Filmforum Archiv
Paris, 1844, am Vorabend der industriellen Revolution: Der 26-jährige Karl Marx lebt mit seiner Frau Jenny im französischen Exil. Als Marx dort dem jungen Friedrich Engels vorgestellt wird, hat der notorisch bankrotte Familienvater für den gestriegelten Bourgeois und Sohn eines Fabrikbesitzers nur Verachtung übrig. Doch der Dandy Engels hat gerade über die Verelendung des englischen Proletariats geschrieben, er liebt Mary Burns, eine Baumwollspinnerin und Rebellin der englischen Arbeiterbewegung. Engels weiß, wovon er spricht. Er ist das letzte Puzzlestück, das Marx zu einer rückhaltlosen Beschreibung der Krise noch fehlt. Marx und Engels haben denselben Humor und ein gemeinsames Ziel. Zusammen mit Jenny Marx erarbeiten sie Schriften, die die Revolution entzünden sollen.
Die sozialen und politischen Krisen brodeln, doch die Intellektuellen in Deutschland und Frankreich reagieren nur mit ausflüchtender Rhetorik. Marx und Engels wollen nicht mehr nur Theorie, sondern Wirklichkeit, sie wollen den Massen ein neues Weltbild geben. Doch dafür müssen sie die Arbeiterbewegung hinter sich bringen. Trotz Zensur, Polizeirazzien und internen Machtkämpfen lassen sie nicht nach in ihren Versuchen, eine neue Vision von menschlicher Gemeinschaft zu formulieren. (filmladen.at)
Wir zeigen den Film im Zusammenarbeit mit der FSG.
Die Bienenzucht auf dem einsamen Bauernhof in der Toskana ist harte Arbeit, aber Gelsomina (Maria Alexandra Lungu) und ihre große Familie halten an ihrem Traum vom Leben auf dem Land fest. Für den Vater (Sam Louwyck), der an den Idealen seiner Jugend festgehalten hat, ist die zwölfjährige Tochter Gelsomina der Liebling. Sie hat eine ganz besondere Beziehung zu den Bienen und übernimmt die Verantwortung für die Honigproduktion. Aber manchmal wäre sie gerne einfach nur sie selbst und wünschte sich, so zu leben wie ihre Freundinnen auch. In diesen Momenten wird ihr die familiäre Welt zu eng.
Auch von außen wird die scheinbar heile Welt bedroht, denn eine neue EU-Richtlinie stellt den Imkerbetrieb in Frage und die Nachbarn benutzen Dünger, der für die Bienen giftig ist. Die zufällige Begegnung mit der faszinierenden Moderatorin Milly Catena (Monica Bellucci) aus der TV-Sendung Land der Wunderlässt bei Gelsomina Hoffnung auf eine Lösung aufkommen – für den Hof und für sie selbst. (film.at)
Großer Preis der Jury - Cannes 2014
Cinevision Award - Filmfest München 2014
Der geheime Roman des Monsieur Pick
FR 2019 | 100 min | OmU | R: Rémi Bezançon
Auf einer Insel in der Bretagne liegt die geheimnisvolle Bibliothek der zurückgewiesenen Bücher. Hier entdeckt eine Verlegerin ein großartiges Manuskript und beschließt, es zu publizieren. Der Roman wird sofort zum Bestseller. Doch der Autor Henri Pick, ein bretonischer Pizzabäcker, ist seit zwei Jahren tot, und seine Witwe kann sich nicht erinnern, ihn jemals schreiben gesehen zu haben. Der berühmte Literaturkritiker Jean-Michel ist überzeugt, dass Betrüger am Werk sind und will herausfinden wer den Roman wirklich geschrieben hat. Zwischen Pizzateig und Paradoxa begibt er sich auf Spurensuche. (filmladen)
„Mit hinterlistigem Humor verwickelt uns Regisseur Rémi Bezançon in ein abenteuerliches Versteckspiel voller Finten und Überraschungen. Es gelingt eine fesselnde Parodie der Verlagsbranche und ein so unterhaltsamer wie intelligenter Kinospaß.” (moviemento.at)
„Dank der spielfreudigen Darsteller und einem stets leichten, aber nie oberflächlichen Tonfall erweist sich Der geheime Roman des Monsieur Pick als amüsantes Spiel um Wahrheit und Fiktion.” (filmstarts.de)
Eine Kooperation mit:
Vorarlberger Landesbibliothek
Stadtbücherei Bregenz
Die junge Bahia trägt ihren außergewöhnlichen Namen mit Stolz, kämpft mit aufbrausender Leidenschaft für alle gerade verfügbaren Randgruppen und dürfte für ihren Geschmack ruhig ein bisschen weniger französisch aussehen. Auch sonst hat die charmante Politaktivistin ihren eigenen Weg gefunden, die Welt zu verbessern: Ganz nach dem Lebensmotto ihrer hippiebewegten Eltern, "Makelove, not war", schläft sie mit politisch rechts stehenden Männern, um sie ideologisch umzudrehen. Eine Ausnahme macht sie allerdings für den bekennenden Linkswähler Arthur, der sich eigentlich ganz wohl dabei fühlt, mit seinem konservativen Allerweltsnamen in der anonymen Masse unterzutauchen. Doch Bahia stellt sein bis dahin geordnetes und zurückgezogenes Leben völlig auf den Kopf. Und so muss sich Arthur plötzlich nicht nur mit Bahias mitreißendem Idealismus, sondern auch mit der wahren Geschichte seiner Familie auseinandersetzen.
