Filmforum Archiv
Johanna Dohnal (14.2.1939 – 20.2.2010) war nicht nur eine Politikerin, die für Frauen und Mädchen in Österreichs konservativer Gesellschaft die gesetzlichen und sozialen Rahmenbedingungen grundlegend verbessert hat, sie war eine Feministin und Visionärin, die leider viel zu früh an der Umsetzung ihrer Visionen gehindert wurde. Anders auf den Punkt gebracht: „Johanna Dohnal war eine lesbisch-feministische Superheldin.“ (Katja Wiederspahn in: viennale.at)
„Sabine Derflinger hat in Die Dohnal der unermüdlichen Kämpferin und Wegbereiterin der Frauensache ein vielstimmiges Portrait gewidmet.“ (Karin Schiefer, AFC)
„Der Film ist genau das geworden, was ich mir gewünscht hatte: es sollte ein Film werden, in dem sich die Generationen begegnen, einer, der Johanna Dohnal lebendig werden lässt und ein Film, der Feminismus begreifbar macht, nämlich nicht als etwas, das man als Hobby betreibt, sondern etwas, das ein grundlegendes Menschenrecht darstellt, das sich absurderweise noch immer nicht durchgesetzt hat.“ (Sabine Derflinger)
Großer Diagonalepreis 2020, Bester Dokumentarfilm
In Kooperation mit dem Verein Amazone und dem Frauenmuseum Hittisau
Winona LaDuke
DE 2003 | 73 min | Dt. Fassung | R: Claus Biegert,...
Wo ist Winona? Eine Frage, die zu ihren "besonderen Merkmalen" gehört. Denn Winona LaDuke ist selten da, wo man sie vermutet. Sie ist die Tochter einer jüdischen Malerin und eines indianischen Stuntman vieler Hollywood-Western, der später als Sun Bear in der New-Age-Bewegung von sich reden machte. Sie sprach mit 17 Jahren vor der UNO in Genf und studierte in Harvard Ökonomie. Ihre väterliche Welt der Anishinaabeg wirkte stärker als die jüdische der Mutter und so ließ sie sich nach dem Studium in White Earth nieder, dem Heimatreservat ihres Vaters im Bundesstaat Minnesota, dem "Land der zehntausend Seen".
Die Aktivistin Winona vereinte Indianerbewegung und Umweltinitiativen und war die erste Ureinwohnerin, die in den Vorstand von Greenpeace gewählt wurde. Das Magazin TIME zählte sie in den Neunziger Jahren zu den 50 Führungspersönlichkeiten unter 40, auf die man am meisten hoffen könne. Sie gilt als charismatische Rednerin auf internationalen Konferenzen, sofern sie nicht gerade ein Buch schreibt, Wildreis erntet, gegen Uranabbau und Genmanipulation kämpft, Geld zum Rückkauf gestohlenen Reservatslandes sammelt, auf Powwows tanzt, ihre Kinder unterrichtet oder Pesto mixt.
Was tun, wenn man erfährt, dass man ein behindertes Kind erwartet? Ausgehend von dieser Frage entwickelt Thomas Fürhapter seinen komplexen filmischen Essay: Die dritte Option setzt Einzelschicksale im Zeitalter von Pränataldiagnostik und Biopolitik in einen radikal gegenwärtigen und gesellschaftspolitischen Zusammenhang. Schicht um Schicht wird der Blick freigeräumt auf grundsätzliche Fragen zu Geburt, Ethik und Norm – so wird das, was nur wenige betrifft, zu etwas, das alle angeht.
„Mutig und unbequem.“ Der Falter
„Ein faszinierender, gespenstischer Kino-Essay zur Pränataldiagnostik.“ profil
Wirtschaftsanwalt Urs Blank ist der unangefochtene Star auf seinem Gebiet. Er ist erfolgreich, hat Geld und die für ihn perfekte Frau. Der Selbstmord eines Geschäftskollegen wirft Urs jedoch aus der Bahn. Er fängt an, sein bisheriges Leben in Frage zu stellen. Vielleicht auch deshalb fühlt er sich so zu Lucille hingezogen, die ihm mit ihrem alternativen Lebensstil eine ganz neue Welt eröffnet – und ihn zu einem Trip mit halluzinogenen Pilzen verführt. Mit Folgen für Blank, denn nach dem Trip verändert sich seine Persönlichkeit und bringt seine dunkle Seite zum Vorschein.
