Filmforum Archiv
Lindberg! Mach dein Dingist die verdiente cineastische Würdigung der deutschen Rock-Legende.
Seit über 40 Jahren ist Udo Lindenberg eine Ikone der deutschsprachigen Popkultur, die immer noch die größten Stadien füllt. Seine unverwechselbare Art, sein Aussehen und natürlich seine Musik sind Teil des kollektiven Bewusstseins, doch wie Udo Lindeberg dazu wurde, erzählt der Film von Hermine Huntgeburth.
Das Biopic Lindberg! Mach dein Ding beleuchtet die Vergangenheit des Musikers von seiner Kindheit im westfälischen Gronau bis zum ersten, alles entscheidenden Bühnenauftritt in Hamburg 1973; von seinen Anfängen als hochbegabter Jazz- Schlagzeuger und seinem abenteuerlichen Engagement in einer US-amerikanischen Militärbasis in der libyschen Wüste, über Rückschläge mit seiner ersten LP bis zu seinem Durchbruch mit Songs wie Mädchen aus Ost-Berlin oder Hoch im Norden und Andrea Doria: Lindberg! Mach dein Ding erzählt die Geschichte eines Jungen aus der westfälischen Provinz, der eigentlich nie eine Chance hatte, und sie doch ergriffen hat, um Deutschlands bekanntester Rockstar zu werden – ein Idol in Ost und West.
Bayrischer Filmpreis 2020, Best Young Actor für Jan Bülow
Lingui – Heilige Bande
TD 2021 | 87 min | OmU | R: Mahamat-Saleh Haroun
Am Rande der Stadt N’Djamena im Tschad lebt Amina allein mit ihrer 15-jährigen Tochter Maria. Als diese schwanger wird, bricht ihre ohnehin schon fragile Welt zusammen. Im Land wird die Abtreibung nicht nur von der Religion verurteilt, sie wird auch vom Gesetz geahndet. Vereint mit den Frauen des Quartiers kämpft Amina für die Selbstbestimmung ihrer Tochter. Ein starkes Plädoyer für die Kraft der weiblichen Solidarität.
„Durch die einfache lineare Erzählweise und die Fokussierung auf das Thema sowie das starke Spiel von Achouackh Abakar Souleymane und Rihane Khalil Alio entwickelt Lingui eine bewegende emotionale Kraft.“ (filmnetz, Walter Gasperi)
„Ein starkes Plädoyer für Solidarität unter Frauen, mit deren Hilfe sie die Fesseln einer restriktiven Gesellschaft sprengen.“ (arte)
Filmfestival Turin 2021, Interfedi Award
Alice ist Alleinerzieherin und leidenschaftliche Wissenschaftlerin im Bereich der Grünen Gentechnik. Als Pflanzenzüchterin in einer auf Zierpflanzen spezialisierten Firma entwickelt sie eine neue Spezies, die nicht nur besonders schön ist, sondern auch besonders gut riecht. Wenn man die Pflanze aufmerksam pflegt, warm hält und zu ihr spricht, entwickelt sie einen therapeutischen Effekt: die Blume macht glücklich. Unerlaubterweise bringt Alice eine der Blumen als Geschenk für ihren Teenager-Sohn Joe mit nach Hause. Sie nennen die Pflanze Little Joe– aber indem die Blume wächst und gedeiht, wächst ebenso Alices Verdacht, dass diese von ihr geschaffene purpurrote Blume nicht so harmlos ist, wie ihr Spitzname vermuten lässt.
„Eine Blume sorgt in Little Joedafür, dass sich die Menschen seltsam benehmen. Oder auch nicht. Eine raffinierte Komödie über zwischenmenschliche Unwägbarkeiten.” (Der Standard)
„Jessica Hausners stetig eskalierender Sci-Fi-Horror-Hybrid irritiert und fasziniert.” (kino-zeit.de)
Cannes 2019, Beste Schauspielerin Emily Beecham
Strasbourg European Fantastic Film Festival 2019, Special Jury Mention
Die vier March-Schwestern Jo, Meg, Amy und Beth wachsen Mitte des 19. Jahrhunderts in der von starren Geschlechterrollen dominierten Gesellschaft der Vereinigten Staaten auf. Ihr Vater dient im Bürgerkrieg, ihre Mutter kümmert sich um die Familie, arbeitet und hilft im Dorf.
