Filmforum Archiv
Wadjda ist ein zehnjähriges Mädchen und lebt in Riad. Jeden Morgen wirft sie sehnsüchtige Blicke auf ein grünes Fahrrad, das in einem Spielzeuggeschäft angeboten wird. Doch Mädchen in Saudi-Arabien ist es untersagt, mit dem Rad zu fahren und ohnehin fehlt Wadjda das nötige Geld. Trotzdem will sie sich diesen Traum um jeden Preis erfüllen. Als ihr Plan, mit dem verbotenen Verkauf von selbstgemachten Mixtapes auf dem Pausenhof zu Geld zu kommen, auffliegt, droht ihr sogar der Verweis von der Schule. Einen letzten Trumpf hält sie aber noch in der Hand: Sie will den Koran-Rezitationswettbewerb gewinnen, der mit einem hohen Preisgeld dotiert ist. Ganz von ihrem Wunsch beseelt verschließt sie die Augen vor den Problemen ihrer Mutter: Wadjdas Vater steht kurz davor, sich eine weitere Ehefrau zu nehmen.
Das Mädchen Wadjdaist der erste Spielfilmder saudi-arabischenRegisseurin Haifaa Al Mansourund ist der erste abendfüllende Streifen von einer saudi-arabischen Regisseurin. Der Spielfilm gewann weltweit mehrere Filmpreise und galt bei den Filmfestspielen von Venedig 2012als kleine Sensation.
„Dass ausgerechnet ein Fahrrad im ölreichsten Land der Welt zum Symbol des Aufbruchs wird, ist eine Pointe zum Verlieben“. 3sat
Wenn behindert sein normal ist
CH 2013 | 73 min | OmU | Regie, Buch, Schnitt: Silvia...
In einem Landgasthof, den es seit 400 Jahren gibt, ist nicht nur das speziell, was auf den Tellern serviert wird, sondern auch das, was in der Küche passiert. Dort nämlich kocht der Chef zusammen mit seinen zwei Brüdern, die beide mit einem Down Syndrom zur Welt gekommen sind. Gemeinsam präsentieren sie dort kulinarische Köstlichkeiten und leben ihren Allltag, der alles andere als gewöhnlich ist. Für die Küchencrew und den Chef bedeutet dies eine Herausforderung, der sie sich mit viel Engagement und Liebe stellen. In diesem Gasthof wird uns vorgelebt, wie Integration von Behinderten in eine normale Arbeitswelt funktionieren kann und wie alle davon nur gewinnen können.
Silvia Häselbarth ist ein einfühlsamer Dokumentarfilm über die Integration von Behinderten gelungen. Ihr Film wurde bereits an neun Festivals im In- und Ausland gezeigt und zum Publikumsliebling erkoren. (www.srf.ch)
Wir zeigen den Film in der Reihe Spotlight in Zusammenarbeit mit Integration Vorarlberg, Füranand und Reiz.
Die drei Vereine Integration Vorarlberg, Füranand und Reiz Selbstbestimmt Leben machen Programm im rollstuhlgerechten Saal 1
Martin (Nicholas Reinke) jobbt als Kellner in einem Münchner Straßencafé während Isabel (Claudia Eisinger) vor dem Laden gegen genmanipuliertes Saatgut agitiert. Das gibt erst einmal Zoff, irgendwann später landet Isabel dann auf einer Party von Martin und irgendwie fällt ihr sein Manuskript in die Hände: ein Theaterstück mit etwas Science-Fiction und viel Melodram. Eine enge Freundschaft entsteht, doch Isabel jettet im Kampf für natürliche und gesunde Lebensmittel ständig um den Globus. Auf der Hochzeit ihrer Schwester, zu der Martin sie begleitet, klingelt dann wieder mal das Telefon: Isabel muss kurzfristig und für ganze drei Jahre nach Mali. Aber da war doch noch etwas, was Martin ihr sagen wollte. Und so müssen die beiden zwischen der Generalprobe für die Uraufführung von Martins Stück und Isabels Abflug ihre (gemeinsame?) Zukunft und ihren Gefühlshaushalt sortieren.
Viele romantische Komödien funktionieren nach dem Dreisatz „finden, trennen, versöhnen“. Da dieses nur selten durchbrochene Muster bekannt ist und von vielen Zuschauern auch erwartet wird, sind es die Verwicklungen auf dem Weg zum erwarteten Ende, die im Mittelpunkt einer gelungenen Liebeskomödie stehen. Boris Kunz liefert mit seinem Langfilmdebüt „Drei Stunden“ eine gelungene Variation dieses Musters und erzählt mit viel Charme, großer Leichtigkeit und Mut zum Pathos, warum seine beiden Protagonisten unbedingt zusammen kommen müssen.
