Filmforum Archiv
Widerstand und Desertion in den Jahren 1933-1945
Der Regisseur wird im Kino anwesend sein und steht nach dem Film für eine Diskussion zur Verfügung.
AT 2012 | 40 min | Regie: Tone Bechter
Der 10. Film von Tone Bechter beschäftigt sich mit dem Widerstand und den Kämpfern gegen ein diktatorisches Regime, beginnend in der Dollfuß-Ära im Jahre 1933 bis zum Ende des Hitler-Regimes 1945.
In der Spieldokumentation sprechen Zeitzeugen aus dem Großen Walsertal über ihre schwere Vergangenheit als Deserteure und Widerstandskämpfer. Die Situation eines 14-jähriges Kindes, das verhaftet wurde, und einer schwangeren Frau, die ins Gefängnis gebracht wird, lässt tief in die Lebensumstände der damaligen Zeit blicken. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Geschichte der Familie Burtscher aus Sonntag, die in Sippenhaft genommen wurde. Gerade im Großen Walsertal, in dieser bäuerlichen und harten Region, gab es eine große Zahl an Deserteuren. Die Erzählung geht aber auch über Vorarlberg hinaus und beleuchtet die damalige Situation der „Andersdenkenden“.
Der Film wurde zum Teil an Originalschauplätzen gedreht. Mit eindrücklichen Bildern werden die Umstände und Begebenheiten der Deserteure erklärt und die Entstehung des Widerstandes gezeigt.
Tone Bechter lebt in Andelsbuch im Bregenzerwald. Er ist passionierter Filmemacher, Drehbuchautor und Kameramann und setzt sich seit Jahren intensiv mit verschiedenen Themen aus der Vergangenheit und der Geschichte in Vorarlberg und darüber hinaus auseinander.
„Mein Film erzählt eine traurige Geschichte aus unserer Vergangenheit, die sich nicht mehr wiederholen darf und die nicht vergessen werden darf. Gerade deshalb muss darüber gesprochen werden.“ (Tone Bechter)
Der Regisseur wird im Kino anwesend sein und steht nach dem Film für eine Diskussion zur Verfügung.
Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit ACUS – Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialdemokratie.
Irgendwo in Niederösterreich; es sind die letzten Wochen vor den Sommerferien. Die 17-jährige Internatsschülerin Paula ist heimlich in ihre Freundin Charlotte verliebt. Doch die ist mit Michael zusammen. Um sich von ihrem Liebeskummer abzulenken, lässt sich Paula auf ihren Schulfreund Tim ein, der seinerseits echte Gefühle für sie hat. Paula ahnt nicht, wie oft auch Charlotte an sie denkt. Und dann kommt auch noch Lilli ins Spiel, die sich danach sehnt, begehrt zu werden, und selbst als wilde Verführerin auftritt. Paula muss sich entscheiden, ob sie ihren eigenen Gefühlen folgt oder denen der anderen.
Lanzenkirchen, mon amour: Regie-Debütantin Monja Art zeigt das Teenagersein in der Provinz als Achterbahnfahrt der Gefühle und in einer Ansammlung von amourösen Minidramen. Zwischen tristem Schulalltag und ausschweifenden Dorfdisko-Besuchen sind Paula und ihre Freund*innen wie alle normalen Teenager: wunderbare und obergescheite tickende Zeitbomben, die bald erwachsen und dann möglicherweise auch vernünftig sein werden. Bis dahin ist ihre größte Angst, in diesem Kaff hängen zu bleiben. Draußen hört man Blasmusik, ein Mähdrescher zieht seine Bahnen, und mit etwas Glück kommt bald ein Bus. (berlinale)
Max Ophüls Preis 2017: Bester Film; Elisabeth Wabitsch: Beste Nachwuchsdarstellerin
Tina und Chris scheinen normale britische Touristen zu sein, unterwegs im Wohnwagen auf einer Sightseeing-Tour quer durch die Midlands. Doch fährt ihnen einer quer ein oder kommt ihnen gar blöd, springt er schneller über die Klinge, als er realisieren kann, dass die beiden doch nicht ganz so harmlos sind.
