Filmforum Archiv
Capernaumist eine Beschreibung biblischen Ursprungs für einen Ort voller Chaos und Unordnung. Einen solchen zeigt die libanesische Regisseurin Nadine Labaki (Caramel) in ihrer hochemotionalen Fabel. In visuell eindrucksvollen Kinobildern erzählt Capernaum – Stadt der Hoffnungvon den abenteuerlichen Lebensumständen jener, die von einem besseren Leben träumen, aber in unserer Welt keine Chance haben. Mitreißend inszeniert legt Nadine Labaki die Mechanismen unglaublicher sozialer Ungerechtigkeit offen und gibt denen eine Stimme, die im Schatten leben. (film.at)
Her ist eine Liebesgeschichte, aber auch eine profunde metaphysische Betrachtung darüber, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Und auch eine über die Art, wie wir leben oder vielleicht bald leben werden. Oh, und der beste Film des Jahres, oder zumindest der, der einem in Erinnerung bleiben wird, bis seine Geschichte wahr wird.
„Prepare to be blown away“ (Vulture)
„In ihrem Film Capernaum um Beiruter Straßenkinder entfaltet die Filmemacherin Nadine Labaki die ganze Kraft des Kinos.“ (Die Zeit)
Filmfestival Cannes 2018: Preis der Jury; nominiert für den Oscar 2019 in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film
Ben Cash und seine Frau Leslie haben sich in den Wäldern des pazifischen Nordwestens ihr persönliches Paradies aufgebaut. Mit ihren sechs Kindern leben sie dort und kommen dabei ohne den Rest der Welt aus. Ben und Leslie unterrichten ihren Nachwuchs selbst und bringen den Kindern alles bei, um in der Natur überleben zu können – inklusive Klettern und Jagen. Eines Tages wird Leslie aufgrund schwerer Depressionen in eine Klinik eingeliefert und begeht Monate später fernab von Mann und Kindern Suizid. Leslies Eltern planen daraufhin die Beerdigung und gedenken, sie christlich zu begraben. Dies kommt aber für Ben nicht in Frage, da der Wunsch Leslies ein anderer war: Ihre Leiche soll kremiert und die Asche danach in einer öffentlichen Toilette hinuntergespült werden. Um ihr diesen Wunsch zu erfüllen, setzen sich Ben und seine sechs Sprösslinge in den Familienbus, um die Beerdigung zu verhindern. Ein Roadtrip, der für die Kinder zum Kulturschock wird. (outnow.ch)
„Viggo Mortensen bekommt die Rolle, für die er wahrscheinlich geboren wurde: nicht als Superheld, aber als Super-Papa, der seine Kinder fest entschlossen nach eigenen Ideen erzieht.“ (variety)
Cannes 2016, Un Certain Regard: Regiepreis,
Karlsbader Film Festival 2016: Publikumspreis
Seattle Film Festival 2016: Bester Film
Wie schon in seinen preisgekrönten Arbeiten Serbis oder Kinatay taucht der philippinische Ausnahmeregisseur Brillante Mendoza auch hier in verstörende, ambivalente Innenwelten eines abgeschlossenen Universums ein. Der Zuschauer fühlt sich selbst als Gefangener, spürt die existenzielle Bedrohung durch Mensch und Natur und fragt wie die Protagonisten nach realen wie spirituellen Auswegen aus der Geiselhaft, die stellvertretend für alle Arten von "Gefangensein" steht.
Als zweiter Mann der Schweizer Botschaft in Budapest rettet der Appenzeller Diplomat Carl Lutz während des 2. Weltkriegs zehntausende von verfolgten Juden vor dem sicheren Tod. Seine humanitäre Aktion gilt als größte zivile Rettungsaktion für Juden während des Holocausts. Lutz verhandelt dafür direkt und bauernschlau mit Adolf Eichmann, dem Logistiker des Holocaust. Während seiner Rettungs-aktion verliebt sich der verheiratete Vize-Konsul in eine seiner Schutzbefohlenen. Nach Kriegsende lässt er sich scheiden, heiratet in Budapest seine Geliebte und zieht mit seiner zweiten Frau und deren Tochter nach Bern. Statt des Danks der Heimat erwartet ihn dort eine Rüge wegen Kompetenzüberschreitung und Spesenrittertums. Lutz wird bis ans Ende seiner Tage verbittert und vergeblich für seine „Rehabilitierung“ kämpfen.
Im Anschluss an den Film wird Journalistin Jutta Berger mit Agnes Hirschi, der „ungarischen“ Stieftochter von Carl Lutz, ein Gespräch führen.
Am 8.11.2019 wird um 18:30 Uhr die Ausstellung „Carl Lutz und das legendäre Glashaus” in der Herz-Jesu-Kirche Bregenz eröffnet. Ausstellungsdauer bis 29.11.2019, täglich außer Sonntag von 8-19 Uhr.
