Filmforum Archiv
Die Alpen sind nicht nur spektakuläre Naturlandschaft im Herzen Europas, sondern Lebensraum für 13 Millionen Menschen in acht Ländern, deren Vielzahl an Sprachen, Dialekten und Lebensweisen die kulturelle Vielfalt dieser einzigartigen Region widerspiegeln.
Robert Schabus begibt sich in seinem Kinodokumentarfilm Alpenland mit großer Empathie und genauem Blick auf eine Reise zu Bergbauernhöfen in Österreich, kleinen Manufakturen im Dorf Premana in Italien oder in bekannte Wintersportzentren wie Méribel in Frankreich und Garmisch-Partenkirchen in Bayern. Die Idylle trägt den Keim zu ihrer Zerstörung in sich. Der Tourismus schafft Arbeitsplätze und frisst die Natur auf, der Verkehr durchschneidet die Alpentäler und der Klimawandel macht sich in den Alpen besonders bemerkbar. Gleichzeitig gibt es Menschen, die von der Tradition geprägt sind, einer rauen Natur seit Jahrhunderten zu trotzen, und die ihren Lebensraum nicht preisgeben wollen.
Im Anschluss an den Film führt Verena Konrad vom vai – Vorarlberger Architektur Institut ein Filmgespräch mit dem Regisseur Robert Schabus.
In Kooperation mit der Bodensee Akademie und dem Vorarlberger Architektur Institut
Der österreichische Dokumentarfilmer Erwin Wagenhofer befasst sich mit den Grundgedanken, die der modernen Bildung zu Grunde liegen und stellt fest, dass auch wenn der Drill heute vielleicht fehlen mag, unser aktuelles Bildungssystem sich noch immer stark aus der Ideenwelt der Industriellen Revolution speist. Nach seiner Ansicht besteht die Aufgabe des Bildungssystems heute wie damals nur darin, Menschen hervorzubringen, die in der arbeitsteiligen Produktionsgesellschaft gut funktionieren, und eben keine Menschen, die einerseits kreativ und andererseits lösungsorientiert arbeiten können. Schuld daran sei das Konkurrenzdenken, welches von der Wirtschaft auf den Bereich der Bildung übertragen wird und die reine Erfüllung vorgegebener Normen als Bildungsziel mit sich bringt. So kommt er zu dem Fazit, dass die Führer aus Politik und Wirtschaft von heute zwar häufig die besten Schulen oder Universitäten besucht hätten, jedoch in schwierigen Situationen keinerlei Lösungen anzubieten haben.
Kino-Regisseur Erwin Wagenhofer (52) widmet nach den Themen Nahrung We feed the World und Finanzen Let's make Money nun mit Alphabet den Abschlussfilm seiner Trilogie der Bildung. Seine These: Fast alle Neugeborenen sind Genies und hochbegabt, doch Bildung in Schulen lässt Kinder verkümmern, statt sie zu fördern. Er fordert ein radikales Umdenken.
Alphabet ist Erwin Wagenhofers bisher radikalster Film.
In Robert Thalheims einfühlsamem Film über das Leben zwischen Zukunftsträumen und der Konfrontation mit der Geschichte tritt der junge Deutsche Sven seinen Zivildienst im polnischen Oswiecim an – besser bekannt unter dem deutschen Namen Auschwitz. Eher hilflos steht er seiner neuen Aufgabe, sich um den KZ-Überlebenden Krzeminski zu kümmern, gegenüber: Die fremde Sprache, die Bedeutung des Ortes und die eingespielten Routinen der Vergangenheitsbewältigung erschweren eine Annäherung der beiden so unterschiedlichen Männer. Als Sven auf die polnische Dolmetscherin Ania trifft und sich in sie verliebt, lernt er ein Leben jenseits der Begegnungsstätte kennen.
Auch in Hope House, der aktuellen Ausstellung von Simon Fujiwara im Kunsthaus Bregenz, geht es um Irritationen und Widersprüchlichkeiten, die entstehen, wenn die heutige Zeit auf einen historischen Ort prallt.
Fujiwara entdeckte im Museumsshop des Anne Frank Hauses in Amsterdam einen Bastelbausatz des berühmten Gebäudes und entwickelte, ausgehend von diesem kommerziellen Produkt, seine alle Geschosse einnehmende Installation im KUB.
