Filmforum Archiv
In Der Landarzt von Chaussybeschreibt Thomas Lilti den Alltag eines Landarztes. Er thematisiert damit ein bereits langewährendes Problem in Frankreich, den akuten Ärztemangel auf dem Land.
Dr. Jean-Pierre Werner ist unermüdlich im Einsatz, ein Privatleben hat er schon lange nicht mehr. Er ist Single, sein Sohn erwachsen.
Als sein Arzt ihm rät, wegen seiner Erkrankungen kürzer zu treten, gibt er nur widerwillig nach.
Als mögliche Nachfolgerin stellt sich Dr. Nathalie Delezia bei ihm vor. Eine selbstbewusste Frau, aber ohne Erfahrung als Landärztin. Nach dem Motto: Landarzt kann man nicht erlernen, gewährt Jean-Pierre der attraktiven Medizinerin keine Vorschusslorbeeren. Doch Nathalie hat Durchhaltevermögen.
Mit seinem neuen Film zeichnet Regisseur Thomas Lilti das authentische und liebevolle Portrait eines Landarztes. Zugleich erzählt er subtil und humorvoll eine zutiefst menschliche Geschichte. In den Hauptrollen des charmanten Erfolgsfilms aus Frankreich glänzen François Cluzet, der Star aus Ziemlich beste Freunde, und die bezaubernde Marianne Denicourt.
Webdesigner Martín hat sich in seine Einzimmerwohnung zurückgezogen, nachdem er von seiner Freundin sitzengelassen wurde – mitsamt ihrem kleinen Terrier Susú, der ihm nun Gesellschaft leistet. Martín ist ein Phobiker auf dem Weg der Besserung. Nach und nach wagt er es, aus der Isolation seiner kleinen Wohnung und seiner virtuellen Welt auszubrechen.
Mariana ist Architektin, aber sie verdient ihr Geld damit, Schaufenster zu dekorieren, in deren kunstvolle Gestaltung sie ihr ganzes Können legt. Gerade erst hat sie eine lange Beziehung beendet und teilt jetzt ihre Wohnung mit Schaufensterpuppen und 27 unausgepackten Umzugskartons.
Martín und Mariana leben in gegenüberliegenden Wohnblocks in Buenos Aires. Immer wieder laufen sie sich über den Weg, aber sie nehmen sich nicht wahr, obwohl sie doch eigentlich wie füreinander geschaffen sind. Wie können sie sich in einer Stadt mit drei Millionen Einwohnern finden?
„Ein wunderbarer Großstadtfilm über Sehnsüchte und Hoffnungen.“ (Aargauer Zeitung)
2. Publikumspreis am Festival Berlin 2011
Prix du public & Prix rail d’oc, Toulouse
Best of the Festival, Melbourne
Ayiva hat sein Zuhause in Burkina Faso verlassen und macht sich gemeinsam mit seinem besten Freund Abas auf nach Europa, um seine Tochter finanziell versorgen zu können. Die gefährliche Überfahrt mit einem Schmugglerboot überleben die beiden nur knapp. Endlich in Italien angekommen, ist die Eingewöhnung schwierig, die Leute begegnen ihnen feindselig. Auf einer Plantage finden sie schließlich Arbeit und neue Freunde, doch als es zu gewaltsamen Angriffen auf Einwanderer kommt, steht für Ayiva und Abas alles auf dem Spiel.
Mediterraneaist das Spielfilmdebüt des jungen Italoamerikaners Jonas Carpignano, der bereits für seine Kurzfilme A Ciambraund A Chjànamehrfach auf den Filmfestivals in Cannes, Venedig und auf dem Sundance-Festival ausgezeichnet wurde. Mit den Mitteln des Spielfilms arbeitet Carpignano die Hintergründe der Unruhen in Rosarno 2010 auf, bei denen mehr als 60 Menschen verletzt wurden und Tausende MigrantInnen evakuiert werden mussten. Die Figuren des Films werden dabei von Flüchtlingen und ImmigrantInnen verkörpert, die selbst von den Unruhen betroffen waren und ihre eigenen Erfahrungen mit Flucht, Vertreibung und Fremdenfeindlichkeit in den Dreh einfließen ließen.
Kairo Film Festival 2015, Bester Film, Bester Schauspieler
Weitere Filmpreise in München, Zürich und Stockholm
Jellyfish - Vom Meer getragen
IL, FR 2007 | 78 min | OmU | Regie: EtgarKeret, Shira...
Keren, Batya und Joy - drei Frauen zwischen Traum und Realität im heutigen Tel Aviv. Wie Quallen treiben die Protagonisten dieser Tragikomödie durch ihre Leben. Einsam meistern sie ihren Alltag, der zwischen Humor und Melancholie fast surrealistisch anmutet.