Sightseers, nach einem Drehbuch der beiden Hauptdarsteller und TV-Komödianten Lowe und Oram, „kombiniert entfesselte Soziopathen mit häkeldeckchenverzierter Englishness und ist nicht bloß ein neuerlicher Beweis dafür, dass der schwärzeste Humor, die gnadenloseste Selbstironie und die tabulosesten Witze ihre Heimat noch immer auf den britischen Inseln haben.“ (tip Berlin)
„Die Wiederbelebung der schwarzen Komödie.“ (Die Zeit)
Im Wien der Jahrhundertwende entwickelt ein visionärer und bahnbrechender Sigmund Freud die Psychoanalyse, bis er 1938 ins Exil nach London gezwungen wird. Der französische Regisseur David Teboul legt mit seinem Film ein intimes Porträt eines der einflussreichsten Denker des letzten Jahrhunderts vor. Bisher unveröffentlichte Archivbilder vergegenwärtigen Freud nicht nur als genialen Wissenschaftler und Autor, sondern auch als Privatmenschen in all seinen unterschiedlichen Facetten.
Regisseur Teboul gelingt ein Doppelporträt von Sigmund Freud und seiner Tochter Anna. Im Londoner Familienexil durchforstet sie die Korrespondenz ihres Vaters und erzählt den Film höchst subjektiv und im Zwiegespräch mit Sigmund Freud und seinen Briefpartnern. Aktuelle Bilder und neu gefundenes Archivmaterial zeigen das Leben Freuds im Exil und auf Reisen, seine Arbeit und die intensive Verbindung mit seiner Tochter Anna, die nicht nur seine Wegbegleiterin und Gralshüterin des freud’schen Erbes war, sondern als Erforscherin der kindlichen Psyche selbst Geschichte schrieb.
„Ein cineastischer Leckerbissen. […] Wenn auf einen Film das Wort Kleinod passt, dann auf diese unprätentiöse Näherung.“ (Die Furche)
In Kooperation mit dem Vorarlberger Landesverband für Psychotherapie
Was geschah mit Bus 670?
MX 2020 | 99 min | OmU | R: Fernanda Valadez
Zentral-Mexiko: Zusammen mit einem Freund begibt sich der Teenager Jesús mit dem Bus 670 in Richtung der US-amerikanischen Grenze, durch deren riskante Überquerung sich viele Mexikaner*innen ein besseres Leben versprechen. Als mehrere Monate später die Leiche des Freundes auftaucht und auch von Jesús jegliches Lebenszeichen fehlt, ist seine Mutter trotz aller Warnungen nicht bereit, die Hoffnung aufzugeben und macht sich auf die Suche nach ihrem Sohn. Ihre Reise führt in die Todeszone Nord-Mexikos, einem der gefährlichsten Orte der Welt. Im Niemandsland begegnet sie vielen, die ihr Schicksal teilen, denn was mit Jesús passiert ist, ist längst kein Einzelfall. Schritt für Schritt kommt sie der Wahrheit näher.
Ein Film, der einen von der ersten Minute an packt und nicht mehr loslässt: Mit ihrem beeindruckenden Spielfilmdebüt beweist die Mexikanerin Fernanda Valadez ihr Gespür für bildgewaltiges, emotionales und spannendes Erzählen. Beim Sundance Film Festival, dem einflussreichsten Filmfestival für Independent Cinema, wurde der Film mit dem Publikumspreis und dem Preis für das beste Drehbuch ausgezeichnet.
27 internationale Filmpreise darunter beim Sundance Film Festival (Publikumspreis) und den Filmfestspielen in Stockholm, Zürich, San Sebastián und Thessaloniki
Sechs Tage unter Strom – Unterwegs in Barcelona
ES 2021 | 85 min | OmU | R: Neus Ballús
Moha, Valero und Pep leben in Barcelona und arbeiten in einem Installateurbetrieb als Klempner. Moha, der jüngste von ihnen, absolviert gerade eine einwöchige Probezeit. Er soll Pep ablösen, der in Kürze in Rente geht. Trotz seiner Schüchternheit kommt er erstaunlich gut mit den Kunden zurecht – nur Valero hat ein Problem mit ihm. Und das nicht nur, weil er nach all den Jahren ein eingespieltes Team mit Pep ist.
Regisseurin Neus Ballús – deren Vater selbst Installateur ist – erzählt ihre Geschichte mit leisem, hintergründigem Humor und entwaffnender Leichtigkeit. So wie sie ihren Protagonisten von Kunde zu Kunde folgt und wie sich für die drei Klempner die Türen der Barceloneser Wohnungen öffnen, so eröffnet sich dem Zuschauer ein Blick auf die kleinen, tragikomischen Momente des Lebens.
