Filmforum Archiv
„Er ist nicht Deutscher, er ist Argentinier“, meint die junge Sulamit Löwenstein über ihren Freund Friedrich. Beide wachsen im Argentinien der 1950er auf, sie als Tochter jüdischer Eltern, er als Sohn eines Nazis. Als sie sich ausgerechnet in Deutschland als Austauschstudenten wiedertreffen, kämpft Friedrich politisch gegen den Makel seiner Herkunft. Den beiden stellt sich die Frage „was wird aus uns?“, während in Argentinien die Militärdiktatur wütet.
In ihrem neuen Kinofilm erzählt Jeanine Meerapfel die Geschichte einer großen Liebe in den Zeiten des politischen Umbruchs und historischen Wandels.
Hieronymus Bosch – Garten der Lüste
ES 2016 | 86 min | OmU | R: José Luis López-Linares
Surrealistischer Fiebertraum, Allegorie der Schöpfungsgeschichte und ein Geheimnis hinter dem Geheimnis: Seit genau 500 Jahren fasziniert Hieronymus Boschs berühmtestes Gemälde Der Garten der Lüsteseine Betrachter immer wieder aufs Neue. Philosophen, Wissenschaftler, Historiker und Künstler wie die Schriftsteller Salman Rushdie und Cees Noteboom, der Philosoph Michel Onfray oder der Komponist Ludovico Einaudi laden uns ein, die unendlich vielfältigen Aspekte und Deutungsmöglichkeiten eines der bildgewaltigsten Werke der Kunstgeschichte zu entdecken.
Hieronymus Bosch – Garten der Lüsteist ein ebenso farbenprächtiger wie spannender Trip in die rätselhafte Welt eines rätselhaften Künstlers, unterlegt mit einem soghaften Soundtrack, der von Bach bis Elvis Costello reicht und die Zeitlosigkeit von Boschs Meisterwerk auch musikalisch eindrucksvoll unterstreicht.
Ein ehrenwerter Bürger
AR, ES 2016 | 118 min | OmU | R: Gastón Duprat,...
Zum ersten Mal seit 40 Jahren kehrt der Literatur-Nobelpreisträger Daniel Mantovani in seinen Heimatort in der argentinischen Provinz zurück. Doch was als nostalgische Reise an die Quelle seiner literarischen Inspiration beginnt, wird für den berühmten Autor bald zum realen Höllentrip.
El ciudadano illustreist eine furiose Komödie über die Gespenster der Vergangenheit, glänzt mit intelligenten und wunderbar bissigen Dialogen und war in den lateinamerikanischen Kinos ein fulminanter Publikumserfolg.
„Ein großes Vergnügen“ (The Hollywood Reporter)
„Erinnert an die großen italienischen Komödien“ (Le Figaro)
Venedig Film Festival 2016, Bester Schauspieler für Oscar Martìnez
Goya Awards 2017, Bester lateinamerikanischer Film
Haifa 2016, Bester internationaler Film
Havana Film Festival 2016, Bestes Drehbuch
Argentinien in den frühen 1980er-Jahren. Die Puccios leben in einem gutbürgerlichen Stadtteil in Buenos Aires, nach außen wirken sie wie eine ganz normale Großfamilie. Doch der Schein trügt. Im Verborgenen führt Patriarch Arquímedes Puccio mit harter Hand die Geschäfte der Familie, dunkle Machenschaften mit grausamen Methoden: Kidnapping, Lösegelderpressung, Mord. Dafür braucht Arquímedes vor allem die bedingungslose Unterstützung seines ältesten Sohnes Alejandro, der für ihn geeignete Opfer ausfindig macht. Als Star-Spieler der Rugby-Nationalmannschaft ist dieser durch seine Berühmtheit über jeden Verdacht erhaben und somit das ideale Werkzeug. Als Alejandro jedoch das makabre Familienbusiness in Frage stellt, droht die Fassade zu bröckeln.
El Clanberuht auf einem der berühmtesten Kriminalfälle Argentiniens und sprengte in seinem Herkunftsland sämtliche Kinorekorde. In atmosphärisch dichten Bildern erzählt Regisseur Pablo Trapero die Story des Puccio-Clans, der aktiv war, als das Land an der Schwelle von der Diktatur zur Demokratie stand. Der vom spanischen Kultregisseur Pedro Almodóvar mitproduzierte Gänsehaut-Thriller wurde am Filmfestival Venedig mit einem Silbernen Löwen für die beste Regie ausgezeichnet.
