Filmforum Archiv
Erdig und authentisch: Ixcanulerzählt das Leben einer Cakchiquel-Maya-Familie am Fuße eines aktiven Vulkans und ist vielfach ausgezeichnetes Weltkino, das weltweit das Kinopublikum bewegt und fasziniert.
María lebt auf einer Kaffeeplantage am Fuß eines aktiven Vulkans. Sie soll mit dem Vorarbeiter verheiratet werden, sehnt sich aber danach, die Welt jenseits des Berges kennenzulernen. Sie verführt einen Kaffeepflücker, der in die USA fliehen möchte. Als dieser sie zurücklässt, entdeckt María ihre eigene Welt und Kultur noch einmal neu.
Regisseur Jayro Bustamante entwickelt diese bewegende Geschichte von María, die sich einem Mann hingibt, um mit ihm eine andere Welt zu erfahren, in einer faszinierenden Fusion von großem Leinwand-Epos im Cinemascope-Format und intimer Betrachtung des indigenen Lebens. Alles ist gespielt, aber alles strahlt eine Intensität und Wahrhaftigkeit aus, der man nicht mehr allzu häufig im Kino begegnet und der man sich kaum entziehen kann.
Silbener Bär – Alfred Bauer Preis Berlinale 2015
Cartagena Filmfestival: Bester Film
Guadalajara Filmfestival: Bester Film, Beste Regie
Montréal Filmfestival: Beste Haupdarstellerin
Mumbai Filmfestival: Bester Film
Philadelphia Filmfestival: Bester Film
Eine vierköpfige Familie samt Hund, Kind und Kegel macht sich in einem Leihwagen auf eine scheinbar ziellose Reise durch die wunderschöne, gebirgige Landschaft des iranischen Nordens. Popsongs werden gesungen, Geschichten erzählt, Zwischenstopps eingelegt. Alle lieben sie sich. Alle sind sie am Rande des Nervenzusammenbruchs. Je länger die Fahrt andauert, desto greifbarer wird die Anspannung, schließlich hat diese Reise einen ganz bestimmten Grund. Regisseur Panah Panahi, Sohn vom Filmemacher Jafar Panahi, beweist in diesem aufsehenerregenden Debüt ein feines Gespür für absurde Situationskomik genauso wie für dramatische Momente.
„Humorvoll und berührend zugleich: Hit the Road nimmt das Publikum mit auf eine ungewisse Reise durch die zauberhafte und zugleich beängstigende Landschaft des Iran. Witzige Dialoge und humorvolle Ereignisse wechseln sich ab mit Momenten meditativer Stille, in denen das riskante Vorhaben der Familie umso deutlicher zum Ausdruck kommt.“ (outnow.ch)
London Film Festival 2021: Bester Film
Bukarest Film Festival 2022: Beste Regie
San Francisco Film Festval 2022: Golden Gate Award und 13 weitere Auszeichnungen bei internationalen Festivals
Der Film führt uns an einen magischen Ort der Erde und lässt uns an der spektakulären Tour dreier Männer teilhaben, die leidenschaftlich das extreme Abenteuer suchen. Mit sehenswerten Aufnahmen begleiten die Filmemacher ihre drei Protagonisten bei einer Bergbesteigung in Südamerika und liefern dabei nicht nur die spannende Chronik eines Abenteuers, sondern verhandeln gleichzeitig ganz allgemeingültige menschliche Emotionen. Denn Jäger des Augenblicksist mehr als ein Abenteuerfilm. Nach dem tragischen Kletterunfall Kurt Alberts müssen sich die beiden verbleibenden Athleten bei ihrer zweiten Roraima-Expedition nicht nur mit der Wand, sondern auch mit dem Verlust des Freundes auseinandersetzen. Die Besteigung des Roraima gerät so zu einer Tour de Force, einfühlsam und authentisch, in noch nie dagewesener Nähe zu den Protagonisten.
