Filmforum Archiv
Im Namen der Tocher
EC 2011 | 102 min | OmU | Regie und Buch: Tania
Der 9-jährigen Manuela kann man in Sachen politischer Bildung nichts mehr vormachen. Von ihrem Vater Manuel hat sie sowohl den Vornamen als auch dessen kommunistische Ideale erhalten. Als sie und ihr jüngerer Bruder die Sommerferien bei den Großeltern verbringen (müssen), prallen Welten aufeinander. Manuela versucht, ihre „reaktionären“ Cousins und Cousinen sowie den Sohn der Hausangestellten politisch „aufzuklären“, was einen immer größer werdenden Konflikt mit der erzkatholischen Großmutter auslöst. Durch die Taufe soll Manuela nicht nur „bekehrt“ werden, sondern auch nach alter Familientradition den Namen Dolores erhalten, wodurch Manuelas Identität erschüttert wird.
„Die ecuadorianische Filmemacherin Tania Hermida führt uns mit diesem herzerwärmenden Beispiel jugendlichen Idealismus’, das in der atemberaubenden Berglandschaft der Anden angesiedelt ist, in das Jahr 1976. Hermida erforscht eindringlich die Unschuld der Kindheit in dieser Geschichte vom Erwachsenwerden eines nicht unterzukriegenden jungen Mädchens, das versucht, die divergierenden Glaubenssysteme innerhalb der eigenen Familie zu umschiffen.“ (Diana Sanchez, MIAMI International Film Festival)
Tania Hermida, 1968 in Cuenca (Ecuador) geboren, ist Regisseurin, Professorin für Film an der Universität von Quito und war als Mitglied der verfassunggebenden Versammlung politisch aktiv. EN EL NOMBRE DE LA HIJA konnte – wie bereits ihr erster Spielfilm QUÉ TAN LEJOS – die Jurys mehrerer Festivals überzeugen.
Preis der Jugendjury – Festival Internazionale del Film di Roma 2011 und Festival Ciné Junior Val-de-Marne 2012
Beste Kamera – Festival de Cine de Santo Domingo 2012;
Ulrik ist gerade den schwedischen Gardinen entronnen, da stellt sich ihm die Frage: neues Leben oder altes? Eigentlich möchte er schleunigst die ungnädige Vergangenheit so weit wie möglich hinter sich lassen. Seinen Sohn will er wiedersehen und sich an dessen Nachwuchs erfreuen. Wie es sich für einen in die Jahre gekommenen Gangster gehört. Er findet einen Job in einer Autowerkstatt, bekommt eine Topfpflanze geschenkt und verliebt sich in die Tochter vom sehr redseligen Chef. Eine verschrobene alte Dame gibt ihm Kost und Quartier und will als Gegenleistung lediglich auch ihren erotischen Appetit gestillt wissen. Einem ganz normalen Leben steht also eigentlich nichts mehr im Weg...
Wenn da nicht die offen gebliebenen Rechnungen wären. Sein Gangsterfreund Jensen bedrängt ihn, dort weiterzumachen, wo er einst aufgehört hat. Doch ganz so einfach gehen Familie und Verbrechen eben nicht zusammen.
Subtiler Humor, entwaffnendes Understatement, skurriler Charme – die norwegische Komödie steht in der besten Tradition skandinavischen Kinos. Regisseur Hans Petter Moland gelang eine unwiderstehlich lässige und eloquente Komödie über ein Leben im Imperfekt in einer durch und durch rationalisierten Welt.
"… schwarzer skandinavischer Humor vom feinsten." Radio Berlin Brandenburg
Wettbewerb Berlinale 2010: Leserpreis der Berliner Morgenpost
Filmkunstmesse Leipzig: Publikumspreis
Die Königin und der Leibarzt
DK, SE, CZ, DE, 2011 | 128 min | OmU | Regie: Nikolaj...
Das Macht- und Liebesdreieck zwischen der dänischen Königin Caroline Mathilde, ihrem geisteskranken Mann, König Christian VII., und dem deutschen Arzt und Aufklärer Johann F. Struensee stürzte die dänische Monarchie in eine tiefe Krise. Die skandalöse ménage à trois endete mit der Scheidung des Königspaares, eine Ungeheuerlichkeit im 18. Jahrhundert, und der Hinrichtung des Leibarztes.
