Filmforum Archiv
Woody hat das große Los gezogen. Eine Million Dollar! So verspricht es der Brief, der ihm ins Haus flattert. Dass es sich dabei um den ältesten Werbetrick handelt, will der starrköpfige Alte partout nicht wahrhaben. Und er will den Gewinn auch noch persönlich in Nebraska abholen. Obwohl sein Sohn David es ihm – wie alle – ausreden will, willigt er ein, Woody zu begleiten. Schließlich ist so eine gemeinsame Reise eine Chance, sich wieder etwas näher zu kommen. Doch wo immer der vermeintliche Millionen-Gewinner hinkommt, ob bei Freunden oder der Familie: Neid und Missgunst flackern auf.
Der hinreißend komische Vater-Sohn-Trip von Alexander Payne (About Schmidt, Sideways, The Descendants) mit einem großartigen Bruce Dern wird so nicht nur zu einer Reise in Woodys Vergangenheit, sondern vielmehr zur Suche nach Respekt und Anerkennung und vor allem nach etwas, wofür es sich lohnt, weiterzuleben. Nebraska ist eine Komödie über das Älterwerden, über die Familie, über Amerika und über einen der auszieht, sein Glück zu versuchen.
1948. In einer flammenden Rede vor dem Kongress bezichtigt Senator Pablo Neruda (Luis Gnecco), berühmter Dichter und Kommunist, die Regierung Präsident Videlas des Verrats – und wird umgehend seines Amtes enthoben. Neruda entzieht sich seiner Verhaftung und taucht ab. Mitten in der Arbeit an seiner epochalen Gedichtsammlung „Canto General“ versucht er, mit seiner Frau Delia del Carril (Mercedes Morán) das Land zu verlassen. Verfolgt vom melancholischen Polizisten Peluchoneau (Gael García Bernal) beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel, dem Neruda zwischen Poesie und Legendenbildung einen ganz eigenen Reiz abgewinnt.
Regisseur Pablo Larraín (¡NO!, Jackie) hat einen Film im Stil des klassischen Studiokinos geschaffen, spannend und bewegend, voller Poesie und lakonischen Humors, in betörenden Bildern und mit
herausragenden Darstellern.
Nerudazeigt den Regisseur auf der atemberaubenden Höhe seiner Kunst mit einem Werk von solcher Klugheit, Schönheit und Kraft, dass es schwierig ist zu entscheiden, was man zuerst loben soll: das Buch, die Bilder, die Inszenierung, die Schauspieler.“ (Variety)
Filmfestival Lima 2016: Bestes Drehbuch
Filmfestival Palm Springs 2017: Bester Schauspieler (Gael García Bernal) und Cine Latino Award
4 Auszeichnungen bei den Fenix-Film-Awards 2016
Der Regisseur des Films wird am Mittwoch nach dem Film für Fragen zur Verfügung stehen
AT 2010 | 90 min | Regie, Kamera, Schnitt: Walter...
Alle zwölf Jahre, zuletzt im März 2010, findet im indischen Haridwar eine Kumbh Mela, ein Pilgerfest, statt. Dann stehen die Sterne in besonders günstiger Konstellation, und für einen gläubigen Hindu ist die rituelle, von Sünden reinigende Waschung im heiligen Fluss Ganges um ein Vielfaches wirkungsvoller als zu normalen Zeiten. Also finden sie sich zu Abertausenden ein, die Pilger, die Gurus, die Sadhus, die Yogis, die Neugierigen und die Geschäftemacher, und verwandeln die Stadt in eine Mischung aus spirituellem Jahrmarkt, Tollhaus und Himmel auf Erden. Walter Größbauer versagt sich in "Next Exit Nirvana" das wohlfeile Staunen und die überhebliche Verwunderung des christlich sozialisierten Abendländers angesichts der üppig-bunten Religiosität des Subkontinents. Er montiert stattdessen Eindrücke aus einem wilden Gewusel, setzt mit knappen, nüchternen Kommentaren Zäsuren in die Kakofonie der Bilder und Töne und lässt ansonsten die Leute selbst zu Wort kommen. Ganz von allein wird so die Widersprüchlichkeit einer Veranstaltung sichtbar, die Erleuchtung zum Ziel hat und sich im Blendwerk ergeht. (Tip Berlin)
Der Regisseur des Films wird am Mittwoch nach dem Film für Fragen zur Verfügung stehen.