In Kooperation mit dem Verein zur Förderung des Jüdischen Museums Hohenems, der Gedenkgruppe Bregenz, der Pfarre Herz-Jesu und weiteren Partnern.
Es ist eines der ärmeren Viertel der andalusischen Hauptstadt, in dem oft eingebrochen wird. Auch bei Carmina. Doch die Versicherung will für den Schaden nicht aufkommen. Deshalb nimmt Carmina das Thema Entschädigung selbst in die Hand. Sie plant einen großen Versicherungsbetrug, um ihre Familie aus der ständigen Geldknappheit zu befreien. Bei einem fingierten Einbruch sollen gut versicherte Serrano-Schinken gestohlen und unter der Hand weiterverkauft werden.
Paco León, ein erfolgreicher Schauspieler spanischer Fernsehserien, hat für sein Regiedebüt die äußere Form des Dokumentarfilms gewählt: Carmina o Revientaist eine Art fiktiver Dokumentarfilm über eine redselige, emotional schlaue, manchmal vulgär-derbe Frau. »Fiktiv« ist diese Dokumentation, die so hundertprozentig in eine soziale Realität eingebettet erscheint, weil Carmina Barrios die Mutter des Regisseurs ist, und auch seine Schwester Maria León ist mit von der Partie. (…) Eine rasante Achterbahnfahrt zwischen Realismus, brachialer Komik und tiefer Lebensphilosophie. (filmdienst.de)
Zwei Elfjährige prügeln sich auf einem Spielplatz, einem der beiden Jungen werden dabei Zähne ausgeschlagen. Die Eltern des "Opfers", Penelope und Michael (Jodie Foster, John C. Reilly), haben die Eltern des "Übeltäters", Nancy und Alan (Kate Winslet, Christoph Waltz), eingeladen, um den Vorfall wie vernünftige Menschen zu klären.
Was als friedlicher Austausch über Zivilisation, Gewalt und die Grenzen der Verantwortlichkeit beginnt, entwickelt sich schon bald zu einem Streit voller Widersprüche und grotesker Vorurteile. Und schließlich platzt die dünne Haut der bürgerlichen Kultiviertheit auf: Vier Erwachsene geraten aus der Fassung.
Brutal und rücksichtslos werden Grenzen überschritten, es wird provoziert und schließlich deutlich, dass sie alle hinter ihrer zivilisierten Maske einen Gott des Gemetzels anbeten. Auf dem Schlachtfeld dieser Tragikomödie versinkt am Ende nicht nur ein Handy in der Tulpenvase...
Der Film basiert auf dem erfolgreichen Broadway-Stück God of Carnage, welches bis heute über 400 Mal aufgeführt wurde und u.a. drei der begehrten Tony Awards einheimsen konnte.
Im New York der 1950er-Jahre führt Carol eine unerfüllte Ehe mit ihrem wohlhabenden Mann Harge. Sie lernt die junge Therese kennen, die in einem Kaufhaus arbeitet und von einem besseren Leben träumt. Auf einer gemeinsamen Reise entwickelt sich eine ganz besondere Bindung zwischen ihnen – und schließlich die große Liebe. Harge will das neue Glück seiner Frau jedoch nicht akzeptieren. Er beauftragt einen Privatdetektiv damit, dem frisch verliebten Paar zu folgen und entscheidende Beweise für das laufende Scheidungsverfahren zu sammeln. Carol muss schon bald um das Sorgerecht ihrer geliebten Tochter kämpfen. Ihr Mann versucht es ihr mit allen Mitteln zu nehmen.
Todd Haynes‘ brillantes Melodram entstand nach dem gleichnamigen Roman von Patricia Highsmith, der 1952 unter dem Titel Salz und sein Preiserstmals erschien.
„Natürlich ist die Rolle der eleganten Carol eine Paraderolle für Cate Blanchett. Wie sie ihre Haare zurückstreicht, Handschuhe aufnimmt, eine Zigarette anzündet, „I love you“ haucht – wie Therese kann man auch als Zuschauer von dieser Carol kaum genug bekommen.“ (Die Zeit)
Beste Schauspielerin und Queer Palm in Cannes 2015
Beziehungsweise New York
FR 2013 | 117 min | OmU | R u. B: Cédric Klapisch
Xaviers Leben ändert sich schlagartig, als seine Frau mit den Kindern nach New York zieht. Er entschließt sich dazu, seinen Wohnsitz aufzugeben und auch in die Metropole umzusiedeln. Um die Aufenthaltspapiere zu bekommen, heiratet er eine Amerikanerin mit chinesischer Herkunft. Richtig turbulent wird es, als Xavier seinen Samen für das Kind eines lesbischen Pärchens spendet. Und dann trifft er eines Tages seine erste große Liebe wieder.
