Filmforum Archiv
Zwei Elfjährige prügeln sich auf einem Spielplatz, einem der beiden Jungen werden dabei Zähne ausgeschlagen. Die Eltern des "Opfers", Penelope und Michael (Jodie Foster, John C. Reilly), haben die Eltern des "Übeltäters", Nancy und Alan (Kate Winslet, Christoph Waltz), eingeladen, um den Vorfall wie vernünftige Menschen zu klären.
Was als friedlicher Austausch über Zivilisation, Gewalt und die Grenzen der Verantwortlichkeit beginnt, entwickelt sich schon bald zu einem Streit voller Widersprüche und grotesker Vorurteile. Und schließlich platzt die dünne Haut der bürgerlichen Kultiviertheit auf: Vier Erwachsene geraten aus der Fassung.
Brutal und rücksichtslos werden Grenzen überschritten, es wird provoziert und schließlich deutlich, dass sie alle hinter ihrer zivilisierten Maske einen Gott des Gemetzels anbeten. Auf dem Schlachtfeld dieser Tragikomödie versinkt am Ende nicht nur ein Handy in der Tulpenvase...
Der Film basiert auf dem erfolgreichen Broadway-Stück God of Carnage, welches bis heute über 400 Mal aufgeführt wurde und u.a. drei der begehrten Tony Awards einheimsen konnte.
Im New York der 1950er-Jahre führt Carol eine unerfüllte Ehe mit ihrem wohlhabenden Mann Harge. Sie lernt die junge Therese kennen, die in einem Kaufhaus arbeitet und von einem besseren Leben träumt. Auf einer gemeinsamen Reise entwickelt sich eine ganz besondere Bindung zwischen ihnen – und schließlich die große Liebe. Harge will das neue Glück seiner Frau jedoch nicht akzeptieren. Er beauftragt einen Privatdetektiv damit, dem frisch verliebten Paar zu folgen und entscheidende Beweise für das laufende Scheidungsverfahren zu sammeln. Carol muss schon bald um das Sorgerecht ihrer geliebten Tochter kämpfen. Ihr Mann versucht es ihr mit allen Mitteln zu nehmen.
Todd Haynes‘ brillantes Melodram entstand nach dem gleichnamigen Roman von Patricia Highsmith, der 1952 unter dem Titel Salz und sein Preiserstmals erschien.
„Natürlich ist die Rolle der eleganten Carol eine Paraderolle für Cate Blanchett. Wie sie ihre Haare zurückstreicht, Handschuhe aufnimmt, eine Zigarette anzündet, „I love you“ haucht – wie Therese kann man auch als Zuschauer von dieser Carol kaum genug bekommen.“ (Die Zeit)
Beste Schauspielerin und Queer Palm in Cannes 2015
Beziehungsweise New York
FR 2013 | 117 min | OmU | R u. B: Cédric Klapisch
Xaviers Leben ändert sich schlagartig, als seine Frau mit den Kindern nach New York zieht. Er entschließt sich dazu, seinen Wohnsitz aufzugeben und auch in die Metropole umzusiedeln. Um die Aufenthaltspapiere zu bekommen, heiratet er eine Amerikanerin mit chinesischer Herkunft. Richtig turbulent wird es, als Xavier seinen Samen für das Kind eines lesbischen Pärchens spendet. Und dann trifft er eines Tages seine erste große Liebe wieder.
Mit Beziehungsweise New Yorksetzt Cédric Klapisch seine leichtfüßige Komödienreihe fort, die 2002 mit Barcelona für ein Jahrbegann und mit Wiedersehen in St. Petersburg2005 ihre Fortsetzung fand.
„Mit seinem großartigen Ensemble und dem stets perfekt ins Bild gerückten Schauplatz empfiehlt sich Beziehungsweise New Yorkals ideales Date-Movie für alle, die etwas mehr vom Kino erwarten.“ (Stuttgarter Nachrichten)
Ein improvisierter Fernsehfilm, der vom Casting für ein Fernsehfilm-Remake von Rainer Werner Fassbinders Melodram Die bitteren Tränen der Petra von Kanthandelt. Darin der erfolgreiche Schauspieler Andreas Lust als der erfolglose Schauspieler Gerwin, der sich als Anspielpartner für eine Reihe hochkarätiger deutschsprachiger Miminnen verdingt. Das Ergebnis ist eine mehrbödige Tragikomödie, die nicht nur von den Nöten arbeitsuchender KünstlerInnen erzählt, sondern auch den kreativen Prozess der Rollenerarbeitung dokumentiert. Wobei sich die beim Vorgang der Besetzung wirksamen Gefühls-Gemengelagen in der zu erarbeitenden Fassbinder-Vorlage spiegeln. (film.at)
„(...) ist ein Ensemblefilm im besten Sinn – alle Darstellerinnen und Darsteller sind grandios, keinen möchte man sich wegdenken, gemeinsam haben sie den Film ohne detailliertes Drehbuch improvisiert, nach vager Weisung des Regisseurs in die gewünschte Richtung. Man bekommt hier einen Begriff vom eigentlichen Reichtum des deutschen Theaters, denn in der Rolle der nach Arbeit suchenden Schauspielerin sind Meisterinnen zu sehen.“ (Die Zeit)
Drei Nominierungen für den deutschen Filmpreis
Es ist Spätsommer im Burgund und die Weinernte steht bevor. Der dreißigjährige Jean kehrt nach vielen Jahren der Funkstille auf das idyllische Familienweingut zurück. Sein Vater liegt im Sterben und seine Geschwister Juliette und Jérémie, die das Gut in der Zwischenzeit aufrechterhalten haben, können jede Unterstützung gebrauchen.
