Filmforum Archiv
Unser Wirtschaftssystem hat sich unsichtbar gemacht und entzieht sich dem Verstehen. In den letzten Jahren blieb uns oft nicht viel mehr als ein diffuses und unbefriedigendes Gefühl, dass irgendetwas schiefläuft. Aber was? Der Dokumentarfilm Oeconomia legt die Spielregeln des Kapitalismus offen und macht sichtbar, dass die Wirtschaft nur dann wächst, dass Gewinne nur dann möglich sind, wenn wir uns verschulden. Jenseits von distanzierten Phrasen der Berichterstattung, die ein Verstehen des Ungeheuerlichen letztlich immer wieder verunmöglichen, macht sich Oeconomia mit viel Scharfsinn daran, den Kapitalismus der Gegenwart zu durchleuchten. Erkennbar wird ein Nullsummenspiel, das uns und unsere ganze Welt in die Logik einer endlos fortwährenden Kapitalvermehrung einspannt – koste es was es wolle.
Mit Oeconomia, der auf der Berlinale 2020 seine Premiere feierte und von der Kritik hoch gelobt wurde, setzt Carmen Losmann ihre eindringlichen Recherchen zu den Grundlagen unseres Wirtschaftssystems fort und öffnet den Blick jenseits der gängigen Erklärungsmuster und Dogmen auf den Nucleus eines hochexplosiven Systems.
„Ein hochrelevanter Dokumentarfilm über die Schattenseiten des Kapitalismus.“ (film-rezensionen.de)
In Kooperation mit der Bodensee Akademie und den Grünen Bregenz
Ruedi Elmer wurde von der Bank wegen Verletzung des Bank-geheimnisses verklagt. Die Schweizer Justiz und die Bank als Kläger gehen gnadenlos gegen diesen „Nestbeschmutzer” vor – und auch fast alle Schweizer Medien. Denn Elmer ist unangenehm – er ist ein Kronzeuge, der die Mechanismen des Offshore-Bankenhandels aus eigener Erfahrung schildert. In einer Zeit, in der das Schweizer Bankgeheimnis auf internationalen Druck hin aufgeweicht und aufgelöst wird, wird einem Mitarbeiter wegen Verletzung des nicht mehr zu haltenden Bankgeheimnisses der Prozess gemacht.
Elmer, in Besitz von sensiblen Kundendaten, die das zweifelhafte Geschäftsmodell der Bank auf den Caymans belegen, nimmt den Kampf gegen den übermächtigen Gegner auf und spielt die Informationen über WikiLeaks der Öffentlichkeit zu, nachdem schweizerische Behörden die Daten nicht untersuchen wollten. Die Bank Julius Bärschüchtert Elmer und seine Familie ein; Elmer wird verhaftet und wegen Verletzung des Bankgeheimnisses angeklagt.
Elmer und das Bankgeheimniserzählt nicht nur die zuweilen dramatische Geschichte eines Einzelkämpfers, sondern gibt auch direkten Einblick in Geschichte und Funktion der Offshore-Finanzplätze, des schweizerischen Bankensystems und seiner starken gesellschaftlichen und politischen Verankerung im schweizerischen Establishment.
„Kennst du das Gefühl, dass dir die Leute um dich herum merkwürdig erscheinen? Und je länger du darüber nachdenkst, desto klarer wird dir, dass nicht die Leute, sondern du selbst das Problem bist?“
Niko ist Ende zwanzig und hat vor einiger Zeit seinem Studium ade gesagt. Seitdem lebt er in den Tag hinein, driftet schlaflos durch die Straßen seiner Stadt und wundert sich über die Menschen seiner Umgebung. Niko ist ein Flaneur und Zuhörer, dem die Menschen ihre Geschichten erzählen. Mit stiller Neugier beobachtet er sie bei der Bewältigung des täglichen Lebens. Bis zu diesem turbulenten Tag: Seine Freundin zieht einen Schlussstrich, sein Vater dreht ihm den Geldhahn zu und ein Psychologe attestiert ihm "emotionale Unausgeglichenheit". Eine sonderbare Schönheit namens Julika konfrontiert ihn mit den Wunden der gemeinsamen Vergangenheit, sein neuer Nachbar schüttet ihm bei Schnaps und Buletten sein Herz aus und in der ganzen Stadt scheint es keinen "normalen" Kaffee mehr zu geben.
