Filmforum Archiv
Leben mit Le Corbusier in Chandigarh
CH 2023 | 84 min | OmU | R: Karin Bucher, Thomas Karrer
Vor 70 Jahren vollendete der Architekt Le Corbusier mit der indischen Planstadt Chandigarh sein Lebenswerk. Mit all ihren Licht- und Schattenseiten gilt die Millionenstadt als umstrittenes Gesamtkunstwerk. Der Dokumentarfilm begleitet vier indische Kulturschaffende aus Chandigarh und reflektiert mit ihnen diese Utopie der Moderne. Le Corbusiers Konzept bot den Bewohnenden einen neuartigen Lebensraum, in dem sie sich entgegen der westlich kapitalistisch geprägten Bauweise entfalten konnten.
„Kraft der Utopie – Leben mit Le Corbusier in Chandigarh“von den Schweizer Filmemachenden Karin Bucher und Thomas Karrer erzählt die Geschichte und das Erbe einer avantgardistischen Vision. Der Film beleuchtet aus einer europäischen Perspektive ein diverses Indien und geht den Fragen nach: Wie verflochten ist unsere Gesellschaft wirklich mit der Architektur und was können wir heute von Chandigarh lernen?
Im Anschluss an den Film findet ein Gespräch mit dem Schweizer Regieduo Karin Bucher und Thomas Karrer statt. Moderation: Marina Hämmerle (Architektin)
Venedig Architektur Film Festival 2023: Bester Film
Medienpartnerschaft: Vorarlberger Architektur Institut
Die Schneeräumung ist eine sehr verantwortungsvolle Tätigkeit. Nils geht ihr mit so einnehmender Zuverlässigkeit nach, dass er zum Bürger des Jahres gewählt wird. Doch schon kurz darauf verkehren sich die Vorzeichen von Nils' Ordnungsliebe. Als sein Sohn zufällig Opfer einer fatalen Verwechslung der Mafia wird, gerät der beste Bürger in einen ausschweifenden Drogenkrieg. Nils will seinen Sohn rächen und macht sich auf zu einer Reise an den Ursprung des Verbrechens. Einen Auftragskiller nach dem nächsten bringt er so akribisch zu Fall, wie er einst seine Mitbürger von unerwünschten Schneemassen befreit hatte. Je mehr hochrangige Gesetzlose Nils aus der Welt schafft, desto verwundbarer wird das System. Bandenführer Papa, der mit der Drogenmafia auf Kriegsfuß steht, wittert neue Chancen, die ungeliebten Konkurrenten ein für allemal aus dem Weg zu räumen. Es entspinnt sich ein kaum zu entwirrender, aber dafür umso komischerer Drogenkrieg, in dessen Zentrum Nils mit viel Recht und noch mehr Anarchie für so manche Überraschung sorgt. Wo statt mit Schnee fontänenweise mit Auftragskillern aufgeräumt wird, muss die sensible Balance zwischen ziviler Ordnung und krimineller Kultur aus den Fugen geraten.
Marisa ist Anfang 20, Neonazi und rast durch ihre Welt wie ein offenes Rasiermesser. Sie ist aggressiv und schlägt zu, wenn ihr jemand dumm kommt. Sie hasst Ausländer, Politiker, den Kapitalismus, die Polizei und alle anderen, denen sie die Schuld daran gibt, dass ihr Freund Sandro im Knast sitzt und dass alles um sie herum den Bach runter geht: ihr Leben, ihre Stadt, das Land und die ganze Welt.
Autor und Regisseur David Wnendt kreiert mit seinem Diplomfilm eine Milieustudie, die die knallharte Realität der Neonazi-Szene darstellt, geprägt von unglaublicher Aggressivität und Hassparolen. Er deckt die möglichen Gründe dafür auf, die oft in der sozialen Verwahrlosung der Jugendlichen liegen, aber auch im Erbe dieses Gedankenguts von alten Nazis. Die aufwändige Recherche Wnendts kommt dem Film zugute, die Charaktere werden feinsinnig entwickelt, während die Handlung komplex, aber doch zusammenhängend erscheint. Kriegerin soll aufklären, aber nicht vordergründig pädagogisch sein.
Förderpreis Deutscher Film: Bestes Buch, Beste weibliche Schauspielerin
First Steps Award: Bester Spielfilm
35. Sao Paolo Film Festival: Beste Hauptdarstellerin
Wir zeigen den Film in Zusammenarbeit mit dem ÖGB.