Für Qualität bürgt ein hochkarätiges und erfahrenes Filmteam: Kolja Brandt (DOP) erhielt für Nordwandden Bundesfilmpreis für die beste Kamera, Franz Hinterbrandner (2. Kamera) drehte u.a. die Wandaufnahmen in Am Limitund Eternal Flame.
Nach einer schwierigen Scheidung hat der 40-jährige Lucas eine neue Freundin, einen neuen Job und bemüht sich, die Beziehung zu Marcus, seinem Sohn im Teenageralter, wieder herzustellen. Doch alles kommt ins Wanken durch eine Geschichte – eine zufällige Lüge. Als der Schnee fällt und die Weihnachtslichter leuchten, verbreitet sich die Lüge wie ein Virus. Schock und Misstrauen lassen alles außer Kontrolle geraten, und die kleine Gemeinde findet sich plötzlich in einem kollektiven Zustand der Hysterie, während Lucas einen einsamen Kampf um sein Leben und seine Würde führt.
Mit seinem siebten Spielfilm Die Jagd legt der vielfach ausgezeichnete Regisseur Thomas Vinterberg das packende, hoch spannende und bewegende Drama einer Hexenjagd vor, das ohne Frage für jede Menge Gesprächsstoff sorgt. Der Mitbegründer der revolutionären Dogma 95-Bewegung, der mit seinem Film Das Fest weltweit Aufsehen erregte, kann sich dabei ganz auf seinen herausragenden Hauptdarsteller verlassen. Dänemarks Superstar Mads Mikkelsen liefert als zu Unrecht beschuldigter Kindergärtner eine der besten Leistungen seiner an Höhepunkten nicht armen Karriere ab.
Thomas Vinterberg zeigt eine perfide Dialektik als Folge eines Gruppenwahns auf. Getragen wird sein Meisterwerk von großartigen darstellerischen Leistungen. “ (Süddeutsche.de)
18-jährig tritt die unscheinbare und mittellose Jane Eyre ihre neue Stelle als Hauslehrerin im geheimnisvollen Herrenhaus Thornfield an, dessen Haushalt von der gutmütigen Mrs. Fairfax geführt wird. Aufgewachsen als Waisenkind war Janes bisheriges Leben geprägt von Entbehrungen und fehlender Liebe. Umso mehr fühlt sie sich von der ersten Begegnung an magisch hingezogen zu dem spröden, aber faszinierenden Hausherrn Edward Rochester
Doch trotz seines offenkundigen Interesses an ihr, umwirbt er auch die schöne Blanche Ingram. Jane glaubt nicht mehr daran, ihn für sich gewinnen zu können – bis Rochester ihr völlig überraschend einen Heiratsantrag macht. Ihr Glück scheint perfekt. Doch am Tag der geplanten Hochzeit nehmen die Dinge plötzlich eine dramatische Wendung ...
Eine der ergreifendsten Liebesgeschichten der Weltliteratur in Aufsehen erregendem, neuem Gewand! Regie-Shootingstar Cary Fukunaga, dessen Erstling Sin Nombre international für Furore sorgte, bringt Charlotte Brontës berühmten viktorianischen Liebesroman ausgesprochen unviktorianisch, frisch und aufregend auf die Leinwand. (tobis)
Jazz an einem Sommerabendist die Chronologie eines Sommertags voller Musik, Sinnlichkeit, Eleganz und Lässigkeit. Der Schauplatz Newport trägt einen historischen Status als gesellschaftliche Sommerresidenz der USA, darüber hinaus wurde die Stadt in nur vier Jahren zur Jazz-Hauptstadt der Welt.
