Filmforum Archiv
Ihr werdet euch noch wundern
FR 2012 | 105 min | OmU | Regie: Alain Resnais
Nach dem Tod des gefeierten Theaterautors Antoine d’Anthac erhalten seine Freunde eine Einladung in sein Landhaus. Hier teilt ihnen der Verstorbene per Video seinen letzten Wunsch mit. Alle versammelten Freunde haben über Jahre in Antoines Stück „Eurydike“ mitgewirkt und sollen für ihn eine letzte Entscheidung treffen: Eine junge Theatertruppe hat einen Mitschnitt ihrer Proben zu „Eurydike“ geschickt, um von Antoine die Erlaubnis zur Aufführung zu bekommen. Kaum sehen die Freunde ihre Figuren auf der Leinwand, sind auch sie wieder in ihren Rollen gefangen, aber das bleibt nicht die letzte Überraschung, die an diesem Abend auf sie wartet.
Ihr werdet euch noch wunderngleicht einem filmischen Abschiedsbrief –mit einem Augenzwinkern inszeniert der französische Meisterregisseur Alain Resnais (Letztes Jahr in Marienbad) humorvoll bis leise - melancholisch Reflexionen über das Leben, das Theater und den Tod. Seine wichtigsten und treuesten filmischen Weggefährten versammelt Alain Resnais in diesem Werk.
„Ein atemberaubendes Spiel und ein großartiges abgeklärtes Alterswerk. Ihr werdet euch noch wundern ist ein Film zum Niederknien schön.“(SWR)
„Ein Fest für alle Cinephilen“(Die Zeit)
Pater Adam übernimmt eine kleine Gemeinde in der polnischen Provinz. Überaus engagiert baut er ein Gemeindezentrum für schwer erziehbare Jungs auf. Angezogen von der Vitalität und dem Charisma des Priesters suchen die Einwohner seine Nähe, ohne zu ahnen, welche Geheimnisse ihn umgeben. Durch die Begegnung mit einem exzentrischen jungen Mann, der im Ort als Außenseiter gilt, sieht sich Pater Adam mit seinen unterdrückten Sehnsüchten konfrontiert. Bald schon schöpfen die Dorfbewohner Verdacht und nehmen Kontakt zu Adams Kirchenvorgesetzten auf.
In poetischen Bildern einer trügerischen sommerlichen Dorfidylle erzählt Małgorzata Szumowska das Gewissensdrama eines katholischen Priesters, der verzweifelt gegen seine Gefühle ankämpft. Im Namen des ... lief im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale und wurde dort mit dem Teddy für den besten Spielfilm ausgezeichnet. Außerdem erhielt der Film den Großen Preis des Internationalen Frauenfilmfestivals Dortmund / Köln und den Hauptpreis des 10. Neiße-Filmfestivals. (salzgeber)
Die kleine oberpfälzische Gemeinde Wackersdorf in den 1980er Jahren: Der Region geht es schlecht, die Arbeitslosenzahlen steigen. Also plant die bayerische Staatsregierung (vorerst still und heimlich) den Bau einer atomaren Wiederaufbereitungsanlage (WAA), die dem ganzen Landkreis einen wirtschaftlichen Aufschwung bescheren soll. Auch Landrat Hans Schuierer ist von dieser Idee zunächst begeistert und wird schon bald als Retter der Region angesehen. Vereinzelte Proteste gegen das Vorhaben blendet er solange aus, bis die Staatsregierung mit aller Gewalt auf die Aktionen einer Bürgerinitiative reagiert, die gegen die WAA gegründet wurde. Nun kommen Schuierer langsam Zweifel: Ist die Anlage wirklich so harmlos wie behauptet? Und er beginnt, Nachforschungen anzustellen.
