Filmforum Archiv
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DE 2011 | 101 min | deutsch und türkisch | Regie:...
Alptraum Einbürgerung: Erst ballern brutal die Stempelkissen auf die Papiere, dann verabreicht der Beamte Eisbein mit Sauerkraut und schließlich fordert er dich auch noch auf, künftig alle zwei Jahre Urlaub auf Mallorca zu machen – so wie jeder anständige Deutsche. Nein, was da als innerer Film vor den Augen des deutsch-türkischen Opa Hüseyin (Vedat Erincin) abläuft, ist natürlich nicht Realität auf deutschen Ämtern. Aber es beschreibt ganz gut, wo beim alten Herrn der Schuh drückt: Um sich sein letztes bisschen Türkenidentität zu retten, fährt er alle Klischees auf, die man so gegen den teutonischen Spießer anbringen kann.
Luitgard Koch von Programmkino.de schreibt in ihrer Kritik von einem „türkischdeutschen Kinohighlight“, einem „leichtfüßigen, aber doch gefühlvollen Porträt über Identität und Integration“ und einer „wohldosierten Mixtur aus Komödie und Tragödie“.
Deutscher Filmpreis 2011: Silber in der Kategorie Bester Film
Deutscher Filmpreis für das Beste Drehbuch
Wie schon in seinen preisgekrönten Arbeiten Serbis oder Kinatay taucht der philippinische Ausnahmeregisseur Brillante Mendoza auch hier in verstörende, ambivalente Innenwelten eines abgeschlossenen Universums ein. Der Zuschauer fühlt sich selbst als Gefangener, spürt die existenzielle Bedrohung durch Mensch und Natur und fragt wie die Protagonisten nach realen wie spirituellen Auswegen aus der Geiselhaft, die stellvertretend für alle Arten von "Gefangensein" steht.
Gloria ist 58 Jahre alt, lebt in einem kleinen Appartement mitten in Santiago de Chile, hat einen Job, zwei Kinder, einen Ex-Mann und viel Lust auf etwas Neues. Eine Frau mitten im Leben, eine Frau mit einer Vergangenheit. Genaueres erzählt der Film uns darüber nicht. Dafür lässt er uns teilhaben – an ihrem Alltag, an ihrem Leben. Jede Kamera-Einstellung behält sie im Blick. Wie sie sich Lippenstift auflegt und nochmals loszieht, in die Bars, ganz alleine, zum Tanzen, zum Flirten. Wie sie die nächtliche Randale des liebeskummerkranken Nachbarn nicht hören will und sich die Decke über die Ohren zieht. Wie sie im Auto lauthals lossingt. Aus diesen losen Beobachtungen entsteht Sympathie für diese Frau, für ihre Spontanität, ihren Humor, ihre Verletzlichkeit.
Fliegende Liebende
ES 2013 | 90 min | OmU | Regie und Buch: Pedro...
Die „Passagiere“ sitzen in einem Flugzeug in Richtung Mexico. Durch ein Missverständnis denken sie jedoch, ihre letzte Stunde hätte geschlagen. Mit kleinen Hilfsmitteln werden die Fluggäste beruhigt und so sind die Freiheiten, die sich die Passagiere über den Wolken nehmen, bald grenzenlos: vom Heulkrampf bis zum Seelenstriptease. Und da der Funkverkehr mit den Lieben am Boden nur noch über Lautsprecher funktioniert, hören alle auch noch alles mit…Es ereignen sich eine Reihe von irrtümlichen Vorfällen zwischen den Passagieren, die in einer Mischung aus Chaos, Vergnügen und Lachern ausarten.
Oscar-Preisträger Pedro Almodóvar drehte eine „leichte, sehr leichte Komödie“, die an seine schrillbunten Klassiker erinnert. Als Passagiere am Rande des Nervenzusammenbruchs mit an Bord: viele gute alte Bekannte aus dem Almodóvar -Universum wie Javier Cámara, Cecilia Roth, Lola Dueñas und Blanca Suárez sowie als Gäste die Superstars Penélope Cruz und Antonia Banderas.