Bert Stern fängt Newports Zauber ein, in dem er seine Kamera am Strand bummeln und durch die malerischen Straßen mit ihren weißen Häusern und Pensionen streifen lässt. Zwei Ereignisse treffen aufeinander: Das Newport Jazz Festival und die Segelregatta America Cup. Mittendrin der Fotograf Bert Stern, weltbekannt durch seine FotosessionLast Sitting mit Marilyn Monroe. Stern gelingt es auch hier, die Persönlichkeiten der Porträtierten zu erfassen. Tagsüber gleiten zu den überlappenden Klängen der Musik die Segelboote der Regatta anmutig durchs Meer und das Wasser erscheint mit seinen Spiegelungen als psychedelisch bis graphisches Farbenspiel. Nach Einbruch der Dunkelheit entfaltet Stern die Bandbreite der großartigen Musikerinnen und Musiker, ist ganz bei ihnen und dem Publikum.
Boston Society of Film Critics Award 2020, Special Award
Mademoiselle Hanna und die Kunst, Nein zu sagen
FR 2015 | 100 min | OmU | R: Baya Kasmi
Hanna, 30, attraktiv und äußerst charmant, lebt das schillernde Pariser Großstadtleben einer freiheitsliebenden jungen Frau, unbeeindruckt von der Kultur und Religion ihrer halb-algerischen Herkunft. Ganz anders ihr Bruder Hakim, der das traditionelle Leben eines gläubigen Muslims führt und mit Frau und Kindern noch immer bei seinen Eltern lebt. Das Einzige, was die beiden verbindet, ist eine seltsame Macke, unter der alle Familienmitglieder in der einen oder anderen Weise leiden: Sie sind einfach zu nett, jederzeit und zu jedermann. Diese Eigenschaft stürzt Hanna regelmäßig in die größten inneren Konflikte, wenn sie in ihrem Job in der Personalabteilung wieder einmal einen Mitarbeiter entlassen muss. Doch Hanna wäre nicht Hanna, wenn sie sich nicht mit ihrer ganz eigenen, wenn auch sehr unkonventionellen Interpretation von „Abfindung” zu helfen wüsste.
Hannas schier krankhafte Unfähigkeit, Nein zu sagen, wird zum Running Gag, was immer wieder kuriose Situationen heraufbeschwört und ihre erste ernsthafte Liebesbeziehung, die sich in einer genretypischen Nebenhandlung anbahnt, fast zunichte macht. Auf der Zeitschiene zwischen Kindheit und frühem Erwachsenenalter wird beständig vor- und zurückgefahren. So erscheinen die so unterschiedlich verlaufenden Lebenswege der Geschwister (und die Gründe dafür) bis zum Schluss in immer neuem Licht. (leokino)
Filmemacher Nicolas Wadimoff nähert sich dem umstrittenen Schweizer Soziologen und Weltbestsellerautor mit kritischer Empathie. Er geht mit Ziegler dahin, wohin dieser sonst nur alleine geht: zu seinen Zweifeln und Widersprüchen und zu seiner tief sitzenden Hoffnung, dass eine andere Welt möglich ist.
Bis heute kämpft der 82-jährige Jean Ziegler für eine gerechtere Welt. Treu dem Versprechen, das er einst Che Guevara gegeben hatte. 2015 ist er einer der Hauptredner bei der Münchner Großdemonstration gegen den G7-Gipfel auf Schloss Elmau. Doch als er schließlich selbst nach Kuba reist, trifft er die karibische Insel im Wandel an und sieht plötzlich all seine Ideen in Frage gestellt. Ob Ziegler in seinen Bestrebungen letztlich erfolgreich sein wird? Oder wird doch das „kapitalistische Monster”, wie Guevara zu sagen pflegte, die Oberhand behalten? (film.at)
„... ein hintersinniges Porträt des weltweit bekannten Globalisie-rungskritikers und Menschenrechtlers Ziegler. Nicolas Wadimoff nähert sich dem umstrittenen Schweizer Soziologen und Weltbestsellerautor mit kritischer Empathie und zieht mit ihm gemeinsam Bilanz über politischen Wandel, unerreichte Ziele und die Notwendigkeit, sich für eine gerechtere Welt zu engagieren.”(www.programmkino.de)
Nominiert für den Schweizer Filmpreis 2017 als Bester Dokumentarfilm
Der Student Jarle fühlt sich zwischen Literaturtheorie, Partys und Affären ziemlich wohl. Eines Morgens flattert ihm ein Brief ins Haus und das Leben, wie Jarle es kannte, ist vorbei. Der Brief erklärt ihn zum Vater einer Tochter. Eine ganze Woche und ihren 7. Geburtstag soll Lotte mit ihm verbringen. So will es die Mutter, ein One-Night-Stand aus Jugendtagen, die im Supermarkt arbeitet und endlich einmal Urlaub möchte. Beim Anblick ihres Papa und seiner verwüsteten Studentenbude voller Bücher und Zigaretten ist Lotte allerdings alles andere als begeistert…
Die Kunstwelt macht eine sensationelle Entdeckung – nur 100 Jahre zu spät. 1906 malte Hilma af Klint ihr erstes abstraktes Bild, lange vor Kandinsky, Mondrian oder Malewitsch. Sie schuf über 1000 abstrakte Gemälde, die der Nachwelt bis heute verborgen blieben. Wie kann es sein, dass eine Frau Anfang des 20. Jahrhunderts die abstrakte Malerei begründet und niemand nimmt Notiz?
