Filmforum Archiv
Der dänische Thriller The Guiltylässt einen Polizisten am Telefon nach einem Entführungsopfer fahnden, das ihn hilfesuchend angerufen hat. Der Polizist Asger Holm erhält in der Notrufzentrale einen Anruf von einer entführten Frau. Als die Verbindung plötzlich abbricht, beginnt die Suche nach der Anruferin und ihrem Entführer. Asgars einzige Waffe ist das Telefon, mit dem er ein noch größeres Verbrechen aufdeckt als zunächst angenommen. (moviepilot.de)
Eine Handlung, die sich in Echtzeit und lediglich in den beengten Räumen der Notrufzentrale abspielt, eine Hauptdarstellerin, die nicht zu sehen, sondern lediglich zu hören ist — das Spielfilmdebüt von Regisseur und Drehbuchautor Gustav Möller ist sicherlich High-Konzept und unheimlich packend. Getragen wird die Spannung von Hauptdarsteller Jakob Cedergren und dem wendungsreichen Skript, das immer tiefer in die Psyche der Figuren abtaucht.
Sundance Film Festival 2018: Publikumspreis und Großer Preis der Jury
Filmfestival Rotterdam 2018, Publikumspreis
Filmfestival Seattle 2018, Beste Regie
Visionär, Aufklärer, Rebell, Sexguru … dem österreichisch-amerikanischen Psychiater Wilhelm Reich wurden zu Lebzeiten und nach seinem Tod viele Bezeichnungen zuteil. Als Pionier des ganzheitlichen Denkens akzeptierte er weder Dogmen noch Denkverbote, und er musste zweimal mit ansehen, wie seine Bücher verbrannt wurden: 1933 von den Nationalsozialisten, 1956 von der amerikanischen Gesundheitsbehörde. Seine Schriften zur Sexualität und zum Faschismus gelten heute als wegweisend, und Reich wurde zu einer intellektuellen Leitfigur der 1968er-Generation.
Antonin Svobodas Spielfilm konzentriert sich auf die letzten Jahre Wilhelm Reichs im amerikanischen Exil, setzt mit einer Gerichtsverhandlung 1956 ein und erzählt in mehreren Rückblenden die spannende und bewegende Geschichte eines Denkers und seiner Auseinandersetzung mit etablierten Institutionen und Meinungen.
Philipp Hochmair ist ein viel beschäftigter Schauspieler mit Engagements an den großen Bühnen in Wien und Hamburg. Sein Leben ist ausgefüllt mit Einstudieren neuer Texte, Proben und Aufführungen. Die Realität des Alltags ist ihm eine ferne Welt geworden. Als er seinem Onkel Walter, einem rast- und ziellosen Wanderer, begegnet und mit dem Asyl-Schicksal seines Nachbarn Viktor konfrontiert wird, erwacht in ihm ein Bewusstsein, dass das Leben nicht nur auf der Bühne stattfindet.
Diagonale 2013, Bester Österreichischer Spielfilm
Locarno 2012, Silberner Leopard, Bester Hauptdarsteller
Max-Ophüls Preis Saarbrücken
Der Klang der Stimmeerzählt von vier Menschen, die mit Leidenschaft die Grenzen der menschlichen Stimme neu ausloten. Andreas Schaerer experimentiert mit seiner Stimme, um Klänge zu finden, die ihn bei Live Auftritten verwandeln. Die Sopranistin Regula Mühlemann sucht den perfekten 360-Gradrundum-Klang, der frei im ganzen Raum schwebt. Matthias Echternach forscht mit ausgeklügelten wissenschaftlichen Methoden nach dem Geheimnis der Stimme. Und Miriam Helle begleitet mit unkonventionellen Klängen Menschen auf dem Weg zu sich selbst. Eine filmische Annäherung an die transzendente Wirkung der menschlichen Stimme.
„Berührend und anschaulich, fesselt der elegant inszenierte Dokumentarfilm durch seine Genauigkeit und seine dramaturgisch frische Herangehensweise ...“(Filmdienst.de)
Solothurner Filmtage 2018: Publikumspreis
Buenos Aires Documentary Festival: Special Mention
Schon seit Generationen bekämpfen sich die Jungen zweier französischer Dörfer. Warum, das weiß niemand so genau. Neuerdings schneiden die Sieger den Verlierern alle Knöpfe, Hosenträger und Schnürsenkel ab. Das gibt bei den Verlierern zu Hause natürlich Ärger. So beschließen sie, die nächste Schlacht splitternackt zu schlagen. Doch nun lernen sie die unangenehmen Seiten von Brennesseln kennen - vielleicht sind Reserveknöpfe die Lösung?
