Filmforum Archiv
Dem Filmemacher Asif Kapadia, bekannt vor allem durch sein mehrfach ausgezeichnetes Portrait des ebenfalls tragisch ums Leben gekommenen brasilianischen Rennfahrers Ayrton Senna, ist es gelungen, aus rund hundert Interviews, Archivfilmbildern, Konzertaufnahmen und Home Movie Aufnahmen ein facettenreiches und emotional bewegendes Filmportrait zu schaffen.
Obwohl der Film wenig beschönigt, ist Amy Winehouse hier nicht die selbstzerstörerische, durchgeknallte Skandalnudel, als die sie in den Augen der Öffentlichkeit traurige Berühmtheit erlangte, sondern eine erschütternd fragile Künstlerin mit einem Drang nach emotionaler Offenheit, der es unmöglich war, den über sie hereinbrechenden Zirkus nach der Veröffentlichung ihres Albums Back to Blackunbeschadet zu überstehen.
„Asif Kapadia (...) gelingt mit Amyerneut ein kleines Wunder: Er lässt gleichsam die Tote wiederrauferstehen, mit ihrer großartigen Stimme, ihrer quecksilbrigen Persönlichkeit und ihrer großartigen Verwundbarkeit.” (epd film)
An ist eine gastrosophische Meditation über Abgründe, Möglichkeiten und Grenzen der menschlichen Existenz. Schauplatz ist ein kleines Restaurant in Tokyo, in dem der von Dämonen aller Art heimgesuchte Sentaro mit eingelegten roten Bohnen gefüllte Küchlein anbietet. Als ihn Tokue, eine alte Dame mit verunstalteten Händen, mit der von ihr hergestellten An, der titelgebenden Bohnenmasse, bezaubert, stellt er sie als Köchin an. In einem kulinarisch inszenierten poetischen Ritual fließt die ganze Harmonie des Universums in ihrem Topf zusammen.
Die mehrfach ausgezeichnete japanische Regisseurin Naomi Kawase hat sich mit Filmen wie Mogari no moriund Still the Waterinter-national einen Namen gemacht. In ihrem neusten Meisterstück erzählt sie eine ergreifende Geschichte über zwei ganz unterschiedliche Menschen, übers Kochen als poetisches Ritual, über Schönheit, Aufbruch und Vergänglichkeit. AN - Kirschblüten und rote Bohnenist bezauberndes Kino voller Sinnlichkeit, Weisheit und Anmut.
Kirschblüten und rote Bohnenfeierte seine Premiere auf dem Filmfestival in Cannes 2015
Sao Paula Film Festival 2015, Best Foreigen Feature Film Filmfestival Valladolid 2015, Beste Regie
Am Ende des Frühjahrs 1981 wird die 9-jährige Cáit zu entfernten Verwandten aufs Land gebracht. Das schweigsame Mädchen soll hier den Sommer verbringen, ohne ihrem Elternhaus zur Last zu fallen. Nur mit den Kleidern, die sie auf dem Leib trägt, zieht sie in das gepflegte Landhaus ein, zu dem eine Allee mit üppig-grünen Bäumen führt. Wann und ob sie wieder nach Hause zurückkehren wird, weiß sie nicht.
Die Cinnsealachs sind hart arbeitende Farmer, die es zu bescheidendem Wohlstand gebracht haben. Eibhlín kümmert sich behutsam und liebevoll um Cáit, gibt ihr Geborgenheit und Nähe. Zu Seán, dem Mann im Haus, ist das Verhältnis distanziert, bis auch er sich von dem Mädchen bei der Arbeit mit den Tieren helfen lässt und sich dem ruhigen Kind langsam öffnet.
„Ein echtes Kunstwerk und einer der bewegendsten, herzlichsten und herzzerreißendsten Filme der letzten zehn Jahre.“ (The Rolling Stone)
Oscar 2023: Nominiert als bester internationaler Film
IFTA Film and Drama Awards: 11 Nominierungen und 8 Auszeichnungen
Denver International Film Festivals 2022: Publikumspreis
Wir zeigen die Filmreihe VALIE EXPORT in Kooperation mit dem Kunsthaus Bregenz. Die Künstlerin gibt an diesem Abend persönlich eine inhaltliche Einführung ins Programm.
