Filmforum Archiv
Polarnacht am Rande des Eismeers – zwei Monate lang übersteigt die Sonne nicht den Horizont. Inmitten von Schnee, Eis und Dämmerung startet eine deutsche Auswandererfamilie hoffnungsvoll den Neuanfang: Niels, Maria und Sohn Markus.
Schon nach kurzer Zeit spüren Niels und Maria, dass auch das neue Umfeld die erkaltete Beziehung nicht retten kann: Niels stürzt sich in seine Arbeit als Ingenieur und beginnt eine Affäre. Maria schiebt Überstunden im Hospiz und Markus muss an der Schule seinen Platz finden. Aber dann passiert in eisiger Nacht ein schrecklicher Unfall, der alles in Frage stellt.
Die anfängliche Erstarrung weicht, und wie durch ein Wunder wird dieses Unglück für die kleine Familie zum Wendepunkt: Das Geheimnis, das Maria und Niels fortan teilen, zwingt sie zur Auseinandersetzung – und führt sie auf einen Weg zu Erlösung und Gnade. (Alamode Filmverleih)
Wettbewerb Berlin 2012
Der junge Johnny bewirtschaftet die Farm seines kranken Vaters im englischen Yorkshire. Die Kommunikation zwischen Vater und Sohn ist den widrigen Lebens- und Arbeitsumständen angepasst: Knapp und rau werden meist Worte der Kritik oder Bevormundung an den Sohn gerichtet. Frustriert geht der isolierte Johnny seinem harten Tagesgeschäft nach, hat unverbindlichen Sex mit Männern oder betrinkt sich im lokalen Pub. Als im Frühjahr der gleichaltrige Gheorghe aus Rumänien als Aushilfe für die Saison anheuert, begegnet Johnny dem Fremden zunächst mit Misstrauen. Die anfänglichen Spannungen zwischen den Männern weichen jedoch bald einer intensiven Beziehung, die Johnny neue Perspektiven eröffnet, ihn aber auch vor weitere Herausforderungen stellt.
Francis Lee zeigt in seinem Langfilmdebüt den entbehrungsreichen Farm-Alltag in authentischen Bildern. Er konzentriert sich dabei auf Blicke und Gesten seiner Charaktere und ihre unmittelbare Körperlichkeit. Die archaische Landschaft von God’s Own Country, wie die Einheimischen die ehemalige Grafschaft nennen, wird zum Spiegelbild innerer Tumulte.
Edinburgh International Film Festival 2017: Auszeichnung als Bester britischer Film |
San Francisco International Film Festival 2017: Nominierung für den Golden Gate Award New Directors Prize – Narrative films (Francis Lee) | Sundance Film Festival 2017: Auszeichnung für die Beste Regie mit dem World Cinema Dramatic Special Jury Award
Regisseurin ColineSerreau kehrt zu ihren dokumentarischen Wurzeln zurück und zeigt in ihrem entlarvenden und informativen Film lokale Alternativen zum globalen Raubbau an unseren Ressourcen auf. Dabei setzt sie auf die Kraft akribisch recherchierter Fakten und verzichtet weitgehend auf Horror-Bilder - wenngleich Aufnahmen von industriell zu Tode gepflügter Erde im Gegensatz zu lockerer, von Mikroben bevölkerter Erde den Wahnsinn moderner Massenproduktion hautnah vermitteln. Serreau zeigt aber nicht mit den Fingern auf die Schuldigen. Von Frankreich nach Indien über Brasilien, die Ukraine, Schweiz und Marokko führt die Reise. In den Interviews mit engagierten Bauern, Wirtschaftsphilosophen, Pionieren der ökologischen Landwirtschaft, Ernährungswissenschaftlern, Agraringenieuren, Umweltwissenschaftlern, Kolchosenleitern oder Repräsentanten der Landlosenbewegung MST zeigt sie Alternativen auf. Die Wiederherstellung der Saatenvielfalt und Verbesserung der Bodenqualität ist eine Überlebensfrage für die Menschheit, wie auch der individuelle oder kollektive Widerstand gegen weltweit agierende Konzerne.
