Filmforum Archiv
Träumen und Schweigen
FR, ES 2012 | 110 min | OmU | Regie: Jaime Rosales
Oriol ist Architekt, Yolanda Sprachlehrerin. Gemeinsam mit ihren beiden Töchtern leben sie in Paris. Das tägliche Familienleben könnte harmonischer nicht sein: Zusammen wird im Elternbett gelacht und werden Geschichten erzählt, Oriol liest der Jüngsten gerne vor und sogar die beiden Mädchen kommen ohne gröbere Zwistigkeiten durch den Tag. Als Oriol und seine älteste Tochter bei einem Ausflug zum Ebro Delta in einen Autounfall verwickelt werden, ändert sich der Alltag für die Familie schlagartig. Während Yolanda mit dem Schmerz einer Mutter kämpft, die ihr Kind verloren hat, sind Oriols Erinnerungen an die Existenz seiner Tochter nach dem Unfall vollständig ausradiert.
Offizielle Auswahlliste für den europäischen Filmpreis
Man mag es sich gar nicht so recht vorstellen: Dass es eine Zeit gab, in der Frauen NICHT das Wahlrecht zugesprochen wurde. Und doch ist es gerade erst knapp hundert Jahre her, dass ihnen dieses fundamentale Recht zuerkannt wurde und sie somit dem Mann zumindest für die Wahl gleichgestellt wurden.
Die Bewegung nimmt ihren Ursprung im Vereinigten Königreich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und wird sogar von einigen Männern befürwortet. Frauen zumeist mit Bildungshintergrund gründen die Basis. Die Mehrzahl versammelt sich in der Women’s Social and Political Union (WSPU). Treffen, öffentliche Reden, das Verteilen von aufklärerischen Handzetteln sollen den Fortschritt bringen. Doch zunächst ohne Erfolg. Das Jahr 1912 läutet einen Strategiewechsel ein – militante Taktiken finden erste Anwendung: Protestaktionen, bei denen sich die Frauen anketten, Briefkästen in die Luft gejagt, Fensterscheiben eingeworfen werden.
Die junge Maud ist Verfechterin der Ideale und glühender Fan der charismatischen Emmeline Pankhurst, die die WSPU 1903 gegründet hatte. Sie ist es auch, die, mit schlechtem Beispiel vorangehend, die Frauen zu Brandanschlägen ermuntert und so immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt gerät. Doch Emmeline hat eine klare Vision – der Alleinherrschaft der Männer ein Ende zu setzen. (moviepilot.de)
Acapulco, Mexiko: In einem Luxushotel am Strand verbringt Neil mit Alice und ihren Kindern entspannte Urlaubstage. Das Idyll hat ein Ende als Alice ein Anruf aus London erreicht: Ihre Mutter ist gestorben. Während sie umgehend zurück nach London reist, um sich um die Hinterlassenschaften zu kümmern, kehrt Neil vom Flughafen an den Strand zurück – angeblich hat er seinen Pass im Hotel liegen lassen. Um einer Rückkehr in sein Leben zu umgehen, lügt er Alice fortan weiter an. Bis sie eines Tages wieder am Strand steht und ihn konfrontiert, mit seinen Lügen und seiner fehlenden familiären Verantwortung.
Ein flirrender, leiser, bildstarker Thriller, der vor der kontrastreichen Kulisse Acapulcos die Diskrepanzen aufzeigt, die in jeder noch so untrennbar scheinenden Beziehung stecken und die umso schonungsloser zutage treten, wenn das Gleichgewicht eines bestehenden Systems durch unvorhergesehene Ereignisse ins Wanken gerät.
