Filmforum Archiv
Zwei spektakuläre Tanzprojekte zeigen, wie eine junge Generation Tänzer:innen aus aller Welt Pina Bauschs Choreographien neu entdeckt: Die Ballettkompanie der Semperoper in Dresden probt Pinas Tanz-Oper Iphigenie auf Tauris. Und an der École des Sables im Senegal proben Tänzer:innen aus ganz Afrika Pinas Ballett Le Sacre du Printemps.
Eine faszinierende Metamorphose: Während die Tänzer:innen, vom Streetdance, vom klassischen Ballett, von traditionellen und modernen afrikanischen Tänzen herkommend, Pinas Werk verändern, verändert Pinas Choreographie die Tänzer:innen. Pina lebt.
Dancing Pina– eine bildgewaltige, emotionale Reise in die Welt des modernen Tanzes und darüber hinaus.
„Großartig. Man will gar nicht, dass es aufhört.“(kino-zeit.de)
„Beeindruckend.“ (Süddeutsche Zeitung)
Eine Kooperation mit netzwerkTanz, tangissimo und Tanz Ufer
Der Literaturlehrer Germain (Fabrice Luchini), Typ zerbeulte Cordhose und Hemd unter dem Strickpullover, kehrt nach den großen Ferien an das Lycée Gustave Flaubert und damit an den Hort des Durchschleusens immer austauschbarer und desinteressierter werdender SchülerInnen zurück. Während er sich den Sommer mit Schopenhauer-Lektüre versüßen konnte, blickt er nun leicht verwirrt und ein wenig lebensfremd hinter seiner Woody-Allen-Brille hervor und sagt Sätze wie "Wir machen uns Gedanken über das Unglück in der Welt, die wahren Barbaren sitzen in unseren Klassen." Die geistige Entrücktheit der Figur Germains, die sich in einer Mischung aus Unbeholfenheit und Überheblichkeit niederschlägt, scheint dabei wie maßgeschneidert für Luchini, einen der zurzeit gefragtesten Schauspieler Frankreichs.
Die Jugend ist am Verblöden, der Lehrer der Literatur hat das Recht, das so zu sehen. Seit Jahren unterrichtet er die Poetik und sitzt doch, wenn ein neues Schuljahr beginnt, immer wieder einem Haufen von Nichtsnutzen gegenüber. Nur allzu selten sieht sich Germain in seinem Lehreralltag einem stinkbegabten Schüler gegenüber. Noch seltener konfrontiert er sich mit seinem eigenen Wunsch, einst stinkbegabt gewesen zu sein. Als Claude in seiner Klasse sitzt, muss Germain sich mit beidem auseinandersetzen.
„Solch geist- und trickreiche Unterhaltung mit doppeltem und dreifachem Boden, wie sie Ozon hier präsentiert, ist selten geworden – in der Literatur ebenso wie im Kino. Und im Leben sowieso.“(kino-zeit.de)
Im Anschluss an den Film gibt es ein Buffet!
D 1930/31, 92 min, R: Hans Behrendt
Großes Schauspielerkino aus der Urzeit des Tonfilms und ein Bekenntnis zur Republik und gegen die Diktatur. Georg Büchners „Danton“ hat Generationen von Filmregisseuren beschäftigt: Die Revolution frisst ihre Kinder und der Konflikt zwischen Dogma und Leben findet im Drama zwischen Danton und Robespierre auf drastische Weise Gestalt. Der König wird hingerichtet, doch dann steht auch Danton vor dem Tribunal...
Als Hans Behrendt den „Danton“ 1930 mit Fritz Kortner als Danton, Gustav Gründgens als Robespierre und Alexander Granach als Marat auf die Leinwand bringt, hat der Film gerade Sprechen gelernt. Und die deutsche Gesellschaft lernte bald das Brüllen. Gründgens machte Karriere im Nationalsozialismus. Kortner, Granach und Behrendt mussten als Juden aus Deutschland fliehen. Kortner und Granach überlebten im Exil. Regisseur Hans Behrendt wurde von Frankreich nach Auschwitz deportiert und ermordet. Sein „Danton“ wird heute als Kostbarkeit der Filmgeschichte im Archiv bewahrt. Nun gibt es die seltene Gelegenheit, ihn zu sehen.
„Keine Piscator-Bühne, kein großes Schauspielhaus kann diesen Massen-Eindruck in seiner Totalstärke geben. Die Kamera reißt da Vergangenheit zu Gegenwart. ... Eine Geräusch- und Schrei-Eroica, aus der sich die Hymne der Revolution reckt.“
Film-Kurier, 23. Januar 1931
„Fritz Kortners Danton ist eine schauspielerische Leistung, wie sie uns der große Künstler lange nicht schenkte.“
Lichtbild-Bühne, 23. Januar 1931
Was wir fliehen, ist sein zu Hause, was wir fürchten, ist sein Lebensraum. Was wir verdrängen, bringt er an die Oberfläche. Zeit seines Lebens hat sich HR Giger im Unheimlichen eingerichtet, in einer dunklen Welt voller Abgründe. Er kreierte diese Welt nicht, weil sie ihm so gut gefiel, sondern weil er gar nicht anders konnte. Nur so hielt dieser liebenswerte, bescheidene und humorvolle Mann seine eigenen Ängste im Zaum. Giger war nur der Überbringer der dunklen Botschaften, er kartographierte unsere Albträume, zeichnete Landkarten des Unterbewussten und modellierte unsere Ur-Ängste.