Am Donnerstag steht nach dem Film der Rechtsextremismusexperte Dr. Franz Valandro für eine Diskussion zur Verfügung.
Eine Liebeserklärung an Québecs Innu-Community: In ihrer Adaption des gleichnamigen Romans von Naomi Fontaine erzählt Myriam Verreault auf humorvolle und berührende Weise vom Erwachsenwerden zwischen Tradition und Moderne. Mikuan und Shaniss wachsen zusammen in einer Innu-Gemeinde in Québec auf. Die beiden Frauen sind seit ihrer Kindheit beste Freundinnen und haben geschworen, immer füreinander da zu sein. Doch mit der Pubertät kommen die Probleme und eine erste Liebe. Mikuan möchte sich von den Fesseln ihrer Herkunft befreien und träumt von einem Leben außerhalb des Reservats - von Bildung und ihrem Freund. Ein Riss geht durch die Freundschaft und durch die Beziehung Mikuans zu ihrer Familie. (trigon-film)
„Das Setting in der Innu-Community gibt dem Film eine neue, ungewohnte Perspektive. Dabei glänzen vor allem die beiden Hauptdarstellerinnen mit einer authentischen und sensiblen Performance.“ (outnow.ch)
„Der Film entwickelt eine emotionale Kraft, die nachwirkt.“
(Filmnet, Walter Gasperi)
Quebec Film Festival 2019 – Grand Prize | Canadian Film Festival Dieppe – Publikumspreis, Preis der Stadt Dieppe | Best Canadian Film Prize | Human Rights Film Festival Genf 2020 – Special Mention Human Rights and Youth Jury
Ayse feiert Hochzeit. Fast alle Bewohner ihres türkischen Dorfes glauben, dass sie mit dem nur wenige Jahre älteren Hasan verheiratet worden ist. Tatsächlich aber wird sie als Zweitfrau für dessen Vater Mustafa nach Wien geholt. In Österreich angekommen, begegnet ihr die neue Familie mit unterschiedlichen Gefühlen. Mustafas Kinder, die zum Teil älter sind als Ayse, lehnen das Mädchen zunächst ab. Nur die schwer an Krebs erkrankte Fatma, Mustafas langjährige Ehefrau, freut sich aufrichtig – weiß sie doch ihren Mann, dem sie nach muslimischer Tradition treu und ergeben zur Seite steht, in den Händen einer guten Nachfolgerin. Zwischen den zwei sehr unterschiedlichen Frauen entwickelt sich eine besondere Beziehung, die allerdings schon bald auf eine schwere Probe gestellt wird.
Mit sensiblem Gespür für den komplizierten Mikrokosmos einer in Wien lebenden türkischen Familie fragt Umut Dag nach dem Verhältnis von Tradition und Moderne, Loyalität und Freiheit und scheut dabei große Emotionen nicht. (filmladen)
Berlinale 2012, Eröffnungsfilm im Panorama
Die Supermarktkassiererin Ansa verliert ihren Job, weil sie dabei ertappt worden ist, abgelaufene Produkte mit nach Hause zu nehmen, anstatt diese wie vorgeschrieben zu entsorgen. Da sie ihre Stromrechnung nicht mehr bezahlen kann, ist sie gezwungen, den nächstbesten Job als Tellerwäscherin in einer dubiosen Bar anzunehmen. Derweilen kämpft der Schweißer Holappa mit Alkoholproblemen und Depressionen.
Als sich die beiden introvertierten Außenseiter an einer Karaoke-Veranstaltung zum ersten Mal sehen, sind sie sich auf Anhieb sympathisch - aber zu schüchtern, um einander anzusprechen. Da braucht es schon eine zweite und eine dritte zufällige Begegnung, bis sie endlich ins Gespräch kommen und sich auf ein Kino-Date verabreden.
„Der Regisseur übertrifft damit sogar seine eigenen älteren Werke, von denen er sich hier unverkennbar hat inspirieren lassen. Eine wunderbar lakonische Romcom für einsame Introvertierte.“ (outnow.ch)
Cannes 2023, Jury Preis
Filmfest München 2023, Publikumspreis
Wir zeigen den Film in Zusammenarbeit mit der österreichisch-finnischen Gesellschaft Vorarlberg.