Je älter die vier Schwestern werden, desto deutlicher erkennen sie, welche Hindernisse ihnen bei ihrer Selbstbehauptung als Frauen in den Weg gelegt werden. Gleichzeitig wird ihnen aber auch klar, wie sehr sie sich letzten Endes doch unterscheiden. Während die stolze Jo etwa Schriftstellerin werden will und das gesellschaftliche Rollendiktat als Gemahlin und Mutter ablehnt, folgt Meg ihrem Herzen in die Ehe. Amy hingegen will ihre Einzigartigkeit durch die Malerei ausdrücken und studiert in Frankreich. Männer interessieren die vier Frauen weniger. Lediglich der Nachbarsjunge Laurie, der sich in Jo und die Familie March verliebt, findet schnell einen Platz bei den Marchs.
Greta Gerwig adaptiert den weltberühmten amerikanischen Literatur-klassiker von Louisa May Alcott mit einem einmaligen Schauspiel-Ensemble.
Der Film wurde mit 72 internationalen Filmpreisen ausgezeichnet, darunter ein Oscar für das beste Kostümdesign.
In Kooperation mit dem Verein Amazone
Ort des Films sind die Azoren – mit ihrer fantastischen Landschaft und Natur Sehnsuchtsziel unzähliger Touristen, doch beengendes Eiland für die, die dort leben. Der Alltag der Protagonistin Ana und anderer junger Bewohner:innen, darunter eine trotzig offene, queere Community, spielt sich ab über einem stetigen Grundrauschen von tiefstem Katholizismus. Ungeachtet ihrer Versuche, sich in die Inseltraditionen einzupassen, dominiert daher eine Frage ihr Leben: ob und wie sie die Insel verlassen können oder müssen? Vor blendend schöner Naturkulisse erzählt Varejão eine universelle Geschichte von Coming-of-Age und Coming-out – kurz: von Befreiung. (Viennale, Barbara Kronsfoth)
Ein kraftvoller und eigenwilliger Spielfilm, ein kompromissloses Porträt einer Generation, die um ihre Existenz kämpft (Cineuropa)
Der Film gewann 10 internationale Filmpreise, darunter in Venedig den GdA Directors Award und den Jury Preis bei den LGBT-Film-Festival 2022 in Madrid
Eine Medienpartnerschaft mit dem Verein Amazone
Thomas, Ende Zwanzig, hat sein Idol Kurt Cobain längst überlebt. Völlig manisch stürzt er sich noch einmal in einen Bandwettbewerb, der den ersehnten Durchbruch bringen soll. Zwischen Affären und Alkoholexzessen schafft er es bis in die letzte Runde. Doch ein Schicksalsschlag verändert alles.
Der Debütfilm des Haneke-Schülers Henning Backhaus ist ein musikgeladenes Coming-of-Age Drama um einen jungen Gitarristen, der von der professionellen Karriere träumt, jedoch auf dem Weg zum Ziel private Hürden nehmen muss. Es gibt unzählige Songs über das Erwachsenwerden, verpasste Chancen und große Fehler: Doch es gibt nur wenige, die sich den Personen hinter den Texten widmen. Henning Backhaus (Krankheit der Jugend) porträtiert in seinem Film mitreißend und ehrlich das Schicksal seiner jungen Protagonisten, die an der Schwelle zum Erwachsenwerden über dieselben Probleme stolpern wie schon unzählige Generationen vor ihnen. Gelöst haben sie diese immer noch nicht – aber zumindest den passenden Soundtrack gefunden. Musik von Hans Wagner featuring Yoko Love und Neuschnee, Too much of Nothing und Mother's Cake.