„...laut, lustig, vollkommen liederlich, ein Film wie ein bunter Cocktail, süß und süffig.“ (Tagesanzeiger)
Der zwölfjährige Simon, der zusammen mit Louise, die sich als seine Schwester ausgibt, in einem trostlosen Industriegebiet im Tal lebt, fährt im Winter mit der Seilbahn hinauf in ein prächtiges Skigebiet. Dort stiehlt er reichen Touristen Skier und Ausrüstung, um sie an die Kind er seines Wohnblocks zu verkaufen. Er erzielt damit ein bescheidenes, aber regelmäßiges Einkommen. Simons Machenschaften nehmen mit der Zeit immer größere Ausmaße an. Louise, die vor kurzem ihre Stelle verloren hat, profitiert davon und wird immer abhängiger von Simon...
„Der 13-jährige Kacey Mottet Klein als Simon ist eine Entdeckung. Gemeinsam mit Léa Seydoux spielt er das befremdliche Paar, das zwischen Zuneigung und Aggressivität hin- und herspringt. Einmal balgen sich die beiden wie echte Kinder am Boden. Einmal zerflei-schen sie sich beinahe im Dreck. Immer wirken sie überzeugend in ihren schwierigen Rollen. Dass die Geschichte der zwei uns so nahe geht, liegt an der Feinfühligkeit, mit der Ursula Meier sie inszeniert hat. Da ist immer genügend Platz für Gesten, für Geräusche und vor allem für eine Stille, die Momente schafft, in denen die Welt vor Verstörung stehen zu bleiben scheint. Ebenso wie unser Herz.“ (Die Zeit)
Berlinale 2012, Lobende Erwähnung | Filmfestival Athen 2012, Bester Film
Schweizer Filmpreis 2013 – Film, Drehbuch, Hauptdarsteller
Gemeinschaftseigentum, freie Sexualität, Auflösung der Kleinfamilie, – das waren die Grundprinzipien des Friedrichshofs, der größten Kommune in Europa, die vom mittlerweile verstorbenen Wiener Aktionisten Otto Mühl Anfang der 70er Jahre gegründet wurde. Der Regisseur Paul-Julien Robert, der in diese Kommune hineingeboren wurde, begibt sich in Meine keine Familie auf eine persönliche Reise in die eigene Vergangenheit. Ausgehend von Archivmaterial, das im Film erstmalig öffentlich gezeigt wird, konfrontiert der Regisseur sich selbst und seine Mutter mit der Frage: Was ist Familie?
Mutige, kluge und tief bewegende Aufarbeitung einer Kindheit. Meine keine Familie darf als Pflichtlektüre gelten für alle, die Wesentliches über die Folgen bewusster und unbewusster Überbehütung, Deformierung und Vernachlässigung von Kindern durch ihre Eltern erfahren wollen. So manchem könnte ein Licht aufgehen. (Ray)
Paul-Julien Robert entpuppt sich in Anbetracht des Skandals um den verurteilten Kommunenführer Mühl als Meister leiser Töne. Ein Geniestreich, der 2012 bei der Viennale den Wiener Filmpreis in der Kategorie Bester Dokumentarfilm erhielt. (Wienerin)
OmU-Preis in der Sektion dok.deutsch - Dok.Fest München
Pietaerzählt von einem gewalttätigen Schuldeneintreiber, dem eines Tages eine Frau erscheint, die sich als seine Mutter ausgibt und sich dafür entschuldigt, ihn als Kind verlassen zu haben. Als die Frau plötzlich verschwindet, denkt Kang-do, sie wäre von einem seiner früheren Opfer aus Rache entführt worden. Beim verzweifelten Rettungsversuch macht Kang-do eine schockierende Entdeckung…
Der Film ist ein Aufsehen erregendes Drama um Schuld und Sühne von Kim Ki-duk, dem international berühmtesten und vielfach preisgekrönten koreanischen Autorenfilmer. Bekannt für kontroverse Themen und drastische Bilder erforscht Kim die dunklen, oft abseitigen Aspekte zwischenmenschlicher Beziehungen im Spannungsfeld von Aggression und Libido. "Was ist die Natur des Menschen? Sich mit dieser Frage zu beschäftigen, das ist meine filmische Arbeit."