Wir zeigen den Film in Zusammenarbeit mit Projekte der Hoffnung – Alternative Nobelpreisträger in Bregenz.
Meine Stunden mit Leo
UK 2022 | 97 min | OmU | R: Sophie Hyde
„Ich hatte noch nie einen Orgasmus“, gesteht die pensionierte und verwitwete Religionslehrerin Nancy dem attraktiven Callboy Leo Grande. Und genau deshalb hat sie ihn engagiert. Und natürlich geht es in den Begegnungen der beiden sehr explizit um Sex, doch Nancy lernt nicht nur, dass miteinander schlafen auch Spaß machen kann, sondern lernt ihren jungen Partner immer besser kennen. Und da die Chemie zwischen Emma Thompson und Daryl McCormack einfach stimmt, lassen die beiden die Leinwand mit ihrem Charme auf zauberhafteste Weise erstrahlen.
„Sophie Hyde gelang das Kunststück, einen Film über Lust, Lebenslügen und die heilende Wirkung von Sex zu drehen, der zu gleichen Teilen amüsiert, nachdenklich und versöhnlich stimmt und dabei ungemein sexy ist.“(Kino-Zeit.de)
„Ein Hotelzimmer und zwei Menschen, die sich einander immer mehr öffnen. Mehr braucht es nicht, um daraus einen wundervollen Film zu machen.“(3sat)
Provincetown Film Festival 2002, Publikumspreis
Die gut situierte Mona aus dem Nordsudan hat unter unglücklichen Umständen den Tod eines Mannes aus dem Süden verursacht. Um ihre Schuld wiedergutzumachen, nimmt sie die Witwe Julia und deren Sohn bei sich auf. Die beiden Frauen nähern sich einander sanft an. Mohamed Kordofani erzählt vor dem Hintergrund der Spaltung des Landes eine feinfühlige Geschichte über Schuld und Sühne.
Der Film beleuchtet eine Gesellschaft, in der Diskriminierungen fortbestehen und Frauen von absurden sozialen, kulturellen und religiösen Zwängen erstickt werden. Er wirft zudem einen wichtigen Blick auf einen entscheidenden Moment in der Geschichte Afrikas, aber auch auf ein Land, das nicht zur Ruhe kommt. Ein starkes Plädoyer für die Grundwerte des Humanismus und ein sensibler Film, der das Intime und das Politische miteinander verbindet. (trigon)
„(...) ein spannendes Charakterdrama um Schuld und Vergebung vor dem Hintergrund des schwelenden Krieges im Sudan. Ganz stark sind dabei die beiden Hauptdarstellerinnen Eiman Yousif und Siran Riak als Mona und Julia.“ (outnow.ch)
Filmfestpiele Cannes 2023: Un Certain Regard – Prix de la Liberté
Chicago Internation Film Festival 2023: Roger Ebert Award – New Directors Competition
Singapore International Film Festival 2023: Publikumspreis
Gordosist ein komödiantisches Drama Fünf Geschichten, die vom Übergewicht im Alltag handeln: Treffpunkt ist eine Gruppentherapie. Ein Ort, an den die Menschen nicht gehen um ihr Gewicht zu verlieren, sondern um herauszufinden, warum sie zugenommen haben. Sie wollen erkunden, warum sie ihre Körper nicht mögen. Ihr Gewicht ist nicht das Entscheidende, ihre Körper sind nicht das Entscheidende. Das Übergewicht ist eine Metapher, um über Dinge zu sprechen, die wir jeden Tag „runterschlucken“, und die in uns „wachsen“. Dinge, die wir nur schwer ausdrücken oder akzeptieren können und denen wir uns schon gar nicht stellen.
