Filmforum Archiv
Ulrik ist gerade den schwedischen Gardinen entronnen, da stellt sich ihm die Frage: neues Leben oder altes? Eigentlich möchte er schleunigst die ungnädige Vergangenheit so weit wie möglich hinter sich lassen. Seinen Sohn will er wiedersehen und sich an dessen Nachwuchs erfreuen. Wie es sich für einen in die Jahre gekommenen Gangster gehört. Er findet einen Job in einer Autowerkstatt, bekommt eine Topfpflanze geschenkt und verliebt sich in die Tochter vom sehr redseligen Chef. Eine verschrobene alte Dame gibt ihm Kost und Quartier und will als Gegenleistung lediglich auch ihren erotischen Appetit gestillt wissen. Einem ganz normalen Leben steht also eigentlich nichts mehr im Weg...
Wenn da nicht die offen gebliebenen Rechnungen wären. Sein Gangsterfreund Jensen bedrängt ihn, dort weiterzumachen, wo er einst aufgehört hat. Doch ganz so einfach gehen Familie und Verbrechen eben nicht zusammen.
Subtiler Humor, entwaffnendes Understatement, skurriler Charme – die norwegische Komödie steht in der besten Tradition skandinavischen Kinos. Regisseur Hans Petter Moland gelang eine unwiderstehlich lässige und eloquente Komödie über ein Leben im Imperfekt in einer durch und durch rationalisierten Welt.
"… schwarzer skandinavischer Humor vom feinsten." Radio Berlin Brandenburg
Wettbewerb Berlinale 2010: Leserpreis der Berliner Morgenpost
Filmkunstmesse Leipzig: Publikumspreis
Die Königin und der Leibarzt
DK, SE, CZ, DE, 2011 | 128 min | OmU | Regie: Nikolaj...
Das Macht- und Liebesdreieck zwischen der dänischen Königin Caroline Mathilde, ihrem geisteskranken Mann, König Christian VII., und dem deutschen Arzt und Aufklärer Johann F. Struensee stürzte die dänische Monarchie in eine tiefe Krise. Die skandalöse ménage à trois endete mit der Scheidung des Königspaares, eine Ungeheuerlichkeit im 18. Jahrhundert, und der Hinrichtung des Leibarztes.
Auch Nicolaj Arcel bemühte sich, wie Per Olov Enqvist in seinem Bestseller Der Besuch des Leibarztes, um eine möglichst nahe Orientierung an den historischen Fakten.
Berlinale 2011, Silberner Bär als Bester Darsteller für Mikkel Boe Følsgaard
Lieber Antoine als gar keinen Ärger
FR 2018 | 108 min | OmU | R: Pierre Salvadori
Eine Polizistin entdeckt, dass ihr als Held gefeierter Mann ein korrupter Beamter war. Die junge Polizistin Yvonne lebte stets in dem Glauben, einen großartigen Helden und moralischen Überflieger geheiratet zu haben. Nach seinem Tod stellt sich das Gegenteil heraus: Santi war ein korrupter Polizist, der den unschuldigen Antoine für seine Missetaten ins Gefängnis schickte. Als sich Antoine und Yvonne zufällig begegnen, möchte Yvonne – ohne sich zu erkennen zu geben – alles wieder gutmachen. Doch das ist inkognito gar nicht so einfach…
Regisseur Pierre Salvadori bringt zusammen, was das französische Kino am besten kann: zwischen zärtlicher Romantik, makabrer Situationskomik und raffinierter Filmkunst entsteht großes Komödienkino, das mit einer ganz eigenen Handschrift begeistert.