Die cineastische Annäherung an eine Pionierin, deren sinnliches Oeuvre künstlerisch fasziniert, zeigt eine lebenslange Sinnsuche, die das Leben jenseits des Sichtbaren erfassen will. Die außergewöhnliche Gedankenwelt der Hilma af Klint reicht über Biologie, Astronomie, Theosophie bis hin zur Relativitätstheorie und spannt so einen faszinierenden Kosmos aus einzigartigen Bildern und Notizen. Heute begeistert die Künstlerin Millionen mit ihrem schrankenlosen Denken, das in einem überwältigenden Werk gipfelt und die Geschichte verändert.
Kurz vor ihrem 17. Geburtstag schläft die hübsche Isabelle im Sommerurlaub das erste Mal mit einem Jungen – ein Ereignis, das sie unbeeindruckt und ernüchtert zurücklässt. Mit Beginn des neuen Schuljahres verabredet sie sich über das Internet mit Männern, die sie für Sex bezahlen. 300 Euro pro Treffen berechnet sie ihren meist älteren Kunden, das versteckte Geldbündel im Kleiderschrank wächst schnell an. Weder ihre Familie noch Freunde ahnen, was sie an ihren Nachmittagen treibt. Als ihr Doppelleben durch einen tragischen Zwischenfall auffliegt, sind die Eltern fassungslos. Doch während Isabelles Mutter sich mit Selbstvorwürfen und der Frage nach dem Warum quält, schweigt Isabelle beharrlich.
Zu Beginn der 2000er Jahre ist Qiao an der Seite ihres Gangster-Freundes Bin eine Art Königin in der kleinen nordchinesischen Minenstadt, in der Bin einen Nachtclub führt. Doch nichts in ihrem Leben erweist sich als stabil: Die Mine schließt, ihr Freund macht sich schuldig, sie geht für ihn ins Gefängnis, aber als sie entlassen wird, ist er längst weitergezogen. Mit grandiosem Gespür für die Wechselwirkung von Landschaft und Figuren erzählt Jia Zhangke einmal mehr von der turbulenten kapitalistischen Entwicklung Chinas. Seine Hauptfigur, die taffe Qiao, mag auf den ersten Blick eine „Geschichtsverliererin“ sein, vor allem aber ist sie eine trickreiche, kluge, stolze Überlebende. (stadtkino)
„ (...) diese berauschend-melancholische Mischung aus epischem Liebesdrama, Gangsterfilm und Gesellschaftsporträt ist trotz des etwas schwächeren Schlussteils unbedingt sehenswert.“ (filmstarts.de)
„Die beiden Hauptdarsteller spielen absolut fesselnd – und geben eines der schönsten Frau-Mann-Paare des zeitgenössischen Weltkinos.“ (Hollywood Reporter)
Der Film gewann 19 internationale Filmpreise unter anderem in China, Denver und Chicago.