Filmforum Archiv
Nach der Explosion ist es ganz still. Marian packt ein paar Sachen, lässt den Mann zurück in der Stadt und zieht sich in das alte, geerbte Haus der verstorbenen Großmutter zurück, zehn Kilometer entfernt vom nächsten Dorf. Sie hat keinen Strom, keine Nahrungsmittel, wenig Geld, kein Auto. Und ihre Anwesenheit stört, sie löst Unruhe aus im Dorf. Was will sie hier? In der Nähe des alten Hauses lebt Marians Jugendfreundin Gerti, die den Hof führt und ihre alten Eltern versorgt. Früher waren Gerti und Marian beste Freundinnen, im Trio mit Franz zogen sie tagelang durch die Wälder. Die Rückkehr von Marian befeuert zwischen den dreien alte Konflikte und vergessene Träume. Manchmal muss man vor der Katastrophe kapitulieren, um neu anfangen zu können.
Inspiriert von dem Bestseller Wald von Doris Knecht erzählt Regisseurin und Drehbuchautorin Elisabeth Scharang eine heftige Geschichte, die leise daherkommt. Es geht um Abhängigkeiten, um die Angst, die Kontrolle zu verlieren und um das Gefühl von Freiheit. Aber Scharang weiß: Alles kann gut werden, wenn zwei Frauen nebeneinandersitzen, ein Dosenbier aufmachen und eine rauchen.
Es ist lange her, dass die Affäre um die verleugnete NS-Vergangenheit des ehemaligen UN-Generalsekretärs Kurt Waldheim weltweit für Aufsehen sorgte. Sie kam im Jahr 1986 ins Rollen, während des Wahlkampfs für das Amt des österreichischen Bundespräsidenten, mit dem Waldheim seine Bilderbuchkarriere als Nachkriegspolitiker zu krönen beabsichtigte. Anhand von klug ausgewähltem, internationalem TV-Archivmaterial rekonstruiert dieser dokumentarische Essay den Verlauf der hitzigen Debatte bis zum zweiten Wahlgang im Juni 1986. (Berlinale, Archiv)
Beckermann hatte die ersten Bilder ihres Films bereits 2016 bei der Diagonale in Graz vorgestellt, damals wollte sie den Film noch Waldheim oder The Art of Forgetting nennen. Damals sagte sie: „Als Figur ist Waldheim ziemlich uninteressant (…) Weder war er ein wirklicher Nazi, noch war er ein Kriegsverbrecher, mehr so ein Prototyp des feigen österreichischen Beamten.“ (Wiki)
Berlinale 2018: Glashütte Original Dokumentarfilmpreis
DocAviv 2018, Bester Inter-nationaler Film
Nominierung für den Deutschen Dokumentarfilmpreis
Österreichischer Kandidat für den besten fremdsprachigen Film für die Oscarverleihung 2019
Der berühmte Zen-Meister Thich Nhat Hanh hat 1982 im ländlichen Frankreich ein Kloster gegründet, wo der mittlerweile über 90-Jährige nach wie vor aktiv ist – oder wäre 'passiv' in dieser Beziehung das richtigere Wort?
Drei Jahre hindurch haben die beiden Dokumentarfilmer Marc J. Francis und Max Pugh den buddhistischen Klosteralltag begleitet und verschaffen uns Einblicke in eine Welt, die einen radikalen Bruch zu unserem gewohnten mitteleuropäischen Leben bedeutet. Die Neuaufgenommenen müssen sich von weltlichen Besitztümern wie Geld oder Handys verabschieden und verlieren bei der Aufnahmezeremonie obendrein ihre Haare, haben dafür aber die Aussicht, Seelenfrieden und ein paar andere wichtige Erkenntnisse zu gewinnen.
Walk With Megewährt erstmals einen Einblick in das tiefe Innere der Zen-Buddhismus-Gemeinschaft, deren Mitglieder all ihr Hab und Gut aufgegeben haben für ein Leben in Reinheit und für einen einzigen gemeinsamen Zweck: Ihr Leiden umzuwandeln und die Kunst der Achtsamkeit zu praktizieren.
