Filmforum Archiv
Der österreichische Dokumentarfilmer Erwin Wagenhofer befasst sich mit den Grundgedanken, die der modernen Bildung zu Grunde liegen und stellt fest, dass auch wenn der Drill heute vielleicht fehlen mag, unser aktuelles Bildungssystem sich noch immer stark aus der Ideenwelt der Industriellen Revolution speist. Nach seiner Ansicht besteht die Aufgabe des Bildungssystems heute wie damals nur darin, Menschen hervorzubringen, die in der arbeitsteiligen Produktionsgesellschaft gut funktionieren, und eben keine Menschen, die einerseits kreativ und andererseits lösungsorientiert arbeiten können. Schuld daran sei das Konkurrenzdenken, welches von der Wirtschaft auf den Bereich der Bildung übertragen wird und die reine Erfüllung vorgegebener Normen als Bildungsziel mit sich bringt. So kommt er zu dem Fazit, dass die Führer aus Politik und Wirtschaft von heute zwar häufig die besten Schulen oder Universitäten besucht hätten, jedoch in schwierigen Situationen keinerlei Lösungen anzubieten haben.
Kino-Regisseur Erwin Wagenhofer (52) widmet nach den Themen Nahrung We feed the World und Finanzen Let's make Money nun mit Alphabet den Abschlussfilm seiner Trilogie der Bildung. Seine These: Fast alle Neugeborenen sind Genies und hochbegabt, doch Bildung in Schulen lässt Kinder verkümmern, statt sie zu fördern. Er fordert ein radikales Umdenken.
Alphabet ist Erwin Wagenhofers bisher radikalster Film.
Was würden wir tun, bekämen wir die sprichwörtliche zweite Chance? Würden wir uns anders entscheiden? Es anders machen? Uns nicht verlieben in den Mann, der uns und die gemeinsame Tochter nach 25 Jahren für eine Jüngere sitzen lässt? Fragen, die sich Camille stellen, als sie nach einer durchzechten Silvesternacht Mitte der 1980er Jahre als junge Frau wieder erwacht und nicht weiß, wann und ob sie wieder in der Gegenwart ankommen wird.
Der Film wurde in Frankreich vom Publikum und von der Kritik euphorisch gefeiert und wurde gleich 13-fach für den César 2013 nominiert – soviel wie kein anderer Film. Neben der urkomischen Noémie Lvovsky, die in diesem Film zum ersten Mal vor und hinter der Kamera steht, glänzen in dieser gutgelaunten und charmanten Zeitreise-Komödie in prominent besetzten Nebenrollen neben dem unvergleichlichen Jean Pierre Léaud auch Mathieu Amalric, Denis Podalydès und Yolande Moreau.
„Urkomisch und gleichzeitig auf feinfühlige Art bewegend“ Les Inrockuptibles
Cannes 2012: SACD-Preis
Locarno 2012: Variety Piazza Grande Award
Prix Lumière 2013: Beste Nachwuchsdarstellerin: Judith Chemla
Sie sind angekommen und doch noch immer auf der Flucht. Sie sind Sänger, Musiker, Rapper und doch Ausgeschlossene und Abgeschobene. Mit ihrer Musik bringen sie Tausende von Menschen zusammen und sind doch selbst nicht berechtigt, den nächstliegenden Bezirk zu betreten. Nuri (Dagestan), Jaques (Elfenbeinküste), Hosain (Afghanistan) und Revelino (Elfenbeinküste) haben ihr Land verlassen auf der Suche nach einer neuen Heimat, die vielleicht Deutschland ist. Interniert in Flüchtlingslagern und zum Stillstand verurteilt, leben sie einen schockierenden Flüchtlingsalltag. Doch da ist Heinz Ratz. Er hat 80 Asylbewerberheime in Deutschland besucht und dort Musiker von Weltklasseformat gefunden. Seine Combo »Strom & Wasser« wurde kurzerhand durch ein »feat. The Refugees« erweitert und begeisterte auf einer großen Deutschland-Tournee ein riesiges Publikum.