Claire schreibt gerne romantische Endlos-SMS und will alles ausdiskutieren, Leo hasst SMS, und statt über ihre Beziehung zu reden, genießt er lieber unbeschwert den letzten schönen Herbsttag. Sie hat Angst vor Krankheiten, er weniger, sie repariert ihr Fahrrad selbst, er sieht das gar nicht ein und geht lieber wandern. Claire hat das Gefühl, Leo ist nicht richtig bei ihr, er sieht durch sie hindurch, vergisst sie, sobald sie ihm aus dem Blickwinkel gerät. Leo hingegen ist überfordert, er hätte gerne eine Claire-Gebrauchsanweisung. Wie geht das eigentlich, zusammen glücklich sein? Im Erzählen über sich und den anderen, über hohe Ideale, eigene Sehnsüchte, kleine Schwächen und Alltagsschlamassel, über Streit und Versöhnung versuchen sie herauszufinden, ob ihre Liebe eine Zukunft hat.
Eine Annäherung, die nicht sein darf – ein vermeintlicher Tabubruch, der in staatlich exekutierter Repression mündet. Während Karl im Privaten eine Liaison mit seiner Schulliebe beginnt, entwickelt er zeitgleich im Zivildienst eine innige Beziehung zu einer betagten Alzheimerpatientin. Geteilt in zwei formal diverse Abschnitte, verdichtet Der letzte Tanzunterschiedliche Perspektiven auf Zwischenmenschlichkeit, bis die Realität an der gesellschaftlichen Ablehnung zerbricht.
„In zärtlichen, niemals bloßstellenden Bildern verdichtet Houchang Allahyari verschiedene Perspektiven auf Zwischenmenschlichkeit und erzählt von einer Liebe, die in der Gesellschaft so nicht vorgesehen ist. Und von den Mechanismen, die sich unter dem Deckmantel der Rechtschaffenheit in Gang setzen, sobald ein Tabu die Konvention gesellschaftlicher Norm herauszufordern wagt.“ (Diagonale Katalog)
Großer Diagonale Spielfilmpreis 2014
Diagonale Schauspielpreis für Erni Mangold
Über ein Jahr dauerte der Prozess gegen 13 Tierschützer, die nach Paragraf 278a, dem sogenannten Mafia-Paragrafen, angeklagt wurden. Den NGO-Aktivisten wurde die Bildung einer kriminellen Organisation vorgeworfen. Zwei Jahre lang hatte die Polizei die politischen Aktivisten überwacht, sogar eine verdeckte Ermittlerin eingeschleust. Der Prozess endete dennoch mit einem Freispruch in allen Punkten. Viele der Aktivisten stehen wegen der Prozesskosten aber vor dem finanziellen Ruin. Handelt es sich also um einen Musterprozess gegen zivilen Ungehorsam? Muss jeder, der sich aktiv in einer NGO engagiert, fortan fürchten, als Mitglied einer terroristischen Organisation angeklagt zu werden? Der Filmemacher Gerald Igor Hauzenberger begleitete einen der größten Prozesse der Republik mit der Kamera.
Viennale 2011 - Wiener Filmpreis, Bester Dokumentarfilm und MoreVALUE Award
Heroldsbach im Sommer 1981. Die großen Ferien stehen vor der Tür. Dem elfjährigen Jan bleiben nur noch wenige Wochen mit seinen besten Freunden Stevie und Basti, bevor er aus dem kleinen Dorf im Fränkischen nach Düsseldorf ziehen wird. Die letzte Gelegenheit, endlich die geheimnisvolle Kattlervilla zu erforschen. Hier finden die drei Freunde die geheimnisvolle Schatzkarte der legendären "Weißen Falken", einer Kinderbande aus den 70er Jahren, deren Anführer Peter zehn Jahre nach ihrem Auseinandergehen auf mysteriöse Weise verschwunden ist. Ob sein Verbleib etwas mit der geheimen Höhle in der Fränkischen Schweiz zu tun hat, auf die die Karte verweist? Und was verbirgt sich wirklich hinter dem "Schatz der Weißen Falken"?