Auch Nicolaj Arcel bemühte sich, wie Per Olov Enqvist in seinem Bestseller Der Besuch des Leibarztes, um eine möglichst nahe Orientierung an den historischen Fakten.
Berlinale 2011, Silberner Bär als Bester Darsteller für Mikkel Boe Følsgaard
Lieber Antoine als gar keinen Ärger
FR 2018 | 108 min | OmU | R: Pierre Salvadori
Eine Polizistin entdeckt, dass ihr als Held gefeierter Mann ein korrupter Beamter war. Die junge Polizistin Yvonne lebte stets in dem Glauben, einen großartigen Helden und moralischen Überflieger geheiratet zu haben. Nach seinem Tod stellt sich das Gegenteil heraus: Santi war ein korrupter Polizist, der den unschuldigen Antoine für seine Missetaten ins Gefängnis schickte. Als sich Antoine und Yvonne zufällig begegnen, möchte Yvonne – ohne sich zu erkennen zu geben – alles wieder gutmachen. Doch das ist inkognito gar nicht so einfach…
Regisseur Pierre Salvadori bringt zusammen, was das französische Kino am besten kann: zwischen zärtlicher Romantik, makabrer Situationskomik und raffinierter Filmkunst entsteht großes Komödienkino, das mit einer ganz eigenen Handschrift begeistert.
„Ein wunderbarer Publikums-Liebling.” (screen daily)
„Die Komödie des Jahres” (Les Inrockuptibles)
9 Nominierungen für den César 2019: Bester Film, beste Haupdarstellerin (Adèle Haenel), bester Haupdarsteller (Pio Marmaï), beste Nebendarstellerin (Audrey Tautou), bester Nebendarsteller (Damien Bonnard), beste Regie (Pierre Salvadori), bestes Originaldrehbuch, beste Originalmusik, bester Schnitt
Festival de Cannes 2018, Quinzaine des Réalisateurs – Prix SACD
Lumiere Award 2019, Bestes Drehbuch
So einen kennt jeder! Diese Sorte des schlecht gelaunten, grantigen, in die Jahre gekommenen Nachbarn, der jeden Morgen seine Kontrollrunde in der Reihenhaussiedlung macht, Falschparker aufschreibt, Fahrräder an ihren Platz räumt und Mülltonnen auf korrekte Mülltrennung überprüft. Genau so einer ist Ove (Rolf Lassgård).
Dabei will er eigentlich Schluss mit allem machen. Nachdem er vor einigen Wochen seine geliebte Frau verloren hat, versucht er nun immer wieder, sich auf diverse Arten das Leben zu nehmen. Erfolglos – irgendetwas kommt einfach jedes Mal dazwischen. Auch beim neuesten Versuch wird Ove gestört. Und zwar als die neuen Nachbarn mittendrin seinen Briefkasten über den Haufen fahren. Von diesem Augenblick an steht Oves Leben auf dem Kopf. Denn hinter der grimmigen Fassade verbirgt sich eigentlich ein großes Herz. Und manchmal braucht es eben nur eine streunende Katze, das richtige Werkzeug und eine unerwartete Freundschaft, um alte Wunden zu heilen. (filmladen.at)
Für die geschiedene und alleinerziehende Mutter Eva (Julia Louis-Dreyfus) ist das Leben vergleichsweise einfach. Sie arbeitet erfolgreich als Masseurin und lässt alles einfach auf sich zukommen – bis sie auf einer Party auf den ebenfalls geschiedenen Albert (James Gandolfini) trifft. Nach anfänglichen Treffen merken beide rasch, dass zwischen ihnen eine besondere Verbindung besteht, und so entwickelt sich eine romantische Beziehung zwischen den beiden. Nahezu zeitgleich freundet sich Eva mit der Poetin Marianne (Catherine Keener), einer neuen Kundin, an. Die Frauen, beide geschieden, sind sich sofort sympathisch. Allerdings stellt sich heraus, dass Marianne die Exfrau von Albert ist, und so erfährt Eva von einigen Eigenheiten ihres neuen Freundes, die sie bisher übersehen hatte. Das hat schließlich Auswirkungen auf ihre Beziehung mit dem Mann, den sie eigentlich so liebt wie er ist.