„Spektakuläres Dokudrama über einen der größten Erfolge der deutschen Umweltbewegung – die Verhinderung der Atom-Wiederaufbereitungsanlage in den 1980ern. Wackersdorf ist ein großartig gespieltes Lehrstück über die Hinterhältigkeit der Mächtigen und die Kraft von Bürgerbewegungen.“ (filmklicks.at)
Filmfest München 2018, Publikumspreis
Mit Walchensee Forever erzählt Janna Ji Wonders auf eindrucksvolle Weise die Geschichte ihrer Familie, die ein ganzes Jahrhundert umspannt. Sie konzentriert sich dabei vor allem auf die Sicht der Frauen, von denen jede auf ihre Weise den patriarchalen Strukturen ihrer Zeit trotzt. Um den Geheimnissen ihrer Familie und ihrer Rolle in der Generationskette auf die Spur zu kommen, führt uns Wonders vom Familiencafé am bayerischen Walchensee über Mexiko nach San Francisco zum „Summer of Love“, zu indischen Ashrams, einem Harem und immer wieder zurück an den Walchensee.
Entstanden ist eine aufregende Entdeckungsreise, die einen außergewöhnlichen Blick auf mehrere Generationen gewährt. Fragen nach Identität, Heimat und Selbstverwirklichung werden gestellt, wie auch die Suche nach Liebe, Leben und Tod thematisiert. So geht es um den Kreislauf des Lebens.
„Janna Ji Wonders macht aus der faszinierenden Geschichte ihrer Familie einen nicht minder faszinierenden Kinofilm, in der sie einen Bogen aus den 1920er bis in die Jetztzeit schlägt. Ein verdammt starkes Regiedebüt. “ (filmstarts.de)
Bayrischer Filmpreis 2020 – Bester Dokumentarfilm
Berlinale 2020 – Gewinner Kompass-Perspektive
Festival des neuen Heimatfilms Freistadt 2020 – Publikumspreis
Nach der Explosion ist es ganz still. Marian packt ein paar Sachen, lässt den Mann zurück in der Stadt und zieht sich in das alte, geerbte Haus der verstorbenen Großmutter zurück, zehn Kilometer entfernt vom nächsten Dorf. Sie hat keinen Strom, keine Nahrungsmittel, wenig Geld, kein Auto. Und ihre Anwesenheit stört, sie löst Unruhe aus im Dorf. Was will sie hier? In der Nähe des alten Hauses lebt Marians Jugendfreundin Gerti, die den Hof führt und ihre alten Eltern versorgt. Früher waren Gerti und Marian beste Freundinnen, im Trio mit Franz zogen sie tagelang durch die Wälder. Die Rückkehr von Marian befeuert zwischen den dreien alte Konflikte und vergessene Träume. Manchmal muss man vor der Katastrophe kapitulieren, um neu anfangen zu können.
Inspiriert von dem Bestseller Wald von Doris Knecht erzählt Regisseurin und Drehbuchautorin Elisabeth Scharang eine heftige Geschichte, die leise daherkommt. Es geht um Abhängigkeiten, um die Angst, die Kontrolle zu verlieren und um das Gefühl von Freiheit. Aber Scharang weiß: Alles kann gut werden, wenn zwei Frauen nebeneinandersitzen, ein Dosenbier aufmachen und eine rauchen.
Es ist lange her, dass die Affäre um die verleugnete NS-Vergangenheit des ehemaligen UN-Generalsekretärs Kurt Waldheim weltweit für Aufsehen sorgte. Sie kam im Jahr 1986 ins Rollen, während des Wahlkampfs für das Amt des österreichischen Bundespräsidenten, mit dem Waldheim seine Bilderbuchkarriere als Nachkriegspolitiker zu krönen beabsichtigte. Anhand von klug ausgewähltem, internationalem TV-Archivmaterial rekonstruiert dieser dokumentarische Essay den Verlauf der hitzigen Debatte bis zum zweiten Wahlgang im Juni 1986. (Berlinale, Archiv)
Beckermann hatte die ersten Bilder ihres Films bereits 2016 bei der Diagonale in Graz vorgestellt, damals wollte sie den Film noch Waldheim oder The Art of Forgetting nennen. Damals sagte sie: „Als Figur ist Waldheim ziemlich uninteressant (…) Weder war er ein wirklicher Nazi, noch war er ein Kriegsverbrecher, mehr so ein Prototyp des feigen österreichischen Beamten.“ (Wiki)
Berlinale 2018: Glashütte Original Dokumentarfilmpreis
DocAviv 2018, Bester Inter-nationaler Film
Nominierung für den Deutschen Dokumentarfilmpreis
Österreichischer Kandidat für den besten fremdsprachigen Film für die Oscarverleihung 2019
Der berühmte Zen-Meister Thich Nhat Hanh hat 1982 im ländlichen Frankreich ein Kloster gegründet, wo der mittlerweile über 90-Jährige nach wie vor aktiv ist – oder wäre 'passiv' in dieser Beziehung das richtigere Wort?
