Filmforum Archiv
RBG – Ein Leben für die Gerechtigkeit
Der ursprüngliche geplante Film "Der See der wilden Gänse" ist nicht lieferbar
US 2018 | 98 min | OmU | Betsy West & Julie Cohen
Ruth Bader Ginsburg (RBG) hat die Welt für amerikanische Frauen verändert. Die heute 85-jährige Richterin stellte ihr Lebenswerk in den Dienst der Gleichberechtigung und derjenigen, die bereit sind, dafür zu kämpfen. 1993 wurde sie als zweite Frau an den Supreme Court der USA berufen und hält dort eisern die Stellung. Die beiden Regisseurinnen Betsy West und Julie Cohen zeigen in RBG – EIN LEBEN FÜR DIE GERECHTIGKEIT den außergewöhnlichen Aufstieg der stillen, aber unnachgiebigen Kämpferin, die längst auch als Popkultur-Phänomen Kult ist. Betsy West und Julie Cohen schaffen mit diesem mitreißenden Dokumentarfilm ein längst verdientes Denkmal, das die amerikanischen Kinos im Sturm erobert hat und so ein Zeichen für alternative Politik in den USA setzen konnte.
Ihre Laufbahn begann Ginsburg als eine von nur neun Studentinnen an der Harvard Law School und als eine der ersten Jura-Professorinnen der USA. In den 70er Jahren erkämpfte sie bahnbrechende Gerichtsurteile zur Gleichstellung der Geschlechter, die sie zu einer Heldin der Frauenrechtsbewegung machten. Inzwischen bekannt als „Notorious RBG” entschied sich die Demokratin nach der Wahl von US-Präsident Donald Trump gegen Rückzug und Ruhestand. Bis heute sorgt sie mit ihrer engagierten Agenda für Schlagzeilen.
(aus: gew.de; film.at)
„Dieses agile Loblied für Ruth Bader Ginsburg enthüllt, dass sie weder ein Monster noch ein Haudrauf ist, sondern eine ausgeglichene, ruhige Vermittlerin.” (Variety)
Der Film wurde mit 13 internationalen Filmpreisen ausgezeichnet.
(Text LEOKINO)
Mit Red Rocket erkundet Autor und Indie-Regisseur Sean Baker (The Florida Project) die Welt der Zuhälter, Drogendealer und der Pornofilmindustrie. Das Ergebnis ist schräge Komödie, Sexfilm und Milieustudie in einem. Bakers Film, der bei der Filmfestspielen von Cannes 2021 uraufgeführt wurde, hat weitere zahlreiche Festivalauftritte absolviert und viel Lob sowie zahlreiche Nominierungen erhalten.
Im Mittelpunkt der schrägen Komödie steht Mikey Saber, ein abgehalfterter Pornostar, der nach fehlenden Jobangeboten und Geldnot in seine kleine texanische Heimatstadt zurückkehrt. Seine Noch-Ehefrau Lexi ist wenig begeistert und nimmt ihn nur widerwillig bei sich auf. Um Geld zu verdienen, beginnt Mikey, Gras zu verkaufen. Er lernt die 17-jährige Strawberry kennen, Angstelle eine Donut-Ladens und wittert seine große Chance. Er verführt sie und will das Mädchen als Eintrittskarte zurück in die Pornoindustrie nutzen.
„Auf tragikomische Weise erzählt Sean Baker von skurrilen Figuren, die mit Selbstbewusstsein und Stolz ihr Leben am Rande der Gesellschaft führen. Dicht inszeniert, kurzweilig und oft anrührend ist Red Rocket ein ambitionierter und auf wunderbar-unaufdringliche Weise auch relevanter Film.“ (filmstarts.de)
13 Internationale Filmpreise und 33 weitere Nominierungen auf Festivals
Im Sommer 1992 überschlagen sich in Lima die Ereignisse. Inmitten von sozialen und politischen Unruhen bereiten Lucia, Aurora und ihre Mutter Elena ihre Übersiedlung von Peru in die USA vor. Beklommen blicken sie dem Abschied entgegen – von ihrem Land, von Familie und Freund:innen, aber vor allem von Carlos, Vater und Ex-Ehemann, der beinahe schon aus ihrem Leben verschwunden ist. Angesichts der ungewissen Zukunft werden widersprüchliche Gefühle wach. Alte Reue regt sich, neue Illusionen entstehen. Frustrationen und Ängste mischen sich mit Aufregung und freudiger Erwartung. Gemeinsam muss sich die Familie der schwer verdaulichen Wahrheit stellen, welche Verluste ihre Abreise mit sich bringt. Reinas ist eine intensive, vielstimmige und bewegende Initiationsgeschichte im Geiste der 1990er-Jahre. (Berlinale)
Klaudia Reynicke hat Peru zusammen mit einem Teil ihrer Familie im Alter von zehn Jahren Richtung Europa verlassen. Im autobiografisch inspirierten Reinas erzählt sie von Herausforderungen, vor denen Kinder und Eltern an einem Wendepunkt des Lebens stehen, von Befürchtungen und Hoffnungen, vom Bedürfnis nach Zugehörigkeit.