AT 2010/1984 | VALIE EXPORT
Anagrammatische Komposition mit Würfelspiel (nach W.A. Mozart Klavier) für Sopransaxophon von VALIE EXPORT
2010 | Video | Farbe | Ton
In einem zeitlich intensiven Prozess hat VALIE EXPORT die Komposition erwürfelt und die verschiedenen Abläufe auf Papier notiert. Diese Aufzeichnungen wurden dann in Mozarts Diagram der Zahlentafel übertragen.
Die Praxis der Liebe
1984 | Spielfilm | 90 min | Farbe | Ton | 35 mm
Die Journalistin Judith recherchiert einen ungeklärten tödlichen Unfall in einer Wiener U-Bahn-Station und stößt dabei auf eine internationale Waffenschmuggelorganisation. Während der darin verwickelte Industrielle Alfons Schlögel versucht, ihre Bekanntschaft für seine Zwecke auszunutzen, setzt die Beziehung zum Arzt Dr. Fischoff Judiths aggressive Phantasien frei.
Sandra, eine deutsche Schriftstellerin, ihr französischer Ehemann Samuel und ihr Sohn Daniel leben in einem kleinen Ort in den französischen Alpen. An einem strahlenden Tag wird Samuel am Fuße ihres Chalets tot im Schnee gefunden. War es Mord? Selbstmord? Oder doch nur ein tragischer Unfall? Der Polizei erscheint Samuels plötzlicher Tod verdächtig, und Sandra wird zur Hauptverdächtigen. Es folgt ein aufreibender Indizienprozess, der nach und nach nicht nur die Umstände von Samuels Tod, sondern auch Sandras und Samuels lebhafte Beziehung im Detail seziert.
„Eine glänzend gespielte, geduldig inszenierte und konsequent ambivalent gehaltene Reflexion über die Unmöglichkeit allgemeingültiger Wahrheit und eindeutiger moralischer Urteile.“ (filmdienst)
Cannes Film Festival 2023, Goldene Palme
Sydney Film Festival 2023, Publikumspreis
Brüssel Film Festival 2023, Publikumspreis
Merab trainiert seit jungen Jahren mit seiner Tanzpartnerin im nationalen georgischen Staatsballett. Als der charismatische und ungezwungene Irakli auftaucht, wird Merabs Welt unversehens auf den Kopf gestellt. Der Neue wird zu seinem größten Rivalen und zu seiner größten Leidenschaft. Wird Merab alles riskieren?
Diese berührende, universell gültige Emanzipationsgeschichte transportiert das Bewusstsein einer jungen Generation im Korsett strenger Riten und Traditionen, gegen die sich Merab stellvertretend mit den Waffen eines Tänzers auflehnt.
