Filmforum Archiv
Anfang des 20. Jahrhunderts ist Egon Schiele einer der provokantesten Künstler Wiens. Sein Leben und sein Werk sind geprägt von Erotik und Vergänglichkeit, seine Bilder sorgen für Skandale und bringen ihn sogar vor Gericht. Frauen sind der Zündstoff für seine Kunst, vor allem seine jüngere Schwester Gerti und seine wohl einzige große Liebe Wally Neuzil, die er in dem Gemälde Tod und Mädchen verewigt. Als jedoch der Ausbruch des Ersten Weltkrieges sein künstlerisches Schaffen gefährdet, entscheidet er sich, Wally zu opfern. (film.at)
Die Wiener Zeitung lobte den Film als "stimmiges, famos gespieltes Künstlerporträt, der ein "sehr authentisches Bild von Wien am Ende des Ersten Weltkriegs zeichnet."
Der achtjährige Oskar und die dreizehnjährige Lilli sind zwei tschetschenische Flüchtlingskinder, die seit sechs Jahren mit ihrer Mutter in Österreich leben. Als die drei abgeschoben werden sollen, versucht sich die Mutter das Leben zu nehmen.
Der Suizidversuch bewirkt einen Aufschub der Abschiebung, aber auch die Trennung der Kinder, die in verschiedene Pflegefamilien kommen. Die Kinder beschließen dennoch ihre Mutter zu finden und gemeinsam zu fliehen.
„Regisseur Arash Riahi gelingt es, seine Geschichte einfühlsam und mit viel Humor zu erzählen. Eine ausgezeichneter Cast, eine gelungene Bildkomposition und viel Liebe zum Detail schaffen atmosphärisches und anrührendes Kino, das ehrlich und ohne Kitsch daherkommt.“ (sr.de)
Publikumspreis, Festival Max-Ophüls-Preis 2020
Brunhilde Pomsel, das „unpolitische Mädchen”, die nach eigener Aussage immer nur eine "Randfigur" war, kam einem der größten Verbrecher der Geschichte so nah, wie kein anderer noch Lebender. Von 1942 bis zum Mai 1945 arbeitete sie als Sekretärin im Vorzimmer von Hitlers Propagandaminister. Noch in den letzten Kriegstagen, als die sowjetischen Truppen bereits in den Straßen Berlins standen, tippte sie im Bunker Schriftsätze und wurde im nationalsozialistischen Machtzentrum zur Zeugin des Untergangs.
Brunhilde Pomsel spricht erstmals umfassend über ihre Erlebnisse, Erfahrungen, ihre Ängste und Zweifel im engsten Zirkel um Hitlers Hetzer und Massenverführer. Die Erinnerungen an die schönste Zeit des Lebens, die Jugend, bleiben für immer untrennbar mit dem furchtbarsten Kapitel der Zivilisationsgeschichte verbunden. (film.at)
Benno mag sein Leben gern geordnet. Er liebt Beethoven und schöne Frauen. Die Nachbarin, Sandra, und ihre Musik sind ihm ein Dorn im Auge. In ihrem Café, ein Stockwerk unter seiner Wohnung, probt Sandra lautstark ihre Songs, träumt vom großen Durchbruch und lässt sich von Bennos Beleidigungen nicht beeindrucken.
Als Benno eines Morgens aufwacht, findet er – Sand. Und der kommt von niemand anderem als ihm selbst. Und er wird mehr. Jeden Tag. Schon lässt sich die Sandspur nicht mehr ignorieren und Benno versucht verzweifelt, die skurrilen Vorkommnisse zu vertuschen. Erschwerend kommen erotische „Alpträume“ von Sandra hinzu, aus denen er jeden Morgen sandgebadet erwacht. Es folgt eine schreckliche Entdeckung: Je mehr Sand er verliert, desto leichter wird er. Mehr Sand heißt weniger Benno. Der Sand scheint etwas einzufordern, das Benno einfach nicht wahrhaben will – verborgene Sehnsüchte und geheime Wünsche, die mit der ungeliebten Musikerin zu tun haben könnten. Benno beginnt zu ahnen, dass nur die nackte Wahrheit ihn vor dem endgültigen Verschwinden retten kann.
Eintritt frei! Silent Cinema: Funk-Kopfhörer-Kino im Honolulu Garden / Kopfhörer vor Ort Du kannst aber auch deine eigenen Stecker-Kopfhörer und eine Decke mitbringen. Die Aufführung findet nur bei trockenem Wetter statt.
IL 2017 I 99 min I R: Asaph Polonsky
Nach dem Tod seines 25-jährigen Sohnes trauert Eyal traditionsgemäß jüdisch eine Woche lang, um den Verlust zu verarbeiten. Anstatt sich danach wieder seiner täglichen Routine zu widmen, freundet er sich mit dem jungen Nachbar Zooler an.
Diese Veranstaltung ist eine Kooperation mit dem Honolulu Hotel, der stattcooperative und der Arthouse Streaming Plattform behind the tree.