„Ein wunderbarer Publikums-Liebling.” (screen daily)
„Die Komödie des Jahres” (Les Inrockuptibles)
9 Nominierungen für den César 2019: Bester Film, beste Haupdarstellerin (Adèle Haenel), bester Haupdarsteller (Pio Marmaï), beste Nebendarstellerin (Audrey Tautou), bester Nebendarsteller (Damien Bonnard), beste Regie (Pierre Salvadori), bestes Originaldrehbuch, beste Originalmusik, bester Schnitt
Festival de Cannes 2018, Quinzaine des Réalisateurs – Prix SACD
Lumiere Award 2019, Bestes Drehbuch
So einen kennt jeder! Diese Sorte des schlecht gelaunten, grantigen, in die Jahre gekommenen Nachbarn, der jeden Morgen seine Kontrollrunde in der Reihenhaussiedlung macht, Falschparker aufschreibt, Fahrräder an ihren Platz räumt und Mülltonnen auf korrekte Mülltrennung überprüft. Genau so einer ist Ove (Rolf Lassgård).
Dabei will er eigentlich Schluss mit allem machen. Nachdem er vor einigen Wochen seine geliebte Frau verloren hat, versucht er nun immer wieder, sich auf diverse Arten das Leben zu nehmen. Erfolglos – irgendetwas kommt einfach jedes Mal dazwischen. Auch beim neuesten Versuch wird Ove gestört. Und zwar als die neuen Nachbarn mittendrin seinen Briefkasten über den Haufen fahren. Von diesem Augenblick an steht Oves Leben auf dem Kopf. Denn hinter der grimmigen Fassade verbirgt sich eigentlich ein großes Herz. Und manchmal braucht es eben nur eine streunende Katze, das richtige Werkzeug und eine unerwartete Freundschaft, um alte Wunden zu heilen. (filmladen.at)
Für die geschiedene und alleinerziehende Mutter Eva (Julia Louis-Dreyfus) ist das Leben vergleichsweise einfach. Sie arbeitet erfolgreich als Masseurin und lässt alles einfach auf sich zukommen – bis sie auf einer Party auf den ebenfalls geschiedenen Albert (James Gandolfini) trifft. Nach anfänglichen Treffen merken beide rasch, dass zwischen ihnen eine besondere Verbindung besteht, und so entwickelt sich eine romantische Beziehung zwischen den beiden. Nahezu zeitgleich freundet sich Eva mit der Poetin Marianne (Catherine Keener), einer neuen Kundin, an. Die Frauen, beide geschieden, sind sich sofort sympathisch. Allerdings stellt sich heraus, dass Marianne die Exfrau von Albert ist, und so erfährt Eva von einigen Eigenheiten ihres neuen Freundes, die sie bisher übersehen hatte. Das hat schließlich Auswirkungen auf ihre Beziehung mit dem Mann, den sie eigentlich so liebt wie er ist.
Mehrere Milliarden Tonnen Erde werden durch Menschen jährlich bewegt – mit Baggern, Bohrern oder Dynamit. Nikolaus Geyrhalter beobachtet in Minen und Steinbrüchen, an Großbaustellen und Kohleabbaugebieten die Menschen bei ihrem ständigen Bestreben, sich den Planeten untertan zu machen und sich seine Rohstoffe anzueignen: Eine Bestandsaufnahme der Menschheit als wichtigster Einflussfaktor auf die fundamentalen und unwiderruflichen Veränderungen ihres Heimatplaneten.
„atemberaubende Bilder ... ein eindrucksvolles Beispiel des politisch brisanten Filmemachens über Landschaften ... vordringend bis in den Kern der unhaltbaren Beziehung des Menschen zu seinem Planeten ist Erde gleichermaßen ein umweltpolitischer Dokumentarfilm, der alle Aspekte vereint, und ein beängstigendes Porträt einer rapide verschwindenden Landschaft“ (CineVue)
Der Film ist eine Hommage an die Baggerfahrer, so der Regisseur auf der Diagonale in Graz 2019. Er ist selbst begeisterter Baggerfahrer.
