Filmforum Archiv
Philipp Hochmair ist ein viel beschäftigter Schauspieler mit Engagements an den großen Bühnen in Wien und Hamburg. Sein Leben ist ausgefüllt mit Einstudieren neuer Texte, Proben und Aufführungen. Die Realität des Alltags ist ihm eine ferne Welt geworden. Als er seinem Onkel Walter, einem rast- und ziellosen Wanderer, begegnet und mit dem Asyl-Schicksal seines Nachbarn Viktor konfrontiert wird, erwacht in ihm ein Bewusstsein, dass das Leben nicht nur auf der Bühne stattfindet.
Diagonale 2013, Bester Österreichischer Spielfilm
Locarno 2012, Silberner Leopard, Bester Hauptdarsteller
Max-Ophüls Preis Saarbrücken
London, 1962. Die zwei Teenager Ginger und Rosa sind unzertrennliche Freundinnen. Sie schwänzen gemeinsam die Schule, reden stundenlang über Liebe, Religion, Politik und träumen von einer Zukunft voll abenteuerlichen Freiheiten. Sie haben keine Lust, im selben tristen Alltagsmief zu enden wie ihre eigenen Mütter. Rosas Mutter Anoushka ist ein überforderter Single, Gingers Mutter Natalie befindet sich im frustrierenden Clinch mit ihrem Ehemann Roland. Doch den beiden Mädchen geht es bezüglich Roland anders. Er ist Schriftsteller und für beide ein Idol von fast magischer Anziehungskraft. Rosa verliebt sich in ihn. Für Ginger geht damit die Welt unter. Sie stürzt sich in ihr politisches Engagement und nimmt an den Anti-Atom-Demonstrationen teil. Als schließlich die Kuba-Krise eskaliert, ist der emotionale Abgrund zwischen den beiden Freundinnen so zerstörerisch wie der drohende Atomkrieg.
Filmfestival Valladolid. Preis für die Beste Darstellerin Elle Fanning
Die unsichtbaren Männer
IL, NL 2012 | 69 min | OmU | Regie: Yariv Mozer
Die unsichtbaren Männererzählt von verfolgten homosexuellen Palästinensern, die vor ihren Familien geflohen sind und sich jetzt illegal in Tel Aviv aufhalten. Es sind die Lebensgeschichten von Louie, 32 Jahre alt, einem homosexuellen Palästinenser, der sich seit acht Jahren in Tel Aviv versteckt, von Abdu, 24, der in Ramallah geoutet wurde, woraufhin ihn die palästinensischen Sicherheitskräfte der Spionage beschuldigten und ihn folterten, von Faris, 23, der von der West Bank nach Tel Aviv vor seiner Familie entkommen konnte, die ihn töten wollte. Ihre einzige Chance zu überleben: Asyl in Drittländern, jenseits von Israel und Palästina – und ihre Heimat für immer hinter sich zu lassen.
Yariv Mozer (*1978) studierte an der Tel Aviv University, seine bisher 15 Dokumentarfilme sind vielfach ausgezeichnet. Er arbeitete unter anderem als Produzent vonDas Herz von Jenin.
DocAviv, Special Jury Award
Sebastopol Documentary Film Festival 2013: Programmers Award
In Zusammenarbeit mit dem Jüdischen Museum Hohenems im Rahmen des aktuellen Programms Familienaufstellung. Israelische Porträts.
Der einflussreichste Filmemacher des vergangenen Jahrhunderts, Alfred Hitchcock (Anthony Hopkins), steckt mitten in den Vorbereitungen zu seinem späteren Meisterwerk Psycho mit Janet Leigh (Scarlett Johansson), Vera Miles (Jessica Biel) und Anthony Perkins (James D'Arcy). Ihm zur Seite steht seine Ehefrau und Partnerin Alma Reville (Helen Mirren), die nicht jede Entscheidung ihres Mannes befürwortet, ihn aber dennoch vollends unterstützt. Die Filmbranche ist skeptisch gegenüber dem neuen Projekt und versagt die Finanzierung. Der inzwischen 60-jährige Filmemacher wird von einigen Produzenten für zu alt und sein Projekt für nicht gut genug gehalten. Hitchcock ist jedoch dermaßen überzeugt von dem Drehbuch, dass er selbst für die Kosten der Produktion aufkommen möchte.