EOhat nicht nur einen Hauptdarsteller, sondern gleich sechs. – Sechs Esel, die auf der Leinwand einen verkörpern: den Esel Eo, dessen Odyssee der polnische Regisseur in seinem so eigenwilligen wie visuell kraftvollen – da aus der Perspektive des Tieres gefilmten – Spätwerk nachzeichnet. Inspiriert von Robert Bressons Au Hasard Balthazar (1966) zeigt Skolimowski eine Abfolge von Leidensbegegnungen, Glücksmomenten und surrealen Situationen zwischen Zirkus und Schlachthof; immer aus der Sicht des Tieres, der nicht selten eine gewisse Melancholie zu eigen ist. Bonusfeature: Cameo-Auftritt von Isabelle Huppert. (Sascha Rettig, Viennale)
„Das wilde, wunderbar unterhaltsame Kinoexperiment EO ist einer der großen Überraschungsfilme des Jahres – mit einem Esel in der Hauptrolle.“ (Der Spiegel)
„Das Roadmovie über das Leben eines Esels ist de facto eine kritische Betrachtung über den Umgang des Menschen mit Tier, Natur und Umwelt im frühen 21. Jahrhundert. Der über weite Strecken aus Sicht des Esels erzählte Film (...) überrascht durch seine experimentelle Gestaltung.“ (cineman)
Der Film wurde mit 19 internationalen Filmpreisen ausgezeichnet, u.a.
Filmfestival Cannes 2022: Preis der Jury, Soundtrack Award
Europäischer Filmpreis: Excellence Award „Beste Filmmusik“
Der neueste Dokumentarfilm des Regisserus Hubert Sauper (Darwin’s Nightmare) ist ein eindringliches und metaphorisches Porträt des postkolonialen, „utopischen“ Kubas, in dem die Explosion des Kriegsschiffes USS Maine 1898 im Hafen von Havanna immer noch nachhallt. Dieser Urknall beendete die spanische Kolonialherrschaft in Amerika und läutete die Ära des amerikanischen Imperiums ein. Gleichzeitig und am gleichen Ort wurde ein mächtiges Instrument der Eroberung geboren: das Kino als Propagandawerkzeug.
In Epicentro erkundet und befragt Hubert Sauper Menschen in Havanna – hört und sieht besonders die Kinder, die „jungen Propheten“ – die von einem Jahrhundert des Interventionismus und der Mythenbildung erzählen – und hinterfragt damit Zeit, Imperialismus und die Kunstform Kino an sich. (moviemento)
Sundance Film Festival: World Cinema Documentary – Grand Jury Prize
Viennale, Vienna Film Award – Bester Österreichischer Film
Mehrere Milliarden Tonnen Erde werden durch Menschen jährlich bewegt – mit Baggern, Bohrern oder Dynamit. Nikolaus Geyrhalter beobachtet in Minen und Steinbrüchen, an Großbaustellen und Kohleabbaugebieten die Menschen bei ihrem ständigen Bestreben, sich den Planeten untertan zu machen und sich seine Rohstoffe anzueignen: Eine Bestandsaufnahme der Menschheit als wichtigster Einflussfaktor auf die fundamentalen und unwiderruflichen Veränderungen ihres Heimatplaneten.
„atemberaubende Bilder ... ein eindrucksvolles Beispiel des politisch brisanten Filmemachens über Landschaften ... vordringend bis in den Kern der unhaltbaren Beziehung des Menschen zu seinem Planeten ist Erde gleichermaßen ein umweltpolitischer Dokumentarfilm, der alle Aspekte vereint, und ein beängstigendes Porträt einer rapide verschwindenden Landschaft“ (CineVue)
Der Film ist eine Hommage an die Baggerfahrer, so der Regisseur auf der Diagonale in Graz 2019. Er ist selbst begeisterter Baggerfahrer.