Die Regisseurin Julia Oelkers begleitet Heinz Ratz und die Refugees bei dem Versuch, sich von ihren verordneten Plätzen zu lösen – durch die so simple wie machtvolle Geste, die eigene Stimme zu erheben. Zwischen Lampenfieber und Erleichterung, zwischen leeren Sälen und donnerndem Applaus erzählt sie ein wahrhaftig politisches Drama und ein beunruhigendes Drama der Politik.
"Der Film führt unsentimental, aber mitunter sehr berührend vor, welche persönlichen Dramen sich alltäglich unbeachtet von der Öffentlichkeit abspielen. Und er gibt Flüchtlingen eine kraftvolle Stimme. (dradio kultur)
Gewinner des DGB-Filmpreises beim Filmfest Emden 2013
Die 27-jährige Frances (Greta Gerwig) wohnt mit ihrer alten Freundin Sophie (Mickey Sumner) in einer New Yorker Wohngemeinschaft. Seit langem versucht sie Tänzerin zu werden. Trotz ausbleibendem Erfolg lebt sie gut gelaunt in den Tag hinein und will sich nicht vom Leben verbiegen lassen. Das ändert sich jedoch, als Sophie aus ihrer kleinen gemeinsamen Wohnung auszieht und sich mit einer anderen Freundin ein schöneres Apartment sucht. Frances sieht sich nun ebenfalls gezwungen, eine neue WG zu finden, außerdem läuft es im Tanzkurs nicht gut. Sie bekommt das Gefühl, dass sie überall die Älteste ist und in nahezu jedem wichtigen Lebensbereich von ihren jüngeren Mitmenschen überrundet wird. Doch obwohl weitere Fehlschläge folgen und auch ein Selbstfindungstrip nach Paris nicht die erhoffte Erlösung bringt, gibt Frances nicht auf.
Die wilden 20er: Dreamteam Greta Gerwig und Noah Baumbach schildern das schöne Leben zwischen Jugend und dem, was danach kommt - zärtlich und hoffnungsfroh.
Nach einem langen Tag voller Castings ist der Pariser Theaterregisseur Thomas kurz davor alles hinzuwerfen. Keine der Schauspielerinnen entspricht seinen Vorstellungen. Da taucht plötzlich Vanda auf, ein Bündel voll unbändiger Energie. Sie scheint all das zu verkörpern, was Thomas verabscheut: Sie ist vulgär, naiv und ungebildet – und sie würde vor nichts zurückschrecken, um die Rolle zu bekommen. Nur sehr widerwillig lässt er sie überhaupt vorsprechen. Während der Probe beginnt aber zwischen den beiden ein intensives Spiel, das die heimlichsten Leidenschaften weckt.
Nach „Der Gott des Gemetzels“ zeigt Oscar- Preisträger Roman Polanski sich erneut in Bestform. Er verwandelt David Ives‘ Bühnenwerk, das am Broadway ein Riesenerfolg war und das auf dem gleichnamigen Roman des Österreichers Leopold von Sacher-Masoch basiert, in eine hochamüsante, erotische Komödie über Macht und Sex und treibt seine beiden Darsteller Emmanuelle Seigner (seit 1989 mit Roman Polanski verheiratet) und Mathieu Amalric in ein urkomisches Ballett des Geschlechterkampfs.