“Es ist eine gehörige Portion Leben, die bei Local Heroes zuschlägt und ihren Tribut fordert.” (Vienna online)
Algerien 1954: Als sich im Tal eine Rebellion zusammenbraut, fliehen zwei völlig gegensätzliche Männer gemeinsam über das algerische Atlasgebirge. Mitten im eiskalten Winter soll der zurückgezogen lebende Lehrer Daru den wegen Mordes beschuldigten Bauern Mohamed zu seiner Verurteilung eskortieren. Verfolgt von Reitern und Dorfbewohnern, die Blutrache geschworen haben, schlagen sie sich durch das Gebirge, um gemeinsam für ihre Freiheit zu kämpfen.
„David Oelhoffen folgt ganz bewusst Genre-Konventionen, die zunächst von den amerikanischen, später dann von den italienischen Western der 1960er und 1970er-Jahre etabliert wurden, und geht dabei zugleich weit über sie hinaus. Camus‘ Existenzialismus bekommt in seiner Vision explizit politische Züge. Darus und Mohameds Irrfahrt durch einen beginnenden Krieg ist eben nicht nur Auswuchs einer absurden Welt. Sie ist vielmehr das Produkt des französischen Kolonialismus, dessen Saat aus Hass und Unterdrückung 1954 blutig aufgeht.“ (epd Film)
"Ein intelligenter, leise brodelnder Western mit atmosphärischer Musik von Nick Cave und Warren Ellis und einer herausragenden Leistung von Viggo Mortensen." (timeout)
Ein tragisches Ereignis schafft im Film Lola (‚Lola’ ist auf den Philippinen der Begriff für Großmutter) eine seltsame Verbindung: Zwei Großmütter aus der Unterschicht Manilas müssen miteinander in Kontakt treten, obwohl der Umstand, der sie zusammenführt, dies nicht eben nahe legt: Der Enkel der einen ist angeklagt, den Enkel der anderen bei einem Raub getötet zu haben. Da das philippinische Recht eine außergerichtliche finanzielle Einigung erlaubt, bemüht sich die gebrechliche Großmutter des Angeklagten um ein Darlehen.
Aus diesem Szenario entwickelt Brillante Mendoza seinen jüngsten Film Lola: Während die alte Frau versucht, das nötige Geld zu bekommen, zeigt Mendoza in Videobildern von faszinierender Einfachheit und Tiefe – wie sie nur bei diesem Filmkünstler zu finden sind –, wie sich die andere, gänzlich mittellose Seniorin müht, selber die Bestattungskosten aufzutreiben: Mit einem schmalen Ruderboot lässt sie sich von Haus zu Haus fahren und sammelt von den Allerärmsten kleine Spenden ein. Es gibt keinerlei Sentiment in diesem Film, der sich keine Illusionen darüber macht, dass man mit Geld vielleicht die Armut lindern kann, nie jedoch die Trauer. Und vielleicht größere Filme machen könnte, aber nicht unbedingt bessere. (Daniel Kothenschulte)
1941 in London. Die Schwestern Thom und Mars haben die Maschine LOLA konstruiert, die Radio und Fernseh-Schnipsel aus der Zukunft empfangen kann. Sie hören Kultmusik, bevor sie geschrieben wird, platzieren todsichere Wetten und leben ihren inneren Punk aus, bevor die Bewegung dazu überhaupt erfunden wird. Als der Zweite Weltkrieg eskaliert, beschließen die Schwestern, LOLA für einen guten Zweck zu nutzen und fangen militärische Informationen aus der Zukunft ab. Ihre Zeit-Maschine ist ein großer Erfolg im britischen Kampf gegen die Nazis, verändert den Verlauf des Krieges und letztlich auch die Geschichte. Doch LOLA ist nicht unfehlbar. Die Zukünfte, die sie zeigt, sind nicht notwendigerweise auch Wahrheiten.