Filmfestspiele Venedig 2021, Wettbewerb Bester Film
El Gouna Film Festival, Silver Star
Meine Frau will heiraten
DK, 2011 | 98 min | OmU | Regie: Ole Christian Madsen
Christian ist Besitzer eines Weingeschäftes und lebt mit seinem 16-jährigen Sohn Oscar in Kopenhagen. Seine Frau Anna ist nach Argentinien gegangen, um erfolgreich eine Karriere als Fußballmanagerin zu starten. Christian lässt die Zeit verstreichen und hofft, dass seine Frau bald zurückkommt. Stattdessen flattern ihm, just als sein Weinladen kurz vor dem Aus steht, die Scheidungspapiere ins Haus. Jetzt muss Christian handeln. Er schnappt sich seinen Sohn und fliegt mit ihm nach Buenos Aires, um seine Frau zurückzugewinnen. Angekommen in Annas luxuriöser Villa macht er die Bekanntschaft von Juan Diaz, als Fußballstar nicht nur Liebling der Massen, sondern auch gutaussehender und viel jüngerer Verlobter seiner Frau. Die Turbulenzen nehmen ihren Lauf: Christian trifft eine leidenschaftliche Haushälterin, höfliche Straßenräuber, einen schlagkräftigen Vater und einen weinseligen Winzer, während sein Sohn die erste große Liebe erlebt und mit dem Theater seiner Eltern nichts zu tun haben will. Die neue Umgebung verändert Christian merklich, aber wird er es schaffen, Anna zurückzuerobern?
Superweltist eine Geschichte über „Gott und die Welt”. Eine Welt, deren Hauptfigur an einer Ladenkasse arbeitet. Und ein Gott, den wir im Film weder sehen noch hören, dessen Dasein wir jedoch die gesamte Handlung über spüren. Bemerkenswert und berührend zugleich spielt Hauptdarstellerin Ulrike Beimpold diese Frau unter göttlichem Einfluss. Eine Frau in der Krise, die nach und nach die gesamte Familie erbeben lässt.
Sein zweiter Film gelingt Markovics auf mehreren Ebenen: Das Ensemble ist durchwegs authentisch, den kleinstädtischen Alltag verortet er sehr passend im Burgenland, und auch für die spirituelle Irrfahrt seiner Protagonistin gehen Markovics nie die treffenden Bilder aus: Er zeigt – wenn keine frohe - so doch eine viel farbenfrohere Welt als in seinem eher düsteren Erstling Atmen.
Österreichischer Filmpreis 2016, Beste Schauspielerin Ulrike Beimpold
Sarajevo Film Festival 2015, Cineuropa Award für Karl Markovics
Wir zeigen den Film in Zusammenarbeit mit den Bregenzer Festspielen. Karl Markovics inszeniert im Rahmen der Festspiele die Uraufführung von Thomas Larchers Oper
Das Jagdgewehrnach Yasushi Inoues Novelle. Die Aufführungen der Oper finden jeweils am 15., 17. und 18. August um 20 Uhr auf der Werkstattbühne statt. Karten unter www.bregenzerfestspiele.com.
Der Regisseur wird im Anschluss an den Film für ein Publikumsgespräch im Kino anwesend sein.
Auf dem Weg zur Schule
FR, CN, ZA, BR, KM 2013 | 75 min | OmU | Regie: Pascal...
In Auf dem Weg zur Schule erzählt Regisseur Pascal Plisson eine globale Bildungsgeschichte – von Mädchen und Jungen, ihren Freunden und Geschwistern in der kenianischen Savanne, im Atlasgebirge Marokkos, in Patagonien und am Golf von Bengalen. Mit viel Gespür für Situationskomik porträtiert der Film seine kleinen Helden und feiert ganz nebenbei die Bildung, die oft zu Unrecht als Beschwernis wahrgenommen wird. Zahira, Jackson, Samuel und Carlito überraschen uns mit ihrer Leidenschaft, Neugier und ihrer unendlichen Energie.