„Mit Hitchcock bringt Sacha Gervasi ein amüsantes Kapitel Filmgeschichte auf die Kinoleinwand: eine besonders für ein cinephiles Publikum sehr spaßige Angelegenheit mit zwei herausragenden Darstellern.“ (Filmstarts)
2013 Golden Globe, Preis der Hollywood Foreign Press Association, Beste Hauptdarstellerin
Der Aufsteiger
FR, BE 2011 | 112 min | OmU | Regie und Buch: Pierre...
Ein Mann steht vor dem Spiegel und streicht sich langsam Eiswürfel über das Gesicht. Er sagt zu sich selbst, aber laut: „Wir werden hungrige Tiger sein in dunkler Nacht.” Es ist Bertrand Saint-Jean, Verkehrsminister der französischen Republik. Eben hat man ihn mitten in der Nacht aus schweren Träumen geweckt. In den Ardennen ist ein mit Kindern besetzter Bus eine Böschung hinabgestürzt. Es gibt über zehn Tote, der Minister wird an den Unfallort gerufen, denn er muss Emotionen zeigen, Mitleid bekunden und zugleich auch klar machen, dass die französischen Behörden gut arbeiten. Wenn die Presse ausreichend bearbeitet wurde, kann er den emotionalen Kredit gleich nutzen, um die Privatisierungspläne seines Konkurrenten, des Finanzministers, abzuwehren.
Selten nur werden Politiker in europäischen Filmen zu Hauptpersonen, zu Figuren, die wirken, als ob sie einem Shakespeare-Drama entstiegen wären. Genau das aber macht jetzt der Franzose Pierre Schoeller. In L'exercice de l'état porträtiert Schoeller einen französischen Verkehrsminister. Die Politik bildet hier nicht nur den Hintergrund eines privaten Dramas, sondern steht im Zentrum: der Alltag der demokratischen Macht, ihre Hinterzimmer und Rednerpulte.
Französischer Kritkerpreis 2012 | Preis der Internationalen Filmkritik (FIPRESCI) Cannes 2011 – Un certain regard | Französischer Fimpreis: Bestes Buch, Bester Nebendarsteller
Thomas, Ende Zwanzig, hat sein Idol Kurt Cobain längst überlebt. Völlig manisch stürzt er sich noch einmal in einen Bandwettbewerb, der den ersehnten Durchbruch bringen soll. Zwischen Affären und Alkoholexzessen schafft er es bis in die letzte Runde. Doch ein Schicksalsschlag verändert alles.
Der Debütfilm des Haneke-Schülers Henning Backhaus ist ein musikgeladenes Coming-of-Age Drama um einen jungen Gitarristen, der von der professionellen Karriere träumt, jedoch auf dem Weg zum Ziel private Hürden nehmen muss. Es gibt unzählige Songs über das Erwachsenwerden, verpasste Chancen und große Fehler: Doch es gibt nur wenige, die sich den Personen hinter den Texten widmen. Henning Backhaus (Krankheit der Jugend) porträtiert in seinem Film mitreißend und ehrlich das Schicksal seiner jungen Protagonisten, die an der Schwelle zum Erwachsenwerden über dieselben Probleme stolpern wie schon unzählige Generationen vor ihnen. Gelöst haben sie diese immer noch nicht – aber zumindest den passenden Soundtrack gefunden. Musik von Hans Wagner featuring Yoko Love und Neuschnee, Too much of Nothing und Mother's Cake.