„Mit seinem Regiedebüt erfindet Andrew Legge weder den Zeitreise- noch den Found-Footage-Film neu. Doch sein cleverer, kleiner Thriller hat genug originelle Einfälle, um immer wieder zu überraschen und mitzureißen. Als erster Spielfilm des Regisseurs sicher auch ein Versprechen für die Zukunft!“ (filmstarts.de)
Sitges – Catalonian International Filmfestival: Bester Spielfilm
Buenes Aires Internatinal Filmfestial: Bester Spielfilm, Beste Regie
Triest Science+Fiction Festival: Bester europäischer Langfilm
Man stelle sich die Frechheit vor: Nicht nur hat Violette, Lolos Mutter, im Urlaub in Südfrankreich einen Mann kennengelernt, der als Informatiker so gar nicht zu ihr passen will, nein, der neue Freund zieht auch wenig später schon in ihrer Pariser Wohnung ein. Und dann ist er auch noch aus der Provinz! Der neunzehnjährige Lolo kann das nicht akzeptieren. Klar, dass er Jean-René loswerden muss. Seine durchtriebenen Ideen, den ungebetenen Mitbewohner loszuwerden, scheinen zu funktionieren: Violette wird unsicher, ob ihre neue Beziehung wirklich eine gute Idee war. Doch Lolo hat nicht mit Jean-René gerechnet, der gibt nämlich bestimmt nicht so schnell auf. (moviepilot.de)
Die Mischung aus Situationskomik und selbstironischer Satire gelingt umso besser, als die Chemie zwischen dem Schauspiel-Trio spürbar stimmig ausfällt. Delpy agiert sichtlich entspannt zwischen Danny Boon als sympathischem Tollpatsch und Newcomer Vincent Lacoste als postpubertärem Psychopathen. (programmkino.de)
Jeder korrumpiert jeden, und alles kreist um den ewig gutgelaunten Cavaliere: Silvio Berlusconi, der geniale Traum-Verkäufer eines Paradieses, das er hemmungslos vorlebt. Als skrupelloser Immobilien-
verkäufer hat er es vom Schnulzensänger zum Multimilliardär, Medienzar, umjubelten Volkstribun und mächtigsten Mann des Landes gebracht. Jetzt will sich jeder seinen versprochenen Anteil schnappen, angetrieben von maßloser Gier nach Reichtum und Beifall, rauschafter Entgrenzung und ewiger Jugend: Sergio, der kleine Zuhälter aus der apulischen Provinz (…) ebenso wie die Politgreise Roms, die es nicht lassen können, sich hinter seinem Rücken zur Macht durchzustechen.
Doch der Cavaliere ist abgewählt, ausgebrannt, zahn- und ratlos. Seine Frau Veronica hat seine billigen Tricks längst durchschaut und will nur noch ihre Würde zurück. Als er jedoch von den Intrigen gegen ihn erfährt, erwacht sein genialer Verkäuferinstinkt zu neuem Leben.
„Die Polit-Satire über Silvio Berlusconi strotzt nur so vor Sex, Groteske und Extravaganz! Neben viel Bunga Bunga liefert Sorrentino aber auch ein sorgfältiges Porträt des ehemaligen Ministerpräsidenten Italiens. Und der italienischen Gesellschaft hält er dabei kritisch den Spiegel vor Augen.“ (outnow.ch)
Italian National Syndicate of Film Journalists 2018: Guglielmo Biraghi Award, Beste Darstellerin, Bestes Drehbuch, Bester männlicher Nebendarsteller und Beste weibliche Nebendarstellerin
Am Stadtrand von Buenos Aires nimmt eine Frau aus ärmlichen Verhältnissen einen Job als Hausmädchen bei einer reichen Familie an. Die neue Umgebung der teuren Häuser mit englischen Rasen ist deutlich eingerahmt von hohen Mauern, welche sich dort als Grenzlinien zwischen Reich und Arm durchziehen. Auf einem ihrer Spaziergänge jedoch entdeckt die Frau ein Nudistencamp – und damit das Versprechen auf nie gekannte Freiheit.
Seinen zweiten Spielfilm nach Parabellum hat der österreichische Regisseur Lukas Valenta Rinner im Rahmen des Jeonju Digital Cinema Project realisiert.
Großer Diagonale Preis: bester Spielfilm + bestes Sounddesign
Visionär Film Festival Berlin: Publikumspreis
Toronto Film Festival: Spezialpreis der Jury