Die Filmpräsentation ist eine Kooperation zwischen dem KUB und dem Filmforum Bregenz. Die Besucher/innen erhalten mit der Kinokarte vom 8. bis zum 11. März freien Eintritt ins KUB. Um 20.00 Uhr findet eine kurze Einführung statt.
Felix steht am Hang. Er hat nur eines im Kopf: Valerie. Seine Frau, mit der er 15 Jahre zusammen war, die ihn verlassen hat. Magisch zieht es Felix, den Verfechter der großen Liebe und der Ehe, an den Ort der endgültigen Trennung im Tessin.
Valeries Ex-Liebhaber Thomas, von dem Felix nichts weiß, ist auch da. Allerdings nicht aus sentimentalen Gründen. Der charmante Lebemann, der es nicht so eng sieht mit der Liebe, hat ein Ferienhaus in der Gegend. Per Zufall begegnen sich Felix und Thomas in einem Restaurant. Ohne von ihrer fatal verbundenen Geschichte zu wissen, beginnen die beiden Männer, miteinander zu sprechen. Als Felix realisiert, wen er vor sich hat, nimmt ein abgründiges Verwirrspiel seinen Lauf...
Der Film von Regisseur Markus Imboden basiert auf dem gleichnamigen Roman von Markus Werner, der in 16 Sprachen übersetzt wurde und sich allein im deutschsprachigen Raum 450.000 Mal verkauft hat.
„Ein verblüffend packendes Drama mit Thriller-Qualitäten“
(programmkino.de)
Marcela (Magaly Solier), eine Rosenverkäuferin, lebt mit ihrem Freund in Madrid. Da ihnen das Geld an allen Ecken fehlt, wird sie die Pflegerin eines alten Manns namens Amador. Täglich besucht sie ihn, und schon bald teilt das ungewöhnliche Paar so manches Geheimnis. Der kluge Amador bemerkt schnell, was Marcelas Freund nicht sieht: Marcela ist schwanger, aber glücklich ist sie nicht. Die besondere Begegnung mit Amador hilft Marcela, die Puzzleteile ihres Lebens wieder zusammenzufügen – doch schon bald geschieht etwas Unerwartetes, und Marcela wird beweisen müssen, dass der Tod dem Leben nicht immer ein Ende setzt.
Nach Princesas und Montags in der Sonne zeigt der spanische Regisseur Fernando León de Aranoa mit Amador ein poetisches Alltagsmärchen, eine Mischung aus trockenem Humor und leiser Melancholie.
Sommer in Paris. David, 24 Jahre alt, führt ein unbekümmertes Single-Leben, das er sich mit verschiedenen Jobs finanziert. Gelegentlich schaut er auf einen Sprung bei seiner Schwester und ihrer kleinen Tochter Amanda vorbei. Und da ist noch seine neue Nachbarin Léna, in die er sich verlieben könnte. Doch von einem auf den anderen Tag findet die sommerliche Unbeschwertheit ein Ende. David ist gezwungen, eine große Entscheidung zu treffen und eine noch größere Verantwortung zu übernehmen. Für sein Leben und das seiner siebenjährigen Nichte Amanda. Und die clevere Kleine hat so ihre eigenen Vorstellungen, wie das aussehen soll.
Der Film von Mikhaël Hers erzählt wunderbar feinfühlig und berührend vom Zueinanderfinden zweier Menschen, die ungleicher nicht sein könnten. Vor allem die schauspielerische Leistung von Vincent Lacoste, einem der Shooting-Stars des jungen französischen Kinos als David, und der jungen Isaure Multrier als Amanda treffen mitten ins Herz des Zuschauers. Ein Filmjuwel! (polyfilm)
„Ein großer, einmaliger, ans Herz gehender Film.“ (cineman.ch)
England, Mitte des 19. Jahrhunderts: Resigniert von der männlich dominierten Wissenschaftswelt Londons, hat sich die einst gefeierte Paläontologin Mary in ein Provinznest an der Küste im Südwesten Englands zurückgezogen. Dort hält sie sich und ihre von Krankheit gezeichnete Mutter mühsam mit dem Verkauf von Fossilien an Touristen über Wasser. Deshalb kann Mary auch das lukrative Angebot eines wohlhabenden Kunden keinesfalls ausschlagen, der ihr seine schwermütige junge Ehefrau Charlotte zur Erholung in Obhut geben will, um seine Studienreise ungestört fortsetzen zu können. Mary begegnet ihrem ungewollten Gast zunächst kühl und abweisend, bis Charlotte schwer erkrankt und Marys volle Aufmerksamkeit erfordert. Einhergehend mit Charlottes Genesung gewinnt auch Mary langsam die Lebensfreude zurück, und ihre schroffe Fassade beginnt zu bröckeln. Aus den für beide unerwarteten Glücksgefühlen entwickelt sich bald leidenschaftliche Begierde, die alle gesellschaftlichen Konventionen ins Wanken bringt und den Lebensweg beider Frauen unwiderruflich verändern wird.