Hollywood
Österreich | 2022 | 27 min | Regie: Leni Gruber und Alex Reinberg
Auch wenn der Erfolg bislang auf sich warten lässt, die 26-Jährige Anna ist davon überzeugt, den Durchbruch als Schauspielerin zu schaffen. Bis dahin gibt sie das „Trainingsopfer“ für die örtliche Feuerwehr und versucht den Brotjob bei der Raiffeisenbank tunlichst zu vermeiden.
Die Weite suchen
Deutschland | 2015 | 30 min | Regie: Falk Schuster
Zwischen Volkspolizei, Grenzpatrouillen, Mangelwirtschaft und Strandidylle im ostdeutschen Urlauberparadies pendelt dieser Anima-Dokfilm, persönliche Erinnerungen und dokumentarisch aufbereitete Fakten verschmelzen zu einem im Zeichentrick animierten Reisetagebuch.
Über Wasser
Schweiz | 2021 | 12 min | Regie: Jela Hasler
Eine Stadt im Sommer. Die morgendliche Abkühlung im Fluss hält nicht lange an, die Hitze legt sich über die Stadt wie ein Vergrösserungsglas, unter dem vermeintlich nichtige alltägliche Belästigungen unvermittelt gewichtig werden. Eli versucht, der Enge und Hetze der Stadt zu entfliehen.
Eine Kooperation mit der stattcooperative und dem Honolulu Hotel
Das Haus der Sünde
FR, 2011 | 125 min | OmU | Regie: Bertrand
Paris, um 1900. Im Apollonide, einem luxuriösen Edelbordell, suchen Männer aus besseren Kreisen nach Zerstreuung und leben dort ihre Fantasien aus. Zwölf junge Frauen sollen ihnen nachts ihre Wünsche erfüllen. Die Mädchen sind schön, verführerisch und den Männern dienstbar. Tagsüber schlafen sie aus, leben bescheiden in ihren Wohnkammern und bereiten sich wieder auf die nächste Nacht vor. Unter dem strengen Regime von Madame haben es die Mädchen noch relativ gut. Aber die meisten sind bei ihr hoch verschuldet, und die Chancen auf ein normales bürgerliches Leben sind gering. Bei aller Lebensfreude und Solidarität untereinander sind die Frauen an das „Haus der Sünde“ gebunden. Ständig droht die Gefahr, sich mit der Syphilis anzustecken, und jeden Tag sind die Mädchen den Fantasien ihrer Freier ausgeliefert. So ist ein gemeinsamer Ausflug aufs Land ebenso selten wie befreiend. Die Mädchen träumen davon, aussteigen zu können, oder hoffen, dass einer der Kunden sie freikauft. Als die erst 15-jährige Pauline neu in das Haus kommt, brechen Spannungen auf. Auch die Politik mischt sich immer mehr ein: Mit Beginn des neuen Jahrhunderts sollen alle Freudenhäuser in Paris geschlossen werden. Auf einem von einer melancholischen Stimmung getragenen Maskenball nehmen die Prostituierten und ihre Stammkunden Abschied voneinander. Dabei gilt es auch noch, eine offene Rechnung mit einem der Freier zu begleichen…
Die 25-jährige Chloé hat ständig Magenschmerzen und ist überzeugt, dass psychische Probleme dahinterstecken. So landet sie in der Praxis von Psychotherapeut Paul, der die Behandlung jedoch nach einigen Sitzungen abbricht, weil er sich in seine Patientin verliebt hat. Chloé und Paul werden ein Paar, ziehen zusammen, die Magenschmerzen sind erst einmal weg.
„L’amant doubleist ein raffinierter erotisch-psychologischer Thriller, der sich trotz seiner eindeutigen Verortung in der Gegenwart anfühlt, als sei er in Wirklichkeit viel älter. Das mag gewiss an den sichtbaren Vorbildern Ozons liegen, die der Regisseur lustvoll zitiert." (Joachim Kurz, kino-zeit.de)
„François Ozon weiß genau, was er tut, und er weiß, dass auch sein Publikum das weiß. Wer mit so vielen Filmen spielt, mit all diesen Motiven und Bildern und Thriller-Klischees, muss garantieren können, dass das Spaß macht und nicht langweilt. Das kann François Ozon. Sogar auf der vulgärpsychologischen Ebene, auf der die Erklärungsmuster des Films angesiedelt sind, blitzen immer wieder Ironielichter auf, und dies, ohne den Film zur Parodie oder zum Klamauk werden zu lassen. (...) eine weitere Fingerübung des Mannes, der mit dem Kino zu spielen versteht wie ein Puppenspieler mit seinen Marionetten.” (sennhausersfilmblog.ch)
Das verflixte 3. Jahr
FR 2011 | 98 min | OmU | Regie und Buch: Frédéric...