Mit fiebriger Spannung nimmt der Film den Zuschauer mit auf den Psychotrip eines Mannes, der das Gleichgewicht verliert auf dem schmalen Grat zwischen Normalität und Wahnsinn, zwischen dem ganz alltäglichen Leben und dem unkontrollierten Durchbrechen verborgener Instinkte. Mit einer fesselnden darstellerischen Tour de Force begeistert Moritz Bleibtreu in der Rolle des Urs Blank. Ein schauspielerisches Duell der Sonderklasse liefert er sich dabei mit Jürgen Prochnow, der mit kühler Bösartigkeit Blanks Widersacher Pius Ott spielt.
„Ein ungeheuer dichter, spannungsgeladener Thriller. Das ist richtig tolles Kino!“ (Programmkino.de)
CH 2018 | 99 min |Doku | R: Thomas Haemmerli
Die Gentrifizierung bin ich. Beichte eines Finsterlings“ macht sich lustig. Über alles und jeden. Über die Linken, die alles bewahren wollen und sich vor Fortschritt fürchten. Über die Rechten, die jammern, der Fremde nehme ihnen Wohnung, Arbeit und den letzten Eisenbahn-Sitzplatz weg. Der Essay streitet für dichte, vertikal gebaute Städte und erklärt die 20-Millionen-Metropole São Paulo zum Vorbild für die Schweiz. Er folgt der Wohnvita des Autors, der früher besetzte und heute im Trendquartier besitzt, der weltweit Wohnungen sammelt und sich damit selbst zum Gentrifizierungs-Schurken macht.
Regisseur Thomas Haemmerli entführt in Weltmetropolen wie Tiflis, São Paulo und Mexiko-Stadt. Und er untersucht, warum in den Schweizer Städten Wohnungen so teuer sind, obwohl überall Baukräne stehen. Ohne je die Moralkeule zu schwingen fragt er, warum allerorten renoviert wird und die Mieterschaft plötzlich auf der Strasse steht. Ein rasant geschnittener, innovativ gestalteter Film – humorvoll, selbstironisch, provokant.
„Warum lebt die Grosszahl der Schweizer eigentlich im ersten bis dritten Stock? Warum wollen wir keine Wolkenkratzer? Und warum sieht Zürichs Innenstadt immer noch so putzig aus wie im vorletzten Jahrhundert? Thomas Hämmerli weiß wieso - und warum es sich nicht ändert. Als kommunikativer Verdichter mit globaler Präsenz nimmt er sich an der Nase und Städteplanung unter die Lupe. Mit Ironie und Knalleffekten. Aber immer witzig und prägnant.“ (Outnow.ch)
Eine Filmvorführung im Begleitprogramm zur Ausstellung des Jüdischen Museums Hohenems „Am Rand. Zusammen leben in der Untergass'“ mit einer kurzen Einführung in den Film von Anika Reichwald (Jüdisches Museum Hohenems).
Wir zeigen den Film in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Hohenems und dem vai Vorarlberger Architektur.
Zurich Film Awards 2018, Bester Dokumentarfilm
Zürich Film Fesival 2017, Special Mention in der Kategorie International Documentary Film
Nora ist eine junge Hausfrau und Mutter, die 1971 mit ihrem Mann und zwei Söhnen in einem beschaulichen Schweizer Dorf lebt. Hier ist wenig von den gesellschaftlichen Umwälzungen der 68er-Bewegung zu spüren. Ganz im Gegenteil: Es herrscht die Meinung, Emanzipation sei ein Fluch, eine Sünde gegen die Natur und schlichtweg gegen die göttliche Ordnung. Als Nora wieder anfangen möchte zu arbeiten, verweigert ihr Mann ihr die Erlaubnis und beruft sich dabei auf das Ehegesetz, das die Frau dazu verpflichtet, sich um den Haushalt zu kümmern. Hier erwacht Noras Widerstand! Sie beginnt feministische Literatur zu lesen, enge Jeans und wilden Pony zu tragen und besucht einen Workshop für sexuelle Befreiung. Als sie sich aktiv für das Frauenstimmrecht einsetzt und zu einem Streik aufruft, gerät der Dorf- und Familienfrieden gehörig ins Wanken...
In der charmanten und warmherzigen Komödie über den Kampf um Gleichberechtigung und die Einführung des Schweizer Frauenstimmrechts treffen chauvinistische Vorurteile und echte Frauen-Solidarität aufeinander.