So präzise und vorsichtig, wie die von Kate Winslet verkörperte Wissenschaftlerin hier Schicht für Schicht ihre an einem Strand im südwestenglischen Dorset (der sogenannten „Jurassic Coast“) gesammelten Steine abträgt, um die im Inneren verborgenen Fossilien freizulegen, so wächst Schritt für Schritt auch die Leidenschaft zwischen ihrer Figur und der von Saoirse Ronan gespielten jungen Ehefrau. Mittels minimaler Mimik und sparsamer Gesten offenbart sich allein aus der Körpersprache der beiden Ausnahmeschauspielerinnen eine überbordende Gefühlswelt, die lange nachhallt. Seinen besonderen Reiz verdankt das puritanisch-viktorianische Sittengemälde nicht zuletzt den pittoresk-rauen Landschaftsbildern, die an das Werk von William Turner erinnern und sich in den ausdrucksstarken Gesichtern von Winslet und Ronan widerspiegeln. (moviemento)
“Winslet und Ronan agieren herausragend. Mit ihrem virtuosen Spiel gehen sie an die Grenze des Erträglichen, zumal sie ihre Unsicherheit durch ein nuanciertes nonverbales Spiel vermitteln.” (Cineman)
„Die glänzenden Darstellerinnen erschaffen in ihrem Zusammenspiel ein glühendes Zentrum inmitten der kalten englischen Gesellschaft des Viktorianischen Zeitalters.“ (filmdienst)
Eine Kooperation mit GOWEST – Verein für LGBTIQ*
European Film Awards 2021, Best Costume Designer
Women Film Critics Circle Awards 2021, Best Screen Couple
Eine Geschichte der Liebe, nicht von dieser Welt
IT 2017 | 92 min | OmU | R: Francesca Comencini
Claudia und Flavio haben sich geliebt, für lange Zeit und mit größter Leidenschaft. Doch von den heftigen Liebesturbulenzen erschöpft, treiben sie wie zwei Schollen im Eis auseinander. Er macht sich zu neuen Ufern auf, sie wehrt sich mit Händen und Füßen gegen das Loslassen.
Eine italienische Komödie, die mit liebenswerter Ironie und Situationswitz vom möglichen Liebesleben von Frauen und Männern Ende vierzig, von Beziehungskonstellationen und allerlei anderen Überforderungen erzählt. (polyfilm.at)
„Ich wollte lustvoll und vergnüglich von den Irren und den Wirren einer großen Liebe erzählen. Wenn wir an Liebeskummer leiden, also wenn wir versuchen, mit Worten die Dinge so zu drehen, wie wir sie gerne hätten, oder wenn wir mit absurdem, verrücktem Verhalten in der Art eines Don Quijote gegen das Ende einer Liebe zu kämpfen beginnen, zeugt das zwar von einer tiefen Verzweiflung, ist aber oft auch zum Schreien komisch. Ich habe versucht, eine Frauenfigur zu schaffen, eine irritierende, verletzliche Frau, unbequem und kämpferisch. Mit ihr und um sie viele andere Frauenfiguren, die Teilchen im selben Mosaik sind. Frauen, die nach neuen Wegen suchen, ihren Platz in dieser Welt einzunehmen.” (Francesa Comencini)
In Liebe erzählt Michael Haneke die Geschichte eines älteren Ehepaares, das sich mit dem Schicksal konfrontiert sieht. Die Frau von George erleidet einen Schlaganfall und ist daraufhin auf die Hilfe ihres Mannes angewiesen. Hingebungsvoll kümmert er sich um Anne, die ihre Selbstbestimmung aufgeben muss. Gefühle wie Zärtlichkeit, Widerstand, Beharrlichkeit, Verzweiflung und Entschlossenheit tragen den Film wie die Noten eines Musikstückes, sie erklingen in Variationen, bilden aber doch ein einheitliches Stück, symbolisiert durch den Handlungsrahmen, der fast ausschließlich an einem Ort spielt.