Nach seinem Goya-gekrönten Familiendrama dunkelblaufastschwarz vollführt der Spanier Daniel Sánchez Arévalo mit seinem Porträt über Dicke einen Seelenstriptease der besonderen Art. (kino.de)
Gott existiert, ihr Name ist Petrunya
MK 2019 | 100 min | OmU | R: Teona Strugar
„Sag ihnen, du bist 24!“, rät die Mutter, als sie ihre Tochter wieder einmal zu einem erfolglosen Vorstellungsgespräch schickt. Doch Petrunya ist 31 und hat dazu noch studiert, was niemand braucht: Geschichte. Arbeitgeber finden sie zu dick und zu alt. Auf dem Heimweg springt Petrunya ins kalte Wasser und mischt damit zufällig bei einem kirchlichen Ritual mit, das seit Menschengedenken männlichen Wesen vorbehalten ist…
Als Komödie und beißende Satire führt uns der Film eine immer noch patriarchale Gesellschaft vor Augen und trifft damit einen Nerv unserer Zeit. Die Darstellerin von Petrunya Zorica Nusheva ist eine stoische Wucht und bringt uns die Figur mit phänomenalem Talent nahe. Sie verkörpert diese Offenbarung einer jungen Frau, die so richtig selbstbewusst wird, als sie die Schwächen des vermeintlich starken Geschlechts wahrnimmt. Der Film ist eine Satire auf eine Gesellschaft, die modern sein möchte aber die Regeln von früher nicht hinter sich lässt. (polyfilm)
Finalist für den LUX Filmpreis der EU 2019 | Berlinale 2019: Gewinner des Gilde Filmpreises: Bester Film, Gewinner des Preises der Ökumenischen Jury | Sevilla Filmfestival 2019, Beste Darstellerin | Motovun: Gewinner des Preises der internationalen Filmkritik (FIPRESCI)
Eine Kooperation mit:
Verein Amazone
Frauen Museum Hittisau
Verein GoWest
Nach einem langen Gefängnisaufenthalt kehrt Lang in seine Heimatstadt am Rande der Wüste Gobi zurück, doch nichts ist mehr, wie es einst war. Die Stadt ist im Wandel, Gebäude stehen leer und zerfallen, während streunende Hunde durch die verlassenen Straßen ziehen. Wenige Wochen vor den Olympischen Spielen in Peking beschließen die Behörden, gegen die wachsende Zahl der herrenlosen Tiere vorzugehen, insbesondere gegen den schwer fassbaren „Schwarzen Hund“, der die Bewohner in Angst versetzt. Lang, der verzweifelt nach einem Neuanfang sucht, wird Teil eines Teams von Hundefängern und entwickelt unerwartet eine tiefe Bindung zu dem Tier, das ebenso einsam und verloren ist wie er selbst. Gemeinsam begeben sie sich auf eine Reise, die nicht nur Langs Beziehung zu dem Hund, sondern auch sein eigenes Leben für immer verändern wird.
„Eine zeitlos-schöne und dabei atemberaubend-episch gefilmte Parabel voller beeindruckender Panoramen und poetischer Parallelen zwischen Mann und Hund.“ (filmstarts.de)
Cannes Film Festival 2024: Un Certain Regard Award
Valladolid Film Festival 2024: Ribera de Duero Award – Beste Regie
Warschau Film Festival 2024: Crème de la Crème Award
Lisabon Film Festival 2024: Jury Award
Ein Schriftsteller kommt im Grand Budapest Hotel, das schon bessere Zeiten erlebt hat, mit einem älteren Stammgast ins Gespräch. Er erfährt, dass ihm das Hotel einstmals gehörte und er dort als Lobbyboy angefangen hatte. Zu einer Zeit, als der penible und galante Monsieur Gustave noch für makellosen Service sorgte - insbesondere gegenüber der älteren, weiblichen Klientel. Er erzählt von einem wahrlich erstaunlichen Abenteuer, als Gustave im Testament einer millionenschweren Witwe berücksichtigt und bald als deren Mörder gejagt wird.