Oscars 2025: Schweizer Kandidat Bester Internationaler Film | Berlinale 2024: Grosser Preis der Internationalen Jury für den Besten Spielfilm Generation Kplus | Locarno Filmfestival 2024: Publikumspreis
Ein Psychopath kapert ein Flugzeug, um sich an seinen Feinden zu rächen. Eine Kellnerin erkennt in einem Kunden den Mann, der ihren Vater ruiniert hat. Ein Zwist auf einer Landstraße entwickelt sich zum Kampf auf Leben und Tod. Ein Bombenexperte setzt sich gegen die Willkür der Behörden zur Wehr. Ein Millionär sucht einen Ausweg für seinen Sohn, der nach einem Unfall Fahrerflucht begangen hat. Eine Hochzeit geht den Bach runter, als die Braut bemerkt, dass ihr Gatte eine Kollegin, mit der er eine Affäre hatte, eingeladen hat.
Mit WILD TALES ist dem argentinischen Filmemacher Damián Szifrón ein aufregendes Meisterwerk gelungen, ein sechs Geschichten umfassender Anthologiefilm, in dem jede einzelne Sequenz auf ungeheure und ungeheuer aberwitzige Weise eskaliert. Der Film ist das seltene Beispiel für einen Film ohne Netz und doppelten Boden, ohne Gurt, Airbag oder andere Sicherheitsmechanismen. Er ist Kino, wie es purer nicht sein könnte, durch und durch argentinisch und gleichzeitig so universal, dass er uns allen den Spiegel vorhält. Das Biest, das er zeigt, das sind wir. Und wir sind urkomisch in unserer verzweifelten Wut.
Die von Pedro und Agustín Almodóvar mitproduzierte tiefschwarze Thrillerkomödie trat seinen Triumphzug im Wettbewerb der diesjährigen Filmfestspiele von Cannes an. In Toronto endete die Vorstellung mit Standing Ovations, und in San Sebastián wurde der Film mit dem Publikumspreis als bester europäischer Film ausgezeichnet. (moviemento)
„Was den bloßen Spaß am Zusehen anbetrifft, konnte kein anderer Film in diesem Jahr in Cannes WILD TALES das Wasser reichen. Der Film des argentinischen Filmemachers Damián Szifrón ist ein bitterböse hinreißendes Kompendium von sechs für sich allein stehenden Kurzfilmen, die das Thema Vergeltung vereint – und zwar jene Art von Vergeltung, die sich in spektakulären Ausbrüchen äußert, nachdem eine arme Seele einmal zu oft übers Ohr gehauen wurde.“ (Variety)
„... ist ein riesiges Vergnügen, das die Probleme Argentiniens aufzeigt, dies jedoch nicht mit erhobenem Zeigefinger tut, sondern mit jeder Menge schwarzem Humor. [...] Mehr als sehenswert.“ (outnow.ch)
Nominierung für den Oscar als bester fremdsprachiger Film 2015
Publikumspreise in Biarritz und San Sebastian 2014
Beste Regie, Bester Film und Beste Hauptdarsteller Sarajevo 2014
Die Lebenden reparieren
FR 2016 | 104 min | OmU | R: Katell Quillévéré
Als Simon am Morgen mit zwei Kumpels zum Surfen aufbricht, ahnt niemand etwas von der drohenden Katastrophe – doch Stunden später ist der Junge nach einem schweren Autounfall hirntot. Für seine Eltern Marianne und Vincent, die in der Hafenstadt Le Havre leben, bricht eine Welt zusammen. Nun stehen sie vor der schwierigen Entscheidung, ob sie die lebenserhaltene Technik abschalten lassen und die Organe des Sohnes spenden wollen, um ein anderes Menschenleben zu retten. Die zweifache Mutter Claire aus Paris, deren eigenes Herz jederzeit versagen kann, benötigt dringend ein Spenderherz. Marianne und Vincent müssen sich schnell entscheiden, denn Claire bleibt nicht mehr viel Zeit.