Oh Boyist das selbstironische Portrait eines jungen Mannes und der Stadt, in der er lebt – Berlin. In eindringlicher Schwarz-Weiß-Ästhetik changiert Oh Boy zwischen Melancholie und Humor und zeigt die Suche des Protagonisten nach seinem Platz in der Welt.
Filmfest Oldenburg: Bester Deutscher Film, Publikumspreis, Seymour Cassel Award
Filmfest München: Förderpreis Neues Deutsches Kino Drehbuch
„Kennst du das Gefühl, dass dir die Leute um dich herum merkwürdig erscheinen? Und je länger du darüber nachdenkst, desto klarer wird dir, dass nicht die Leute, sondern du selbst das Problem bist?“
Niko ist Ende zwanzig und hat vor einiger Zeit seinem Studium ade gesagt. Seitdem lebt er in den Tag hinein, driftet schlaflos durch die Straßen seiner Stadt und wundert sich über die Menschen seiner Umgebung. Niko ist ein Flaneur und Zuhörer, dem die Menschen ihre Geschichten erzählen. Mit stiller Neugier beobachtet er sie bei der Bewältigung des täglichen Lebens. Bis zu diesem turbulenten Tag: Seine Freundin zieht einen Schlussstrich, sein Vater dreht ihm den Geldhahn zu und ein Psychologe attestiert ihm "emotionale Unausgeglichenheit". Eine sonderbare Schönheit namens Julika konfrontiert ihn mit den Wunden der gemeinsamen Vergangenheit, sein neuer Nachbar schüttet ihm bei Schnaps und Buletten sein Herz aus und in der ganzen Stadt scheint es keinen "normalen" Kaffee mehr zu geben.
Oh Boyist das selbstironische Portrait eines jungen Mannes und der Stadt, in der er lebt – Berlin. In eindringlicher Schwarz-Weiß-Ästhetik changiert Oh Boy zwischen Melancholie und Humor und zeigt die Suche des Protagonisten nach seinem Platz in der Welt.
Filmfest Oldenburg: Bester Deutscher Film, Publikumspreis, Seymour Cassel Award
Filmfest München: Förderpreis Neues Deutsches Kino Drehbuch
1984 im finnischen Lappland. Die alleinerziehende Mutter Nina demoliert aus Versehen das Panoramafenster der „Lappland News“. Der Chef des harmonieliebenden Käseblättchens lässt sich von ihr überreden, den Schaden mit selbstgeschriebenen Artikeln wieder auszugleichen – heitere Themen vorausgesetzt! Nina aber glaubt, an einer großen Story dran zu sein. Hat wirklich niemand außer ihr den ohrenbetäubenden Knall gehört? Als finnische Verteidigungskräfte in dem Dörfchen anrücken, verdichten sich die Hinweise, dass im Eis eine sowjetische Rakete abgestürzt ist.
Eine schräge finnische Komödie, die die 1980er Jahre in ihrer ganzen Schönheit wieder auferstehen lässt. (polyfilm.at)
„Eine poetisch-irrwitzige Tragikomödie und Emanzipationsgeschichte, die mit feiner Komik, einer großartigen Hauptdarstellerin sowie dem Soundtrack aus 1980er-Jahre-Elektro-Pop-Beats besticht.“ (epd-film)
Filmfestival Göteborg 2024, Dragon Award, Beste Schauspielerin Oona Airola
Medienpartner: Österreichisch Finnische Gesellschaft
Oink ist ein Ferkel der ganz besonderen Art, denn es hat sich sein Frauchen selber ausgesucht. Als Babs mit ihrem Opa in den Schweinestall kommt, wendet es sich von der Muttersau ab und läuft auf Babs zu, die es augenblicklich in ihr Herz schließt. Ein Ferkel als Haustier?
Der niederländische Animationsfilm erzählt von dem kleinen Schweinchen Oink, das eine Familie ganz schön durcheinanderwirbelt. Ein herrlich unverkrampft erzähltes und mit großer Detailliebe gestaltetes Stop-Motion-Abenteuer für die ganze Familie.
Cinekid 2022: Bester niederländischer Kinderfilm
Nederlands Film Festival 2022: Beste Regie, Bester Spielfilm
Medienpartner: Familienbund Vorarlberg, Vorarlberger Familienverband
In einem kleinen Dorf in den österreichischen Alpen steht ein ehemaliger Gasthof. Vor vielen Jahren, als es noch Sommerfrische gab, ein stattlicher Betrieb. Zwei Schwestern sind hier groß geworden.