Der israelische Kultautor EtgarKeret lässt uns in seinen Kurzgeschich-ten immer wieder in die Ängste und Sehnsüchte der Figuren in ihrer kuriosen Alltäglichkeit hineinblicken. Zusammen mit Shira Geffen hat er Meduzot gedreht, der auf dem Film Festival in Cannes aus einer Nebensektion heraus mit der Camérad'Or für den besten Debütfilm ausgezeichnet wurde. Das zeitgenössische Porträt einer in Unordnung geratenen Welt, in der jeder versucht, Liebe zu finden oder etwas zu erleben, an das man sich erinnert.(Arsenal)
“Gut konstruierter, clever stilisierter, tragikomischer Episodenfilm. Großes Kino!“(Variety)
Eine Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Hohenems.
Caméra d’Or – Festival de Cannes 2007
Semaineinternationale de la Critique – Cannes 2007
Prix SACD – Prix de la Jeune Critique
Victor Kaufmann und Rudi Smekal sind Freunde seit ihrer Kindheit. Doch Victor landet im KZ und Rudi bei den Nazis. Als Rudi Victor aus dem KZ nach Berlin bringen soll, ändert sich alles. Der jüdische Gefangene wird zum SS-Mann und der Sturmbannführer zum KZ-Häftling. Ein Spiel mit vertauschten Rollen, ein Spiel um Leben und Tod.
Mein bester Feind greift den Grundgedanken von „Des Kaisers neue Kleider“ anhand einer SS-Uniform neu auf und geht mit seinem auch humorvollen Ansatz ein Wagnis ein. Er unterscheidet sich damit von den grauen Nazi-Kino-Epen der vergangenen Jahre, in denen Nationalsozialisten immer die Täter waren und die Juden stets zu hilflosen Opfern gemacht wurden. Die Handlung ist frei erfunden, bleibt aber stets realistisch.
Im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele Berlin 2011 lief der Film außer Konkurrenz im Wettbewerbsprogramm.
Die Ehe von Martin und Katharina steckt in einer Krise und droht zu zerbrechen. Ein Grund für die Probleme ist ihr autistischer 6-jähriger Sohn Tobias. Aber als im Nebenhaus ein junges Pärchen einzieht, öffnet sich Tobias überraschenderweise. Martin ist anfangs begeistert, muss aber bald erkennen, dass Nicole und Christian mit schrecklichen Hintergedanken ihre Nachbarn geworden sind.
Mit seinem Spielfilmdebüt Mein Fleisch und Blutpräsentiert der in Landshut geborene Regisseur Michael Ramsauer, der an der Filmakademie Wien studierte, einen waschechten Psychothriller made in Austria.
Der kleine Lillebror, der vor kurzem mit seiner Familie aufs Land gezogen ist, findet in der Pampa nur schwer Anschluss bei Gleichaltrigen. Also erklärt er kurzerhand einfach einen Zweig als seinen neuen Spielkameraden und tauft das sprechende Stück Holz auf den Namen "Knerten".
Mit seinem neuen treuen Begleiter erlebt der kleine Junge aufregende Abenteuer. Selbst für die kompliziertesten Lebenslagen und Alltagsprobleme findet das unschlagbare Duo eine Lösung. Ob das Geld zur Hausreparatur fehlt, Ameisen sich durch die Wände fressen, der Vater als Damenwäsche-Vertreter nichts verkauft oder Bruder Phillip erste Liebeserfahrungen sammelt...
Über einen Zeitraum von fünf Jahren treffen sich Tochter und Vater immer wieder zum Gespräch, und zwar an den Orten, die beide geprägt haben – in Prag und auf Schloss Orlik im Süden von Böhmen, aber auch in Wien und in Murau in der Steiermark. Die Gespräche erkunden im Laufe der Jahre alle Winkel der gemeinsamen Geschichte.
Sie erzählen von einem Vater als Zeitzeugen des 20. Jahrhunderts, dessen Kindheit von Enteignung und Flucht geprägt ist und der später zu einem der bemerkenswertesten Politiker Europas nach dem Zweiten Weltkrieg wird. Ein Staatsmann, Aristokrat und Revolutionär gleichermaßen.
Die Geschichte seiner Tochter beginnt als die eines Mädchens, das in einer von Erbprinzen und Männern dominierten Familientradition aufwächst. Eines, das sich gegen Etikette und Adelsprädikate wehrt, später in Drogensucht abgleitet – dann clean wird und sich ein Leben in London aufbaut, um die Schatten der Vergangenheit zurückzulassen.
Vor dem Hintergrund einer turbulenten und von Schicksalsschlägen gezeichneten Familiengeschichte bemühen sich beide aufrichtig, einen Weg zueinander zu finden.
Marko Doringer besucht Freunde, Kolleginnen und seine Eltern, um herauszufinden, wie sie mit dem fragilen Gefüge von Partnerschaft, Familie und Arbeit umgehen. Seine Generation ist hin- und hergerissen: Auf der einen Seite die Freude an der Arbeit. Auf der anderen Seite die Angst, dem Partner oder den Kindern nicht gerecht zu werden. Dazwischen der Wunsch, die Versäumnisse der eigenen Eltern nicht zu wiederholen. Gibt es ein Glücksrezept für ein gelungenes Leben?