„Unsere Werke sind alle total nutzlos”, gibt der Ausnahmekünstler Christo unumwunden zu, „wir schaffen sie nur, weil wir sie gerne anschauen möchten”. Mit seinen spektakulären Floating Piers im norditalienischen Iseo-See sorgte der agile 81-Jährige freilich dafür, dass die Besucher nicht nur staunend vor seinem gigantischen Kunstwerk standen. Fasziniert von seiner Idee „über Wasser zu wandeln” spazierten Besucher aus aller Welt über drei Kilometer lange schwimmende Stege, die mit gelb-orange schimmerndem Gewebe überzogen waren.
Den kapitalistischen Kunstmarkt bedient der einst aus dem kommunistischen Bulgarien geflohene Künstler sehr souverän und reell. Schließlich muss seine „Kunstware” sein nächstes Projekt finanzieren. Der Sohn eines Chemikers finanziert seine teuren Aktionen ausschließlich durch den Verkauf von Originalzeichnungen bis zum Beginn seiner Kunstshow. Auch bei den „Floating Piers” bezahlt er die rund 13 Millionen Euro quasi aus eigener Tasche. (nach: programmkino.de), (leokino)
„ (...) feinfühliges Porträt des 81-jährigen legendären Ausnahmekünstlers.“ (programmkino.de)
In Kooperation mit: Kunst Vorarlberg, Künstlerhaus Thurn und Taxis, Kunsthaus Bregenz, Kollektiv
Für die wohlhabende Familie Wegmeister-Gloor war nach dem Schlaganfall des betagten Familienoberhaupts klar: Josef wird nicht in ein Pflegeheim eingewiesen. Viel zu lieblos wäre das. So wird die junge Polin Wanda eingestellt, um ihn im Familienanwesen am See rund um die Uhr zu betreuen.
Die Arbeit ist schlecht bezahlt, aber Wanda braucht das Geld für ihre eigene Familie in Polen. Da alle unter einem Dach leben, bekommt Wanda einen intimen Einblick in das Familienleben der Wegmeister-Gloors. So intim, dass Wanda unerwartet schwanger wird. Von Josef.
Die Familie reagiert entsetzt. Die starren Strukturen, die ihr Leben schon immer bestimmt haben, beginnen zu bröckeln. Konflikte brechen aus, Vorwürfe werden laut. Und doch kommen sich in diesem emotionalen Chaos auch alle wieder näher.
Regisseurin Bettina Oberli (Die Herbstzeitlosen) wirft einen überraschenden und erfrischenden Blick hinter die Fassade einer wohlhabenden Schweizer Familie, der uns zum Lachen bringt und uns gleichzeitig den Spiegel vorhält – mit dabei ein hochkarätiges Schauspiel-Ensemble um Marthe Keller, Anatole Taubman und Birgit Minichmayr.
Tribeca Film Festival 2020, Nora Ephron Prize
Vancouver International Film Festival 2020, Publikumspreis
Victoria Film Festival 2021, Bester Spielfilm
Open Air Kino Honolulu Hotel, wegen schlecher Witterung abgesagt
CH 2020 I 112 min I R: Bettina Oberli
Die Polin Wanda pflegt den wohlhabenden Josef in dessen Villa am See. Rund um die Uhr ist sie für ihn da und hilft nebenher seiner Frau Elsa mit dem Haushalt. Sohn Gregi lebt noch mit unter dem elterlichen Dach, während die ehrgeizige Tochter Sophie nur zu besonderen Anlässen bei der Familie vorbeischaut. Alle mögen die freundliche, junge Frau, die auf das Geld angewiesen ist, um ihre Eltern und ihre beiden Söhne in Polen zu unterstützen. Wanda bekommt einen sehr intimen Einblick in das Familienleben. So intim, dass sie unerwartet schwanger wird und damit das eine oder andere Geheimnis gelüftet werden muss.
