Filmforum Archiv
Nader und Simin
IR 2011 | 123 Min | OmU | Regie und Buch: Asghar...
Der Vater spricht kaum noch, es steht jeden Tag schlechter um ihn, Alzheimer zerstört sein Gehirn. Die Ehefrau hat die Wohnung verlassen, will sich trennen, sie hält es nicht mehr aus, will die Scheidung. Jetzt ist auch noch die Pflegerin weg, er hat sie hinausgeworfen, weil sie den Vater ans Bett gefesselt und die Wohnung verlassen hatte, wahrscheinlich hat sie auch noch Geld gestohlen, also pflegt er den Vater alleine, hat ihn im Rollstuhl ins Badezimmer geschoben, duscht ihn ab, schrubbt ihm den Rücken, da bricht auch Nader zusammen, beugt sich über den alten Mann und weint ...
„Farhadi hat in seinem Drehbuch die einzelnen Stränge seiner Geschichte so verwoben, dass es scheint, sie entfalte sich gerade eben erst vor unseren Augen und wir würden Zeugen, wie sie Kreise zu ziehen beginnt und schließlich eine Schlinge bildet, aus der sich keiner mehr befreien kann.“ (Süddeutsche Zeitung)
„Das große Meisterwerk der Berlinale“ (Die Zeit)
Berlinale: Goldener Bär. Silberner Bär, Bester Darsteller und Beste Darstellerin
Fajr International Film Festival: beste Regie und bestes Drehbuch
Der 10-jährige Junge Johannes Betzler (Roman Griffin Davis), der von seiner Umwelt jedoch nur „Jojo“ genannt wird, wächst gemeinsam mit seiner sorgsamen Mutter Rosie (Scarlett Johansson) während des Zweiten Weltkriegs auf. Im Gegensatz zu seiner Mutter ist Jojo jedoch ein absolut überzeugter Nationalsozialist und hofft sogar, eines Tages Teil der Partei sein zu dürfen. Bevor dieser „Traum“ in Erfüllung gehen kann, bekommt der Junge vorerst in seiner Fantasie von seinem imaginären besten Freund Adolf Hitler stets den nötigen Rat erteilt. Die fragwürdige Weltanschauung des Kindes wird jedoch auf die Probe gestellt, als Jojo eines Tages entdeckt, dass seine Mutter die jüdische Teenagerin Elsa Korr (Thomas McKenzie) im eigenen Hause untergebracht hat, um ihr Schutz vor den Gräueltaten des Nazi-Regimes zu gewähren. Jojo, der auch selbst der Hitlerjugend angehört und sich nach Zugehörigkeit und Akzeptanz innerhalb einer Gruppe sehnt, ist davon zuerst natürlich alles andere als begeistert, muss aber bald schon realisieren, dass seine Sicht der Dinge nichts als Hass und Horror in sich birgt.
Aspen Filmfest 2019, Publikumspreis
Hollywood Film Awards 2019, Cinematographer of the Year
Toronto Film Festival 2019, Publikumspreis
Die ungleiche Verteilung von Macht und Geld ist ein bestimmendes Thema in Todd Phillips Joker. Gleichzeitig ist der Film die traurig-düstere Charakterstudie eines Loners, der sich angesichts der Niedertracht und des eklatanten Wohlstandsgefälles in Gotham City in einen Horrorclown verwandelt. „Liegt es an mir, oder geht es da draußen immer verrückter zu”, fragt er seine Therapeutin. Schwer zu sagen.
Regisseur Phillips malt sich den langsamen Verfall seines Helden mit Bezügen auf die New-York-Filme Martin Scorseses aus den 70er-Jahren aus. Robert De Niro verweist als zynischer Host einer Talkshow auf seine Figur aus The King of Comedy, während ein bravouröser Joaquin Phoenix in die Rolle des Clowns schlüpft, dessen Komik das Tragische seiner Existenz nicht überdecken kann. Sein schrilles Lachen wird zum Ausdruck einer zwanghaften Verhaltensstörung.
Fast als eine Zumutung erscheint es nach diesem Film, dass man sich beim Zuschauen bisher stets mit der anderen Seite identifizieren musste. Joker gibt dem Filmcomic endlich ein Stück schwarze Poesie zurück. (aus: tagespiegel.de; derstandard.at, leokino.at)
11 Oscar-Nominierungen und weitere 51 Internationale Filmpreise, darunter der Golden Globe und der Oscar® für Joaquin Phoenix als bester Schauspieler.
Joschka und Herr Fischer ist ein deutsches Filmportrait aus dem Jahr 2011. Im Zentrum steht der ehemalige grüne Außenminister Joschka Fischer. Der Regisseur Pepe Danquart verwebt einen umfangreichen Monolog des Politikers mit Interviews und Schilderungen zur deutschen Geschichte nach 1945.
Wesentliche Aspekte dieses Filmwerks sind Fischers Jugend in der Kleinstadt Langenburg bei Schwäbisch Hall, die Radikalisierung der Studentenbewegung in Frankfurt und Berlin und seine Zeit als erster grüner Umweltminister in der hessischen Landesregierung unter Holger Börner ab 1985.