Sonja lebt nun in Berlin, sie ist Schauspielerin geworden, sehr erfolgreich, ein Fernsehstar. Die Karriere ging sehr schnell, sie ist erst Anfang dreißig. Sie hat viel erreicht in ihren noch jungen Jahren - doch etwas scheint ihrem Leben zu fehlen. Sie hält zu den Menschen Distanz, wie um sich zu schützen. Sie durchlebt Phasen von Traurigkeit. Außerhalb ihrer Arbeit und Professionalität wirkt sie immer ein wenig verloren. Heimatlos.
Ihre Schwester Verena, etwas älter, hat das Dorf nicht verlassen. Nach dem Unfalltod der Mutter lebt sie mit Mann und Kind in ihrem Elternhaus, das nun viel zu groß ist für die wenigen Bewohner. Doch Verena ist nicht so genügsam, wie es scheint. In ihrer heimlichen Liebesaffäre mit dem Arzt der Gegend zeigt sich ungelebte Leidenschaft, Sehnsucht nach einem anderen Leben.
Und auch der Vater der beiden Schwestern lebt in dem großen Haus. Ein alt und mürrisch gewordener Patriarch. Seine Frau gestorben, das Gasthaus seitdem stillgelegt. Es ist Herbst, ein schöner Oktober, die Blätter am Baum hinter dem Haus sind schon bunt verfärbt.
Da bringt ihn ein schwerer Herzinfarkt in Todesnähe.
Ein tragikomischer Erzählteppich über die conditio humana, bestehend aus zahlreichen kleinen Szenen, die durch eine Erzählerinnen-stimme verbunden sind. Angesiedelt in der für Roy Andersson typischen kulissenhaften, in blassen Grau- und Beige-Tönen gestalteten Welt erleben diverse Figuren kleine und große, tragische und banale Alltagsdramen und ab und an kleine Glücksmomente. Vom Priester, dem der Glaube abhandengekommen ist, bis zum um sein Leben flehenden Mann vor der Hinrichtung, vom Vater, der seiner kleinen Tochter den Schuh zubindet, bis zu spontan tanzenden Mädchen durchmisst der Film melancholisch-satirisch die Absurditäten und Schönheiten der menschlichen Existenz.(filmdienst.de)
Der Film spaltete die Filmkritik. Die Kritiken umfassen das ganze Spektrum von der ganz schlechten Bewertung bis zu großer Begeisterung.
„Du schenkst Roy Andersson 76 Minuten – Roy Andersson schenkt dir das Universum.“ (Indiewire)
„Verzaubert den Blick…und erzählt von der menschlichen Komödie.“ (Die Zeit)
Filmfestival Venedig 2019: Silberner Löwe für Beste Regie
Anderssons neuer Film lässt uns in anekdotenhaften kurzen Episoden traumgleich umherschweifen: vom Alltäglichsten zur absoluten Ausnahmesituation. Mit jedem Schnitt eröffnet Über die Unendlichkeit ein Fenster in eine elegische Welt, eine hyperreale Version der unseren. Ihre Bewohner sehen aus, als hätten sie nie die Sonne gesehen. Sie wirken abgekämpft, schäbig und traurig, die wenigen Ausnahmen bestätigen die Regel. Ein Paar beobachtet vorbeiziehende Vögel. Ein Kellner überfüllt ein Weinglas. Ein Ehestreit eskaliert auf offener Straße. Ein Mann wird im Bus von einer Existenzkrise überwältigt, ein anderer hingerichtet. Ein Liebespaar schwebt über einer ausgebrannten Stadt. Ein Mädchen gießt eine Topfpflanze.