So wie sich jedes Erntejahr nach den Jahreszeiten richtet, erkennen die Geschwister, dass manch offene Wunden auch über die Jahre hinweg nicht heilen. Gemeinsam müssen sie entscheiden, ob die Familientradition weitergeführt werden soll oder jeder seinen eigenen Weg geht …
Mit dem Wandel der Jahreszeiten folgt Regisseur Cédric Klapisch L´Auberge espagnole-Trilogie; So ist Paris) dem Beziehungsgeflecht dreier ungleicher Geschwister. Bewegendes, französisches Erzählkino über die Kunst, das persönliche Glück zu finden – ein filmischer Hochgenuss!
Claire Millaud ist eine attraktive 50-jährige Frau. Um herauszufinden, was ihr jüngerer Geliebter Ludo in den sozialen Netzwerken treibt, kreiert sie sich ein falsches Facebook-Profil und wird zu Clara, einer hübschen, 24 Jahre jungen Frau. Alex, Ludos bester Freund, findet Clara online und verliebt sich in sie. Und auch Claire beginnt sich in Alex zu verlieben. Obwohl sich alles in der virtuellen Welt abspielt, sind die aufkommenden Gefühle sehr real. Eine betörende Geschichte beginnt, in der sich Wahrheit und Lüge verstricken.
„Juliette Binoche ist großartig in dieser auf Täuschungen basierenden Online-Romanze, in der sich ihre Figur rettungslos im Labyrinth des virtuellen Raums verirrt.” (filmclicks.at)
Nicht den Hauch einer Chance
AT, UK, US, AR 2013 | 101 min | OmU | R: Thomas...
Der Cerro Torre in Patagonien ist ein sagenumwobener Gipfel, der bereits viele Kletterer verzweifeln ließ: 1959 versuchten sich zwei Italiener an dessen Besteigung, es war der erste bekannte Versuch. Einer von ihnen stürzte ab und starb, der andere kletterte angeblich weiter und erreichte den Gipfel. Da die Kamera verloren ging, gab es keine Beweise. Die Zweifel waren groß, so dass Cesare Maestri 1970 einen erneuten Versuch unternahm. Mit 360 Haken, die er in das Massiv trieb, gelang ihm letztlich der Aufstieg nach ganz oben.
David Lamas will jedoch etwas schaffen, das noch niemandem gelang: den Gipfel des Cerro Torre frei zu erklettern. Er ist erst 19 Jahre alt und kennt sich zwar gut an Indoor-Kletterwänden, nicht aber im Klettern an freien Hängen aus.
Eine Zusammenarbeit mit Naturfreunde Vorarlberg.
Cäsar muss sterben
IT 2012 | 76 min | OmU | Regie: Paolo und Vittorio...
„Die Freiheit ist eine Tochter der Kunst“ – was aber, wenn Kunst in einem Gefängnis entsteht? In Cäsar muss sterben wird der emotionale und turbulente Weg einer Gruppe italienischer Gefängnisinsassen dokumentiert, die Shakespeares Drama Julius Cäsar hinter Gittern aufführen wollen.
Zu Anfang erklären der Gefängnisdirektor und der Theaterregisseur den Inhaftierten das Projekt, es folgt ein Casting unter den Häftlingen, dann wird der Text in Angriff genommen. Und schon bald merken alle Beteiligten, dass die Kunst jeden Einzelnen von ihnen verändert. Shakespeares universelle Sprache hilft den Häftlings-Schauspielern, sich mit ihren Figuren zu identifizieren – und öffnet ein ungeahntes Tor zur geistigen Freiheit. Die vielen Gefühle, mit denen die Häftlinge an jedem Probentag konfrontiert werden, nehmen sie jedoch nachts mit in ihre Zellen. Bis zur Erstaufführung des Dramas ist es noch ein langer Weg voller Zweifel, Hoffnung und tiefer Emotionen...