(film.at)
Die Geschichte der Katharina Walser
CH 2015 | 96 min | Schweizerdeutsch | R: Kuno Bont
Die Serviertochter Katharina Walser kommt voller Hoffnung in die Schweiz, um hier das Glück zu finden. Der Ostschweizer Regisseur Kuno Bont rollt einen Fall aus den 1950er Jahren auf, in dem eine „Ausländerin” sich gegen Vorurteile, Behörden und Seelenklempner wehrt: Die aus dem Österreichischen stammende Katharina Walser findet einen Job in einer Rheintaler Bergbeiz. Sie wird ausgebeutet, missbraucht, ist Wirt und dem Gemeindevorstand ausgeliefert. Nur Wildhüter Tannbühler hält zu ihr. Ein Heimatfilm ohne Postkartenidylle und Beschönigungen. St. Galler Tagblatt
Ein Außenseiter des Schweizer Films, Kuno Bont, hat es gewagt und einen schauerlichen Fund zutage gefördert: Das Deckelbad, ein Trauerspiel über die Schweiz, ihre Behörden, ihre ländliche Population und ihre rigiden Strukturen. Weltwoche
Wir zeigen den Film als Österreichpremiere in Anwesenheit des Regisseurs Kuno Bont und der Hauptdarstellerin Simona Specker. Kuno Bont wird eine kurze Einführung zum Film geben und auch nach dem Film für Fragen zur Verfügung stehen.
Der Kampf will nicht enden. Noch immer regiert Malaria weite Teile Afrikas. Alle 60 Sekunden stirbt südlich der Sahara ein Kind an diesem Parasiten. Insgesamt ist sie der Grund für rund eine halbe Million Todesfälle im Jahr. Aber warum gelingt es einfach nicht, die Krankheit erfolgreich zu bezwingen, obwohl seit etlichen Jahren unzählige internationale Hilfsorganisationen an einer Lösung arbeiten?
Natürlich liegt das am Geld, an globalen Interessenskonflikten, an der mächtigen Pharmaindustrie. Das ist nichts Neues. Doch der österreichischen Filmemacherin Katharina Weingartner ist nun ein spannender dokumentarischer Thriller gelungen, der in das leidlich bekannte große Bild Verbindungslinien einzeichnet: zwischen dem Parasiten und der Pharmaindustrie, zwischen Selbstbestimmung in Ostafrika und dem reichsten Mann der Welt. Im Fokus stehen drei mutige Menschen in Uganda und Kenia, die vor Ort gegen die Krankheit kämpfen und oft mit alternativen Methoden weiterkommen, als das die westliche Medizin gerne hätte. Denn eine eigene Lösung, ohne fremde Hilfe und Technologien, ohne die merkantilen oder öffentlichkeitswirksam philanthropischen Interessen der Helfenden, würde ja Unabhängigkeit bedeuten. (Julia Weigl, dok Leipzig)
Nach dem Film wird die Regisseurin Katharina Weingartner für ein Publikumsgespräch im Kino zur Verfügung stehen.
Tunichtgut Jonathan ist bereits von acht verschiedenen Internaten geflogen, als ihm ausgerechnet der berühmte Leipziger Thomanerchor eine letzte Bewährungschance einräumt. Eigentlich der festen Überzeugung, auch hier nicht allzu alt zu werden, belehrt ihn nichts Geringeres als die Macht der Kreativität eines Besseren. Ein zufällig in einem Bauwagen gefundenes Manuskript dient Jonathan und seinen frischgebackenen Freunden als Vorlage für eine Space-Oper in bester "Star Trek"-Tradition. Zunächst allerdings müssen Autoritäten gefoppt und die externen Feinde in ihre Schranken verwiesen werden.
Der Kinodokumentarfilm Das große Museum portraitiert eines der bedeutendsten Museen der Welt: das Kunsthistorische Museum in Wien (KHM). Der Film unternimmt eine ausgedehnte Reise hinter die Kulissen dieser faszinierenden Institution und zeigt anhand des vielfältigen Museumsalltags und einer Fülle von charismatischen Protagonisten die einzigartige Welt des KHM.
Dem Dokumentaristen Johannes Holzhausen gelingt ein behutsames Gleichgewicht zwischen dem einzelnen Moment und der übergreifenden Erzählbewegung, das schon seine früheren Arbeiten auszeichnete. Die präzise Kamera und der pointierte Schnitt dienen der geduldigen Beobachtung und Reflexion, so wie die Protagonisten und Protagonistinnen sich im Dienst einer Institution verstehen, die sie überdauern wird.