Berlinale 2019, Sektion Forum – Preis der Ökumenischen Jury
In Kooperation mit der A. Gobber Bau GmbH
In der konventionellen Landwirtschaft kassiert der Handel große Gewinne und Agrarsubventionen fördern den Anbau von Monokulturen auf großen Flächen, wodurch die Böden ausgelaugt werden. Das Konzept der Solidarischen Landwirtschaft (SoLaWi) stellt sich diesem Wachstumszwang entgegen. Dabei werden Lebensmittel nicht über den Markt vertrieben, sondern über einen von Verbraucher:innen selbst organisierten und finanzierten Wirtschaftskreislauf. Ernte teilen erzählt die Geschichte von Landwirt:innen dreier SoLaWi-Initiativen in Deutschland. Diese Initiativen haben das gemeinsame Ziel, einen lokalen Versorgungskreislauf zu etablieren und die Landwirtschaft durch ein neues Verständnis seitens der Konsument:innen und Produzent:innen zu transformieren.
Die Filmtage zum Recht auf Nahrung – Hunger.Macht.Profite bringen in ganz Österreich kritische Dokumentarfilme über globale Landwirtschaft und Ernährung auf die Kinoleinwände. In anschließenden Filmgesprächen mit Aktivist:innen und Expert:innen laden die Filmtage zum gemeinsamen Austausch mit Besucher:innen ein, informieren über Alternativen, lokale Initiativen und Möglichkeiten zur Veränderung.
Im Anschluss an den Film findet ein Publikumsgespräch zum Thema statt.
Niemand darf vom Tod ihrer Großmutter erfahren. Um der staatlichen Fürsorge zu entgehen, vergraben die 17-jährige Raya und ihr kleiner Bruder die Frau, bei der sie aufgewachsen sind, im Garten, in der heimischen Apfelplantage. Raya organisiert alleine das tägliche Überleben für sich und ihren Bruder und setzt alle Hoffnung in die nach England ausgewanderte Mutter.
Mellow Mud ist ein ruhiges und trotzdem aufwühlendes Coming-of-Age-Drama über zwei Geschwister, die alles in ihrer Macht stehende tun, um das letzte bisschen Heimat und Familie, das ihnen noch geblieben ist, bewahren zu können. Trotz der erdrückenden Verantwortung verliert die entschlossene Protagonistin des mit dem Gläsernen Bären der Berlinale ausgezeichneten Films dabei nie ihre Hoffnung auf eine glücklichere Zukunft.
Berlinale 2016: Gläserner Bär | Latvian National Film Festival 2016: Bester Film, Bestes Drehbuch, Beste Darstellerin | Palm Springs Festival 2017: Jury Prize New Voices
Nordische Filmtage Lübeck 2017: Preis der Kinder- und Jugendjury
In Kooperation mit aha und dem Jugendservice Bregenz
Frankfurt am Main, 1946. David Bermann und seine jüdischen Freunde sind dem Naziregime nur knapp entkommen und träumen jetzt von der Ausreise nach Amerika. Doch wie das nötige Geld in diesen kargen Zeiten dafür aufbringen? Dem eloquenten Geschäftsmann kommt die zündende Idee: Was brauchen die Deutschen jetzt am meisten? Feinste Wäsche aller Art, hübsch verpackt in unglaubliche Geschichten. Gemeinsam ziehen die sechs begnadeten Entertainer von Haus zu Haus und preisen den Hausfrauen mit hinreißender Chuzpe ihre Ware an. Das Geschäft floriert, die schöne, neue Zukunft naht. Doch bald holt Bermann seine eigene Vergangenheit ein: Warum hatte er damals einen zweiten Pass? Und was hatte es mit seinem Besuch auf dem Obersalzberg auf sich? Hat er womöglich mit den Nazis kollaboriert? Die kluge, attraktive, aber unerbittliche US-Offizierin Sara Simon lässt bei den Verhören nicht locker, sie will dem Kern von Bermanns Erinnerungen auf die Spur kommen und begegnet seiner Fabulierkunst mit eiserner Strenge. Doch es fällt ihr zunehmend schwerer, sich seinem Charme und Witz zu entziehen...
Norwegisches Fimfestival 2017: Publikumspreis für den besten Film
Wir zeigen den Film in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Hohenems.
Der Drehbuchautor Michael Bergmann wird nach der Vorführung am Mittwoch für ein Publikumsgespräch zur Verfügung stehen.
Am 30. Jänner 2018, 19.30 Uhr findet im Jüdischen Museum Hohenems eine Lesung mit Michel Bergmann mit dem Titel „Die Teilacher ... und wie es weiterging“ statt.