Hauptdarsteller Levan Gelbakhiani, einer der European Shooting-Stars der Berlinale 2020, wurde für sein ergreifendes Spiel mit Preisen überhäuft und war für den Europäischen Filmpreis nominiert. (polyfilm)
„In diesem Film sieht man das reine Glück.“ (Süddeutsche Zeitung)
Bester Film, Bester Hauptdarsteller (Levan Gelbakhian), Bestes Drehbuch (Levan Akin), Beste Kamera (Lisabi Fridell) – Schwedischer Filmpreis
Bester Film, Bester Schauspieler (Levan Gelbakhian) und Grand Prix – Odessa IFF (Ukraine)
Publikumspreis – Gent FF (Belgien)
Publikumspreis Bester fremdsprachiger Film – Chicago IFF (USA) und viele weitere Filmpreise
In Kooperation mit Netzwerk Tanz, tangissimo, Tanz Ufer
Andrea, eine Polizistin auf dem Land, möchte ihre unglückliche Ehe beenden und in St. Pölten eine neue Stelle als Kriminalinspektorin antreten. Nach einer Geburtstagsfeier läuft ihr der Noch-Ehemann betrunken vors Auto. Im Schock begeht Andrea Fahrerflucht. Dann erlebt sie mit Erstaunen, wie jemand anderer ihre Schuld bereitwillig auf sich nimmt: Franz, ein Religionslehrer und trockener Alkoholiker, hält sich für den Täter und wird auch von allen anderen im Dorf dafür gehalten. Während Franz wieder zu trinken beginnt und zielsicher seinem Untergang entgegentaumelt, bemüht sich Andrea, ihre Spuren zu verwischen. (moviemento)
Anfang 80 - wahre Liebe kennt keine (Alters-)Grenzen: Rosa begegnet Bruno. Zwei Menschen, die sich eigentlich bereits im Abseits wähnten, erleben plötzlich, was es heißt, dem großen Glück bedingungslos folgen. Das Gegenüber seines Lebens freudig bejahen. Gemeinsam lieben und lachen. Der einzige Wermutstropfen: Rosa hat Krebs und nur noch ein halbes Jahr zu leben. Dennoch beschließen beide auszubrechen: Bruno aus einer Ehe und einer Familie, in denen längst alles Routine geworden ist; und Rosa aus den Senioren- und Pflegeinstitutionen, in die ihre Nichte sie längst gerne abgeschoben sähe. Sie beziehen eine neue gemeinsame Wohnung, und es stellt sich die Frage: Hat das Glück ein Ablaufdatum oder zählt nicht vielmehr auch die Erinnerung an ganz besondere Momente mit einem Menschen, wie man ihn im Leben nur einmal trifft?
Ein bewegender Film über ein ganz besonderes Paar, in einer Gesellschaft, die das Alter ausgrenzt und verdrängt. Ein Liebesfilm über Menschen, denen man diese Freiheit eigentlich nicht mehr zugesteht und die gegen alle Widerstände aufs Wunderbarste beweisen: Für junge Liebe ist es nie zu spät.
Diagonale 2012, Beste Hauptdarstellerin Christine Ostermayer
In gebückter Haltung, eine breite Lederjacke über den zarten Schultern, rüttelt Angèle nervös, aber kraftvoll an den Fahrradschlössern im Hinterhof ihrer Arbeitsstelle. Sekunden später fährt sie auf dem gestohlenen Mountainbike dem Zuschauer entgegen, strampelt im ersten Gang einen Berg hinauf, scheint sich selbst davon fahren zu wollen und kommt doch kaum voran. Angèle (Clotilde Hesme) saß im Gefängnis, ist auf Bewährung draußen und jetzt auf der Suche nach einem Mann zum Heiraten. Per Kontaktanzeige will sie in einem Küstenort der Normandie einen Vater für ihren Sohn Yohan (Antoine Couleau) finden, um ihre Chancen auf das Sorgerecht zu erhöhen. Der Fischer Tony (Grégory Gadebois) meldet sich und obwohl beide die Hoffnungen des jeweils anderen zu enttäuschen scheinen, beharrt Angèle auf der Verbindlichkeit ihrer Begegnung und nistet sich bei Tony und dessen Mutter ein.
Wie die Landschaft, so die Liebe: Der französische Debütfilm Angèle und Tony erzählt ganz einfach eine Liebesgeschichte. Die fasziniert aber trotzdem -– denn so schmucklos und gleichzeitig ergreifend wie der Drehort an der Küste kommt der gesamte Film daher. (Spiegel)
Angeloerzählt die wahre Geschichte von Angelo Soliman, der im 18. Jahrhundert als junger Knabe aus Afrika nach Österreich verschleppt wird. Hier wird er christlich getauft und aufgezogen, entwickelt sich aber schnell zu einer exotischen Attraktion am Wiener Hof. Eine Geschichte über Identität, Selbstfindung, Anderssein.