Jan (David Bode), Stevie (Tamino-Turgay zum Felde) und Basti (Kevin Köppe) stürzen sich in ihr letztes Banden-Abenteuer und machen sich auf den Weg, um dunkle Geheimnisse zu erforschen und ihre Freundschaft noch einmal endgültig zu besiegeln. Verfolgt von der Bande der Altortler, angeführt von der schlagkräftigen Marie (Victoria Scherer), stellen sich die Jungs ihren schlimmsten Ängsten, setzen Fischteiche unter Strom, sprengen beinahe ein altes Waffenlager in die Luft und bringen sich und ihre Freundschaft ernsthaft in Gefahr. Am Ende hat Jan den Tod gesehen, ein Mädchen geküsst – und allen Mut zusammen genommen, um auch die schwierigste Hürde dieses Sommers zu überwinden: den Abschied von seinen Freunden.
Wien 1937: Der siebzehnjährige Franz Huchel kommt in die Stadt, um eine Lehrstelle in einer Trafik bei einem Jugendfreund der Mutter anzutreten. Huchel ist naiv, verträumt und behütet auf dem Land aufgewachsen. Die Großstadt überfordert den Jungen. Durch die Zeitungen lernt er die Welt kennen, am Prater die Liebe, als er auf Tänzerin Anezka trifft. Doch Wien im Jahr 1937 steht kurz vor einem brutalen Umschwung. (…) In der Trafik lernt Huchel zufälligerweise den schon damals berühmten Sigmund Freud kennen. Huchel erhofft sich einen guten Rat in Liebesdingen, denn Anezka betrachtet den Burschen bloß als Affäre. Dummerweise ist auch Freud in Sachen Frauen überfragt. Zwischen den beiden entwickelt sich eine eigenwillige Freundschaft. Dann wird Österreich ans Reich angeschlossen und Wien ändert seine Farben. (kino.de)
Vor dem Hintergrund des „Anschlusses” Österreichs an Deutschland entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft zwischen dem jungen Franz und dem 82-jährigen Freud, der Österreich am 4. Juni 1938 verlässt und nach London emigriert. Franz wird zum Zeitzeugen des Hitler-Faschismus in Wien. (Wiki)
Wien, Anfang der 30er Jahre. Der junge Maler Viktor liegt sich mit seiner eigenwilligen Freundin Lucy öfters in den Haaren. Sein schmales Einkommen verdient er sich tagsüber als Mitarbeiter von Sigmund Freud, der nachts einen mysteriösen Grafen behandelt, ohne zu ahnen, dass dieser ein depressiver Vampir ist. Als der Graf auf Lucy trifft, verliebt er sich sofort in sie – und Viktor muss plötzlich darum kämpfen, Lucy nicht tatsächlich zu verlieren. (film.at)
Von Menschen und Göttern
FR 2010 | 120 min | OmU | Regie: Xavier Beauvois
In einem Kloster in den Bergen Algeriens leben neun französische Mönche ein friedliches, asketisches Leben, ihrem Glauben und der Hilfe anderer verpflichtet. Aus den unwegsamen Berghängen vor den Klostermauern haben sie blühende Gärten geschaffen, die Menschen aus den umliegenden Dörfern finden bei ihnen immer Unterstützung, ob in medizinischen Fragen oder mit anderen Nöten. Als in der Nähe des Klosters eine Gruppe von Gastarbeitern von islamistischen Rebellen getötet wird, wird den Mönchen jedoch klar, dass der schon lange schwelende Konflikt zwischen algerischen Regierungstruppen und den Rebellen immer näher an sie herankommt. Er wird auch vor den Toren ihres Klosters nicht halt machen, und ihr christlicher Glaube kann sie in große Gefahr bringen. Man legt ihnen nahe, das Kloster zu verlassen, doch sie zögern. Die gemeinsamen Jahre haben sie zu mehr als einer Glaubensgemeinschaft gemacht, sie sind Freunde, eine Familie geworden, die in der Abgeschiedenheit der Berge ihre Heimat gefunden hat. Die Mönche diskutieren, zweifeln, kämpfen mit sich – und entscheiden, dass sie gerade in dieser Situation bleiben müssen und wollen. Jetzt und hier, an diesem Ort, werden sie am meisten gebraucht – ungeachtet der Gefahr, der sie sich persönlich aussetzen.
Auf realen Tatsachen basierend beschreibt Regisseur Xavier Beauvois in VON MENSCHEN UND GÖTTERN die letzten Monate im Leben der Trappisten-Mönche von Tibhirine, die 1996 auf brutale und nie aufgeklärte Weise ums Leben kamen. In bezwingend schönen Bildern, rhythmisch angepasst an das asketische Klosterleben, offenbart der Film, wie sich die Mönche in einer zunehmend gewalttätigen Welt den Glauben an die eigene Vernunft und die eigenen Überzeugungen bewahren und für das eintreten, was ihnen am wichtigsten ist: die Nächstenliebe.