Silberner Löwe (Beste Regie), Venedig 2015
Der Lehrer, der uns das Meer versprach
ES 2023 | 105 min | OmU | R: Patricia Font
Spanien 1935: Der Lehrer Antoni Benaiges übernimmt kurz vor Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs die Grundschule eines kleinen, abgelegenen Dorfes in der Provinz Burgos. Dank seiner antiautoritären Unterrichtsmethoden baut er schnell eine vertrauensvolle Beziehung zu seiner Klasse auf. Doch der freundliche Umgang mit den Kindern wird von Eltern und Dorfvorstehern argwöhnisch beobachtet. Und dann gibt Benaiges seinen Schülern ein Versprechen: In den Sommerferien will er ihnen das Meer zeigen, das diese noch nie gesehen haben. Bei den Eltern stößt diese Idee auf große Skepsis …
75 Jahre später, im Jahr 2010, recherchiert Ariadna, die Enkelin eines seiner damaligen Schüler, die bewegende Geschichte von Antoni Benaiges und entdeckt dabei, mit welch großen Widerständen dieser charismatische Mann zu kämpfen hatte.
Neben Enric Auquer, kehrt Laia Costa, die 2015 mit dem Deutschen Filmpreis für die beste weibliche Hauptrolle in Victoria ausgezeichnet wurde, auf die Leinwände zurück. In seinem Heimatland Spanien erhielt der Film fünf GOYA-Nominierungen und war mit über 250.000 Besuchern ein beachtlicher Erfolg an den Kinokassen. (filmladen)
Gaudí Award 2024: Publikumspreis
Medienpartner: Vorarlberger LehrerInnen-Initiative – unabhängige GewerkschafterInnen
Mit Zärtlichkeit, emotionaler Wahrhaftigkeit und tragikomischem Humor erzählt El Olivodie Geschichte einer jungen Frau, die auszieht, das Unmögliche zu versuchen: Eine Reise, die niemanden unberührt lässt, am wenigsten sie selbst.
Alma ist Anfang 20, rebellisch und impulsiv. Ihre ganze Liebe gilt ihrem Großvater, der nicht mehr spricht, seit die Familie vor Jahren gegen seinen Willen den uralten Olivenbaum verkauft hat, und der langsam im Nebel des Alters zu verschwinden droht. Alma beschließt zu handeln: Sie will den Olivenbaum nach Hause zurückholen, um dem Großvater seinen größten Wunsch zu erfüllen. Doch der Baum steht längst eingetopft im Atrium eines Düsseldorfer Energiekonzerns, und zwar als Symbol für Nachhaltigkeit.
Hals über Kopf stürzt sich Alma in eine Reise, die Don Quijote alle Ehre machen würde. Umso mehr, als die beiden Sancho Pansas, ihr schräger Onkel Alcachofa und ihr still verliebter Kollege Rafa, keine Ahnung davon haben, wie schwierig die Unternehmung ist, auf die sie sich da einlassen.
El Olivo ist nach Und dann der Regender neue Film von Goya-Preisträgerin Icíar Bollaín, emotional, politisch und mit dem unverwechselbaren Humor von Paul Laverty.
Ein nie aufgeklärter Mord an einer jungen Frau und eine nie erloschene Leidenschaft lassen den Gerichtsangestellten Esposito auch nach seiner Pensionierung nicht los. Er will den Fall literarisch verarbeiten. Die Nachforschungen führen ihn auf eine Reise in seine Vergangenheit und zu einer Wiederbegegnung mit der Liebe seines Lebens...
Regisseur Juan José Campanella verflicht geschickt einen packenden Thriller mit einer ebenso fesselnden Liebesgeschichte, die den Zuschauer von Anfang bis Ende in den Bann zieht. Der von der Kritik und der Presse hochgelobte argentinische Film wurde überall auf der Welt, wo er im Kino schon zu sehen war, ein Riesenerfolg und erhielt den Oscar 2010 als "Bester fremdsprachiger Film".
Als seine Töchter ihn ins Seniorenheim stecken wollen, steigt Abraham (Miguel Ángel Solá) kurzerhand ins Flugzeug und verschwindet. Er macht sich auf eine abenteuerliche Reise von Buenos Aires nach Polen. Dort will er den Jugendfreund suchen, der ihm während des Holocaust das Leben rettete, und ihm ein besonderes Geschenk bringen.
Der Film schafft eine anrührende Balance zwischen Melancholie und Heiterkeit und gewann auf den Festivals in Miami und Philadelphia jeweils den Publikumspreis.