Im Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes wurde VENUS IM PELZ von Publikum und Presse mit großem Applaus und stehenden Ovationen gefeiert. (polyfilm)
„Ein erotisches Spiel, ein veritabler Geschlechterkampf, hochkomisch und sexy.“ (NZZ)
"Dieser Film wird der Arthouseknüller des Jahres werden.“ (Kino-zeit.de)
Die wahre Geschichte über die Rivalität zwischen zwei Formel-1-Rennfahrern, dem Österreicher Niki Lauda und dem Engländer James Hunt. Im Jahr 1976 gerät Laudas Ferrari in der zweiten Runde des deutschen Grand Prix am Nürburgring ins Schleudern und er selbst verbrennt bei dem Crash beinahe - während Hunt das Rennen gewinnt. Sechs Wochen später sitzt Lauda aber wieder am Steuer und beginnt eine furiose Aufholjagd im Kampf um den Gesamtsieg. Das atemberaubende Duell ist auch der Kampf zweier gegensätzlicher Philosophien im Rennsport: auf der einen Seite der englische Playboy und Frauenschwarm Hunt, der mit dem bekannten Model Suzy Miller verheiratet ist, auf der anderen Seite der ehrgeizige und disziplinierte Vorzeige-Sportler Lauda. Der schlägt Hunt beim Großen Preis von Italien und anschließend auch in Kanada sowie in den USA. Doch damit ist die denkwürdige Rennsaison noch nicht gelaufen. (filmstarts.de)
"Rush" ist nicht nur einer der großartigsten Rennfahrer-Filme aller Zeiten, sondern auch ein virtuoses Meisterstück des Filmemachens, getragen von zwei der packendsten Schauspielleistungen des Jahres.” (Variety)
Mit Leuchten in den Augen und Amour im Gemüt schlendern Neil und Marina durch die französische Landschaft, es wird viel umarmt, geschmust noch mehr. Eine Übersiedlung der beiden Turteltauben von Paris in die Staaten steht an, doch: Den American Dream hat sich die mondäne Marina anders vorgestellt als Oklahoma. Als dann auch noch ihr Visa abzulaufen droht und der Geliebte nicht den Eindruck erweckt, dass er sie heiraten will, flüchtet sie frustriert nach Frankreich. Neil stürzt sich daraufhin in eine Beziehung mit Jugendfreundin Jane, die aber ebenso scheitert. Da meldet sich Marina wieder.
Show, don't tell. Es gibt gegenwärtig kaum einen Regisseur, der das Credo vom Bild das mehr als tausend Worte sagt, so sehr verinnerlicht hat wie Terrence Malick. Noch konsequenter als in seinem Jahrzehntwerk The Tree of Life verweigert sich der alte Meister in seiner neuen Arbeit den Gesetzen des klassischen Erzählkinos. Statt kausale Zusammenhänge zu erklären, lässt er seine Protagonisten lieber in von Kameramann Emmanuel Lubezki in aller Herrlichkeit eingefangenen Tableaus durch Wiesen und Felder streunen, ins Weite schauen und über Liebe und Leben grübeln.
To the Wonder beeindruckt letztlich als assoziativer Bilderrausch, der jene, die sich ihm hingeben, mit Gedankenfutter für Wochen und Monate versorgen wird. (skip)
“Fast zwei Stunden überwältigender Bild- und Seelenrausch. Wer sich diesen magischen Film anschaut, sollte alles andere ausblenden – und neu sehen lernen." (Kunst + Film)
69. Filmfestival Venedig, Signis Award
England, Ende der 1050er-Jahre. Rosemarie, Tochter eines österreichischen Emigranten, verbringt ihr Leben zwischen Tanzcafés und einem unbefriedigenden Job. Die Begegnung mit Anton, einem Freund ihres Vaters aus Wiener Tagen, ändert plötzlich alles.
Aus einem Lebensgefühl zwischen Tristesse und Aufbruch heraus erzählt der Film vom Identitätskonflikt der zweiten Generation von Emigrantenkindern und erinnert in einem Heute, wo Flucht und Exil so sehr die gesellschaftliche Realität bestimmen, an eine Epoche, als Österreich ein Land war, das seine Menschen in die Emigration zwang.
Eine Frau geht ihren Weg: Das kongeniale (und souverän zweisprachige!) Zusammenspiel der drei großartigen Hauptdarsteller verleiht Fritz Urschitz' Spielfilm-Debüt, das vor historischem Kontext eine sehr zeitlose Geschichte um Entwurzelung und Identität erzählt, dramatische Tiefe. Und es ist sicher nicht gewagt, wenn wir behaupten: Von Natalie Press werden wir in Zukunft noch einiges hören bzw. sehen. (skip.at)