Der österreichische Bauer Franz Jägerstätter weigert sich standhaft, für die Wehrmacht zu kämpfen. Selbst im Angesicht der drohenden Hinrichtung bleibt er bis zuletzt davon überzeugt, seinem Gewissen folgen zu müssen. Getragen wird er von seinem tiefen Glauben und der unerschütterlichen Liebe zu seiner Frau Fani und den drei Kindern.
„Der Glaube an die Liebe und die schweren Zeiten, die sie überdauern wird, tragen Figuren wie Film in diesen Momenten, denn Regisseur Malick teilt den Glauben von Franz und Fani Jägerstätter. So entsteht eine Nähe zwischen ihm und seinen Figuren, die außergewöhnlich ist – auch für Ungläubige. Denn persönliche Filme über den Nationalsozialismus zu machen, das wollen viele. Einen so überzeugenden Zugang wie Malick finden jedoch die wenigsten.“ (Spiegel Online)
Cannes Filmfestival 2019, Francais Chalais Award
Austin Film Award
In Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft für Christentum und Sozialdemokratie (acus), dem Bund Sozialdemokratischer AkademikerInnen, dem Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen, erinnern.at, dem ÖGB, der Johann-August-Malin-Gesellschaft und dem Ökumenischen Bildungswerk Bregenz
Nach dem Tod seines Großvaters erhält Regisseur Nils Olger die titelgebende Kassette mit Fotonegativen, die der Arzt und frühere SS-Untersturmführer als Mitglied einer Aufklärungseinheit der berüchtigten 16. Panzerdivision Reichsführer S angefertigt hatte. Als deren ehemaliger Kommandant Walter Reder 1985 unter skandalösen Umständen aus italienischer Haft nach Österreich zurückkehrte, war die unfassbare, hier penibel nachgezeichnete Schreckensspur der NS-Mördertruppe noch nicht in vollem Umfang bekannt. Ein Film aus Österreich, der längst hätte gemacht werden müssen. Nun gibt es ihn, eindringlich und genau. (Stephan Settele)
Nils Olger ist Filmemacher und Künstler, lebt in Wien. Er studierte postkonzeptionelle Kunst, Neue Medien und Sozialarbeit. Beteiligt an Film-, politischen, redaktionellen und Performance-Kollektiven. Eine eiserne Kassette ist sein erster abendfüllender Dokumentarfilm.
Im Anschluss an die Vorführung findet ein Filmgespräch mit dem Regisseur Nils Olger und Johannes Spies statt.
In Kooperation mit der Jüdischen Museum Hohenems, der Arbeitsgemeinschaft für Christentum und Sozialdemokratie (acus), dem Bund Sozialdemokratischer AkademikerInnen, dem Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen, erinnern.at und der Johann-August-Malin-Gesellschaft
Ein Jahr in der Gartenkooperative Ortoloco
CH 2012 | 41 min | sd | R: Sonja Mühlemann und Jeanne...
Sie säen, jäten, ernten. Denn sie wollen wissen, woher das Gemüse kommt, das vor ihnen auf dem Teller liegt. Über 100 GenossenschafterInnen zählt die regionale Gartenbaukooperative Ortoloco in Dietikon.
Mit viel Handarbeit, Engagement und Schweiß ziehen sie ihr eigenes Gemüse. Ihre Vision: Eine neue Form von Landwirtschaft, ohne Chemiedünger, ohne weite Transportwege, ohne Billiglöhne – und im Einklang mit der Natur. Die Filmemacherinnen haben das Pionierprojekt ein Jahr lang begleitet und zeigen die Menschen im Ortoloco-Garten.
Anschließendes Filmgespräch mit Stefan Grosslercher von fürmonde (Verein zur Förderung subsistenzorientierter Lebensweisen), Ursina Eichenberger und Tex Tschurtschenthaler (Gartenkooperative Ortoloco)
Eine Veranstaltung von FIAN Österreich, Attac Österreich, ÖBV Via Campesina Austria, normale.at und dem Filmforum Bregenz
Ein 14-jähriger Junge stirbt nachts in der bunten Warenwelt eines Supermarkts. Dieses verstörende Bild sollte mich noch lange beschäftigen, als ich 2009 eine Tageszeitung aufschlug und von einer Geschichte erfuhr, die in Österreich wochenlang kontrovers diskutiert wurde. Davon inspiriert erzählt “Einer von uns” einen komplexen Kosmos an Figuren, die die sterilen Gänge und den riesigen betongrauen Parkplatz des Supermarkts beleben. Dabei begegnen alle Charaktere dem 14-jährigen Teenager Julian, der neugierig und naiv das Abenteuer in dieser streng geordneteten Konsumwelt sucht.