„Katell Quillévéré verfilmt mit großer Einfühlsamkeit Maylis de Kerangals Bestseller, der von einer Organspende handelt, die weite Kreise zieht.“ epd Film
Nominierungen: César / Bestes adaptiertes Drehbuch, Orizzonti Award for Best Actor, Orizzonti Award for Best Actress
REST IN PEACE – sie sollen in Frieden ruhen, unsere Toten.
Was aber passiert mit der sterblichen Hülle nach dem Tod? Wie gehen wir damit um? Was wissen wir über die Welt der Toten? Wie verändert sich ein Körper nach dem Tod.
In REST IN PEACE geht es um Leichen. Um Verwesung und Verfall. Um Tote als ökologisches Problem, um Tote als menschliche Ersatzteillager. Es geht um die radikale Endgültigkeit. Um die Frage, was von uns bleibt. Acht Episoden führen rund um den Globus und bieten einen manchmal verstörenden, manchmal unfreiwillig komischen Einblick in den Alltag jener Menschen, die jeden Tag mit Leichen zu tun haben. Der Tod ist das elementarste Thema der Menschheit. Unsere Haltung dazu: irrational und paradox.
Riders of Justice
DK 2020 | 116 min | OmU | R: Anders Thomas Jensen
Als bei einem tragischen Zugunglück zahlreiche Menschen ums Leben kommen, gehört auch die Mutter von Mathilde dazu. Für die Teenagerin bricht damit eine Welt zusammen. Nicht nur, dass ihr Vater Markus, der bis zu dem Zwischenfall als Offizier im Krieg war, ihr keine Hilfe bei der Trauerarbeit ist. Mathilde leidet zudem schwer darunter, wie leicht der Tod zu verhindern gewesen wäre, denn erst eine Kette von Zufällen hat dazu geführt, dass sie ausgerechnet zu dem Zeitpunkt in der Bahn waren. Aber vielleicht war das Ganze auch kein Zufall. Dieser Überzeugung ist zumindest der arbeitslose Mathematiker Otto, der hinter dem Unglück einen gezielten Anschlag der Rockerbande Riders of Justice vermutet. Gemeinsam mit Markus, Lennart und dem Hacker Emmenthaler macht er sich daher dran, den wahren Schuldigen zu finden und für Gerechtigkeit zu sorgen …
„Anders Thomas Jensens außergewöhnliche Tragikomödie ist nicht nur eine furiose Gratwanderung zwischen Humor und Erkenntnisgewinn, sondern auch eine mitreißende Ensembleleistung.“ (Artechock)
Danish Film Awards 2021, Beste Schauspielerin, Bester Nebendarsteller
Florida Film Festival 2021, Bester Internationaler Film
Zulu Awards 2021, Betster Schauspieler
Bodil Awards 2021, Bester Nebendarsteller
Rückkehr nach Mountauk
DE, FR, IE 2017 | 106 min | OmU | R: Volker Schlöndorff
Der Schriftsteller Max Zorn reist zur Vorstellung seines neuen Werks Jäger und Gejagtenach New York, begleitet von seiner Publizistin Lindsey und seiner Lebensgefährtin Clara (Susanne Wolff), die in der PR-Agentur des Autors arbeitet. In seinem Buch erzählt Zorn vom Scheitern einer Liebe in New York vor 17 Jahren. Vor Ort versucht er über seinen alten Förderer und Mäzen Walter, den er zufällig trifft, die Adresse seiner früheren Liebe Rebecca Epstein (Nina Hoss) zu erfahren. Rebecca, aus Ostdeutschland ausgewandert, ist inzwischen eine erfolgreiche Anwältin, will Max zunächst nicht treffen und lädt ihn dann doch zu einem gemeinsamen Tag in Montauk ein, einem malerischen kleinen Fischerstädtchen an der Spitze von Long Island. Max sagt zu, obwohl er vergeben ist …
Schlöndorff widmet sich nach seinem Film Homo Faber erneut einem Werk seines Freundes Max Frisch (1911-1991).
Der 77-jährige Schlöndorff (Die Blechtrommel, Diplomatie) zeigte sein Liebesdrama Rückkehr nach Montauk im Berlinale-Wettbewerb.
Die 25-jährige Französin Freddie begibt sich in Korea auf die Suche nach ihren biologischen Eltern, die sie einst zur Adoption freigegeben haben. Auf ihrer Suche findet sie sich in einem Land wieder, das ihr gänzlich fremd ist und ihr Leben in unerwartete Bahnen lenkt. Statt der eigenen Familiengeschichte und sich selbst näher zu kommen, verliert Frankie immer mehr ihre eigene Lebensrealität. (Film.at)
„Eine emotionale Achterbahnfahrt“ (Uncut)
„Davy Chou schafft ein fesselndes filmisches Erlebnis, ein unentwirrbares Charakterporträt, das intim und unergründlich zugleich ist.“ (Paste Magazine)
Der Film wurde bei den Filmfestspielen in Athen, Belfast und Boston als Bester Film ausgezeichnet.