Im Grunde sind Josh, Dena und Harmon ein bisschen verbiesterte ÖkoFreaks, selbsternannte Naturschützer und Verteidiger einer gesunden und unzerstörten Welt. Aber das reicht nicht, das hilft nicht gegen das große Böse. So beschließen sie einen terroristischen Racheakt gegen die Naturzerstörer und setzen ein gewaltiges Fanal, bei dem ein Unbeteiligter ums Leben kommt. Aus dem Traum von einer besseren Welt wird ein Albtraum der Verfolgung, des Misstrauens und des tödlichen Wahns. Von diesem Bruch erzählt Night Moves, von der schmalen Linie und dem plötzlichen Erwachen. Ein dunkler, spannender, versponnener und intensiver Film.
(Viennale 2013)
Nachtzug nach Lissabon
CH, DE, PT 2013 | 110 min | OmU | Regie: Bille August
Raimund Gregorius, Ende 50 und alleinstehend, unterrichtet in einem Berner Gymnasium Latein. Eines Morgens hält er im strömenden Regen eine junge Frau davon ab, sich in den Fluss zu stürzen. Raimund nimmt sie mit in die Schule, doch die Frau verschwindet wieder. Was ihm bleibt: ein schmaler Band des portugiesischen Autors Amadeu Inácio de Almeida Prado und ein Zugticket für den Nachtzug nach Lissabon. Spontan besteigt Raimund den Zug und begibt sich in Lissabon auf die Suche nach dem Autor des Buches. Nach und nach entschlüsselt sich das Geheimnis des Textes und der Personen, die Almeida Prado beschreibt. Die Spuren führen Raimund in die Zeit der Salazar-Diktatur, gleichzeitig beginnt der verschlossene Mann, sich seines trostlosen Lebens bewusst zu werden.
Nachtzug nach Lissabonbasiert auf dem gleichnamigen, in fünfzehn Sprachen übersetzten Bestseller von Pascal Mercier. Das Werk des Schweizer Philosophieprofessors erschien 2004 beim Hanser Verlag und zählt zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Romanen der letzten Jahre.
Die 23-jährige Rakel kann sich für ihre Zukunft so einiges vorstellen, aber eines ganz bestimmt nicht: Mutter zu werden. Was ist das in ihrem Bauch überhaupt für ein hinterhältiges Ninjababy? Erst macht es sich ein halbes Jahr lang gar nicht bemerkbar, bis es viel zu spät ist, noch etwas dagegen zu unternehmen, dann mischt es sich umso aufdringlicher in Rakels Leben ein. Als hätte sie das Baby nicht nur im Bauch, sondern auch im Kopf. Erstmal muss sie allerdings herausfinden, wer eigentlich der Vater ist, damit er Verantwortung übernimmt – oder sich wenigstens komplett aus der Sache raushält. Und dann taucht Ninjababy, das sie mit seinen Fragen konfrontiert, auch noch in ihren eigenen Comiczeichnungen auf. Dem Comic-Fötus muss sie dringend den Wunsch ausreden, sich von Angelina Jolie adoptieren zu lassen …
„Die Komödie der Norwegerin Yngvild Sve Flikke ist verspielt, frech und erfrischend direkt.“ (NZZ)
Amanda Awards 2021: Beste Regie, Bestes Buch, Beste Haupt- und Nebendarstellerin
Europäischer Filmpreis 2021: Beste Komödie
Ausgangspunkt von Pablo Larraíns Film ist das berühmte "No"-Referendum aus dem Jahre 1988. Auf internationalen Druck stellte Augusto Pinochet sich und seine Politik den Chilenen zur Wahl. Das Volk hatte die Möglichkeit, mit "Sí" für Pinochet zu stimmen oder mit "No" gegen ihn und somit für ein freies und demokratisches Chile. Da man mit massivem Wahlbetrug rechnete, kam der Sieg der Opposition für alle überraschend. Den Erfolg verdankte man zu großen Teilen der extravaganten und mutigen Werbeaktion der "No"-Sympathisanten.