Berlinale 2019, Sektion Forum – Preis der Ökumenischen Jury
In Kooperation mit der A. Gobber Bau GmbH
Niemand darf vom Tod ihrer Großmutter erfahren. Um der staatlichen Fürsorge zu entgehen, vergraben die 17-jährige Raya und ihr kleiner Bruder die Frau, bei der sie aufgewachsen sind, im Garten, in der heimischen Apfelplantage. Raya organisiert alleine das tägliche Überleben für sich und ihren Bruder und setzt alle Hoffnung in die nach England ausgewanderte Mutter.
Mellow Mud ist ein ruhiges und trotzdem aufwühlendes Coming-of-Age-Drama über zwei Geschwister, die alles in ihrer Macht stehende tun, um das letzte bisschen Heimat und Familie, das ihnen noch geblieben ist, bewahren zu können. Trotz der erdrückenden Verantwortung verliert die entschlossene Protagonistin des mit dem Gläsernen Bären der Berlinale ausgezeichneten Films dabei nie ihre Hoffnung auf eine glücklichere Zukunft.
Berlinale 2016: Gläserner Bär | Latvian National Film Festival 2016: Bester Film, Bestes Drehbuch, Beste Darstellerin | Palm Springs Festival 2017: Jury Prize New Voices
Nordische Filmtage Lübeck 2017: Preis der Kinder- und Jugendjury
In Kooperation mit aha und dem Jugendservice Bregenz
Frankfurt am Main, 1946. David Bermann und seine jüdischen Freunde sind dem Naziregime nur knapp entkommen und träumen jetzt von der Ausreise nach Amerika. Doch wie das nötige Geld in diesen kargen Zeiten dafür aufbringen? Dem eloquenten Geschäftsmann kommt die zündende Idee: Was brauchen die Deutschen jetzt am meisten? Feinste Wäsche aller Art, hübsch verpackt in unglaubliche Geschichten. Gemeinsam ziehen die sechs begnadeten Entertainer von Haus zu Haus und preisen den Hausfrauen mit hinreißender Chuzpe ihre Ware an. Das Geschäft floriert, die schöne, neue Zukunft naht. Doch bald holt Bermann seine eigene Vergangenheit ein: Warum hatte er damals einen zweiten Pass? Und was hatte es mit seinem Besuch auf dem Obersalzberg auf sich? Hat er womöglich mit den Nazis kollaboriert? Die kluge, attraktive, aber unerbittliche US-Offizierin Sara Simon lässt bei den Verhören nicht locker, sie will dem Kern von Bermanns Erinnerungen auf die Spur kommen und begegnet seiner Fabulierkunst mit eiserner Strenge. Doch es fällt ihr zunehmend schwerer, sich seinem Charme und Witz zu entziehen...
Norwegisches Fimfestival 2017: Publikumspreis für den besten Film
Wir zeigen den Film in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Hohenems.
Der Drehbuchautor Michael Bergmann wird nach der Vorführung am Mittwoch für ein Publikumsgespräch zur Verfügung stehen.
Am 30. Jänner 2018, 19.30 Uhr findet im Jüdischen Museum Hohenems eine Lesung mit Michel Bergmann mit dem Titel „Die Teilacher ... und wie es weiterging“ statt.
Wer weiß wohin?
FR, LB, EG, IT 2011 | 110 min | OmU | Regie: Nadine...
Ein staubiges Kaff irgendwo im Libanon. Schon ewig leben Christen und Moslems hier Tür an Tür nebeneinander, und genauso lange kommt es auch immer wieder zu Konflikten, vor allem zwischen den Männern. Den Grund für das idiotische Hauen und Stechen wissen sie meist selbst nicht mehr so genau – und davon haben ihre Frauen endgültig die Nase voll.