Der schwedische Regisseur bleibt seinen Markenzeichen treu: geisterhaft weißgeschminkte Männer, historische Referenzen, präzise gestaltete Tableaus, größtmögliche Reduktion. Manchmal werfen die einzelnen Situationen philosophische Fragen auf. Manchmal sind die Dinge, von denen berichtet wird, grotesk lustig, so wie der Zahnarzt, der frustriert von seinem Patienten mitten in der Behandlung aufsteht und lieber zum Trinken in die Kneipe geht. (leokino)
Silberner Löwe für die Beste Regie beim 76. Filmfestival Venedig
In Kooperation mit Kunst Vorarlberg
Der renommierte britische Theaterregisseur Dominic Cooke erzählt in seinem Kinospielfilmdebüt die Geschichte eines jungen Paares (Saoirse Ronan und Neuentdeckung Billy Howle), das im Käfig seiner Zeit und seiner Erziehung gefangen ist. Am Strand ist nicht nur ein Gesellschaftsporträt der 1960er Jahre, sondern erzählt eine universelle Geschichte über Liebe und Selbstfindung, Begierde und Angst – und über die Unerbittlichkeit des Schicksals. (film.at)
„Saoirse Ronan ist – genau wie alles andere in Am Strand– außergewöhnlich [...] Der 51-jährige Regie-Neuling Dominic Cooke liefert ein visuell fesselndes romantisches Puzzle ab, das von Hoffnung, Zärtlichkeit und wehmütigem Verlust durchsetzt ist.” (Variety)
„Ein Film voller feiner emotionaler Nuancen.” (The Hollywood Reporter)
Schmetterlinge im Ohr
FR 2021 | 93 min | OmU | R: Pascal Elbé
Antoine, ein gutaussehender Geschichtslehrer in seinen frühen Fünfzigern, ist ein Ignorant der Extraklasse, vor allem wenn es um Symptome des eigenen Alterns geht: Wortmeldungen seiner Schüler oder die Gefühlslage seiner Freundin – geht ihn nichts an. Erst als er in der Schule auch den Feueralarm ignoriert, ist Antoine gezwungen, sich der demütigenden Tatsache zu stellen: Er ist so gut wie taub.
Mit dem Einsatz von Hörgeräten eröffnet sich ihm bald eine neue Welt, aber die bringt nicht nur Freude.
Eine hinreißend turbulente Komödie über die Schwierigkeiten der zwischenmenschlichen Kommunikation und den betörenden Charme der Ignoranz. Getragen von der gnadenlosen Komik, die entstehen kann, wenn Menschen nonchalant aneinander vorbeireden, nähert sich Schauspieler und Regisseur Pascal Elbé spielerisch einem existentiellen Thema: dem Unabänderlichen im Leben und den Chancen, die darin liegen, die Herausforderungen anzunehmen.(filmladen)
„Pascal Elbés romantische Komödie liefert größtenteils gelungene Wohlfühl-Unterhaltung und holt aus einer unverbrauchten Grundidee trotz ihrer Formelhaftigkeit eine Menge heraus.“(filmstarts.de)
Das biografische Drama zeigt die notorische US-Höchstrichterin und Frauenrechts-Ikone Ruth Bader Ginsburg als Dokumentar- und Spielfilmheldin. Als eine von nur neun Frauen an der Harvard Law School ist Ruth Bader in den 50er-Jahren unzähligen sexistischen Handlungen ausgesetzt. Als sie nach Abschluss der Uni von keiner Anwaltsfirma in New York angestellt wird, erzählt ihr Ehemann Marty, ein Steueranwalt, von einem Fall, der ihre eigene Situation der Geschlechterdiskriminierung wiederspiegelt – damit beginnt Ginsburgs Aufstieg zur kulturellen Ikone.
„Ruth Bader Ginsburg, Richterin am Supreme Court, genießt im liberalen Teil der US-Gesellschaft großes Ansehen. Schon lange vor ihrer Ernennung kämpfte sie in bahnbrechenden Prozessen der 1970er Jahre gegen die rechtliche Diskriminierung von Frauen. Das Biopic erzählt vom Anfang ihrer Karriere“ (kinozeit.de)
Die junge, aufstrebende Schauspielerin Younghee hat gerade die Affäre mit einem verheirateten Mann beendet. In Hamburg, fern ihrer Heimat Seoul, nimmt sie sich Zeit für sich selbst, um über die Liebe nachzudenken. Bei Spaziergängen in der Hafenstadt fragt sie sich, ob ihr ehemaliger Geliebter noch etwas für sie empfindet und was sie wirklich vom Leben erwartet. Zurück in Korea besucht Younghee die Küstenstadt Gangneung und trifft dort auf alte Freunde. Je weiter der Abend voranschreitet und je mehr Alkohol die Anwesenden zu sich nehmen, desto mehr wandeln sich ihre Gespräche. Anfangs sind es noch gehaltvolle Diskussionen, doch die Nichtigkeiten nehmen überhand. Younghee verlässt das Hotel und flüchtet an einen einsamen Strand…
„Es gibt wenige Filme, die Unsichtbares mit so leichter Hand konkret zu machen verstehen.“ (Der Standard)
„Tatsächlich sind die Filme von Hong Sang-soo wie musikalische Kompositionen, die man immer wieder anhören möchte“ (Die Zeit)
67. Berlinale 2017: Silberner Bär für Kim Minhee als beste Darstellerin
Los Angeles Film Festival 2017: World Fiction Award
Jerusalem Film Festival 2017: Best International Film