„Larraín verwendete beim Filmen das in den 80er-Jahren gebräuchliche U-matic-Videoverfahren. Das verleiht den Aufnahmen nicht nur einen historisierenden authentischen Touch, sondern ermöglicht auch fließende Übergänge zwischen Spielszenen und Archivmaterial; zeitweise lassen sich Alt und Neu kaum unterscheiden. Inhaltlich ist das Thema erstaunlich aktuell: Politik mit möglichst unreflektierten Emotionen statt konkreten Fakten zu verkaufen, ist Alltag geworden – und das nicht zum Besten aller. Dass in No die Manipulationspsychologie einmal zu etwas Gutem verwendet wurde, verleiht dem Film eine zusätzliche heitere Note – die dunklen Untertöne schwingen dennoch mit.“ (APA)
Oscarnominierung für den besten fremdsprachigen Film | Filmfestspiele Cannes 2012 – Art Cinema Award der CICAE | Filmfestival Havanna – Bester Film
Basel Adra ist Ende 20, hat das Jurastudium absolviert und steht nun vor der Entscheidung: Arbeitslosigkeit oder Job auf der Baustelle. Denn als Palästinenser darf er in Israel seinen eigentlichen Beruf nicht ausüben. Auch ein ruhiges Leben auf dem Land ist dem jungen Mann nicht vergönnt. Regelmässig taucht das israelische Militär in der kleinen Siedlung Masafer Yatta im Westjordanland auf und macht alles dem Erdboden gleich. Doch die palästinensischen Einwohner bauen immer wieder alles auf - und Basel fängt als Aktivist alles mit der Kamera ein.
Während eines solchen militärischen Einsatzes kommt der israelische Journalist und Aktivist Yuval Abraham in Basels Dorf. Er hinterfragt den Einsatz, konfrontiert die israelischen Soldaten und befragt die Einwohner. Nach anfänglichem Misstrauen ihm gegenüber öffnen sich letztere ihm und erzählen von ihrer Situation, während Basel alles mit der Kamera dokumentiert. So beginnt die Zusammenarbeit von Basel und Yuval, aus der sich eine Freundschaft entwickelt. (outnow.ch)
Der Film wurde bei internationalen Festivals mit 30 Preisen ausgezeichnet. Darunter die Berlinale 2024, Film Festival Vancouver 2024 und Dokumentarfilmfestival Nyon.
Wir zeigen den Film in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Hohenems mit einer kurzen Einführung und anschließendem Gespräch mit Hanno Loewy (JMH).
„Die Macht geht vom Volk aus“, das steht in der österreichischen Verfassung – doch wer ist das Volk, wenn in Wien mittlerweile über ein Drittel der Bevölkerung nicht wahlberechtigt ist? Einbürgerung scheint in Österreich ein wahrer „Struggle“ zu sein. So auch für die Regisseurin Olga Kosanović, die, obwohl in Österreich geboren und aufgewachsen, die Staatsbürgerschaft bisher nicht erlangen konnte.
Abgrenzung schafft das Gefühl von Identität und Zusammenhalt: Eines starken Wir-Gedankens. Welcher Identitätsbegriff liegt einer Gesetzgebung zugrunde, die die Gesellschaft in „Wir“ und „die Anderen“ teilt? Ein Film über Zugehörigkeit - und den zweiten Versuch der Regisseurin, (endlich ganz) dazuzugehören.