Bill Murray bei der US-Premiere an Anderson gerichtet: „Ich glaube, das ist das Beste, was du jemals gemacht hast.“
Berlinale 2014: Silberner Bär für Wes Anderson
Tina arbeitet beim Zoll, wo sie ihre größte Stärke ausspielen soll: Sie kann besser riechen als alle ihre menschlichen Artgenossen. Keine verbotene Substanz, keine Schmugglerware bleibt ihr verborgen. Doch dann steht ihr eines Tages ein Mann gegenüber, der einen Duft verströmt, den Tina noch nie in der Nase hatte. Eine Tür öffnet sich in eine mythologische Welt, wunderbar und garstig zugleich, und Tina erfährt von einem ganz anderen, neuen Leben.
Gräns ist eine filmische Wundertüte voller Überraschungen und verrückten Wendungen, die zwischen Komödie, Horror, Fantasy und tiefsinnigem Drama um Fragen der (auch sexuellen) Identität munter Genregrenzen aushebelt und dem Publikum mit Humor, aber auch großer Ernsthaftigkeit eine Welt voller Staunen eröffnet, die dazu einlädt, anhand seiner wunderbaren Hauptfigur all die eigenen Haltungen einer ausführlichen Prüfung zu unterziehen.
„Die Fabel zweier Außenseiter, die einander an einer Grenze begegnen und gemeinsam Grenzen überschreiten. Ein mythopoetischer Kommentar zum Thema Ausgrenzung, der im gegebenen Kontext von Flucht und Anpassung auch politisch gelesen werden kann.“ (epd-film)
Cannes Filmfestival 2018, Un Certain Regard
Europäischer Filmpreis 2018, European Visual Effects Supervisor
Guldbagge Awards 2019, 6 Auszeichnungen
Jerusalem Film Festival 2018, Best International Film
Die USA im Jahr 1962: Dr. Don Shirley ist ein begnadeter klassischer Pianist und geht auf eine Tournee, die ihn aus dem verhältnismäßig aufgeklärten und toleranten New York bis in die amerikanischen Südstaaten führt. Als Fahrer engagiert er den Italo-Amerikaner Tony Lip, der sich bislang mit Gelegenheitsjobs über Wasser gehalten und etwa als Türsteher gearbeitet hat. Während der langen Fahrt, bei der sie sich am sogenannten Negro Motorist Green Book orientieren, in dem die wenigen Unterkünfte und Restaurants aufgelistet sind, in dem auch schwarze Gäste willkommen sind, entwickelt sich langsam eine Freundschaft zwischen den beiden sehr gegensätzlichen Männern.
Das Roadmovie Green Book basiert auf einer wahren Begebenheit und porträtiert mit feinem Humor, wie ein weißer Chauffeur den afroamerikanischen Jazz-Pianisten Don Shirley für eine Konzert-Tournee in die vom Alltagsrassismus geprägten US-Südstaaten der 1960er-Jahre steuert – eine Komödie, die gekonnt die ungewöhnliche Freundschaft über soziale Grenzen hinweg porträtiert.
Ausgezeichnet mit 43 internationalen Filmpreisen, nominiert für 5 Oscars
Zwei Männer, eine Frau: Ein dramatisches Dreieck zwischen Liebe und Leidenschaft, Verrat und Verbrechen. Florian Flicker hat Karl Schönherrs Der Weibsteufelins österreichische Grenzland kurz nach der Jahrtausendwende übersetzt. Im wilden Sumpfgebiet der March-Au haben sich Hans und Jana eine kriminelle Idylle eingerichtet, die kippt, als ein junger Soldat dem Paar das Handwerk legen soll.
Sarajevo Filmfestival 2012: Art Cinema Preis