Was aber tun? Da Testosteron das Einsichtsvermögen stark herabzusetzen scheint, ist mit weiblicher Logik nicht viel auszurichten. Und so hecken die Dörflerinnen gemeinsam allerhand unorthodoxe Aktionen aus, in denen der einzige Fernseher des Dorfes, eine ukrainische Table-Dance-Truppe und Haschkekse tragende Rollen spielen. Fantasie und Entschlossenheit des konspirativen Treibens kennen kaum noch Grenzen und zeigen ihre Wirkung …
Die libanesische Regisseurin Nadine Labaki, deren Kino-Erstling Caramel international für Furore sorgte, kehrt endlich mit einer unwiderstehlichen Komödie zurück: Ein engagiertes und vor allem wahnsinnig witziges Plädoyer gegen religiösen Fanatismus, Chauvinismus und Gewalt, das mit einem überraschenden Ende aufwartet. (Tobis)
Toronto Filmfestival 2011, Publikumspreis
Und wenn wir alle zusammenziehen?
FR, DE, 2011 | 100 min | OmU | Regie: Stéphane Robelin
Fünf langjährige Freunde, die sich trotz aller Gebrechen, die mit dem Alter einhergehen, noch vital und voller Energie fühlen, beschließen, ihren Lebensabend gemeinsam im großen Haus von Annie und Jean zu verbringen. Interessierter Beobachter dieses Experiments ist der deutsche Ethnologie-Student Dirk, dessen Anwesenheit die verborgenen Wünsche und Geheimnisse der fünf Freunde ans Tageslicht bringt.
Und wenn wir alle zusammen ziehenist ein wunderbar warmherziger Film, getragen von einem Ensemble großartiger Schauspieler wie Géraldine Chaplin, Jane Fonda, Daniel Brühl und Pierre Richard. (Pandora)
Zu lange schon haben sich die beiden Schwestern Ines (Alicia Vikander) und Emilie (Eva Green) nicht mehr gesehen. Aber jetzt treffen sie sich auf Wunsch von Emilie wieder und gemeinsam wollen sie nicht nur eine schöne Zeit miteinander verbringen, sondern sich auch wieder näher kommen. Doch was als netter Urlaub beginnt, bekommt kurz darauf eine schockierende Wendung: Emilie ist unheilbar an Krebs erkrankt und hat nicht mehr lange zu leben. Da ihr Tod kurz bevorsteht, hat sie beschlossen, auf ihre eigene Weise aus dem Leben zu scheiden. So entpuppt sich auch das vermeintliche Luxus-Ferienresort als klinische Einrichtung, in der Sterbehilfe geleistet wird. Ines wird von dem Vorhaben ihrer Schwester vollkommen überrumpelt… (film.at)
Ein atmosphärisch dichter, emotionaler und spannender Film, in dem dunkle Geheimnisse, Lügen und Verrat dreier starker Frauen eine wichtige Rolle spielen. (filmladen)
Ein Winterabend. Eine Landstraße. Es schneit, die Sicht ist schlecht. Aus dem Nichts kommt ein Schlitten einen Hügel herunter geglitten. Eine Vollbremsung, der Wagen kommt zum Stand. Stille. Den Schriftsteller Tomas trifft keine Schuld an diesem tragischen Unfall, ebensowenig wie den kleinen Christopher, der besser auf seinen Bruder hätte aufpassen können, oder Kate, die Mutter der beiden, die die Kinder früher hätte ins Haus rufen sollen …
Tomas fällt in ein tiefes Loch. Die Beziehung zu seiner Freundin Sara zerbricht an der Belastung. Tomas rettet sich in sein Schreiben. Aber darf er dazu Erfahrungen verarbeiten, die das Leiden anderer einbeziehen?
Der Film folgt seinem Versuch, dem Leben wieder einen Sinn zu geben und eine eigene Familie aufzubauen. Genau so folgt er auch Kate und Christopher, bis der 17 Jahre alt ist und sich entschließt, diesen Fremden wiederzusehen, den er nur einmal, an jenem verhängnisvollen Abend, getroffen hat ...