Mit Beziehungsweise New Yorksetzt Cédric Klapisch seine leichtfüßige Komödienreihe fort, die 2002 mit Barcelona für ein Jahrbegann und mit Wiedersehen in St. Petersburg2005 ihre Fortsetzung fand.
„Mit seinem großartigen Ensemble und dem stets perfekt ins Bild gerückten Schauplatz empfiehlt sich Beziehungsweise New Yorkals ideales Date-Movie für alle, die etwas mehr vom Kino erwarten.“ (Stuttgarter Nachrichten)
Ein improvisierter Fernsehfilm, der vom Casting für ein Fernsehfilm-Remake von Rainer Werner Fassbinders Melodram Die bitteren Tränen der Petra von Kanthandelt. Darin der erfolgreiche Schauspieler Andreas Lust als der erfolglose Schauspieler Gerwin, der sich als Anspielpartner für eine Reihe hochkarätiger deutschsprachiger Miminnen verdingt. Das Ergebnis ist eine mehrbödige Tragikomödie, die nicht nur von den Nöten arbeitsuchender KünstlerInnen erzählt, sondern auch den kreativen Prozess der Rollenerarbeitung dokumentiert. Wobei sich die beim Vorgang der Besetzung wirksamen Gefühls-Gemengelagen in der zu erarbeitenden Fassbinder-Vorlage spiegeln. (film.at)
„(...) ist ein Ensemblefilm im besten Sinn – alle Darstellerinnen und Darsteller sind grandios, keinen möchte man sich wegdenken, gemeinsam haben sie den Film ohne detailliertes Drehbuch improvisiert, nach vager Weisung des Regisseurs in die gewünschte Richtung. Man bekommt hier einen Begriff vom eigentlichen Reichtum des deutschen Theaters, denn in der Rolle der nach Arbeit suchenden Schauspielerin sind Meisterinnen zu sehen.“ (Die Zeit)
Drei Nominierungen für den deutschen Filmpreis
Es ist Spätsommer im Burgund und die Weinernte steht bevor. Der dreißigjährige Jean kehrt nach vielen Jahren der Funkstille auf das idyllische Familienweingut zurück. Sein Vater liegt im Sterben und seine Geschwister Juliette und Jérémie, die das Gut in der Zwischenzeit aufrechterhalten haben, können jede Unterstützung gebrauchen.
So wie sich jedes Erntejahr nach den Jahreszeiten richtet, erkennen die Geschwister, dass manch offene Wunden auch über die Jahre hinweg nicht heilen. Gemeinsam müssen sie entscheiden, ob die Familientradition weitergeführt werden soll oder jeder seinen eigenen Weg geht …
Mit dem Wandel der Jahreszeiten folgt Regisseur Cédric Klapisch L´Auberge espagnole-Trilogie; So ist Paris) dem Beziehungsgeflecht dreier ungleicher Geschwister. Bewegendes, französisches Erzählkino über die Kunst, das persönliche Glück zu finden – ein filmischer Hochgenuss!
Claire Millaud ist eine attraktive 50-jährige Frau. Um herauszufinden, was ihr jüngerer Geliebter Ludo in den sozialen Netzwerken treibt, kreiert sie sich ein falsches Facebook-Profil und wird zu Clara, einer hübschen, 24 Jahre jungen Frau. Alex, Ludos bester Freund, findet Clara online und verliebt sich in sie. Und auch Claire beginnt sich in Alex zu verlieben. Obwohl sich alles in der virtuellen Welt abspielt, sind die aufkommenden Gefühle sehr real. Eine betörende Geschichte beginnt, in der sich Wahrheit und Lüge verstricken.
„Juliette Binoche ist großartig in dieser auf Täuschungen basierenden Online-Romanze, in der sich ihre Figur rettungslos im Labyrinth des virtuellen Raums verirrt.” (filmclicks.at)
Nicht den Hauch einer Chance
AT, UK, US, AR 2013 | 101 min | OmU | R: Thomas...
Der Cerro Torre in Patagonien ist ein sagenumwobener Gipfel, der bereits viele Kletterer verzweifeln ließ: 1959 versuchten sich zwei Italiener an dessen Besteigung, es war der erste bekannte Versuch. Einer von ihnen stürzte ab und starb, der andere kletterte angeblich weiter und erreichte den Gipfel. Da die Kamera verloren ging, gab es keine Beweise. Die Zweifel waren groß, so dass Cesare Maestri 1970 einen erneuten Versuch unternahm. Mit 360 Haken, die er in das Massiv trieb, gelang ihm letztlich der Aufstieg nach ganz oben.
David Lamas will jedoch etwas schaffen, das noch niemandem gelang: den Gipfel des Cerro Torre frei zu erklettern. Er ist erst 19 Jahre alt und kennt sich zwar gut an Indoor-Kletterwänden, nicht aber im Klettern an freien Hängen aus.
Eine Zusammenarbeit mit Naturfreunde Vorarlberg.