„Ein charmanter, liebevoller und immer sehr leise komischer Film, ein großes Vergnügen und – als gelungene Komödie – eine Rarität im Wettbewerb von Locarno.“ (Sennheisers Filmblog)
Filmfestival Locarno 2021: Bester Schauspieler (Mohamed Mellali und Valero Escolar)
Katalanische Filmpreise 2022: Bester Film, Beste Regie, Bester Darsteller
Filmfestival Valladolid 2021: Publikumspreis, Bester Film
Nach dem Tod von David Fishers Vater findet der Filmemacher dessen Memoiren, welche von der grausamen Zeit erzählen, die Joseph Fisher im Zweiten Weltkrieg miterlebt hat. 2010 beschließt der Regisseur, mit seiner Schwester und zwei Brüdern von Israel nach Österreich zu reisen, um die Schauplätze von damals zu besuchen. Sie kommen nach Gusen, wo ihr Vater in einem Außenlager des KZ Mauthausen inhaftiert war. Konfrontiert mit ihrer eigenen Geschichte und der ihrer Familie, begegnen sich die Geschwister lachend und weinend in einer skurrilen, intimen Situation in den Katakomben des Lagers.
Die zeitgenössische Tänzerin Elena und der Gebärdensprachdolmetscher Dovydas lernen sich in einem Tanzkurs für gehörlose Jugendliche kennen. Vom ersten Moment an herrscht eine starke Anziehungskraft zwischen den beiden. Nachdem sich bald eine innige Beziehung etabliert - und zwar in all ihrer Komplexität - begeben sich Elena und Dovydas auf die Suche nach einer Form von Intimität, die für beide lebbar ist.
Marija Kavtaradzes zweiter Spielfilm webt ein poetisches Filmbild
aus Körpersprachen: Körperlicher Ausdruck, Erkenntnis über eigene Grenzen und eine vorsichtige Erkundung von Asexualität. Das Ergebnis ist ein fesselnder Tanz zwischen Selbst und Anderem.
(stadtkino)
„Mit einer bemerkenswerten Feinfühligkeit erzählt das litauische Liebesdrama von einer Beziehung, in der die gemeinsame Sexualität neu definiert werden muss.“ (Filmfest Hamburg)
Premiere beim Sundance Filmfestival 2023: World Cinema Award
Film Festival Ghent 2023: Explore Award | Arras Film Festival 2023: Youth Jury’s Award
In Kooperation mit der Stadt Bregenz (Fachbereich LGBTIQ+) im Rahmen des Pride Month
Im amerikanischen Westen des ausgehenden 19. Jahrhunderts ist kaum jemand so sehr fehl am Platz wie Jay Cavendish. Der naive 16-jährige Sohn aus adligem Hause ist auf eigene Faust aus Schottland aufgebrochen, um das Mädchen zu finden, an das er sein Herz verloren hat. Doch obwohl er mit einem Kompass auf seinem Pferd unterwegs ist und nachts mit Revolver in der Hand schläft, ist er überhaupt nicht vorbereitet auf das Abenteuer, das ihn in Colorado erwartet. Da kommt der wortkarge, aber treffsichere Vagabund Silas, der sich ihm als Wegbegleiter Richtung Westen anbietet, gerade recht. Dass der Fremde dabei auf mehr aus ist als auf die 100 Dollar, die er für seine Dienste verlangt, ahnt Jay nicht.
Die Hauptrolle der ebenso bildgewaltigen wie poetischen Geschichte spielt Shootingstar Kodi Smit-McPhee, der mit der Bestseller-Verfilmung The Roadbekannt wurde und zuletzt inPlanet der Affen: Revolutionzu sehen war. Tatkräftige und bisweilen undurchsichtige Unterstützung bekommt er dabei vom Oscar-nominierten Michael Fassbender, der nach Filmen wie Inglourious Basterds, Shame, X-Men, Prometheus und 12 Years a Slaveseine Karriere mit Slow Westum eine faszinierende neue Facette ergänzt.
Sundance Filmfestival 2015, Grand Jury Prize
Manchmal, mit fortschreitendem Alter, rücken Erinnerungen aus der Kindheit stärker ins Bewusstsein als die Erlebnisse des gerade vergangenen Tages. So geht es auch dem alternden Freigeist Konrad Lang, der zusehends alltägliche Dinge vergisst, sich aber immer präziser an seine früheste Kindheit erinnert.