Der Name der Leuteist eine hintersinnige und sympathische Komödie über die grenzüberschreitende Wirkung der Liebe, die schwierige Suche nach der eigenen Identität und den unbeirrten Einsatz für seine Ideale.
César 2011, Bestes Drehbuch und Beste Schauspielerin
Eine Geschichte vom Aufbrechen und vom Wiederkehren – und davon, was ein erfülltes Leben ausmacht. Die Verfilmung des preisgekrönten Beststellers von Paolo Cognetti.
Acht Bergeist die Geschichte einer Freundschaft. Sie erzählt von zwei Jungen, die zu Männern werden: Pietro, der Stadtbursche, und Bruno, das letzte Kind eines vergessenen Bergdorfs. Im Lauf der Jahre trennen sich ihre Wege. Bruno bleibt seiner Heimat treu, während es Pietro in die weite Welt zieht. Trotzdem kehrt er immer wieder in die Berge zurück, zu diesem Dasein in Stille, Ausdauer und Maßhalten.
Er ringt mit Bruno um die Frage, welcher Weg der richtige ist. Die Begegnungen der beiden machen sie mit Liebe und Verlust bekannt, erinnern sie an ihre Herkunft und lassen ihre Schicksale sich entfalten. Und sie entdecken, was es heißt, wahre Freunde fürs Leben zu sein. (polyfilm)
„Ein sehr eigenwilliger, sehr schöner Film mit vielen magischen Momenten“ (Sennhausers Filmblog)
Internationale Filmfestspiele Cannes 2022: Preis der Jury
Filmfest München 2022: Publikumspreis
In Kooperation mit Vorarlberger Landesbibliothek, Stadtbücherei Bregenz und Literatur Vorarlberg
Ahmad (Ali Mosaffa) und Marie (Bérénice Bejo) haben sich vor vier Jahren getrennt und nun reist Ahmad von Teheran nach Paris, um den Scheidungstermin wahrzunehmen. Seine Noch-Ehefrau lebt inzwischen mit Samir (Tahar Rahim) zusammen, dem eine Wäscherei gehört. In Maries und Samirs Haushalt leben auch die jeweiligen Kinder der Partner, die 16-jährige Lucie (Pauline Burlet), deren kleine Schwester Léa (Jeanne Jestin) und Samirs fünf Jahre alter Sohn Fouad (Elyes Aguis). Besonders der Junge leidet unter dem Verlust seiner Mutter. Darüber hinaus liegt seine Oma (Valeria Cavalli), Samirs Mutter, nach einem Selbstmordversuch im Koma. Die Verhältnisse sind allesamt schwierig, aber Marie macht besonders Lucies Verhalten zu schaffen. Sie gibt vor, Samir, den künftigen Ehemann ihrer Mutter, nicht zu mögen und deshalb so selten daheim zu sein. Marie vermutet jedoch, dass mehr dahintersteckt und bittet ihren baldigen Ex-Mann Ahmad herauszufinden, worin die Gründe für Lucies Verhalten wirklich liegen.