„Ein Film von erbarmungsloser Intensität“(ARD)
„teuflisch originelle Story“(Süddeutsche)
Filmfestival Venedig 2012: Goldener Löwe (Bester Film)
Zahlreiche andere Filmpreise
Jean-Christophe ist ein Gefängniswärter, der sich stets streng an die Regeln hält und niemals Gefühle nach außen hin zeigt. Als er jedoch in einem Tangokurs die leidenschaftliche Alice kennen lernt, ist es schnell um ihn geschehen. Bald darauf muss Jean-Christophe erkennen, dass die Frau, für die sein Herz schlägt, die Freundin von gleich zwei Insassen unter seiner Obhut ist. Angesichts der Situation gerät der sonst so regelkonforme Wärter in Konflikt mit dem Gesetz und seinen Gefühlen.
Es ist Liebe auf den ersten Blick, als der Banjo-Spieler Didier das Tattoo-Studio von Elise betritt. Die beiden sind bald ein Paar, Elise singt in Didiers Bluegrass-Band, wird schwanger. Doch als Tochter Maybelle sechs Jahre alt ist, erkrankt sie an Leukämie. So himmelhoch jauchzend das Glück war, so tief reißt das Schicksal diese Liebe in den Abgrund.
Indem er die Geschichte von Elise und Didier nicht chronologisch, sondern in komplex verschachtelten Rückblenden erzählt, schickt Regisseur Felix Van Groeningen das Publikum auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Van Groeningen beherrscht die Mittel des Melodrams mit traumwandlerischer Sicherheit. Sein atemberaubendes Spiel mit Erzählkonventionen, das ehrliche und daher so überzeugende Spiel von Veerle Baetens und Johan Heldenbergh und die wesentliche Rolle der Musik erzeugen eine im Gegenwartskino seltene Intensität, die jedoch nie in Kitsch umzuschlagen droht.
Ein freudiges Ereignis
FR, BE 2011 | 107 min | OmU | Regie: Rémi Bezançon
Ein Wunschkind zu bekommen, ist immer noch das schönste Ereignis für glücklich verliebte Paare – oder etwa doch nicht? Für die junge, attraktive Philosophie-Studentin Barbara und ihren Freund Nicolas ist das Leben unbeschwert und voller Glück, bis sie eines Tages beschließen, Eltern zu werden – denn von da an ist nichts mehr, wie es vorher war...
Ehrlich, sensibel und humorvoll porträtiert Ein freudiges Ereignis das Elternwerden und Elternsein in der modernen Welt. Regisseur Rémi Bezançon (C'est La Vie – So sind wir, so ist das Leben) inszeniert eine Komödie voller lustiger und berührender Momente, ohne dabei die Ernsthaftigkeit des Themas aus den Augen zu verlieren.
Ein freudiges Ereignisist eine sehr persönliche Verfilmung der gleichnamigen Romanvorlage von Éliette Abéccassis mit einer wunderbaren und kraftvollen Louise Bourgoin (Das verflixte 3. Jahr), eine der aktuell gefragtesten jungen Schauspielerinnen Frankreichs.
Ihr werdet euch noch wundern
FR 2012 | 105 min | OmU | Regie: Alain Resnais
Nach dem Tod des gefeierten Theaterautors Antoine d’Anthac erhalten seine Freunde eine Einladung in sein Landhaus. Hier teilt ihnen der Verstorbene per Video seinen letzten Wunsch mit. Alle versammelten Freunde haben über Jahre in Antoines Stück „Eurydike“ mitgewirkt und sollen für ihn eine letzte Entscheidung treffen: Eine junge Theatertruppe hat einen Mitschnitt ihrer Proben zu „Eurydike“ geschickt, um von Antoine die Erlaubnis zur Aufführung zu bekommen. Kaum sehen die Freunde ihre Figuren auf der Leinwand, sind auch sie wieder in ihren Rollen gefangen, aber das bleibt nicht die letzte Überraschung, die an diesem Abend auf sie wartet.
Ihr werdet euch noch wunderngleicht einem filmischen Abschiedsbrief –mit einem Augenzwinkern inszeniert der französische Meisterregisseur Alain Resnais (Letztes Jahr in Marienbad) humorvoll bis leise - melancholisch Reflexionen über das Leben, das Theater und den Tod. Seine wichtigsten und treuesten filmischen Weggefährten versammelt Alain Resnais in diesem Werk.
„Ein atemberaubendes Spiel und ein großartiges abgeklärtes Alterswerk. Ihr werdet euch noch wundern ist ein Film zum Niederknien schön.“(SWR)
„Ein Fest für alle Cinephilen“(Die Zeit)