Goldener Bär, Berlinale 2012 sowie fünf Donatellos unter anderem für den besten Film und die beste Regie
Das ehemalige Tennis-Wunderkind Tashi Duncan arbeitet als zielstrebige Powerfrau inzwischen erfolgreich als Trainerin und hat ihren Ehemann (Mike Faist,West Side Story) zum Champion aufgebaut. Weil sich dieser jedoch in einem Formtief befindet, bringt Tashi ihn dazu, an einem unterklassigen Turnier teilzunehmen, um zu alter Stärke zurückzufinden.
Der Comeback-Plan nimmt allerdings eine überraschende Wendung, als Tashis Mann gegen den gescheiterten Patrick (Josh O’Connor,The Crown) antreten muss – seinen ehemaligen besten Freund und Tashis früheren Lebensgefährten. Während Vergangenheit und Gegenwart aufeinanderprallen und die Spannungen hochkochen, muss sich Tashi eine entscheidende Frage stellen: Wie weit gehe ich, um zu gewinnen? (film.at)
„Dass sich die Geschichte dabei auch um Verletzlichkeiten von Körpern, Emotionen, Beziehungen und Gefühlen dreht, geht bei diesem federleichten, stürmischen, fantastisch gespielten und nicht nur auf dem Hartplatz perfekt inszenierten Juwel von einem Film fast vergessen.“ (outnow.ch)
Medienpartnerschaft: Tennisclub Bregenz (Tennis am See)
Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Charlie Bucket träumt den ganzen Tag von Schokolade und ist überglücklich, als er eine exklusive Führung durch die gigantische Schokoladenfabrik des exzentrischen Willy Wonka gewinnt. Zusammen mit vier anderen Kindern begibt er sich auf diese fantastische Tour und erlebt dabei zahlreiche Überraschungen.
Der anerkannte Naturfotograf und Wissenschaftler James Balog stand dem Klimawandel lange Zeit skeptisch gegenüber und spöttelte über die akademische Naturforschung. Doch während seiner Langzeitstudie EIS (Extreme Ice Survey) fand er unwiderlegbare Beweise für die Klimaveränderungen unseres Planeten. Für seinen Film Chasing Ice arbeitete Balog mit speziell entwickelten Zeitrafferkameras. Mit diesen technisch revolutionären Kameras zeichnete er über mehrere Jahre die Veränderung der Gletscher auf. Es entstanden atemberaubende Bilder von den Folgen der Erderwärmung unseres fragilen Planeten. Balogs beeindruckende Zeitrafferaufnahmen von ästhetischer Schönheit verwandeln Jahre in Sekunden. Er zeigt, wie Berge aus Eis, die bereits seit Jahrhunderten existieren, in rasender Geschwindigkeit verschwinden.
Chasing Ice erhielt über 30 Auszeichnung bei internationalen Filmfestivals, unter anderem bei Sundance Filmfestival.
Mit ihrer rauen, tiefen und melancholischen Stimme hat die mexikanische Sängerin Chavela Varga die sogenannten Rancheras, eine traditionelle mexikanische Musikgattung, in der normalerweise nur Männer ihr Herzleid klagen, zu neuem Leben erweckt. Ausgerechnet eine Frau, eine Rebellin, deren Trinkgelage von Freitag bis Mittwoch gedauert haben sollen, die angeblich Sex mit der gefeierten Künstlerin Frida Kahlo hatte, ja die sich sogar traute, Hosen zu tragen, sang von der Liebe zu anderen Frauen. Im Mexiko der 50er-Jahre ist Homosexualität ein Affront – und das glamouröse Leben der erfolgreichen Sängerin wird zum Gegenstand zahlloser Gerüchte. Dann bricht die Karriere der Sängerin von einen Tag auf den anderen ab.
Erst Ende der 80er Jahre taucht Chavela wieder auf. Mittellos und vergessen lebte der einstige Star in einer kleinen Hütte in der Nähe von San Jose, der Hauptstadt von Costa Rica. Doch mit 70 Jahren gelingt ihr noch einmal das Comeback, als der Filmemacher Pedro Almodóvar auf Chavela aufmerksam wird. Kurzerhand engagiert er sie, um den Soundtrack für die Filme High Heels – Die Waffen einer Frauund Mein blühendes Geheimnisaufzunehmen. Plötzlich steht die beinahe vergessene Chavela Vargas wieder im Rampenlicht. Die Dokumentation von Catherine Gund und Daresha Kyi rekonstruiert das Leben einer Ausnahmekünstlerin, die auch heute noch Gegenstand Dutzender Mythen ist.