„Ein liebenswerter Film über die vielfältigen Wege der Geschichtsverarbeitung.“ (epd-Film)
„Eine feinsinnige argentinische Tragikomödie voll tiefem Mitgefühl und Menschlichkeit.“ (Film-Netz)
Regisseur Markus Imhoof beschäftigt sich mit der Frage, wie Flüchtlinge und Migranten im Europa des 21. Jahrhunderts behandelt werden. Dabei geht Imhoof auch auf seine eigene Vergangenheit ein, denn während des Zweiten Weltkriegs nahm seine Familie ein italienisches Flüchtlingskind namens Giovanna bei sich auf und pflegte es gesund. Diese Geschichte, die kein gutes Ende nahm, ging ihm niemals aus dem Kopf. In der Gegenwart begibt er sich daher auf Giovannas Spuren nach Italien und beobachtet dort beispielsweise die Operation "Mare Nostrum" der italienischen Marine, bei der Flüchtlinge aus dem Mittelmeer geborgen werden. Bei den Rettungsaktionen, denen Imhoof an Bord beiwohnt, können über 100.000 Menschen aus den Fluten gefischt werden. Im Lauf der Dreharbeiten, bei denen der Regisseur die Perspektive des Kindes einnimmt, das er einmal war, findet er Antworten auf Fragen, die ihn seit seiner Kindheit beschäftigen.
„Die enorm vielschichtigen Aspekte und Facetten, die Markus Imhoof immer wieder mit der eigenen Biographie verknüpft, machen Eldoradozu einem außergewöhnlichen Werk über Flucht und ihre Ursachen, das den Blick für Zusammenhänge weitet. Universell und zutiefst human.“ (kino-zeit)
Amnesty International Award bei der Berlinale 2018
Wir zeigen den Film in Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Hohenems.
DE2024 | 95 min | R: Charly Hübner
Dieser Film erzählt die Geschichte und Gegenwart einer ganz besonderen deutschen Band, die Geschichte von Element of Crime: Es geht um Musik, Freundschaft, eine Haltung zur Welt und um das Geheimnis, 40 Jahre zusammen Musik zu machen.
Element of Crimewurde 1985 gegründet und ist seitdem aus der deutschen Musiklandschaft nicht mehr wegzudenken. Sie gilt als die bekannteste unbekannte oder die unbekannteste bekannte Band des deutschen Sprachraums.
Regisseur Charly Hübner folgt der Band auf einer Tournee durch Berlin, die eigens für diesen Film organisiert wurde, und führt uns zu Orten, die stellvertretend für die Entwicklung der Band stehen. Wir sehen die Mauerstadt Berlin, erfahren von den wichtigsten Weggefährten, von New York, John Cale, London, Düsseldorf, Ata Tak, dem Ende der Neuen Deutschen Welle und dem Anfang von Element of Crime. Nie nostalgisch, nie klingt er nach der „guten alten Zeit“. Dafür ist die Band viel zu lebendig …
Medienpartnerschaft: Musikschule Bregenz
Die Sprache von der Leine lassen
AT, DE 2022 | 96 min | R: Claudia Müller
Claudia Müllers Film über Elfriede Jelinek, die 2004 als erste österreichische Schriftstellerin mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde, stellt deren künstlerischen Umgang mit Sprache in den Mittelpunkt. Vielschichtig und assoziativ nähert sich der Film der Kunst seiner Protagonistin, ihren eigenen sprachkompositorischen Verfahren. Unter Mitwirkung und mit den Stimmen von Ilse Ritter, Sandra Hüller, Stefanie Reinsperger, Sophie Rois, Maren Kroymann und Martin Wuttke ist ein vielschichtiges und faszinierendes Filmporträt entstanden.
„Claudia Müllers Porträt ist ein Meisterwerk der unterhaltsamen Überraschungs-Montage, das die österreichische Nachkriegsgeschichte und damit Jelineks Motive von patriarchaler Frauenverachtung bis zur ‚Buberlpartei‘ FPÖ auffächert. Die liebevolle Hommage macht wach, räumt mit Vorurteilen über die angebliche Österreich-Hasserin auf und weckt unangestrengt den Appetit auf Literatur.“ (artechock)
Filmfest München 2022, FIPRESCI-Preis
In Kooperation mit Vorarlberger Landesbibliothek, Kosmos Theater, Buchhandlung Brunner, Literatur Vorarlberg, Stadtbücherei Bregenz, Rapunzel Buchhandlung, Vorarlberger Landestheater
Eintritt frei!
BESTER DOKUMENTAR-FILM
Claudia Müllers Film über Elfriede Jelinek, die 2004 als erste österreichische Schriftstellerin mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde, stellt ihren künstlerischen Umgang mit Sprache in den Mittel-punkt. Vielschichtig und assoziativ nähert er sich der Kunst seiner Protagonistin mit ihren eigenen sprachkompositorischen Verfahren.