Ein Jahr in der Gartenkooperative Ortoloco
CH 2012 | 41 min | sd | R: Sonja Mühlemann und Jeanne...
Sie säen, jäten, ernten. Denn sie wollen wissen, woher das Gemüse kommt, das vor ihnen auf dem Teller liegt. Über 100 GenossenschafterInnen zählt die regionale Gartenbaukooperative Ortoloco in Dietikon.
Mit viel Handarbeit, Engagement und Schweiß ziehen sie ihr eigenes Gemüse. Ihre Vision: Eine neue Form von Landwirtschaft, ohne Chemiedünger, ohne weite Transportwege, ohne Billiglöhne – und im Einklang mit der Natur. Die Filmemacherinnen haben das Pionierprojekt ein Jahr lang begleitet und zeigen die Menschen im Ortoloco-Garten.
Anschließendes Filmgespräch mit Stefan Grosslercher von fürmonde (Verein zur Förderung subsistenzorientierter Lebensweisen), Ursina Eichenberger und Tex Tschurtschenthaler (Gartenkooperative Ortoloco)
Eine Veranstaltung von FIAN Österreich, Attac Österreich, ÖBV Via Campesina Austria, normale.at und dem Filmforum Bregenz
Caroline ist seit kurzem im Ruhestand. Ihr neuer Alltag besteht aus Freizeit und nichts als Freizeit. Lang ersehnt zwar, aber ist so das schöne Leben? Nicht ganz so einfach… Wie erfindet man sich selbst neu? Geht es darum, Gewohnheiten über den Haufen zu werfen, Regeln zu überschreiten, neue Bekanntschaften zu schließen oder lediglich den Kalender zu füllen? Als ihre Töchter ihr einen Probegutschein für einen Senioren-Club schenken, ist sie zunächst wenig begeistert. Schließlich aber findet sie dort das beste Mittel gegen Grübeln und Trübsinn: den jungen Computerlehrer und notorischen Frauenhelden Julien. Sie versucht, das Beste aus den verbleibenden Jahren zu machen und nimmt das Risiko in Kauf, dabei vollkommen außer Kontrolle zu geraten.
Eine altersweise Liebeskomödie mit einer souveränen Fanny Ardant in der Hauptrolle.
Die entwaffnende Lebensfreude und der unerschütterliche Optimismus der jungen Französin Pauline erobern das Herz des betagten Witwers Matthew Morgan und der stille Professor wird plötzlich zu einem Schüler des Lebens. Auf ihren alltäglichen Abenteuern mit Spaziergängen durch Paris, Mittagessen im Park und Reisen aufs Land entdeckt das ungewöhnliche Paar zahlreiche Schätze: Freundschaft, Gemeinschaft, Romantik - und die Bedeutung von Familie. Indem sie sich gegenseitig darin bestärken, wieder an menschliche Zuneigung zu glauben, findet Pauline eine neue Art von Familie, während sich Matthew wieder seinem Sohn Miles (Justin Kirk) annähert. Dieser hingegen sieht sich selbst von den Veränderungen rund um seinen Vater betroffen. Was als Versuch von Miles und seiner Schwester Karen (Gillian Anderson) beginnt, Matthew nach Hause in die Vereinigten Staaten zu holen, führt zu Entwicklungen in Miles eigenem Leben, mit denen er nie gerechnet hätte. Gerade rechtzeitig lernen Vater und Sohn, sich wieder gegenseitig zu respektieren, die Vergangenheit ruhen zu lassen und der Zukunft entgegen zu sehen - und finden beide, jeder auf seine eigene Weise, wieder Liebe und Hoffnung.
SCHULDEN G.m.b.H. begibt sich in die Welt der Berufsgruppen, die von jenen leben, die ihre Schulden kaum mehr bedienen können: der Gerichtsvollzieher, Inkassobüros, Detektive, Schuldnerberater, Auktionäre. Der Film erzählt vom Fangenspiel zwischen Schuldnern und Inkassanten und beobachtet jene, die berufsbedingt Verluste in Guthaben, Ratenvereinbarungen, Zinsendienste, Abstotterverträge oder Zwangsräumungen umwandeln.
Ein Film über Abbruchzonen der Wirtschaft und die geübte Abwicklung neuer Armut.