„Gehen Sie ins Kino und schauen Sie Die göttliche Ordnung an.“
(Die Zeit)
Schweizer Filmpreis 2017: Beste Darstellerin, Beste Nebendarstellerin, Bestes Drehbuch
Tribeca Filmfestival 2017: Publikumspreis, Preis der Jury für die beste Schauspielerin
Um seine Mutter mit beginnender Demenzerkrankung zu pflegen, zieht der erfolgreiche Magazinfotograf Michael Appelt mit Anfang fünfzig wieder in sein altes Kinderzimmer ein.
Appelt, der nach einem langen Krankenhausaufenthalt selbst traumatisiert ist und an einer schweren Depression leidet, kümmert sich liebevoll um die Mutter und träumt von früheren Abenteuern, als seine von der Fotografie dominierte Welt noch in Ordnung war.
Reiner Riedlers Dokumentarfilm ist ein persönliches Porträt über einen Freund und Wegbegleiter, das nicht bloß von essenziellen Themen des Menschseins, des Älterwerdens und der Konfrontation mit dem Ausweglosen erzählt, sondern darüber hinaus auch Michael Appelts eindrückliches fotografische Oeuvre zugänglich macht.
Zuvorderst ist Die guten Jahre aber eines: Das filmische Zeugnis einer bedingungslosen Liebe, die Mutter und Sohn Grundlage für ein Zusammenleben in Zeiten des Wandels ist.
Medienpartnerschaft: Aktion Demenz, SOB – Schule für Sozialbetreuungsberufe
Laura Kuper (Bernadette Heerwagen) muss sich am Ende ihres Studiums zwischen ihrem Wunsch nach Kindern und Hans (Daniel Brühl), der großen Liebe ihres Lebens, entscheiden. Ihre Schwester Cecilia (Johanna Wokalek) treibt die unerfüllte Liebe zu Konstantin (August Diehl) in die Abgründe eines neu aufkommenden Terrorismus. Und Philip, das jüngste Kind der Familie, zieht für Deutschland in einen hoffnungslosen Krieg um die letzten Ölfelder Asiens. Mit Ängsten und Hoffnungen begegnet eine zerrüttete Familie einer von Wirtschaftkrise, Klimawandel und politischen Verschiebungen gebeutelten zukünftigen Welt, in der nichts mehr sicher ist - und nichts, wie es einmal war.
Für Autor und Regisseur Lars Kraume („Keine Lieder über Liebe“) ist dies sein bisher persönlichstes und gleichzeitig aufwändigstes Projekt. Eine Zeitreise in die Zukunft, vor allem aber auch ein brillant gespieltes, intensives Bild eines Lebensgefühls vor dem Hintergrund einer sich wandelnden Gesellschaft und radikaler politischer Verwerfungen.
Hur många lingon finns det i världen?
SE 2011, 101 min, DF | Regie: Lena Koppel
"Diese intelligente, fröhliche Komödie aus Schweden zeigt wieder einmal, dass eine gute Geschichte ganz ohne knallige Effekte und Starrummel auskommen kann: Der verkrachte Schauspieler Alex sorgt mit frischen, neuen Ideen für Aufruhr in einer Einrichtung für Menschen mit Handycap. Während seine Schützlinge ihn unterstützen und begeistert Eigeninitiative entwickeln, muss Alex gegen konservative Sozialarbeiter und bürokratische Hürden kämpfen. Alex und seine außergewöhnliche Gesangsgruppe bringen Spaß auf die Leinwand und Wärme in die Herzen. Gute Laune garantiert!" (Programmkino.de)
Eine wahre Geschichte, inspiriert vom berühmten Ensemble des Behinderten-Theaters „Glada Hudik“, das 1996 vom damaligen Behindertenbetreuer Pär Johansson gegründet wurde.
Der Sommerhit im schwedischen Kino 2011 (mehr als 400.000 Besucher in einem Land mit 8 Mio. Einwohnern und Platz 1 der Charts in den ersten drei Spielwochen). Eine tief bewegende Komödie mit viel Herz…
Die drei Vereine Integration Vorarlberg, Füranand und Reiz Selbstbestimmt Leben machen Programm im rollstuhlgerechten Saal 1
Es ist ein wunderbar vielschichtiges Porträt des kurdischen Regisseurs, Drehbuchautors und Schauspielers Yilmaz Güney, das Hüseyin Tabak nach mehrjähriger Recherche gefertigt hat.