Drei Jahre hindurch haben die beiden Dokumentarfilmer Marc J. Francis und Max Pugh den buddhistischen Klosteralltag begleitet und verschaffen uns Einblicke in eine Welt, die einen radikalen Bruch zu unserem gewohnten mitteleuropäischen Leben bedeutet. Die Neuaufgenommenen müssen sich von weltlichen Besitztümern wie Geld oder Handys verabschieden und verlieren bei der Aufnahmezeremonie obendrein ihre Haare, haben dafür aber die Aussicht, Seelenfrieden und ein paar andere wichtige Erkenntnisse zu gewinnen.
Walk With Megewährt erstmals einen Einblick in das tiefe Innere der Zen-Buddhismus-Gemeinschaft, deren Mitglieder all ihr Hab und Gut aufgegeben haben für ein Leben in Reinheit und für einen einzigen gemeinsamen Zweck: Ihr Leiden umzuwandeln und die Kunst der Achtsamkeit zu praktizieren.
„Unsere Werke sind alle total nutzlos”, gibt der Ausnahmekünstler Christo unumwunden zu, „wir schaffen sie nur, weil wir sie gerne anschauen möchten”. Mit seinen spektakulären Floating Piers im norditalienischen Iseo-See sorgte der agile 81-Jährige freilich dafür, dass die Besucher nicht nur staunend vor seinem gigantischen Kunstwerk standen. Fasziniert von seiner Idee „über Wasser zu wandeln” spazierten Besucher aus aller Welt über drei Kilometer lange schwimmende Stege, die mit gelb-orange schimmerndem Gewebe überzogen waren.
Den kapitalistischen Kunstmarkt bedient der einst aus dem kommunistischen Bulgarien geflohene Künstler sehr souverän und reell. Schließlich muss seine „Kunstware” sein nächstes Projekt finanzieren. Der Sohn eines Chemikers finanziert seine teuren Aktionen ausschließlich durch den Verkauf von Originalzeichnungen bis zum Beginn seiner Kunstshow. Auch bei den „Floating Piers” bezahlt er die rund 13 Millionen Euro quasi aus eigener Tasche. (nach: programmkino.de), (leokino)
„ (...) feinfühliges Porträt des 81-jährigen legendären Ausnahmekünstlers.“ (programmkino.de)
In Kooperation mit: Kunst Vorarlberg, Künstlerhaus Thurn und Taxis, Kunsthaus Bregenz, Kollektiv
Für die wohlhabende Familie Wegmeister-Gloor war nach dem Schlaganfall des betagten Familienoberhaupts klar: Josef wird nicht in ein Pflegeheim eingewiesen. Viel zu lieblos wäre das. So wird die junge Polin Wanda eingestellt, um ihn im Familienanwesen am See rund um die Uhr zu betreuen.
Die Arbeit ist schlecht bezahlt, aber Wanda braucht das Geld für ihre eigene Familie in Polen. Da alle unter einem Dach leben, bekommt Wanda einen intimen Einblick in das Familienleben der Wegmeister-Gloors. So intim, dass Wanda unerwartet schwanger wird. Von Josef.
Die Familie reagiert entsetzt. Die starren Strukturen, die ihr Leben schon immer bestimmt haben, beginnen zu bröckeln. Konflikte brechen aus, Vorwürfe werden laut. Und doch kommen sich in diesem emotionalen Chaos auch alle wieder näher.
Regisseurin Bettina Oberli (Die Herbstzeitlosen) wirft einen überraschenden und erfrischenden Blick hinter die Fassade einer wohlhabenden Schweizer Familie, der uns zum Lachen bringt und uns gleichzeitig den Spiegel vorhält – mit dabei ein hochkarätiges Schauspiel-Ensemble um Marthe Keller, Anatole Taubman und Birgit Minichmayr.