Als Drehorte nutzt der Film den Spreepark im Plänterwald, den neuen Tresor und einschlägige Lokale der Frankfurter Politszene.
"Fischers Selbstdarstellung entspricht ganz dem Bild eines seriösen Seniorchefs, zum Beispiel der Beraterfirma Joschka Fischer & Company GmbH." (filmgazette.de)
Joyerzählt die Geschichte einer jungen Nigerianerin, die im Teufelskreis von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung gefangen ist. Sie arbeitet in Wien als Prostituierte, um sich von ihrer Zuhälterin, der Madame, freizukaufen, ihre Familie in Nigeria zu unterstützen und ihrer kleinen Tochter eine Zukunft zu sichern. Obwohl die Freiheit für Joy in greifbarer Nähe ist, scheint ein Ausbruch aus dem perfiden Kreislauf des Menschenhandels unmöglich. Opfer, Komplizin, Ausbeuterin, die Rollen sind fließend in diesem gnadenlosen System der Ausbeutung.
Sudabeh Mortezai öffnet mit ihrem Film sensibel ein Fenster in eine fremde Welt mitten in Europa. Für die beiden Hauptdarstellerinnen Joy Alphonsus und Precious Sanusi ist es die erste Rolle in einem Kino-Spielfilm. (film.at)
2018 ausgezeichnet auf den Festivals in Venedig, London, Chikago, Wien, Marrakesch und Saarbrücken
Haider, ein Tagträumer, ist der jüngste Sohn einer konservativen pakistanischen Großfamilie. Während seine zielstrebige Frau Mumtaz als Kosmetikerin Geld verdient, kümmert er sich um seine Nichten und pflegt seinen Vater – doch ohne Einkommen und ohne Nachwuchs entspricht Haider in keiner Weise den Vorstellungen seiner Familie.
Als er eines Tages unverhofft zu einem Job kommt, ändert sich Haiders Leben schlagartig: Heimlich tritt er nachts als Background-Tänzer in der Show der charismatischen Transfrau Biba auf. Aus anfänglicher Faszination entwickeln sich schnell tiefere Gefühle, und Haider gerät in ein moralisches Dilemma – denn seine Familie erwartet einen Enkel von ihm, während er von seiner Freiheit träumt… (filmladen)
„Auf respektvolle Weise gibt der Film ungewöhnliche Einblicke in die pakistanische Gesellschaftsordnung, beleuchtet die Stellung der Frau und die Dynamik zwischen den Geschlechtern. Indem er auf eine schematische Aufteilung der Akteure in Gut und Böse verzichtet, schafft es der Regisseur Saim Sadiq, einen realen, differenzierten Diskurs anzuregen.“ (outnow.ch)
Cannes Film Festival 2022: Queer Palm, Un Certain Regard
London Film Festival 2022: Sutherland Award
Zagreb Film Festival 2022: Bester Film und viele weitere internationale Preise
Medienpartnerschaft: Stadt Bregenz
Es gibt Sekt & Fingerfood, einen kultigen Überraschungs-Kurzfilm und Musik von DJane Nasty Nessa. Tanzen erwünscht!
Wir freuen uns auf euch!
Eintritt frei
Fingerfood und warme Decken vor Ort
Die Veranstaltung findet nur bei trockenem Wetter statt!
Infos auf Social Media und auf unserer Website
In Kooperation mit dem Honolulu Hotel und der stattcooperative
Eine Frau auf der Suche nach ihrer Tochter und nach sich selbst… Für seinen 21. Langspielfilm, hat Pedro Almodóvar drei Erzählungen von Alice Munro zu einem komplexen Melodram um tatsächliche und eingebildete Schuld verwoben und mit inszenatorischer Opulenz in sinnliche Bilder umgesetzt: ein farbensatter Film mit starken Gefühlen und umwerfenden Frauengesichtern. (nach: filmstarts.de)
„Almodovár schwelgt einmal mehr in atemberaubendem Farbdesign, erzählt allein durch den Einsatz von mal grell roten, dann kühl blauen Kostümen und Accessoires alles über den Wandel von Julietas Gemütszustand und betont zudem immer wieder den Gegensatz zwischen Madrid und Meer. Bei aller äußeren filmischen Brillanz geht es Almodóvar jedoch wie stets um einen Blick in die Psyche der Menschen, vor allem die der Frauen, ihrer Rolle in der Gesellschaft, den Vorwürfen, denen sie ausgesetzt sind. (…)
Mit Emma Suárez und Adriana Ugarte hat Almodóvar gleich zwei hervorragende Darstellerinnen zur Verfügung. Auf deren Gesichtern spielt sich die Handlung ab, zeichnen sich die Spuren von Vorwürfen und eingebildeter Schuld ab, die sich weniger in einer äußeren Handlung entwickelt, sondern in der Psyche der Hauptfigur.” (leokino.at)
ICS-Award, Cannes 2016
Das Leben von Kareem und Lod, östlich von Tel Aviv, ist geprägt von herben Verlusten. Sein Vater starb bei einem Autounfall und seine Mutter ist seitdem an den Rollstuhl gefesselt. Im Hip-Hop und bei seiner Freundin Manar findet der junge Mann Zuflucht und eine Passion, die dem ziellosen Alltag zwischen verschiedenen Bürojobs und Freunden, die mit Drogen dealen, einen Sinn gibt.