Ein wunderbar tiefsinnig-witziger Film über die Kraft der Familienbande, Geld und Abhängigkeit. Ein Film wie das Leben selbst: voller intensiver Momente – mal traurig und wütend, dann wieder lustig, innig und voller Freude
Tribeca Film Festival 2020
Special Jury Mention beim Nora Ephron Award
Eine Kooperation mit der stattcooperative und dem Honolulu Hotel
Die Geschichte des Karl Stojka
FILM & GESPRÄCH
AT 2024 | 37 min | OF | R: Karin Berger
Der Dokumentarfilm basiert auf Interviews, die Karin Berger 1997 mit Karl Stojka geführt hat. Als zwölfjähriges Kind wurde er 1943 mit seinen fünf Geschwistern in das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert. Im Gehen erzählt der Überlebende Karl Stojka von seiner Kindheit auf der „Wankostättn“ in Wien, wo sich bis 1941 ein großer Lagerplatz der Rom:nja und Sinti:zze befand. Durch die erzählten Erinnerungen werden die im Film gezeigten schwarzweißen Fotos der Wankostättn in ein starkes, eigenes Erinnerungsbild von Karl Stojka übersetzt.
Filmvorführung und -gespräch im Rahmen des ERINNERN:AT Jahresschwerpunkts
„Der Genozid an den Roma & Sinti“ mit Beiträgen von: Johannes Spies (ERINNERN:AT Vorarlberg), Severin Holzknecht (Historiker) und Andrea Härle (ehem. Geschäftsführerin Romano Centro)
Diagonale 2024: Bester Kurzdokumentarfilm
Kooperationspartner: erinnern.at, Johann-August-Malin-Gesellschaft
Die Paare Helene (Julia Jentsch) und Jakob (Manuel Rubey), Tina (Aenne Schwarz) und Volker (Marcel Mohab) sind moderne, urbane Enddreißiger und genießen ihr geregeltes und privilegiertes Leben in Wien. Als sie der Hilferuf eines russischen Freundes aus Studienzeiten erreicht, ergreifen sie kurzentschlossen die Chance zu helfen: Endlich einmal nicht nur reden, sondern wirklich etwas tun. Doch was die Vier als Abenteuer begreifen, bedroht rasch das Gefüge der alten Freundschaft und der Beziehungen zueinander. Denn: Hilfe kann sehr unterschiedlich definiert werden – und die Hilfsbedürftigen verhalten sich anders, als die Helfenden das gerne hätten. Und so führt die Ankunft von Pavel (Tambet Tuisk) und seiner Familie den Österreicher-Innen ihre eigenen, nicht gelebten Ideale vor Augen. (filmladen)
Man wird diesen Film als Komödie einordnen, wenngleich sein
Humor etwas anders ist. Viel dreht sich hier um die Auseinander-setzung, was von uns und unseren Träumen eigentlich übrigbleibt, wenn wir älter werden. Das kann durchaus erheiternd sein, wenn die Figuren nach und nach der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Aber es ist eben auch bitter, wenn hinter den hübschen Fassaden weniger vorzeigbare Seiten zum Vorschein kommen.
(nach: freibeuterfilm.de; filmrezensionen.de)
Max-Ophüls-Preis 2020: Beste Regie
Preis der Ökumenischen Jury, Filmfestival Zürich 2019
Auf Wunsch seiner Mutter Gitte (Corinna Harfouch) fährt Marko (Lars Eidinger), der seit Jahren in Berlin lebt, zu seinen Eltern aufs Land. Seine Hoffnung auf ein ruhiges Wochenende im Kreis der Familie erfüllt sich nicht. Unerwartet für alle offenbart Gitte, dass es ihr nach langer psychischer Krankheit wieder gut geht.
Als einziger entspricht Marko ihrer Bitte, sie von nun an als vollwertiges Mitglied der Familie zu behandeln, und bringt damit nicht nur die vermeintlich gut eingespielte Beziehung seiner Eltern aus dem Gleichgewicht.
Mit einem Ensemble hochkarätiger Schauspieler erzählt Regisseur Hans-Christian Schmid in WAS BLEIBT, wie eine Familie innerhalb weniger Tage auseinanderbricht und neu zueinanderfindet. Nach den preisgekrönten Filmen „Requiem“ und „Sturm“ ist dies seine dritte Zusammenarbeit mit dem Drehbuchautor Bernd Lange. Der Film feiert seine Premiere im Wettbewerbsprogramm der 62. Internationalen Filmfestspiele Berlin.