Einfühlsam, beharrlich und humorvoll erforscht Regisseur Marko Doringer die Gefühlswelt einer Generation, die um ihren Weg ringt. Damit kommt nach Mein halbes Leben und Nägel mit Köpfen der dritte Teil der österreichischen Kultserie in die Kinos.
„Einfach fesselnd!“ (Abendzeitung München)
„Radikal subjektiv, tragikomisch und mit manchmal fast schmerzlicher Offenheit.“ (Falter)
Gemeinschaftseigentum, freie Sexualität, Auflösung der Kleinfamilie, – das waren die Grundprinzipien des Friedrichshofs, der größten Kommune in Europa, die vom mittlerweile verstorbenen Wiener Aktionisten Otto Mühl Anfang der 70er Jahre gegründet wurde. Der Regisseur Paul-Julien Robert, der in diese Kommune hineingeboren wurde, begibt sich in Meine keine Familie auf eine persönliche Reise in die eigene Vergangenheit. Ausgehend von Archivmaterial, das im Film erstmalig öffentlich gezeigt wird, konfrontiert der Regisseur sich selbst und seine Mutter mit der Frage: Was ist Familie?
Mutige, kluge und tief bewegende Aufarbeitung einer Kindheit. Meine keine Familie darf als Pflichtlektüre gelten für alle, die Wesentliches über die Folgen bewusster und unbewusster Überbehütung, Deformierung und Vernachlässigung von Kindern durch ihre Eltern erfahren wollen. So manchem könnte ein Licht aufgehen. (Ray)
Paul-Julien Robert entpuppt sich in Anbetracht des Skandals um den verurteilten Kommunenführer Mühl als Meister leiser Töne. Ein Geniestreich, der 2012 bei der Viennale den Wiener Filmpreis in der Kategorie Bester Dokumentarfilm erhielt. (Wienerin)
OmU-Preis in der Sektion dok.deutsch - Dok.Fest München
Justine und Michael feiern ihre Hochzeit mit einem rauschenden Fest auf dem Landsitz von Schwester und Schwager der Braut. Währenddessen nähert sich der riesige Planet Melancholia immer weiter bedrohlich der Erde. Ein wunderschöner Film über das Ende der Welt - wer außer Lars von Trier würde sich auf so ein waghalsiges Unterfangen einlassen? Der seit Jahren für seinen Mut und seine Risikobereitschaft gefeierte Regisseur legt mit Melancholia erneut ein Meisterwerk vor, mit dem er ganz neue Wege beschreitet und sein Publikum abermals überrascht. Einmal mehr blickt der mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Däne dabei mit seinem bildgewaltigen und emotional schonungslosen Drama, das im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes seine Weltpremiere feierte, tief in die seelischen Abgründe und Ängste seiner ungleichen Protagonistinnen.
„Das Auge lässt sich nun mal leicht verführen. Und Lars von Trier bietet mit Melancholia denn auch ganz große Oper – wie man so sagt, wenn eine Performance sehr virtuos, sehr pathetisch und künstlich ist und den Zuschauer am Ende erschüttert und ratlos zurücklässt.“ (Süddeutsche Zeitung)
Europäischen Filmpreis 2011: Melancholia führte mit acht Nominierungen das Favoritenfeld an; bester europäischer Film, Regie, Darstellerinnen Kirsten Dunst und Charlotte Gainsbourg, Drehbuch, Kamera, Schnitt und Szenenbild. Auszeichnung für Kirsten Dunst als beste Schauspielerin.
Aldo und Monica sind verheiratet und lieben einander wie am ersten Tag. Dies, obwohl die Umstände nicht ganz einfach sind. Er arbeitet als Lehrer, sie ist in einer stillgelegten Zuckerfabrik angestellt. Beide leben in Melaza, einem abgeschiedenen Flecken Kubas, der schon bessere Zeiten gesehen hat. Carlos Lechuga erzählt ihre Liebesgeschichte und betrachtet dabei mit leisem Humor die Tücken des Lebens und wie die Menschen in Kuba sie meistern.
Melazaheißt bei ihm der Ort des Geschehens, und der titelgebende Name steht für jene Industrie, auf die Kuba voll setzte: Zucker. Draußen auf dem Land scheint die Zeit noch viel stärker stillgestanden zu sein, die Revolution erstarrt. Die Menschen haben sich darauf eingerichtet, dass eigentlich nichts mehr geht. Gerade deshalb ist Fantasie gefragt, denn man will das Leben ja doch genießen, auch wenn die alten Träume vielleicht nicht so wahr geworden sind, wie man sich das gewünscht hätte. Einzigartige Dekors, sorgsame Fotografie und ein Humor, der seine Kraft aus der Situation bezieht, prägen diesen nachdenklich-amüsanten Liebesfilm, der uns eine starke Innenansicht Kubas bietet.
„Mit dem Liebesfilm Melazakündigt sich eine Renaissance des kubanischen Kinos an.“ (NZZ)