Filmforum Archiv
Beim Wirten in Siegheilkirchen sitzt ein Rotzbub und zeichnet die nackerte Fleischhauerin. Die Bilder erregen den ganzen Ort, der Rotzbub heißt Manfred Deix und hat Talent. Doch Maler braucht so eine Kleinstadt im Österreich der 1960er vor allem zum Überpinseln ihrer braunen Flecken. Zum Glück gibt es das Espresso Jessy, das Bier und den Rock’n’Roll. Eines schönen Tages kommen die Roma in den Ort und mit ihnen die furchtlose Mariolina. Endlich gibt es in Siegheilkirchen wirklich etwas zu zeichnen. Aber den Ewiggestrigen im Dorf ist das Fremde natürlich ein Dorn im Auge und sie basteln schon an einer Bombe.
Kaum ein Künstler hat Österreichs Selbstbild nach 1945 so geprägt wie Manfred Deix. Seine unverwechselbaren Bilder lernen nun laufen und erzählen uns von den Wurzeln ihrer liebevollen Drastik. Wieso wird einer so und wieso kann dann trotzdem was aus ihm werden? Die Zärtlichkeit, mit der Marcus H. Rosenmüller der Figur des Rotzbub weit über das Derbe hinaus lebendige Facetten abgewinnt, zeugt von hoher Kompetenz für die Vielschichtigkeit der Provinz.
„Das warmherzige, lustige, anarchistische und hundsgemein österreichische Charakterporträt von einem, der aufbegehrt.“ (Blickpunkt:Film)
Das Porträt einer verborgenen Kultur, geprägt von Freiheitsdrang, gezeichnet von alten Wunden. Ein magischer Trip durch das jenische Europa. Ein geheimnisvoller Freund lädt zwei Schweizer Filmemacher auf eine Reise durch ein jenisches Europa ein. Innerhalb von sieben Jahren wuchs langsam das Vertrauen zwischen Jenischen und Filmteam.
Von staubigen Vororten in Savoyen bis zu den Wäldern Kärntens erzählen Jenische aus ihrem Leben und nehmen uns mit in ihren Alltag. Ein unsichtbares Band verbindet diese unterschiedlichen Menschen, ihre Liebe zur Freiheit, aber auch die tiefen Wunden der Vergangenheit. (Cinematograph-Filmverleih)
„(...) eine feinfühlige Dokumentation, die sich erst in das Thema einfinden muss und sich genügend Zeit lässt, um darin aufzugehen.“ (outnow-ch)
DOK.fest München 2023, Lobende Erwähnung der Jury
Mittfünfziger Tony ist ein einsamer Wolf wie er im Buche steht: Morgens tingelt er als lässig rauchender Schulbusfahrer durch das Pariser Umland, abends träumt er von der großen Freiheit im fernen Amerika. Nachdem ihm ein Herzinfarkt die Vergänglichkeit des Lebens bewusst gemacht hat, beschließt der mürrische Einzelgänger, seine Tochter Maria aufzusuchen, die in Paris als Tanzlehrerin arbeitet und deren Mutter er vor Marias Geburt sitzen ließ.
Tony möchte seiner Tochter näherkommen, scheut sich aber, sich zu erkennen zu geben. So meldet er sich unter falschem Namen zum Rumba-Kurs an. Doch Maria nimmt in ihren Kurs nicht jeden auf. Talent ist gefragt! Mit seiner Nachbarin Fanny trainiert Tony Tag und Nacht Hüftschwünge, Leidenschaftsposen und Cha-Cha-Rhythmen und ergattert sich einen Platz in Marias Rumba-Klasse. Doch lässt sich die jahrelange väterliche Abwesenheit so einfach wegtanzen?
Die wahre Geschichte über die Rivalität zwischen zwei Formel-1-Rennfahrern, dem Österreicher Niki Lauda und dem Engländer James Hunt. Im Jahr 1976 gerät Laudas Ferrari in der zweiten Runde des deutschen Grand Prix am Nürburgring ins Schleudern und er selbst verbrennt bei dem Crash beinahe - während Hunt das Rennen gewinnt. Sechs Wochen später sitzt Lauda aber wieder am Steuer und beginnt eine furiose Aufholjagd im Kampf um den Gesamtsieg. Das atemberaubende Duell ist auch der Kampf zweier gegensätzlicher Philosophien im Rennsport: auf der einen Seite der englische Playboy und Frauenschwarm Hunt, der mit dem bekannten Model Suzy Miller verheiratet ist, auf der anderen Seite der ehrgeizige und disziplinierte Vorzeige-Sportler Lauda. Der schlägt Hunt beim Großen Preis von Italien und anschließend auch in Kanada sowie in den USA. Doch damit ist die denkwürdige Rennsaison noch nicht gelaufen. (filmstarts.de)
"Rush" ist nicht nur einer der großartigsten Rennfahrer-Filme aller Zeiten, sondern auch ein virtuoses Meisterstück des Filmemachens, getragen von zwei der packendsten Schauspielleistungen des Jahres.” (Variety)
Es gibt das Rom der Paläste, Gärten und historischen Sehenswürdigkeiten. Und es gibt ein ganz anderes Rom, abseits vom Zentrum und allen Touristenattraktionen, entlang des riesigen Autobahnrings GRA, der die italienische Hauptstadt auf 70 km Länge umkreist.