Die riesigen Regalwelten, gefüllt mit knalligen aber leeren Versprechungen, bilden im Film die zentrale Erzählperspektive auf eine Geschichte über Identität, Freundschaft, Liebe, Anerkennung und die Langeweile der Vorstadt. Die erwachsenen Figuren fungieren dabei meist als systemtreue Erfüllungsgehilfen, die eine spätkapitalistische Lüge am Leben erhalten, obwohl sie selbst darin kaum Erfüllung finden. Gerade diese Tatsache macht die Geschichte eines Jungen, der diesem System sinnlos zum Opfer fällt, in meinen Augen so unendlich traurig. Menschen sind hier in erster Linie Konsumenten, und lebendig sind scheinbar nur die Jugendlichen und ihre ziellose aber mitreißende Rebellion.“ (einervonuns.at)
San Sebastian Filmfestival 2015, New Directors Award
Der ehemalige Lehrer Ekki streitet sich wegen eines aus dem Sortiment genommenen Produkts mit Supermarktleiter Uwe, der übers Internet die Künstlerin Janine kennenlernt, die wiederum den Familienvater und Hobby-Imker Robert porträtiert. Uwes Frau Julia hält sich indes an die käufliche Liebe. (…) Callboy Vincent hat sich gemeinsam mit seiner Freundin ganz konkrete Grenzen für seine Tätigkeit gesteckt. Vincent wohnt übrigens im selben Stock wie Lehrer Ekki, der nebenbei einen "Anger Room" betreibt, in dem unter anderem auch Robert seinen Frust an zum Zerstören freigegebenen Möbeln auslässt. Die Verbindung zwischen Robert und Ekki bleibt am längsten im Dunkeln, erweist sich dann aber auch als die dramatischste …
(…) Einsamkeit und Sex und Mitleid(ist) eine universell zugängliche, extrem unterhaltsame, zu Diskussionen zwingende Satire, die vor allem auch durch ihren verwegenen Stilwillen einem repräsentativen Querschnitt durch unsere Gesellschaft erstaunlich nahe kommt …
Fazit: Selten war deutsches Arthauskino so nah am Puls der Gesellschaft. Eine saulustige Ensemble-Satire, die mit ihrem Hang zum Extremen, bissigen Ideen, verwegenen Stilmitteln und tollen (oft noch wenig bekannten) Darstellern überzeugt. (filmstarts.de)
Vizeleutnant Charles Eismayer, der härteste Ausbilder beim österreichischen Bundesheer, hütet sorgfältig sein Geheimnis: Er ist schwul. Als er sich jedoch in einen Rekruten verliebt, gerät sein heteronormativ konstruiertes Leben ins Wanken. Das traditionelle Rollenbild des Soldaten ist für Eismayer mit einer schwulen Beziehung nicht vereinbar. Wird er seinem Image des knochenharten Machos treu bleiben oder dem Ruf seines Herzens folgen? Kann letztlich gar beides miteinander vereinbar sein? Nach wahren Begebenheiten.
„Ein derartiger Kino-Stoff wurde in Österreich noch nie erzählt, und es ist tatsächlich höchste Zeit dafür. Nicht nur, weil sich in Österreich um die Person Charles Eismayers bei Grundwehrdienern viele Legenden ranken, sondern auch, weil diese Geschichte unsere Vorurteile und Vorstellungen von vermeintlicher Männlichkeit und Stärke bricht und neu zusammensetzt.“
(Arash T. Riahi, Sabine Gruber, Produzent*innen)
Settimana Internazionale della critica, Venedig 2022, Bester Film
In Kooperation mit GoWest – Verein für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*, Inter* und Queer und der Stadt Bregenz (Fachbereich LGBTIQ+)
Hinweis: Der Film beinhaltet gewaltsame Szenen
Der Schamane und die Schlange
CO 2015 | 125 min | OmU | R: Ciro Guerra
Zwei Forscher dringen ins Innerste des Amazonas vor: Der deutsche Ethnologe Theodor Koch-Grünberg im Jahr 1909, der nordamerikanische Botaniker und Abenteurer Richard Evan Schultes im Jahr 1940. Begleitet werden beide vom gleichen Schamanen, der selber der einzige Überlebende eines ausgelöschten Stammes ist und sie je zum Ziel ihrer Wünsche fuhren soll: Sie suchen eine im Urwald verborgene halluzinogene Wunderpflanze.
Zusehends wandeln sich in El abrazo de la serpientedie beiden realen historischen Handlungen zum zeitüberschreitenden spirituellen Abenteuer, zum bildgewaltigen psychedelischen Trip, wie man ihn seit Apocalypse Nowvon Francis Ford Coppola nicht mehr in dieser Intensität gesehen hat. Joseph Conrad lässt auch hier mit seinem Roman Heart of Darknessgrüßen, der Mekong dort, der Kongo da, und nun dieser Amazonas.
Packend, wie uns Guerra über Mensch, Natur und die destruktive Macht des Kolonialismus nachdenken lässt, wie er die Rollen umkehrt, unvergesslich seine Tauchfahrt ins Innere des immensen Regenwalds. Erst ganz am Ende taucht er wieder auf und lässt uns aufatmen. (trigon)
Cannes 2015, Bester Film – Art Cinema Award
Nominiert für den Oscar als bester fremdsprachiger Film