Yusuf lebt bei seiner Mutter Zehra am Rande einer anatolischen Kleinstadt. Gemeinsam verkaufen sie selbst hergestellte Milchprodukte ihrer beiden Kühe auf dem lokalen Markt, eine harte Arbeit, die wenig einbringt. Die Geschäfte gehen immer schlechter, da immer mehr Menschen in den neuen Supermärkte einkaufen. Zehra verlangt von Yusuf, durch geregelte Arbeit zum gemeinsamen Lebensunterhalt beizutragen. Aber Yusuf verliert sich lieber in Tagträumen und Literatur. Als eines seiner Gedichte in einer Literaturzeitschrift veröffentlicht wird, wächst in ihm der Wunsch nach künstlerischer Selbstverwirklichung und Anerkennung.
Zehra verliebt sich in den örtlichen Bahnhofsvorsteher und entdeckt ihre Weiblichkeit wieder. Plötzlich ist Yusuf nicht mehr der einzige Mann in ihrem Leben, und weder die Gedichte noch die Milch, deren Verkauf von Tag zu Tag weniger einbringt, können ihm jetzt weiterhelfen, sein Leben zu meistern.
Nach dem preisgekrönten letzten Teil Bal, zeigen wir nun auch den zweiten Teil der sogenannten Yusuf-Trilogie von Semih Kaplanoglu.
Nominiert für den goldenen Löwen, Venedig 2008
FIPRESCI-Preis, Fimfestspiele Istanbul 2009
Eine Nomadenfamilie lebt zurückgezogen mit ihren Pferden in der berauschenden, von Bergschluchten geprägten Landschaft Kirgistans: ein alter Hirte und seine Frau, ihre Schwiegertochter Shaiyr und ihre kleine Enkelin Umsunai. Shaiyrs Ehemann ist vor vielen Jahren in einem Fluss ertrunken. Umsunai vermisst ihren Papa und glaubt fest daran, dass er – wie es in einer der schönsten Legenden der Nomaden erzählt wird – in einen Steinkauz verwandelt wurde, der seine Kreise über den Gipfeln zieht. Shaiyr entschied sich, bei der Familie ihres Mannes zu bleiben, denn sie liebt das wunderschöne Land.
Doch dann taucht der Meteorologe Ermek auf, der seine Mess-Station direkt neben Shaiyrs Zuhause aufbaut. Die beiden verlieben sich und das alte Hirtenpaar ahnt, dass Shaiyr mit dem Gedanken spielt, ein neues Leben in der Stadt zu beginnen. Als Shaiyrs Sohn, der in der Stadt studiert, die Familie in der Bergschlucht besucht, bestürmt er die Nomaden mit Geschichten aus dem modernen Leben. Und schließlich tauchen in der Nähe die ersten Baumaschinen auf, die ein anderes Zeitalter ankündigen.
Regisseur Mirlan Abdykalykov erzählt im sanften Rhythmus des Nomadenlebens und nimmt uns mit auf eine Zeitreise in das so leicht verwundbare Herz einer Familie. Ein ruhiger, sanftmütiger und sehr atmosphärischer Film. (Programmkino.de)
Die 17-jährige Suzume folgt einem geheimnisvollen jungen Mann und entdeckt eine verwitterte Tür, die inmitten einer verfallenen Ferienanlage aufrecht steht. Wie von einer unsichtbaren Kraft angezogen, greift sie nach der Klinke – und überall in Japan beginnen sich die Türen zu öffnen, eine nach der anderen, und entfesseln Zerstörung. Suzume muss jedes einzelne dieser Portale schließen, um weitere Verwüstungen zu verhindern. Ihre Reise beginnt … (film.at)
Suzumeist nicht nur thematisch wunderschön, sondern wortwörtlich. Die Bilder sind atemberaubend. Die Farben, die Komposition, die „Belichtung“, selten hat der Begriff „every frame a painting“ so sehr zugetroffen. (uncut)
„Ein so bewegender wie bildgewaltiger und trotz des ernsten Hintergrunds unglaublich optimistischer und lustiger Anime-Blockbuster“ (filmstarts.de)