Drei Jahre lang vagabundierte Regisseur Gianfranco Rosi mit einem Minivan über den römischen Grande Raccordo Anulare und sammelte die Geschichten der Menschen, die an diesem riesigen Ring leben: Porträts ihrer alltäglichen Existenz werden zur Reise durch das Leben und die unerwarteten Landschaften der Ewigen Stadt. Hinter der Mauer seines stetigen Verkehrslärms enthüllt dieser magische Ort unsichtbare Welten und eine mögliche Zukunft: Der Biologe Francesco führt einen verzweifelten Kampf gegen gefräßige Käfer, die Italiens Palmenhaine bedrohen. Der seltsame Prinz Filippo thront mit großer Geste in seinem Anwesen, das er für Fotoshootings vermietet. Zwei ältere Prostituierte warten an der Autobahn unverdrossen auf Kundschaft. Der Fischer Cesare sorgt sich um die Zukunft der einheimischen Aale. Ein Rettungssanitäter birgt täglich neue Unfallopfer. Und dann ist da der verarmte Adelige Paolo, der mit seiner erwachsenen Tochter auf engstem Raum in einem Hochhaus lebt und uns durch seine kauzige Art umgehend ans Herz wächst.
Filmfestspiele Venedig 2013: Goldener Löwe für den Besten Film
Filmfestspiele Sevilla 2013: Bester Film
Sâdhu – Auf der Suche nach der Wahrheit
CH 2012 | 90 min | OmU | Regie, Buch, Kamera: Gael...
Der SadhuSuraj Baba, ein hinduistischer Heiliger, hat sich von allen weltlichen Gütern getrennt, um sich in eine Grotte zurückzuziehen, die mitten im Himalaya-Gebirge auf 3000 Metern Höhe liegt. Nachdem er acht Jahre in völliger Isolation gelebt und diese Zeit der Meditation gewidmet hat, wendet er sich erneut der irdischen Welt zu. Während dem hinduistischen KumbhaMela Fest, das alle 12 Jahre mehr als 70 Millionen Pilger anzieht, beschließt Suraj sich den anderen Sadhus anzuschließen, bevor er sich auf eine lange Reise begibt und am Ende das Askese-Gelübde ablegt. Durch die Aufrichtigkeit und Offenherzigkeit des Weisen rückt der indische Mystizismus während seiner Initiationsreise in den Hintergrund, denn Suraj ist ein Weiser, der keiner mehr sein möchte.
Filmemacher Gaël Métroz (Nomad’s Land) gelang das Kunststück, zu Suraj Baba eine enge und herzliche Beziehung und Freundschaft aufzubauen, sodass es ihm sogar möglich war, ihn auf großen Teilen seiner Reisen über ein Jahr lang zu begleiten. So entstand nicht nur ein aufrichtiges und offenherziges Porträt eines indischen Weisen auf der Suche nach dem richtigen Leben, sondern auch ein tiefer Einblick in die indische Spiritualität.
„Stilistisch und formal großartig“ (Cineman.ch)
Afrika. In den Weiten der Wildnis, dort, wo es Buschböcke, Impalas, Zebras, Gnus und anderes Getier zu Tausenden gibt, machen sie Urlaub. Deutsche und österreichische Jagdtouristen fahren durch den Busch, sie liegen auf der Lauer, sie gehen auf die Pirsch. Dann schießen sie, weinen vor Aufregung und posieren vor ihren erlegten Tieren. Ein Urlaubsfilm über das Töten, ein Film über die menschliche Natur. (stadtkino)
Nach der hochgelobten Paradies-Trilogie“ und Im Kellerder neueste Film des österreichischen Regisseurs Ulrich Seidl.
Das Unfassbare passiert: Laurence Coly, eine junge Frau aus dem Senegal, legt ihr 15 Monate altes Baby ins Meer. Der Säugling stirbt. In der nordfranzösischen Stadt Saint Omer soll Coly der Prozess gemacht werden. Mord oder nicht – das ist die Frage. Zunächst. Im Gerichtssaal sitzt auch eine andere junge Frau: Rama. Die aus Paris angereiste Professorin und Schriftstellerin stammt ebenfalls aus dem Senegal. Sie identifiziert sich mit der Angeklagten und will eine Reportage über den Prozess schreiben. Das Verfahren beginnt, und nach den ersten Aussagen wird klar, dass nichts klar ist. Wer sitzt hier wirklich auf der Anklagebank? Und wie schnell fällen wir ein Urteil im Angesicht unvorstellbarer Taten?