„Ich wollte eigentlich einen fröhlichen Film drehen, aber er ist dann doch nicht so fröhlich geworden“, sagt Eckert. Zwischendurch blitzt zwar schwarzer Humor auf, der aber nicht der Kameraführung oder dem Konzept geschuldet ist, sondern unfreiwillig den Akteuren: ein Sparschwein, das ein Inkassobüro-Mitarbeiter über den Tisch hüpfen lässt, ein Detektiv, der in schöner Akzentuierung diverse Derbheiten von sich gibt, oder zwei Gerichtsvollzieher, die sich nicht ganz einig sind, welche Kriterien ein Haustier pfändbar machen. (Die Presse)
Am Donnerstag findet im Anschluss an den Film eine Podiumsdiskussion im Rahmen von Metro-Disput statt. Es diskutieren DSA Peter Kopf (IFS Schuldenberatung), Fachinspektor Frank Burtscher (Bezirksgericht Feldkirch), Mag. Sabine Welte (Kreditschutzverband), Dr. Helmuth Mäser (Rechtsanwalt), Marcel Kaufmann (Hypobank). Moderation Dr. Kurt Greußing
Jasmin ist 14, und wünscht sich eine Mutter. Dabei lebt sie bei liebevollen Pflegeeltern, doch die können ihre Sehnsucht nicht stillen. Denn eigentlich hat Jasmin eine Mama: Eva war lange im Gefängnis, doch jetzt ist sie draußen. Bei ihrer neuen Arbeit in einer Gärtnerei ist sie beliebt, allmählich fasst sie Fuß in Freiheit. Sich jetzt um eine große Tochter kümmern? Unvorstellbar. Dann aber sitzt eines Tages Jasmin vor Evas Tür, und besteht darauf, ihre Mutter kennenzulernen.
Manche Filme brennen sich ins Gedächtnis ein und lassen einen nicht mehr los. Was Barbara Albert 1999 mit „Nordrand“ gelungen ist, schafft Katharina Mückstein jetzt mit ihrem ersten Spielfilm „Talea“. Ein grandioses Debüt über zwei Außenseiter auf der Suche nach Halt und Identität. (ORF-Text)
Max Ophüls Preis 2013, Preis der Ministerpräsidentin
Diagnoale 2013, Preis für das beste Kostüm
NL 2011 | 46 min | OmU | R: Kess Brower und Maren...
Steigende Nahrungsmittelpreise verursachen zunehmend Unruhen in der Welt. Es war kein Zufall, dass – als der Arabische Frühling begann – Protestierende in Tunesien die Polizei mit Baguettes attackierten. Ist es wirklich Nahrungsmittelverknappung oder werden die plötzlichen Preissteigerungen durch Spekulanten ausgelöst?
Die niederländische VPRO-Sendereihe „Backlight“ versucht eine Antwort zu finden, indem Regisseur Kees Brouwers sich selbst in die Rolle eines Spekulanten begibt. Eine Forschungsreise, die uns an Plätze wie die Straßen von Tunesien und an die Rohstoffbörse von Chicago führt.
Anschließendes Filmgespräch mit Roland Rupprechter (Bösenexperte der Hypo-Landesbank Vorarlberg), Johannes Rauch (Klubobmann der Grünen im Landtag) und Gertrude Klaffenböck (FIAN)
Eine Veranstaltung von FIAN Österreich, Attac Österreich, ÖBV Via Campesina Austria, normale.at und dem Filmforum Bregenz
Paul Raymond beginnt seine Karriere als Betreiber eines Nightclubs, dessen Darbietungen so heiß sein sollen, dass kein "wirklicher Kerl" ihnen widerstehen kann. Von den ersten Ersparnissen kauft Raymond eine Immobilie, später ganze Straßenzüge des Londoner Bezirks Soho. Zu seinem ständig wachsenden Imperium gehören Erotikmagazine und Showbühnen. Sein Bankkonto weist schließlich ein Guthaben von 650 Millionen Pfund aus - aber er verliert dabei fast alle Menschen, die ihm nahestehen.
In The Look of Love spielt Steve Coogan die Lebensgeschichte des legendären Londoner Porno-Barons und Immobilien-Millionärs Paul Raymond (1925 – 2008) nach.
Der fiebrige Wellengang von Rausch und Ernüchterung prägt Michael Winterbottoms Filme: Ein Rhythmus aus Exzess und Melancholie, seismographisch registriert mit dem Anspruch, den Nerv der Zeit zu treffen. sueddeutsche.de