Der Vater meiner Kinder
FR, DE 2009 | 110 min | OmU | R u B: Mia Hansen-Love
Grégoire Canvel führt ein scheinbar vollkommenes Leben: Er hat eine Ehefrau, die ihn liebt, drei entzückende Kinder und einen erfüllenden Job. Als Filmproduzent ist er stets auf der Suche nach neuen aufregenden Filmprojekten. Seine Arbeit ist seine Passion. Er ist hyperaktiv, charismatisch, kommt nicht zur Ruhe und wird von allen bewundert. Nur kurze Momente des Familienglücks am Wochenende auf dem Land unterbrechen den intensiven Arbeitsfluss.
Doch dann gerät seine prestigeträchtige Produktionsfirma unter Druck: Zu viele Produktionen, zu viel Risiko, zu viele Schulden. Die nackten Tatsachen ignoriert Grégoire hartnäckig. Immer weiter steckt er Geld in die laufenden Projekte, bis er eines Tages gezwungen ist, seinem Scheitern ins Gesicht zu blicken. Ihn befällt eine lähmende Müdigkeit, die nach und nach in Verzweiflung mündet. Grégoire Canvel hat seinen Zauber verloren …
Der Vater meiner Kindererzählt von den letzten Wochen im Leben von Grégoire Canvel, bis sich dieser das Leben nimmt. Im weiteren Verlauf des Films zeigt Regisseurin Mia Hansen-Løve, wie es die Witwe Sylvia und ihre drei Töchter Clémence, June und Valentine schaffen, mit diesem Schicksalsschlag fertig zu werden. (www.filmz.de)
Die Haut in der ich wohne
ES 2011 | 120 Min | OmU | Regie: Pedro Almodóvar
Die bildhübsche Vera ist die einzige Patientin einer privaten Schönheitsklinik, wo sie Tag und Nacht von dem plastischen Chirurgen Dr. Robert Ledgard überwacht wird. Er pflegt ihre Haut wie einen kostbaren Schatz und kontrolliert jeden Schritt, jeden Blick, jede Emotion. Doch wer ist Vera, die Ledgards verstorbener Frau so beängstigend ähnlich sieht? Sie hat keine Geschichte, und doch scheint ihr Schicksal eng verknüpft mit dem Leben Roberts. Und welche Rolle spielen Roberts Haushälterin Marilia und der Mann im Tigerkostüm, der zuletzt beim Betreten der Klinik gesehen wurde?
Nach seinen Oscar-prämierten Meisterwerken Todo sobre mi madre und Hable con ella, dem mit kaleidoskopischer Raffinesse erzählten Missbrauchsthriller La Mala Educación, der anrührenden Tragikomödie Volver, seinem erfolgreichsten Film überhaupt, und der als visueller Rausch inszenierten Kinohommage Zerrissene Umarmungen betritt der spanische Ausnahmeregisseur Pedro Almodóvar nun erstmals neues filmisches Terrain und bleibt doch unverkennbar Almodóvar.
Der Psychothriller Le piel que habito thematisiert die Problematik der menschlichen Identität und versetzt der vom grassierenden Jugendwahn ungeniert profitierenden Schönheitschirurgie kleine kritische Nadelstiche. (tobis)
Ein alter Ziegenhirt verbringt die letzten Tage seines Lebens in einem ruhigen mittelalterlichen Dorf. Im tiefsten Süden Italiens hütet er seine Ziegen, an einem Ort, den die meisten Dorfbewohner seit langem verlassen haben. Er ist krank. Seine Medizin ist der Staub vom Kirchenboden, den er jeden Tag mit etwas Wasser trinkt. Als er eines Nachts stirbt, halten seine Ziegen Wache am Sterbebett. Ein Zicklein wird geboren. Wir folgen seinen ersten zaghaften Schritten, sehen, wie es heranwächst, bis es kräftig genug ist, um zu weiden. Doch in den Bergen verliert es den Anschluss an die Herde. Das Junge sucht Schutz unter einer majestätischen Tanne, die sich im Bergwind wiegt. Deren Leben wird bestimmt von den Jahreszeiten. Kurze Zeit später liegt die Tanne auf dem Waldboden und ist nur noch das Skelett ihrer selbst. Die Köhler verwandeln sie nach alter Tradition in Holzkohle. Unser Blick verliert sich im Rauch der Asche.
Vier Lebenist die poetische Sicht auf den sich immer wiederholenden Kreislauf des Lebens und der Natur. Angesiedelt in der unvergleichlichen Landschaft Kalabriens, zeichnet Regisseur Michelangelo Frammartino das Porträt einer archaischen Welt und offenbart dabei Einblicke in einen zeitlosen Ort und seine ungebrochenen Traditionen.