Giwar Hajabi alias Xatar kann auf ein bewegtes Leben zurückblicken: Aus dem Sozialbau hat er es bis an die Spitze der Musik-Charts geschafft. Aber als Giwar Mitte der 1980er-Jahre nach seiner Flucht über den Irak in Deutschland ankommt, findet er sich ganz unten wieder. Seine gesamte Familie wurde im Irak ins Gefängnis gesteckt, und er ist ganz auf sich allein gestellt. Wofür er jetzt kämpft, sind Geld und Ruhm. Vom Kleinkriminellen steigt er zum Großdealer auf, bis schließlich eine Ladung flüssiges Kokain verloren geht. Um auf keinen Fall in der Schuld des Kartells zu stehen, plant Giwar einen folgenschweren Goldraub, der ihn schließlich in die Hölle eines irakischen Knasts bringt. Doch selbst jetzt gibt Giwar nicht auf. Für ihn steht nach seiner Entlassung fest: Er möchte ein besseres Leben, und dafür ist er bereit, hart zu arbeiten.
In Kooperation mit der Stadt Bregenz (Fachbereich Integration)
Die Filmreihe Migration hebt die facettenreichen Lebenswelten junger Männer mit Migrationshintergrund hervor, die von unterschiedlichen Erfahrungen geprägt und mit oft schwierigen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen konfrontiert sind. Begrüßung durch Sandra Schoch (Vizebürgermeisterin).
Die Wiener Beisl und Tschocherl sind Erich „Rickerl“ Bohaceks Wohnzimmer und Bühne: Im dichten Zigarettenrauch spielt er sich allabendlich für ein kleines Taschengeld direkt in die Herzen derer, die sich dort jede Nacht rumtreiben. Und statt endlich seine erste eigene Platte aufzunehmen, schlägt sich Rickerl mit Gelegenheitsjobs durch, ist Totengräber und Hochzeitssänger. Sein karges Einkommen reicht nicht einmal für einen Kinobesuch mit seinem sechsjährigen Sohn Dominik, den er über alles liebt.
Rickerl, Freigeist und Chaot zugleich, steht sich immer wieder selbst im Weg, sei es beim aufrichtigen Versuch, ein guter Vater zu sein oder als Musiker endlich durchzustarten. Erst als er Gefahr läuft, seinen Sohn endgültig zu verlieren, merkt er, dass er nicht länger vor sich selbst davonlaufen kann.
Nach Die beste aller Welten, Märzengrund und Der Fuchs inszeniert Regisseur Adrian Goiginger mit seinem neuen Spielfilm eine melancholische und emotionale Geschichte mit viel schwarzem Humor. Der österreichische Singer-Songwriter Voodoo Jürgens, verleiht in seiner ersten Hauptrolle Rickerl eine tief berührende musikalische Seele.
Medienpartnerschaft: Musikschule Bregenz
Leni Riefenstahl gilt als eine der umstrittensten Frauen des 20. Jahrhunderts. Ihre ikonografischen Bildwelten von Triumph des Willens und Olympia stehen für perfekt inszenierten Körperkult, für die Feier des Überlegenen. Und auch für das, was diese Bilder nicht erzählen: die Verachtung des Unvollkommenen, des vermeintlich Kranken und Schwachen, der Überlegenheit der einen über die anderen. Die Ästhetik ihrer Bilder ist präsenter denn je – und damit auch ihre Botschaft?
Der Film geht dieser Frage anhand der Dokumente aus Riefenstahls Nachlass nach – privaten Filmen und Fotos, aufgenommenen Telefonaten mit engen Wegbegleitern, persönlichen Briefen. Bild für Bild, Facette für Facette legt er Fragmente ihrer Biografie frei und setzt sie in einen erweiterten Kontext von Geschichte und Gegenwart.
Der aus 700 Kisten bestehende, persönliche Nachlass Riefenstahls befindet sich im Besitz der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Regisseur Andres Veiel (Beuys, Black Box BRD) und TV-Journalistin Sandra Maischberger, die als erste Zugang erhielten, haben es sich zur Aufgabe gemacht, einen tieferen Blick in das Leben von Leni Riefenstahl zu werfen.
Filmfestspiele Venedig 2024: Cinema & Arts Award
Medienpartner: Filmwerk Vorarlberg, Berufsfotografie Vorarlberg