“Es ist eine gehörige Portion Leben, die bei Local Heroes zuschlägt und ihren Tribut fordert.” (Vienna online)
Nachtzug nach Lissabon
CH, DE, PT 2013 | 110 min | OmU | Regie: Bille August
Raimund Gregorius, Ende 50 und alleinstehend, unterrichtet in einem Berner Gymnasium Latein. Eines Morgens hält er im strömenden Regen eine junge Frau davon ab, sich in den Fluss zu stürzen. Raimund nimmt sie mit in die Schule, doch die Frau verschwindet wieder. Was ihm bleibt: ein schmaler Band des portugiesischen Autors Amadeu Inácio de Almeida Prado und ein Zugticket für den Nachtzug nach Lissabon. Spontan besteigt Raimund den Zug und begibt sich in Lissabon auf die Suche nach dem Autor des Buches. Nach und nach entschlüsselt sich das Geheimnis des Textes und der Personen, die Almeida Prado beschreibt. Die Spuren führen Raimund in die Zeit der Salazar-Diktatur, gleichzeitig beginnt der verschlossene Mann, sich seines trostlosen Lebens bewusst zu werden.
Nachtzug nach Lissabonbasiert auf dem gleichnamigen, in fünfzehn Sprachen übersetzten Bestseller von Pascal Mercier. Das Werk des Schweizer Philosophieprofessors erschien 2004 beim Hanser Verlag und zählt zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Romanen der letzten Jahre.
SEIDL-MARATHON Alle 3 Filme an einem Tag!
AT, DE, FR 2012, 2013 | 120, 120, 91 min | Regie:...
In seiner Paradies-Trilogie erzählt Ulrich Seidl parallel die Geschichte dreier Frauen, die alle auf der Suche nach Erfüllung ihrer Sehnsüchte sind. Die beiden Hauptdarstellerinnen von Paradies: Liebe (Margarethe Tiesel) und Paradies: Glaube (Maria Hofstätter) werden anwesend sein. Hanno Löwy moderiert nach den Filmen Gespräche mit den beiden Schauspielerinnen.
Liebe: 15.oo Uhr
Pause: ca. 30 Min
Glaube: 17.30 Uhr
Pause: ca. 30 Min
Hoffnung: 20.00 Uhr
Einzeleintritt € 10 | Kombiticket € 25
Kartenreservierung über das Metrokino 05574-71843 oder
www.metrokinobregenz.at
Eine Zusammenarbeit mit dem Theater Kosmos im Rahmenprogramm der
neuen Produktion Seymour.
Rachels Weg. Aus dem Leben einer Sexarbeiterin
AU 2011 | 72 min | verm. OmU | Regie: Catherine
Rachel trifft John. Doch dies ist kein normales Rendezvous. Die Australierin Rachel arbeitet als Sexarbeiterin – sie besucht John, der Multiple Sklerose hat und seinen Rollstuhl mit dem Kinn steuert. Rachel Wotton hat sich spezialisiert auf Klienten, die lange Zeit übersehen wurden: Menschen mit Behinderung.
Der Film von Catherine Scott folgt Rachel zu ihren Kunden und begleitet sie bei ihrer politischen Arbeit, mit der sie Anerkennung fordert: Sexarbeiter sind keine Opfer, ihre Arbeit verdient Anerkennung wie jede andere auch. Und: Menschen mit Behinderung wollen ihre sexuellen Bedürfnisse ausleben, müssen dies aber auch können. Es sind intime Einblicke, wenn Rachel sich mit ihren Kunden trifft und mit ihnen Zeit verbringt. Ihre Philosophie lautet, dass es eine Art von Therapie sein kann, jemanden zu berühren und mit ihm Intimität zu erleben.
Official Selection Hot Docs 2012, Toronto
Die drei Vereine Integration Vorarlberg, Füranand und Reiz Selbstbestimmt Leben machen Programm im rollstuhlgerechten Saal 1
Sein oder Nichtsein
20 JAHRE FILMFORUM FEIER Beginn 19:00 Uhr
USA 1942 | 93 min | blueray | OmU | Regie: Ernst...