European Cinemas Label – Quinzaine des Réalisateurs, Cannes 2010
CineVision Award – Filmfest München 2010
Mousse (Isabel Carré) und Luis (MelvilPoupaud) sind jung, schön, reich und sehr verliebt. Drogen verschaffen ihrem Leben den täglichen Kick, bis Louis an einer Überdosis stirbt. Mousse überlebt wie durch ein Wunder und erfährt im Krankenhaus, dass ein Teil von Louis weiterleben wird, denn sie ist schwanger.
Doch auf der Beerdigung drängen die Eltern von Louis auf eine Abtreibung. Verzweifelt verlässt Mousse Paris und zieht sich in ein Haus an der Atlantikküste zurück. Dort erhält sie Besuch von Louis’ Bruder Paul (Louis-Ronan Choisy), der mit der Haltung seiner Eltern nicht einverstanden ist. Obwohl Mousse zunächst abweisend auf den sympathischen Bruder reagiert, kommer sich die beiden langsam näher. Mousse, beeindruckt von Paul’s Einfühlsamkeit und Wärme, trifft eine weitreichende Entscheidung.
Festival Internacional de Cine de Donostia-San Sebastián 2009: Großer Preis der Jury.
Die Gleichung ihres Lebens
FR, CH 2023 | 112 min | OmU | R: Anna Novion
Primzahlen sind Marguerites große Leidenschaft. Die brillante Mathematikstudentin ist die einzige Frau im Promotionsprogramm unter dem renommierten Professor Werner an der École Normale Supérieure in Paris. Doch als sie bei der Präsentation vor einem Forschergremium mit einem gravierenden Fehler in ihrer Arbeit konfrontiert wird und die Fassung verliert, lässt ihr Doktorvater sie fallen und widmet sich ganz dem talentierten Promovenden Lucas. Tief erschüttert und voller Selbstzweifel wirft Marguerite alles hin und sucht sich einen Aushilfsjob. Schnell muss sie erkennen, dass auch das Leben außerhalb der Universität überraschende Erkenntnisse bereithält und sich weder die Mathematik noch Lucas so einfach
aus ihrem Leben verbannen lassen.
Der sensible Film um die Schönheit von Zahlen und die vielen Variablen auf dem Weg zur Selbstbestimmung feierte Premiere im Rahmen der Special Screenings bei den Filmfestspielen von Cannes 2023. (Filmladen)
Swiss Film Prize 2024, Beste Schauspielerin: Ella Rumpf
Cesars 2024 und Lumiere Award 2024: Best promising actress: Ella Rumpf
Medienpartnerschaft: Landeselternbüro, Unabhängige Bildungsgewerkschaft
Das brandneue Testament
FR, BE 2014 | 116 min | OmU | R: Jaco Van Dormael
Gott existiert. Er lebt in Brüssel. Doch das ist leider nur die eine Seite der Medaille. Denn der Allmächtige ist kein weiser Weltenlenker, sondern ein Familienvater, der frustriert im Bademantel durch die Wohnung schlurft und Frau und Tochter Éa tyrannisiert. Ansonsten hockt Gott vor seinem Computer und tüftelt mit diebischer Freude jene dummen, sadistischen Gebote aus, die zu den Fragen führen, die die Menschheit bewegen: Warum fällt der Toast immer auf die Marmeladenseite, und weshalb erwischt man im Supermarkt grundsätzlich die langsamste Schlange an der Kasse? Als wäre das nicht schon schlimm genug, lässt er immer wieder Dampf ab, indem er Naturkatastrophen oder Kriege arrangiert.
Irgendwann hat Éa die Nase voll. Höchste Zeit für eine Lektion, findet sie. Und hackt sich in Gottes Computer ein. Die geheimste seiner geheimen Dateien, die Todesdaten aller Menschen, ist schnell geöffnet. Und dann dauert es nur noch ein paar Klicks, bis jeder Mensch auf Erden per SMS erfährt, wie lange er noch zu leben hat. Diese schockierende Botschaft nehmen manche besser auf als andere und plötzlich denken alle Menschen darüber nach, was sie mit der ihnen verbleibenden Zeit anfangen wollen.
Norwegisches Filmfestival 2015, Publikumspreis
Austin Fantastic Fest 2015, Bester Film
Katalonische Filmfestival 2015, Beste Schauspielerin