Marc Marronnier, tagsüber ein von der Welt gelangweilter Literaturkritiker, abends ein scharfzüngiger und feierwütiger Gesellschaftskolumnist, lässt sich von seiner Frau Anne scheiden. Zu diesem Zeitpunkt ist er sich vollkommen sicher, dass wahre Liebe "das verflixte dritte Jahr" nie überdauern kann. Sogar ein Pamphlet hat er als Beleg seiner These geschrieben, allerdings unter Pseudonym. Als er auf einer Familienfeier der schönen Alice begegnet, gerät seine Überzeugung jedoch schwer ins Wanken …
Mit Das verflixte 3. Jahr bringt Frédéric Beigbeder, Bestseller-Autor (39,90) und enfant terrible der französischen Popliteratur, erstmals selbst als Regisseur einen seiner Romane auf die Kinoleinwand. Das in Das verflixte 3. Jahr zu sehende Ergebnis paart den visuellen Einfallsreichtum von „39,90“ mit der schwarzhumorigen Romantik eines „Auftragslovers“ und hat in seiner französischen Heimat bereits ein begeistertes Publikum gefunden.
Scheinbar haben alle ihren Platz gefunden: die 18-jährige Mati und ihre Burschenclique sind die Helden des Dorfes. Matis Eltern Gabriele und Paul stehen mitten im Leben und müssten bloß noch die letzten Arbeiten am Rohbau ihres Hauses abschließen.
Als Mati jedoch Carla kennenlernt, gerät alles ins Wanken. Die Begegnung mit dem selbstbestimmten Mädchen zeigt Mati, wer sie wirklich sein könnte: lebendig und offen und ganz anders als in ihrer kompetitiven, betont coolen Clique. Und dann verliebt sich Matis bester Freund Sebastian auch noch in sie und will, dass Mati endlich vom Kumpel zur Geliebten wird. Verliert Mati nun ihren Platz in der Männerrunde?
Währenddessen wird die Welt der Eltern ganz plötzlich erschüttert. Und schließlich stehen alle vor derselben Entscheidung: Was zählt mehr, Schein oder Sein?
Katharina Mückstein überzeugt einmal mehr als feine Seismografin gesellschaftlicher Wirklichkeiten – und wie bereits in ihrem Debütfilm Taleaerweist sich Shooting-Star Sophie Stockinger in der Rolle der Mati als Glücksfall für den Film.
Frühstück bei Monsieur Henri
FR 2015 | 98 min | OmU | R: Ivan Calbérac
Monsieur Henri ist ein mürrischer alter Herr und stolz darauf. Er lebt allein mit einer Schildkröte in einer viel zu großen Pariser Altbauwohnung und ärgert sich – über die Ehefrau seines Sohnes, die jungen Leute von heute oder was sonst so anfällt. Doch weil Henris Gesundheit letzthin etwas nachgelassen hat, beschließt sein Sohn Paul, dass es Zeit wird für eine Mitbewohnerin. Mit der chronisch abgebrannten Studentin Constance kommt ihm eine junge Dame ins Haus, die all das hat, was Henri auf den Tod nicht leiden kann, die seine Pantoffeln klaut und unerlaubt das Klavier benutzt. Weil sich Constance die Miete eigentlich nicht leisten kann, bietet Henri ihr ein skurriles Geschäft an: wenn sie es schafft, seinem Sohn Paul so lange schöne Augen zu machen, bis der seine Ehefrau verlässt, ist die Miete umsonst. Mehr übel als wohl willigt Constance ein. So stolpert der ahnungslose Paul in seinen zweiten Frühling und Constance in eine schrecklich nette Familie, die dank Monsieur Henri heillos im Chaos versinkt. (kino.de)
„Mit französischer Leichtigkeit und der zündenden Chemie zwischen dem französischen Altstar Claude Brasseur und der schweizerischen Newcomerin Noémie Schmidt gelingt eine leichte, dialogreiche Komödie, die charmante Unterhaltung bietet.”(programmkino.de)
Cabourg Film Festival 2015, Beste Schauspielerin
Internationales Filmfest Emden-Norderney, Publikumspreis