"Holzhausens Film ist ironisch und klug, aber im richtigen Moment scheut er auch das Pathos nicht. Denn ein Museum wie dieses ist morbid. Es ist aber auch monumental, großartig, einfach schön." (artechock)
Caligari-Preis, Berlinale 2014
Beste Kamera & Bester Schnitt, Diagonale 2014
Eigentlich ist für den großen Tag fast alles perfekt und vorbereitet – Pia und Sebastian sind total verliebt, alle Freunde und Familienmitglieder im noblen Schlosshotel einquartiert, das Wetter stimmt, die Stimmung könnte nicht besser sein. Gut, die Namensfrage ist noch nicht ganz geklärt und Pias freigeistige Sippschaft weckt bei Sebastians konservativem „von-und-zu-Clan“ alles andere als Sympathien. Aber die beiden sind bereit für ihren schnulzigen Pas de deux der Liebe, immer begleitet von Sebastians Freund Daniel, dem Hochzeitsfilmer, der für die Nachwelt/Youtube/Facebook die rosaroten Augenblicke einer großen Liebe festhalten will. Hartnäckig begleitet Daniel Gäste wie Brautpaar auf Schritt und Tritt mit seiner Kamera. Was jedoch rosig beginnt, verselbstständigt sich zunehmend und schon bald gibt es Ärger im Paradies…
Gloria Dürnberger war ein Pflegekind. Heute, als erwachsene Frau, weiß sie, dass ihre leibliche Mutter psychisch krank ist. Mit acht Monaten wurde sie in Pflegschaft gegeben. Sie hatte Glück, sie bekam durch ihre neue Familie Sicherheit, Geborgenheit, Liebe, Geschwister und damit die Ups and Downs einer normalen Familie. Sie gestaltet ihr Leben sehr bewusst, es entspricht ihr. Sie hat maturiert, arbeitet als Schauspielerin, lebt in Berlin in einem anregenden Umfeld und tut alles, damit sie sich entwickelt. Sie möchte heiraten und, wer weiß, selber einmal Kinder haben. Und doch, etwas lässt sie hadern mit ihrem Schicksal. Sie kann das so genannte Gute, das ihr widerfahren ist, nicht spüren.
Ein intimes Portrait einer Mutter-Tochter-Mutter-Beziehung, ein Film zum Lachen und Weinen.
Publikumspreis Diagonale 2014
Der Dokumentarfilm Das Kombinat begleitet über einen Zeitraum von 9 Jahren das Kartoffelkombinat aus München auf seiner bewegenden Reise von der idealistischen Idee zur größten Solidarischen Landwirtschaft in Deutschland.
Den beiden Gründern Daniel Überall und Simon Scholl dient dabei der Anbau von Gemüse als trojanisches Pferd, um eine viel größere Idee voranzutreiben. Die beiden wollen ein ganz anderes Wirtschaftssystem, eine Alternative zur kapitalistischen Produktionsweise. Sie fragen sich, wie produzieren wir Dinge, wer besitzt die Produktionsmittel und wer soll am Ende von dieser Produktion profitieren? Auf den Weg dorthin tauchen dann sowohl ganz konkrete gärtnerische als auch persönliche Probleme auf und plötzlich steht das Projekt kurz vor dem Scheitern.
Im Anschluss an den Film ist Benny Schöpf (Betriebsleiter und Mitgestalter) zu Gast.
Medienpartnerschaft: Bio Austria, Obst- & Gartenkultur Bregenz, vetterhof
„Mich interessiert das Kapital wenig und das Leben sehr“, sagt Heinrich HeiniStaudinger. Mit diesem Grundsatz ist der Oberösterreicher aus dem Waldviertel zu einer der schillerndsten Unternehmer-Persönlichkeiten Österreichs geworden. In seinen GEA-Läden verkauft er hochwertige Möbel, Taschen und Textilien – und Schuhe der Marke Waldviertler, die er in einer großen Halle in Schrems mit 250 Mitarbeitern selbst erzeugt.
Mit dieser Fabrik geriet er freilich in die Schlagzeilen. Wegen seiner Ansichten zum Thema Kapital. Weil ihm die Bank benötigte Kredite nicht gewähren wollte, sammelte er bei Kunden und Freunden drei Millionen Euro ein. Eine Art Crowdfunding also, das ihm jedoch eine Klage der Finanzmarktaufsicht (FMA) eintrug.
Der Film porträtiert den alternativen Schuhfabrikanten und seine Co-Geschäftsführerin Sylvia Kislinger. Aber auch das Waldviertler/GEA-Team sowie der Denker und Wortschmied Moreau, der als Chefredakteur der GEA-Gazette „brennstoff“ das Unternehmensmodell mit vielen schillernden Zitaten kommentiert, kommen ausführlich ins Bild.
In Zusammenarbeit mit Talente Vorarlberg, Allmenda, Bank für Gemeinwohl, Wandeltreppe, Tankstelle, Lebensraum Bregenz, Unabhängige Bildungsgewerkschaft, Welt der Kinder und Vorarlberger LehrerInnen-Initiative