Der hässliche Königwar einer der 114 (!) Filmrollen, in denen Güney im türkischen Kino der 1960er- und 1970er-Jahre zu sehen war – Filme, die am Fließband entstanden und Güneys Popularität festigten. Doch Güney wollte mehr, er wandte sich vom herrschenden Kino ab und dem sozialkritischen Kino zu und schuf mit Sürü – Die Herde und Yol – Der Weg zwei bahnbrechende und international Aufsehen erregende Werke, zumal beide Filme während eines 13-jährigen Gefängnisaufenthalts entstanden. Doch Die Legende vom hässlichen König zeigt auch andere Seiten des gefeierten Regisseurs – seine schonungslose Arbeit am Set, deren Kompromisslosigkeit auch vor Kindern nicht Halt machte; sein kompliziertes Privatleben; und Hüseyin Tabak differenziert auch das im Westen gerne verbreitete Bild des „politischen Häftlings“ Güney. So formuliert Tabaks brillanter Filmessay mehrere Antworten auf mögliche Fragen nach dem Leben und Werk Yilmaz Güneys.
Wir zeigen den Film in Zusammenarbeit mit der Liste Gemeinsam.
Hofer Filmtage 2017: GRANIT Bester deutscher Dokumentarfilm
Es sind schwarze Tage für den Schweinebauern Huber. Sein Hof ist pleite. Die kleine Landwirtschaft ist nicht länger gegenüber den Agrarfabriken konkurrenzfähig. Und als schließlich vom Himmel ein Meteorit fällt und Hubers Hof in Schutt und Asche legt, hat Huber nichts mehr – außer einer letzten Sau.
Zusammen mit diesem Schwein verlässt Huber die Ruine, welche einmal sein Hof war, und beginnt ein Leben als Heimatloser, als Vagabund und Indianer. Huber findet Gefallen an diesem Leben. Er ist jetzt ein Rebell und begegnet auf seiner Reise Menschen, denen es ähnlich erging wie ihm. Kleine, die von den Großen kaputt gemacht wurden. Für diese Kleinen erhebt sich Huber zum Widerstand und wird zum Symbol für Unruhe und Freiheit. Huber tut, was er für richtig hält. Denn in einer Welt, in der ein gesunder, fleißiger und ehrlicher Mensch nicht mehr in der Lage ist, für sich selbst zu sorgen, kann etwas nicht stimmen. Seine Botschaft: So geht´s nicht weiter! Und Recht hat er. (film.at)
Lehmann gelingt das Kunststück, sowohl authentischen anarchistischen Geist durch seinen Film wehen zu lassen als auch eine Atmosphäre beständigen Staunens zu generieren, ein Staunen über diese Welt, in der nichts mehr stimmt, eine Welt, die wieder geradegerückt werden muss. (kino-zeit.de)
Marko und Benny, zwei Wiener mit sogenanntem „Migrationshinter-grund“, sind vollständig integriert. So sehr, dass sie kaum noch als fremd wahrgenommen werden – wären da nicht Bennys schwarze Haare. Als die beiden aufgrund ihres Aussehens am Rudolfsgrund, einem ethnisch durchmischten Vorstadtviertel, von der ambitionierten TV-Redakteurin Marlene Weizenhuber, die nach Protagonisten für ihre TV-Dokuserie sucht, angesprochen werden, geben sie sich als kleinkriminelle und abgebrühte Migranten aus, die es faustdick hinter den Ohren haben.
Damit ihre Lüge nicht auffliegt, bauen sie sich eine zweite Identität, die aus Klischees und Vorurteilen besteht. Und während die beiden durch die Erfüllung dieser Erwartungen und Vorurteile die Serie zum Erfolg machen, setzen sie sich gleichzeitig zum ersten Mal mit den echten Integrationsschicksalen auseinander – auch mit ihren
eigenen… (diemigrantigen.at)
„In Die Migrantigenspielt Regisseur Arman T. Rihani absolut gekonnt mit Klischees und Vorurteilen über Migranten. Zum Schreien komisch!” (Carla Sommer, www.sr.de)
Nashville Film Festival 2017, Audience Choice Award
Publikumspreis beim Filmfestival Max-Ophüls-Preis.