Eine Medienpartnerschaft mit dem Jugendservice der Stadt Bregenz, aha –Jugendinformationszentrum Vorarlberg und dem Verein Amazone
Der junge Geistliche Fabian soll auf einer kleinen dalmatinischen Insel die Nachfolge des alten, beliebten Dorfpfarrers antreten. Doch das ist gar nicht so leicht, denn Fabian kann weder singen noch Boule oder Seniorenfußball spielen. Trotzdem will er unbedingt Gutes tun. Als ihm die himmelschreiend geringe Geburtenrate der Insel auffällt, hat Fabian seine Aufgabe gefunden: Gläubigenver-mehrung statt Beerdigungsalltag. Der Grund für das Übel ist schnell gefunden, denn der reumütige Kioskbesitzer Petar berichtet vom reißenden Kondom-Absatz auf der Insel. Fabian hat eine Idee: So ein Kondom lässt sich ziemlich gut mit einer Nadel durchstechen. So kann man dem göttlichen Willen durchs Hintertürchen wieder Einlass gewähren. In Zusammenarbeit mit dem verrückten Dorfapotheker, der statt der Pille nur noch Vitamine verkauft, folgt schnell der gewünschte Effekt. Und das auch gegen den Willen der überrumpelten Dorfbewohner, die sich in unheiligen Allianzen und unorthodoxen Umständen wiederfinden. Prompt ruft der plötzliche Kindersegen neben geistlichen Würdenträgern auch nachwuchswillige Pärchen aus aller Welt auf den Plan.
Europäischer Filmpreis 2013: Nominierung als Beste Komödie
Thessaloniki Filmfestival 2013: Bester Film
Ein kleines Dorf in den Weiten Kirgisiens liebt einen Mann – den örtlichen Elektriker Svet-Ake - den man überall nur den "Herrn des Lichts" nennt. Der vierfache Vater hat stets ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Dorfbewohner, ihren Ehefrust und ihre Lebenslust. Doch vor allem für ihre Stromrechnung. Und das ist gut so, denn die Stromkosten klettern in astronomische Höhen. Kaum jemand kann sich noch abends Licht leisten, geschweige denn sich sonst irgendwie über Wasser halten. Und so lässt Svet-Ake die Stromzähler ab und zu rückwärts laufen – bis er mit dem Gesetzgeber in Konflikt gerät und schließlich seinen Elektriker-Posten verliert. Doch er hat eine kühne Vision, die das Dorf aus der Misere führen und für zukünftige Generationen lebenswert machen soll...
Nach dem mehrfach preisgekrönten Beshkempir bringt Regisseur Aktan ArymKubat erneut Licht und Luft der kirgisischen Landschaften zum Tanzen. Aus einem fernen Land im politischen Umbruch kommt eine so lebensmutige wie bewegende Geschichte, die in ihrer betörenden Bilderkraft und ihrem feinsinnigen Humor einzigartig ist.
In einer Stadt in Afghanistan kniet eine junge Frau an der Seite ihres schwer verletzten Mannes, der im Koma liegt. Im Zimmer ist es still, draußen sind Schüsse zu hören. Dann beginnt sie zu reden. Sie erzählt ihm, was sie vorher nie zu sagen wagte, von dem Drama, das die Ehe für sie bedeutet, ihren Wünschen und Geheimnissen. Er wird zu ihrem Stein der Geduld, der ohne zu urteilen alles in sich aufnimmt. Sie beschützt ihn, vor Kriegern und Bomben, und entdeckt dabei sich selbst. Doch wie viel kann ein Stein der Geduld ertragen, bevor er zerspringt?
Ein fesselndes Frauenporträt, das als Protokoll eines sich anbahnenden Befreiungsaktes angesichts der realen Verhältnisse in Afghanistan umso mehr erschauern lässt.