Nicht zuletzt aus diesem Grund zieht es ihn auch zurück in den Schoß der Industriellen-Familie Senn, zu der sich Konrad durch die gemeinsam verbrachte Kindheit mit dem gleichaltrigen Thomas zugehörig fühlt. Thomas' Mutter, das resolute Familienoberhaupt Elvira Senn, gewährt Konrad zwar Unterkunft, reagiert jedoch zunehmend beunruhigt und ablehnend auf Konrads Erinnerungen.
Verwundert beobachtet Simone, die junge Gattin des Familienerben, die wachsende Nervosität der Familienangehörigen. Sie fühlt sich zu dem verwirrten Alten hingezogen, während der Rest der Familie sich kühl distanziert. Als Simone auch noch damit beginnt, das Puzzle aus Konrads Erinnerungen zusammen zu setzen, ahnt sie nicht, dass sie damit einem lebensgefährlichen Geheimnis auf der Spur ist ...
Martin Suters Bestseller SMALL WORLD ist mit fast einer Million verkaufter Exemplare zugleich sein bislang erfolgreichster Roman. Regisseur und Drehbuchautor Bruno Chiche bringt Suters Debüt über Kindheitserinnerungen, komplizierte Familienbeziehungen und Gedächtnisverlust mit großem Staraufgebot auf die Leinwand. (filmz.de)
„Verführerisch gut.“ Der Spiegel
„Europäisches Kino im besten Sinne.“ FAZ
In einer Hütte tief im schneebedeckten Wald treffen sich Frauen aller Altersgruppen und Gesellschaftsschichten zum gemeinsamen Saunieren. Mit den Hüllen fallen Tabus. Sanfte Stimmen flüstern unausgesprochene Ängste und leidvolle Erkenntnisse in das schützende Dunkel der dampferfüllten Sauna. Aufgefangen vom leisen Zuhören ihrer Gefährtinnen berichten die Frauen von ersten Liebschaften, aber auch von sexuellen Übergriffen und unerträglichen Geburtsschmerzen. Dieses transformative Ritual begleitet Filmemacherin Anna Hints in Smoke Sauna Sisterhood.
Der in seiner Intimität fast mystische Dokumentarfilm zeigt Frauen nicht, wie sie sind, sondern in ihrem Werden, erzählt von jenen Veränderungen, die sich in das Leben und den Körper einer Frau einschreiben. Dank tiefer Empathie und Menschlichkeit gelingt ein ungeschönter und dennoch immer extrem fokussierter Blick ins Innere der Rauchsaunen – einer Tradition, die von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt wurde.
Sundance Film Festival 2023: Directing Award – World Cinema
Nominiert für den europäischen Filmpreis 2023: Beste Doku, Publikumspreis
San Francisco Film Festival 2023: Golden Gate Award – Best Documentary
Medienpartnserschaft: Verein Amazone, IG Geburtskultur a-z
Die Schriftstellerin, ihr Film und ein glücklicher Zufall
KR 2022 | 92 min | OmU | R: Hong Sang-soo
Bei einem Ausflug in einen Vorort von Seoul trifft die bekannte Schriftstellerin Junhee zufällig alte Bekannte. Das Wiedersehen mit ihrer Autorenkollegin Sewon, die dort einen kleinen Buchladen betreibt, fällt eher frostig aus: Junhee spürt Sewons Neid auf ihren Erfolg. Der Filmemacher Hyojin hingegen wollte einen von Junhees Romanen verfilmen – und machte kurz vor Beginn des Drehs einen Rückzieher. Schlimmer ist aber, dass Junhee seit einer Weile nichts mehr veröffentlicht hat und in einer Sinn- und Schaffenskrise steckt. Als sie auf einem Spaziergang die bekannte Schauspielerin Kilsoo kennenlernt, die sich in einer ähnlichen Situation befindet, fühlen die beiden sofort eine Verbundenheit. Junhee schlägt Kilsoo schließlich vor, gemeinsam einen Film zu drehen.
Der 27. Spielfilm des koreanischen Kultregisseurs Hong Sang-soo feiert in seinem typischen lakonischen Stil die Schönheit zufälliger Begegnungen. Eine humorvolle Meditation über Wahrhaftigkeit in der Kunst und eine Liebeserklärung an seine Darsteller*innen, die allesamt Größen des koreanischen Kinos sind.
„Von zarter Schönheit“ (perlentaucher)
„Pures Kinoglück“ (filmstarts)
Berlinale 2022: Silberner Bär – Großer Preis der Jury