Als Kareen und Manar nach rassistischen Übergriffen in ihrer konfliktbeladenen Gegend mit ihrer Musik Stellung beziehen, geraten sie zwischen die Fronten des Konflikts zwischen JüdInnen und PalästinenserInnen.
Der Film basiert auf dem realen Leben des palästinensischen Rappers Tamer Nafar, der auch die Rolle des Kareen übernommen hat. Er ist der charismatische Frontman der Combo DAM, der ersten palästinensischen Rap-Gruppe.
Berlinale 2016, Panorama Publikumspreis | Tribeca Film Festival 2015, Jury Award
Awards of the Israeli Film Academy, Best Music, Best Sound
Eine Filmvorführung in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Hohenems zur aktuellen Ausstellung A Place of Our Own.
Einfach das Ende der Welt
CN, FR 2016 | 99 min | OmU | R: Xavier Dolan
Nach zwölf Jahren Abwesenheit kehrt Schriftsteller Louis (34) wieder in seinen Heimatort zurück. Er ist todkrank, hat nicht mehr lange zu leben und will seine Familie davon in Kenntnis setzen. Doch die Zeit seiner Abwesenheit hat tiefe Spuren hinterlassen und ihn von seiner Familie emotional entfremdet. Alte Wunden reißen wieder auf, und niemand hört Louis zu...
„In dem bewegenden Familiendrama brillieren Marion Cotillard, Léa Seydoux, Vincent Cassel, Gaspard Ulliel und Nathalie Baye als zerrissene Familie, in deren schmerzvoll gescheiterter Kommunikation ein Ruf nach Liebe steckt." (weltkino)
„Beim dysfunktionalen Familientreffen, dem unerfreulichsten Genre des Kinos, hat Dolan einen Weg gefunden, sein Publikum gleichermaßen zu verärgern und zu erschöpfen, aber er hat auch eine unerwartete Katharsis am Ende dieser qualvollen 90 Minuten geschaffen." (Variety)
Cannes 2016: Großer Preis der Jury und Preis der Ökumenischen Jury
Filmfest Hamburg 2016: Bester Film
I Killed My Mother
CA 2009 | 100 min | OmU | Regie und Drehbuch: Xavier...
Hubert Minel, ein frecher 17-jähriger, verabscheut seine Mutter. Er sieht nur ihre altmodischen Pullover, die kitschige Deko und die widerlichen Krümel, die an ihren schmatzenden Lippen kleben - und straft sie mit Verachtung. Hinter diesen nervigen Äußerlichkeiten lauern zwei Fertigkeiten, die seine Mutter zu höchster Blüte kultiviert hat: Manipulation und Schuldzuweisung.
Hubert, verwirrt und zerrissen von einer Hassliebe, die täglich mehr Besitz von ihm ergreift, macht eine Adoleszenz durch, die zugleich ungewöhnlich und typisch ist, geprägt von der Selbstentdeckung als Künstler, Offenheit für Freundschaften, Ausgrenzung und Sex. Und immer verzehrt ihn dabei die alles verschlingende Verachtung für diese Frau, die er irgendwie einst liebte ...
Der erste Streich des kanadischen Wunderkinds Xavier Dolan, der
J´aituémamèremit 17 schrieb, mit 19 drehte und damit die Festivals weltweit im Sturm eroberte.
„Ein Meisterwerk - hier ist tatsächlich ein Wunderkind am Werk!“
(ZEIT ONLINE)
Prix RegardJeunesseQuinzaine Cannes 2009
Bester frankophoner Film Lumiere 2010
Der kleine Minato beginnt, sich merkwürdig zu verhalten. Seine Mutter spürt, dass etwas nicht stimmt. Als sie entdeckt, dass eine Lehrkraft für das Verhalten ihres Sohnes verantwortlich ist, stürmt sie auf der Suche nach Aufklärung in die Schule. Während die Geschichte aus Sicht der Mutter, der Lehrkraft und des Kindes erzählt wird, kommt allmählich die Wahrheit ans Licht.
Ein multiperspektivischer Ansatz, der nachdenklich stimmt: Was macht einen Menschen zum Monster? Und wer darf das entscheiden?
„In der verzwickten, mysteriösen Story, die viel Aufmerksamkeit fordert und mit spannenden Wendungen und Überraschungen auftrumpft, ergründet Koreeda das Monster innerhalb der Gesellschaft. Erneut gelingt ihm ein meisterhaft inszeniertes Drama.“ (filmstarts.de)
Cannes Film Festival 2023: Bestes Drehbuch
Chicago Film Festival 2023: Gold Hugo – Bester Film
Stockholm Film Festival 2023: FIPRESCI-Preis
Vancouver Film Festival 2023: Publikumspreis
Medienpartnerschaften: Vorarlberger Familienverband, Montessori Vorarlberg, Bodenseeakademie, Unabhängige Bildungsgewerkschaft