend auf dem halbautobiografischen Roman des Haaretz-Kolumnisten Sayed Kashua entwirft der israelische Regisseur Eran Riklis (Die syrische Braut, Lemon Tree) das Schicksal eines Palästinensers, der zwischen den Identitäten „tanzt“, auf der Flucht vor sich selbst und den Erwartungen anderer keine Heimat findet. Ein witziges und gleichzeitig tragisches Plädoyer für Menschlichkeit und das friedliche Zusammenleben zwischen Menschen.
Eine Veranstaltung des Jüdischen Museums Hohenems in Zusammenarbeit
mit dem Filmforum Bregenz
Publikumspreis Filmfestival Locarno 2014
Alle Menschen werden Brüder, heißt es in Schillers Ode an die Freude, die Ludwig van Beethoven in seiner berühmten 9. Symphonie vertonte. In Maurice Béjarts Ballettfassung des großen Werkes wird diese Utopie zu getanzter Wirklichkeit. Zusammen mit dem Tokyo Ballett und dem Israel Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Zubin Mehta brachte das Béjart Ballett Lausanne 2015 eines der atemberaubendsten Tanzstücke des 20. Jahrhunderts auf die Bühne. Neun Monate lang verfolgt der Film in rauschhaften Bildern die ebenso schweißtreibenden wie leidenschaftlichen Proben bis hin zur triumphalen Aufführung des Kunstwerkes. Wir sehen Tänzerinnen und Tänzern, Choreografinnen und Choreografen, Musikerinnen und Musikern aus aller Welt vereint bei der Arbeit zu und lauschen ihren Ausführungen zu Beethovens Komposition, die den ewigen Kreislauf des Lebens und die Freude am Dasein feiert.
Ein bildgewaltiger Dokumentarfilm, der die große Geste mit der Arbeit am Detail verknüpft. Fernab der bloßen Klassikerverehrung arbeitet Regisseurin Arantxa Aguirre die aktuellen Bezüge von Musik, Tanz und den Idealen der deutschen Klassik heraus.
Die israelische Stadt Jaffa ist ein Ort der unterschiedlichen Religionen und Kulturen. Der international erfolgreiche Tänzer Pierre Dulaine kommt in seinen Heimatort, um ein lange erträumtes Projekt zu verwirklichen: Er will in einer Schule sowohl israelisch-palästinensische als auch israelisch-jüdische Kinder das Tanzen lehren. Die unterschiedlichen Religionen angehörenden Bewohner Jaffas teilen sich zwar die Stadt, haben aber wenig Umgang miteinander. Das will der Tanzstar ändern, indem er ihren Kindern den Gesellschaftstanz beibringt.
Pierre Dulaine hat 10 Wochen Zeit, um zu versuchen, den 84 Jungen und Mädchen tief sitzende Vorurteile auszutreiben und ein Team zu formen, das wettbewerbsfähig ist. Die Dokumentation legt dabei den Fokus auf die drei Kinder Noor, Alaa und Lois sowie ihre Lehrerin Ms. Rachel. (moviepilot.de)
Ein positiver Film, der sein Publikum hoffnungsvoll und optimistisch entlässt, und ein Plädoyer dafür, dass Annäherungsversuche in gespaltenen Kulturen immer einen Sinn ergeben. (Kino.de)
Zwei spektakuläre Tanzprojekte zeigen, wie eine junge Generation Tänzer:innen aus aller Welt Pina Bauschs Choreographien neu entdeckt: Die Ballettkompanie der Semperoper in Dresden probt Pinas Tanz-Oper Iphigenie auf Tauris. Und an der École des Sables im Senegal proben Tänzer:innen aus ganz Afrika Pinas Ballett Le Sacre du Printemps.
Eine faszinierende Metamorphose: Während die Tänzer:innen, vom Streetdance, vom klassischen Ballett, von traditionellen und modernen afrikanischen Tänzen herkommend, Pinas Werk verändern, verändert Pinas Choreographie die Tänzer:innen. Pina lebt.
Dancing Pina– eine bildgewaltige, emotionale Reise in die Welt des modernen Tanzes und darüber hinaus.
„Großartig. Man will gar nicht, dass es aufhört.“(kino-zeit.de)
„Beeindruckend.“ (Süddeutsche Zeitung)
Eine Kooperation mit netzwerkTanz, tangissimo und Tanz Ufer