„Wie ist es, wenn man mit fünf, sechs Jahren seiner Heimat beraubt wird? Was bedeutet es, für ganz lange Zeit niemandem zu begegnen, der dir gleich ist? Wann hat Angelo wohl aufgehört, sich selbst in seiner Andersartigkeit zu vergessen? Wann wünscht man sich, sich im Gegenüber aufzulösen? Wenn man der ersten Biografin Glauben schenken darf, die sich 60 Jahre nach seinem Tod an dessen Lebensgeschichte gewagt hat, war Angelo im Grunde Schauspieler. Dann hat er selbst sehr viel zu den Märchen, die sich um ihn ranken, beigetragen.” (Regisseur Markus Schleinzer)
„Ein kluger und äußerst rigide inszenierter Film über die Lust an der Exotik, koloniales Denken und Projektionsflächen.” (Der Standard)
Robbie wird zu gemeinnütziger Arbeit verdonnert und trifft dabei nicht nur auf drei Gleichgesinnte, sondern auch auf eine neue Leidenschaft: den teuersten und besten Malt Whisky der Welt. Um sich und seiner jungen Familie eine Zukunft zu ermöglichen, lässt er sich auf einen sagenhaften Coup ein: Irgendwo in den schottischen Highlands soll nämlich noch ein Fässchen des teuersten Whiskys der Welt existieren. Und ein paar Flaschen von diesem "Wasser des Lebens" könnten ihm und seinen Freunden tatsächlich eine sorgenfreie Zukunft bescheren. Oder aber 20 Jahre hinter Gittern.
Wie immer drehte Ken Loach chronologisch. Die Hauptrollen besetzte er mit Laiendarstellern. Paul Brannigan (Robbie) entdeckte er beispielsweise in einem Gemeindezentrum – wo dieser seine Sozialstunden ableistete.
Mit dem Film, der sich bei seiner Premiere in Cannes blitzschnell zum Publikums- und Juryliebling mauserte, hat die britische Regielegende Ken Loach die warmherzigste und schönste Komödie seiner Karriere auf die Leinwand gezaubert. Ein raubeiniges und erdiges Loblied auf Schottland, seine Bewohner und ihr heiliges Nationalgetränk, den Whisky.
"Himmlisch: Ken Loach macht ein Fass auf! In ANGELS' SHARE macht er ein Quartett jugendlicher Krimineller glücklich. Wenn die Welt im Großen schon nicht zu retten ist, dann wenigstens für ein paar arme Schlucker im Kino." (Der Tagesspiegel)
Cannes 2012, Preis der Jury
Nominierung Europäischer Filmpreis: Beste Filmmusik
Um marginalisierten Roma-Jugendlichen eine Perspektive für ihre Zukunft zu bieten, gründete János Orsós, selbst Rom, in einem ungarischen Dorf das buddhistische Ambedkar-Gymnasium. Der zornige Buddha erzählt von den kräftezehrenden Bemühungen des Lehrers und seines Mitstreiters Tibor Derdák, den verarmten Jugendlichen durch Bildung und Spiritualität zu einem selbstbestimmten Leben zu verhelfen und sie im Kampf gegen gesellschaftliche Ausgrenzung zu stärken.
Vorbild ist der durch den Sozialreformer Bhimrao Ramji Ambedkar inspirierte Aufbruch der Dalits, der als „Unberührbare“ gebrandmarkten Bevölkerungsgruppe in Indien, dem Ursprungsland der Roma und des Buddhismus.
In ihrem Kampf stoßen Orsós und Derdák immer wieder auf Widerstände: Ablehnung und Anfeindungen seitens der ungarischen Dorfgemeinschaft, eine erstarkende nationalistisch-rassistische Politik, Finanzkürzungen und Schließungen von Schulen und nicht zuletzt resignierende Roma-Eltern und -Schüler/ innen.
Preis für den besten Dokumentarfilm, Fünf Seen Filmfestival 2016
Wir zeigen den Film in Zusammenarbeit mit dem vorarlberg museum im Rahmen der aktuellen Ausstellung Romane Thana. Mit dem Kinoticket zu diesem Film erhalten Sie einen ermäßigten Eintritt in die Ausstellung um 7 Euro.