Tribeca Film Festival 2020, Nora Ephron Prize
Vancouver International Film Festival 2020, Publikumspreis
Victoria Film Festival 2021, Bester Spielfilm
Open Air Kino Honolulu Hotel, wegen schlecher Witterung abgesagt
CH 2020 I 112 min I R: Bettina Oberli
Die Polin Wanda pflegt den wohlhabenden Josef in dessen Villa am See. Rund um die Uhr ist sie für ihn da und hilft nebenher seiner Frau Elsa mit dem Haushalt. Sohn Gregi lebt noch mit unter dem elterlichen Dach, während die ehrgeizige Tochter Sophie nur zu besonderen Anlässen bei der Familie vorbeischaut. Alle mögen die freundliche, junge Frau, die auf das Geld angewiesen ist, um ihre Eltern und ihre beiden Söhne in Polen zu unterstützen. Wanda bekommt einen sehr intimen Einblick in das Familienleben. So intim, dass sie unerwartet schwanger wird und damit das eine oder andere Geheimnis gelüftet werden muss.
Ein wunderbar tiefsinnig-witziger Film über die Kraft der Familienbande, Geld und Abhängigkeit. Ein Film wie das Leben selbst: voller intensiver Momente – mal traurig und wütend, dann wieder lustig, innig und voller Freude
Tribeca Film Festival 2020
Special Jury Mention beim Nora Ephron Award
Eine Kooperation mit der stattcooperative und dem Honolulu Hotel
Die Geschichte des Karl Stojka
FILM & GESPRÄCH
AT 2024 | 37 min | OF | R: Karin Berger
Der Dokumentarfilm basiert auf Interviews, die Karin Berger 1997 mit Karl Stojka geführt hat. Als zwölfjähriges Kind wurde er 1943 mit seinen fünf Geschwistern in das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert. Im Gehen erzählt der Überlebende Karl Stojka von seiner Kindheit auf der „Wankostättn“ in Wien, wo sich bis 1941 ein großer Lagerplatz der Rom:nja und Sinti:zze befand. Durch die erzählten Erinnerungen werden die im Film gezeigten schwarzweißen Fotos der Wankostättn in ein starkes, eigenes Erinnerungsbild von Karl Stojka übersetzt.
Filmvorführung und -gespräch im Rahmen des ERINNERN:AT Jahresschwerpunkts
„Der Genozid an den Roma & Sinti“ mit Beiträgen von: Johannes Spies (ERINNERN:AT Vorarlberg), Severin Holzknecht (Historiker) und Andrea Härle (ehem. Geschäftsführerin Romano Centro)
Diagonale 2024: Bester Kurzdokumentarfilm
Kooperationspartner: erinnern.at, Johann-August-Malin-Gesellschaft
Die Paare Helene (Julia Jentsch) und Jakob (Manuel Rubey), Tina (Aenne Schwarz) und Volker (Marcel Mohab) sind moderne, urbane Enddreißiger und genießen ihr geregeltes und privilegiertes Leben in Wien. Als sie der Hilferuf eines russischen Freundes aus Studienzeiten erreicht, ergreifen sie kurzentschlossen die Chance zu helfen: Endlich einmal nicht nur reden, sondern wirklich etwas tun. Doch was die Vier als Abenteuer begreifen, bedroht rasch das Gefüge der alten Freundschaft und der Beziehungen zueinander. Denn: Hilfe kann sehr unterschiedlich definiert werden – und die Hilfsbedürftigen verhalten sich anders, als die Helfenden das gerne hätten. Und so führt die Ankunft von Pavel (Tambet Tuisk) und seiner Familie den Österreicher-Innen ihre eigenen, nicht gelebten Ideale vor Augen. (filmladen)
Man wird diesen Film als Komödie einordnen, wenngleich sein
Humor etwas anders ist. Viel dreht sich hier um die Auseinander-setzung, was von uns und unseren Träumen eigentlich übrigbleibt, wenn wir älter werden. Das kann durchaus erheiternd sein, wenn die Figuren nach und nach der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Aber es ist eben auch bitter, wenn hinter den hübschen Fassaden weniger vorzeigbare Seiten zum Vorschein kommen.
(nach: freibeuterfilm.de; filmrezensionen.de)
Max-Ophüls-Preis 2020: Beste Regie
Preis der Ökumenischen Jury, Filmfestival Zürich 2019