Inspiriert von einer wahren Begebenheit erzählt die vielfach ausgezeichnete Filmemacherin Alice Diop in Saint Omer von Brüchen in weiblichen Biografien. Ein packender, intelligenter Film über universelle Fragen von Wahrheit, Ausgrenzung und Mutterschaft, ausgezeichnet beim Filmfestival Venedig mit dem Großen Preis der Jury. (Panda Filmverleih)
Der verwitwete Jean (Gérard Depardieu) und sein Sohn Bruno
(Benoît Poelvoorde) haben sich über die Jahre auseinandergelebt und wechseln nun kaum noch ein Wort miteinander. Die alljährliche Landwirtschaftsmesse in Paris sorgt immerhin dafür, dass sich die beiden überhaupt mal wieder über den Weg laufen – und ist der Beginn einer promillehaltigen Weinreise durch Südfrankreich, auf der Jean seinen einsamen Sohn und auch sich selbst auf andere Gedanken bringen will – denn beide leiden darunter, allein zu sein. Und wie lässt sich das Verhältnis zum Sohn trefflicher verbessern als auf einer Sauftour? Im Taxi des jungen Mike (Vincent Lacoste) machen sich Jean und Bruno gemeinsam auf den Weg zum idyllischen Weinort Saint Amour. Doch können sie ihre Differenzen im Laufe des spontanen, chaotischen Ausflugs wirklich überwinden? (filmstarts.de)
Im Park der Villa Grünau, Kennelbach Eintritt frei! Nur bei guter Witterung! Wetterhandy: 0650 - 9923321
DE 2009 | 102 min | Regie: Ali Samadi Ahadi
Mohsen Taheri hat es nicht leicht. Der schmächtige Deutsch-Iraner ist bereits Ende 20 und lebt immer noch bei seinen Eltern. Obwohl er kein Blut sehen kann, arbeitet er in der Kölner Familienmetzgerei. Sein Vater hält ihn für einen Versager, gibt ihm jedoch nie eine Chance, das Gegenteil zu beweisen.
Beim Versuch die elterliche Metzgerei zu retten, havariert er mit seinem Kleinlaster ausgerechnet in der tiefsten ostdeutschen Provinz: in einem verstaubten kleinen Dorf, dessen Bewohner alles Neue und Fremde nach 1989 misstrauisch beäugen. Ausländer werden dort gar nicht gern gesehen. Doch das ist Mohsen egal. Denn er findet seine Traumfrau: Ana, die Automechanikerin, groß, stark und blond. Aber dann verstrickt sich Mohsen in die größte Lüge seines Lebens und eines Tages steht der väterliche Mercedes vor der Tür ...
In Kooperation mit der Gemeinde Kennelbach
Lachsfischen im Jemen
GB, 2011 | 112 min | OmU | Regie: Lasse Hallström
Als der schottische Fisch-Wissenschaftler Dr. Alfred Jones vom Plan des jemenitischen Scheichs Muhammed erfährt, hält er dessen Idee zunächst für vollkommen absurd, und er weist jedes Ansinnen, daran mitzuarbeiten, entrüstet von sich. Denn Scheich Muhammed, ein begeisterter Lachsfischer, will Lachse im Jemen ansiedeln, um seinem Hobby auch in der Heimat frönen zu können.
Doch Dr. Jones hat die Rechnung ohne die britische Regierung und vor allem ohne Harriet Chetwode-Talbot gemacht. Patricia Maxwell, die Pressesprecherin des Premierministers, greift den Plan des Scheichs begeistert auf, um endlich einmal positive Nachrichten aus dem krisengeschüttelten Mittleren Osten verbreiten zu können; Harriet hingegen überzeugt Alfred durch ihren Charme und ihren unermüdlichen Eifer. Notgedrungen beginnt sich Alfred für den absurden Plan zu interessieren und findet schließlich Mittel und Wege, dem Scheich behilflich zu sein. Dass dabei fast nebenbei sein Privatleben auf den Kopf gestellt wird, nimmt er sogar gerne in Kauf.
Im Schweden der 1930er Jahre besucht die angehende Rentierjägerin Elle Marja mit ihrer Schwester die Internatsschule in Lappland. Sie gehört dem Volk der Samen an, deren Alltag von Diskriminierung und Ausgrenzung geprägt ist. Als an der Schule erniedrigende rassenbiologische Untersuchungen durchgeführt werden, entscheidet sie sich für einen radikalen Schritt: Das willensstarke und rebellische Mädchen bricht mit ihrer Familie und macht sich auf den Weg nach Uppsala…
Auf dem Venedig Filmfestival 2017 gewann der Film den Europa Cinemas Label Award und wurde Ende 2017 mit dem LUX-Preis des Europäischen Parlaments ausgezeichnet. In der Schweiz mit 10.000 Kinobesuchern erfolgreich im Kino gestartet. (Poly)
Filmfestival Venedig: Europa Cinemas Label Award
LUX-Filmpreis des Europäischen Parlaments
Filmfestival Göteborg: Bester nordischer Film