Um diese letzte Phase des Lebens zu zeigen, lässt Haneke nichts aus und schildert alles ganz untraditionell, zum Beispiel das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern. Das ist die zentrale Aussage des Films: wahrhaft ein Paar zu sein, bedeutet: bis der Tod uns scheidet. (arte)
Cannes 2012: Goldene Palme
Auf den ersten Blick sieht Amour Fouaus wie eine spröde Theaterproduktion. Die streng kadrierten Bilder, die Kamera, die starr ist und sich nur ab und zu einen kleinen Schwenk erlaubt, all das wirkt einengend. Doch trotz – oder vielleicht wegen – all der formalen Strenge, vermag es der Film sich mit seinen geist-reichen und oft amüsanten Dialogen subtil und kraftvoll ins Gemüt des Zuschauers zu bohren, ohne dass man es am Anfang so recht bemerkt. Doch schon bald ist man fasziniert von Heinrich und Henriette und spürt gleichsam auch deren Gefühl von Enge und Ersticken, in und an einer kleinka(d)rierten Gesellschaft. (kino-zeit.de)
Amour Fouist (…) ein Film über das romantische Konzept von der Liebe, und wie es scheitert. Die optische Strenge des Films korrespon-diert hier perfekt mit dem Gefühl der Protagonisten, in ihrer biedermeierartigen Zurückgezogenheit gefangen zu sein.”
(Matthias Greuling, Wiener Zeitung)
Dem Filmemacher Asif Kapadia, bekannt vor allem durch sein mehrfach ausgezeichnetes Portrait des ebenfalls tragisch ums Leben gekommenen brasilianischen Rennfahrers Ayrton Senna, ist es gelungen, aus rund hundert Interviews, Archivfilmbildern, Konzertaufnahmen und Home Movie Aufnahmen ein facettenreiches und emotional bewegendes Filmportrait zu schaffen.
Obwohl der Film wenig beschönigt, ist Amy Winehouse hier nicht die selbstzerstörerische, durchgeknallte Skandalnudel, als die sie in den Augen der Öffentlichkeit traurige Berühmtheit erlangte, sondern eine erschütternd fragile Künstlerin mit einem Drang nach emotionaler Offenheit, der es unmöglich war, den über sie hereinbrechenden Zirkus nach der Veröffentlichung ihres Albums Back to Blackunbeschadet zu überstehen.
„Asif Kapadia (...) gelingt mit Amyerneut ein kleines Wunder: Er lässt gleichsam die Tote wiederrauferstehen, mit ihrer großartigen Stimme, ihrer quecksilbrigen Persönlichkeit und ihrer großartigen Verwundbarkeit.” (epd film)
An ist eine gastrosophische Meditation über Abgründe, Möglichkeiten und Grenzen der menschlichen Existenz. Schauplatz ist ein kleines Restaurant in Tokyo, in dem der von Dämonen aller Art heimgesuchte Sentaro mit eingelegten roten Bohnen gefüllte Küchlein anbietet. Als ihn Tokue, eine alte Dame mit verunstalteten Händen, mit der von ihr hergestellten An, der titelgebenden Bohnenmasse, bezaubert, stellt er sie als Köchin an. In einem kulinarisch inszenierten poetischen Ritual fließt die ganze Harmonie des Universums in ihrem Topf zusammen.
Die mehrfach ausgezeichnete japanische Regisseurin Naomi Kawase hat sich mit Filmen wie Mogari no moriund Still the Waterinter-national einen Namen gemacht. In ihrem neusten Meisterstück erzählt sie eine ergreifende Geschichte über zwei ganz unterschiedliche Menschen, übers Kochen als poetisches Ritual, über Schönheit, Aufbruch und Vergänglichkeit. AN - Kirschblüten und rote Bohnenist bezauberndes Kino voller Sinnlichkeit, Weisheit und Anmut.
Kirschblüten und rote Bohnenfeierte seine Premiere auf dem Filmfestival in Cannes 2015
Sao Paula Film Festival 2015, Best Foreigen Feature Film Filmfestival Valladolid 2015, Beste Regie
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