Warschau im Zweiten Weltkrieg: Eine Truppe polnischer Schauspieler, die Mehrzahl von ihnen eher der Charge zugetan, erhält von den einmarschierenden Deutschen Berufsverbot. Mit den Kostümen und Requisiten des gerade eingeübten Anti-Nazi-Stücks schlagen sie sich in einem lebensgefährlichen Manöver auf die Seite des Widerstands.
To Be or Not to Beist wahrscheinlich Ernst Lubitschs größter Film: beim Erscheinen mit Missfallen aufgenommen, ist er mittlerweile ein Klassiker. Wie der Titel schon darlegt, ist Sein oder Nichtsein eine todernste Angelegenheit, aber die Strategie besteht darin, dies nie zuzugeben. Einer der besten Schauspielerfilme aller Zeiten, das fulminante Ensemble wird geführt von Jack Benny, Meister des slow burn, in seiner schönsten Rolle. (filmmuseum)
„Der Meister der intelligenten Komödie zeigt auch hier seine typische Handschrift.“ (Berliner Zeitung)
Der Film erhielt eine Oscarnominierung für die Musik von Werner R. Heymann.
Lisa kehrt nach dreißig Jahren nach Buenos Aires zurück und besucht dort Lalo und Bruno, jene beiden Freunde aus der Schulzeit, mit denen sie das Liebeserwachen erfahren hat. Jetzt steht sie mitten im Leben und will wissen, was aus den Jungs von damals geworden ist.
Paula Hernández’ Film Un Amor ist ein stimmungsbewusst und sensibel erzähltes Eintauchen in Erinnerungen und gleichzeitig, aus der Perspektive der Erwachsenen, ein Versuch über die Gefühle, die das Leben in seiner ungefähren Mitte prägen. Lisa folgt einer Intuition, als sie ihre beiden unterschiedlichen Liebhaber aus der Schulzeit aufsucht. Mit ihnen und uns schweift sie zurück in die Tage am Fluss, als das ganze Leben noch offen war, ein Spiel irgendwie und eben doch schon berührend ernst.
"Un Amor ist ausnehmend stimmungs- und gefühlsvoll und – ohne auf Politik und Geschichte näher einzugehen – im schönsten Sinn des Wortes „nostalgisch“: Ein still erotischer, ungemein weiblicher Liebesfilm." (filmdienst)
"Einfühlsam und überzeugend: Hernández bestätigt sich als talentierte und wichtige Filmemacherin." (La nacion, Buenos Aires)
Ein Film über die Liebe – zwischen Mutter und Sohn, Eltern und Kindern, Mann und Frau. Ein Film über Alzheimer-Demenz – eine Erfahrung, die viele Familien erschüttert und verändert.
David Sieveking (David Wants to Fly) entdeckt durch die Gedächtnisstörung seiner Mutter Gretel den Schlüssel zu ihrer Vergangenheit, zur Geschichte ihrer Ehe und zu den Wurzeln der gemeinsamen Familie. Liebevoll und mit zärtlicher Distanz dokumentiert er ihren geistigen und körperlichen Abbau und seine Versuche, ihr dasLeben zu erleichtern. Mit viel Sinn für kleine Gesten und für den Zauber des Augenblicks schafft er ein feinfühlig heiteres Familienporträt: die würdevolle, niemals rührselige Reise durch ein Menschenleben, an dessen Ende ein Anfang steht, in dem die Familie neu zueinander findet. Mit Vergiss mein nicht ist David Sieveking ein ebenso persönlicher wie warmherziger, humorvoller und optimistischer Film gelungen.
Filmfestival Locarno 2012: Bester Film der Semaine de la critique | Hessischer Filmpreis 2012: Bester Dokumentarfilm | Dokumentarfilmfest Leipzig 2012: Preis des Goethe-Instituts | Nominiert für den deutschen Filmpreis 2013 in der Kategorie Bester programmfüllender Dokumentarfilm.
Wir zeigen den Film in Kooperation mit der “Aktion Demenz”.