Mit spielerischer Leichtigkeit, Humor und mithilfe vieler Expert*innen lernen wir das Staatsbürgerschaftssystem in Österreich kennen, seine Abgründe, Absurditäten und Tücken. Da stellt sich die Frage: „Wie österreichisch bist du?“ oder „Was ist denn ein echter Österreicher?“ – das Diskussionspotenzial ist enorm!
Olga Kosanović wurde am 30. Juli 2025 außerdem der Outstanding Artist Award in der Kategorie Dokumentarfilm verliehen! Wir gratulieren herzlich!
Susan, erfolgreiche Galeristin, lebt mit ihrem Mann in einem schönen Haus in L.A. Doch sie zweifelt an ihrer Arbeit, ihr Mann betrügt sie und sie plagen schlaflose Nächte. Eines Tages bekommt sie ein Päckchen von ihrem Exmann Edward – ein ihr gewidmetes Manuskript mit dem Titel Nocturnal Animals. Der Roman erzählt von einem Mann namens Tony, der mit Frau und Tochter nachts auf einer verlassenen Straße von einer Gruppe junger Männer brutal überfallen wird. Susan ahnt schon bald, dass der Roman eine Aufarbeitung ihrer zerbrochenen Ehe ist und sie sich den Geistern der Vergangenheit stellen muss. (nach: filmstarts.de; kino-zeit.de)
„Was Tom Ford hier mit seinem zweiten Film geschaffen hat, ist unglaublich. Nicht nur vermag er drei Geschichten inhaltlich perfekt zu einer zu verweben, ohne jemals oberflächlich zu werden oder den Faden zu verlieren. Der Modedesigner und Filmemacher fügt den Stoff auch und vor allem emotional perfekt zusammen. Die Geschichten bedingen und befruchten einander. Sie sind mehr als die Summe ihrer Teile und erst in ihrer Gesamtheit zeichnen sie ein Bild von unglaublicher emotionaler Tiefe.” (Beatrice Behn)
„Ein ambitionierter Hochspannungs-Noir-Thriller.“(Variety)
Silberner Löwe, Venedig 2016
S-MAK Lustenau, Kneippstraße 6a, 6890 Lustenau I Eintritt EUR 5
CAN 2008 | 74 min | OmeU | Regie: Ben Addelman, Samir...
Nollywood Babylon gibt einen faszinierenden Einblick in die nigerianische Filmindustrie – die weltweit zweitgrößte nach Bollywood und noch vor Hollywood. Mit energiegeladenen Bildern und pulsierendem Soundtrack erkundet der Film den explosiven Aufstieg von „Nollywood“, einem Kino-Phänomen, das in Lagos begann und sich rasch zu einem kulturellen Kraftzentrum auf dem afrikanischen Kontinent entwickelte.
Vom Casting bis zur letzten Einstellung wird eine Produktion des Regisseurs Lancelot begleitet, der mit nicht einmal 40 Jahren bereits über 150 Spielfilme auf Video gedreht hat. Höhepunkte bieten immer wieder die Ausschnitte aus Nollywood-Produktionen, sie entführen in eine für europäische Augen bizarre Trash-Welt voller Gangster, Gewalt und Zauberei.
In Kooperation mit dem S-MAK Lustenau
Für seinen Dokumentarfilm Nomahat Regisseur Pierre Deschamps René Redzepi drei Jahre lang auf seinem Weg begleitet, von der dritten Auszeichnung zum besten Restaurant der Welt im Jahr 2012 über einen Rückschlag, der das Noma 2013 schwer erschütterte, bis hin zurück an die gastronomische Weltspitze im Jahr 2014. Er zeigt den Menschen René Redzepi, der sich mit seiner sympathischen Art, mit seiner Leidenschaft, seiner Kreativität und seinem genialen Talent gegen alle Widerstände durchgesetzt und sich aus dem Nichts an die Weltspitze gekocht hat.
So ist Nomaein Film für all die, die gute Küche schätzen, genau wie für diejenigen, die bereit sind, sich von der faszinierenden Persönlichkeit René Redzepis anstecken und begeistern zu lassen.