„WAS BLEIBT ist eine gelungene kleine Meditation über Lebenslügen in Zeiten des Friedens, eine filmische Familienaufstellung mit Folgen.“ (Die Welt)
„Der Film verliert […] keine Sekunde sein Gleichmaß, sondern bleibt der aufmerksame, intelligente, abwägende Beobachter, der Details sammelt, weil er verstehen will. “ (FAZ)
„Ein kluger, nachhallender Film.“ (Die Zeit)
Drei befreundete Paare entscheiden sich, gleichzeitig Eltern zu werden. Sie sind mitteljung, beruflich erfolgreich, cool. Idealistisch und konsumgeil zugleich züchten sie am Balkon ihrer Innenstadtwohnung Bio-Tomaten, trinken lokal gerösteten Kaffee und Hugo, waren auch mal auf den Donnerstagsdemos und würden sich nie ein elektronisches Gerät ohne Apfel-Logo zulegen. Und sie sind sich sicher, dass man auch Kinder haben kann, ohne spießig zu werden.
Was hat uns bloß so ruinierthandelt von der Unvereinbarkeit von Elternschaft und Perfektionismus. Es ist der dritte Film von Marie Kreutzer: In ihrem Debüt Die Vaterlosen(2011) erzählte sie von den kaputten Kindern eines Kommunenpatriarchen, in der Literaturverfilmung Gruber geht(2015) schilderte sie die Einsamkeit eines egozentrischen Geldmenschen, und nun berichtet sie vom Scheitern einer harmonischen Familiengründung.
Als Vater zweier jugendlicher Töchter – mit einer eigensinnigen Ex-Frau, die zugleich seine beste Freundin ist, einem schwermütigen Hund, den er sich gerade erst angeschafft hat, und seinen eigentümlichen Patienten – braucht Psychotherapeut Max wahrlich keine neue Herausforderung. Aber wenn Sophie, die bezaubernde Spielsüchtige mit Beziehungsproblemen, stets zu spät in seiner Praxis erscheint, gerät Max’ vertraute Welt ins Wanken. Während er sich noch einzureden versucht, Profi genug zu sein, um Profi zu bleiben, führt eine unverhoffte Begegnung der beiden zu immer mehr Verstrickungen. Und es passiert, was nicht passieren sollte: Der Therapeut verliebt sich in seine Patientin. Wie soll er ihr helfen, ohne sich einzumischen? Wie kann er sie lieben, ohne sie zu verlieren? Hin- und hergerissen zwischen Gefühl und Verstand, zwischen seiner Patientin und der Frau, die er liebt, muss Max zunächst dem alten Flugzeugleitsatz folgen: Helfen Sie sich selbst, bevor Sie versuchen, anderen zu helfen. (film.at)
„Der geschmeidige Ensemblefilm lotet als eine Art Kaleidoskop aus Trauer, Wut, Hoffnung und Zuversicht die Kraft gemeinsamen Redens aus, durch die sich manche Perspektive verrücken lässt. Glänzend besetzt und hervorragend gespielt.“ (filmdienst)
In jenem Moment, als der Sudan, das größte Land des Kontinents, in zwei Nationen geteilt wird, verfällt das Land erneut in alte Muster der „Zivilisierung“ – Kolonialismus, Kampf der Herrscher und neue blutige Kriege im Namen des Glaubens und im Namen der Territorien und Ressourcen.
Hubert Sauper, der Regisseur von Darwin’s Nightmare, nimmt uns mit in seinem kleinen, selbst entworfenen und gebauten Flugzeug aus Blech und Leinwand an die unwahrscheinlichsten Orte und tief in die Gedanken und Träume der Menschen. Chinesische Ölarbeiter, UN-Friedenstruppen, sudanesische Kriegsherren und amerikanische Evangelisten verweben ironisch Gemeinsamkeiten in diesem Film. Ein komplexes, tiefgreifendes und humorvolles filmisches Unterfangen. (film.at)
Sundance 2104 - World Cinema Documentary Special Jury Award
Berlinale 2014 - Friedensfilmpreis
Wiener Filmpreis 2014